Seewölfe Paket 15. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397730
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      Sie liefen ein Stück weiter, übersprangen den kleinen Mühlbach und schöpften mit den Händen Wasser auf der anderen Seite, um ihre erhitzten Gesichter ein wenig abzukühlen.

      Knistern, Prasseln und Fauchen waren zu hören. Die Flammen schlugen immer höher hinauf. Oben blies der Wind in sie hinein und bog sie zu einer langen Fahne aus Feuer zurecht. Der Rest der Mühle sah aus, als stünde er schräg.

      In das Prasseln der Flammen mischten sich die Geräusche von krachendem Gebälk. Riesige Funkenfontänen stoben auf, feurige Glut ergoß sich nach allen Seiten.

      Die beiden Männer nahmen einen kleinen Umweg in Kauf, um nicht mit dem Brand in Zusammenhang gebracht zu werden. Die Mühle war zwar längst verfallen und wurde nicht mehr benutzt, aber vielleicht verfiel doch noch einer auf die Idee, ein angemessenes Sümmchen als Schadenersatz zu verlangen.

      Eine Viertelmeile weiter hockten sie sich ins Gras und sahen zu, wie sich die Fackel immer mehr aufblähte, wie das Dach zusammensank und wie weitere Balken funkensprühend nach unten fielen.

      Da hatten sich auch schon die ersten Neugierigen eingefunden.

      „Hasard wird entzückt sein“, sagte Ed verbiestert. „Ich habe mich benommen wie ein Anfänger. Verdammt, dieser Hurenbock hätte mir nie durch die Lappen gehen dürfen.“

      „Jedenfalls ist er weg, und wir können nichts mehr daran ändern“, meinte Dan.

      „Nur einen Lidschlag lang habe ich mich ablenken lassen“, grollte Ed. „Und das nur, weil dieses Rübenschwein wie eine Horde abgestochener Eber losquiekte. Was erzählen wir bloß Hasard?“

      „So, wie es war. Einerseits haben wir Pech gehabt, andererseits können wir froh sein, da drin nicht verschmort zu sein. Viel hätte nicht mehr daran gefehlt, und wir wären jetzt geröstet.“

      Carberry spuckte voller Wut ins Gras. Es wurmte ihn mächtig, daß der Kerl entwischt war, daß Dan sich in der Kette verheddert hatte und er selbst durch das Quieken des Kerls so irritiert worden war.

      „Das kommt davon“, brummte Ed, „wenn man nicht zur See fährt und an Land umhergeistert. Da habe ich immer Pech, und diesmal ist es auch wieder voll in die Windeln gegangen.“

      „Beruhige dich, alles kann schließlich nicht gelingen.“

      „So was darf aber einfach nicht passieren, verflucht noch mal. Die anderen Rübenschweine an Bord werden sich krank lachen. Carberry, werden sie sagen, den kann man nicht mal in eine alte Mühle schikken, ohne daß die gleich auseinanderfällt. Ich könnte mich selbst kalfatern und dreimal ums Gangspill wickeln.“

      „Sag mir, wenn es soweit ist“, erklärte Dan grinsend, „da wirst du eine Menge interessierter Zuschauer haben.“

      „Ach, leck mich doch!“ knurrte Ed gereizt.

      „Hab ich schon ’nem anderen Rübenschwein versprochen“, sagte Dan schnoddrig.

      Daraufhin gestattete sich der Profos auch ein kleines Grinsen, aber so richtig wohl fühlte er sich trotzdem nicht. Bei ihm zählten nur Erfolge. Über Niederlagen ärgerte er sich halb tot, hauptsächlich dann, wenn er selbst daran schuld war, wie er glaubte.

      Der größte Teil der Mühle war jetzt abgebrannt. Aschewolken flogen zum rötlich erleuchteten Himmel, und die Neugierigen hatten einen weiten Kreis um die Mühle gebildet und starrten wie hypnotisiert in die Flammen.

      Daß niemand versuchte, hier etwas zu löschen, war nur verständlich. Erstens juckte das alte Ding niemanden, und zweitens war doch nichts mehr zu retten. Weshalb sich also der sinnlosen Mühe unterziehen?

      „Gehen wir“, sagte Ed schließlich mit einem Seufzer. „Ich habe schon so viele brennende Trümmer gesehen, daß ich mich daran überhaupt nicht mehr begeistern kann. Hasard wird wirklich entzückt sein, wenn er das hört.“

      „Das hast du schon mal gesagt.“

      „Ach, leck mich doch!“

      „Das auch, aber wie gesagt …“

      „Jaja, ich weiß, das hast du schon einem anderen Rübenschwein versprochen.“

      „Dann verschieben wir es auf morgen“, sagte Dan.

      Lustlos kehrten sie zum Hafen zurück und gingen an Bord, wo die Arwenacks standen und neugierig zum Horizont blickten. Dort war immer noch rötlicher Schein am Himmel zu sehen.

      „Was ihr da seht“, erklärte Ed finster, „war die alte Mühle. Und damit du es gleich weißt, Sir, der Halunke ist uns ebenfalls durch die Lappen gegangen, weil ich so dämlich war, ihn einmal kurz loszulassen. Es war eine prächtige Pleite, wir haben nichts erreicht.“

      Hasard sah seinen Profos an und wußte Bescheid. Wenn Ed sich so biestig gab, dann warf er sich selbst etwas vor, was allerdings nicht unbedingt stimmen mußte. Mitunter bildete der Profos sich einen Fehler auch nur ein. Schön, es hatte eine Pleite gegeben, aber damit war noch nicht die Welt untergegangen. Ed nahm das viel zu tragisch.

      „Na und?“ sagte Hasard lakonisch. „Weg ist weg, deswegen tragen wir doch keine Trauer. Wenn dir mal ein Fehler unterläuft, dann kannst du dich freuen, sonst wärst du nämlich zu perfekt.“

      „Trotzdem ärgert mich das“, knurrte Ed verbiestert. Er blickte Mac Pellew an und mußte grinsen. Der sah nämlich aus, als sei ihm total die Petersilie verhagelt. Dieses grämlich verzogene Gesicht! Mac Pellew wirkte, als sei ihm ein noch viel schlimmerer Fehler unterlaufen, und das heiterte Ed dann doch ein wenig auf.

      Hasard winkte ab, als der Profos erneut zu einer Entschuldigung ansetzen wollte.

      „Keine Sorge, Ed. Wir wissen, wen wir vor uns haben, und das ist doch schon eine ganze Menge. Das ist viel besser, als wenn jemand im Hintergrund agiert, den wir nicht kennen. Plymouth hat auch nur vier Himmelsrichtungen, und auf die Dauer werden uns Burton und dieser Bromley ganz sicher nicht entgehen. Und jetzt hat der Kutscher das Essen fertig.“

      „Eine Kakerlake hat er bei mir ja noch gut“, sagte Ed.

      „Eine?“ fauchte der Kutscher. „Jede Woche eine, hast du gesagt.“

      „Ich war noch nie kleinlich, also gut.“

      Damit war der Tag für heute wieder einmal gelaufen.

      7.

      Der Kerl, der Ramsgate piesacken wollte und mit viel Glück den harten Fäusten Carberrys und dem Feuer entronnen war, erreichte Burtons Haus und betrat es nach einigem Klopfen.

      Weder Burton noch Bromley hatten etwas von dem Brand gehört oder gesehen. Sie saßen am Tisch und palaverten. Zwei kleine Ölfunzeln erhellten den Raum so, daß man gerade noch die Gesichter der Männer erkennen konnte.

      „Setz dich, Tom“, sagte Burton finster.

      „Ich bleib lieber stehen, Mister Burton, ich habe mir den Ar …, äh, den Hintern angesengt.“

      „Tu, was du willst, aber quassel kein unnötiges Zeug. Also, wie ist es ausgegangen?“

      Der mit Tom Angeredete erklärte die Angelegenheit auf seine Weise und wich damit etwas von der Wahrheit ab. So brauchte er wenigstens keine Niederlage zuzugeben.

      „Als ich hinkam“, sagte er, „da brannte es in der Mühle. Ich ging aber trotzdem noch hinein und mußte feststellen, daß irgendwer den Kerl befreit hatte. Die Ketten lagen auf dem Boden, der Mann war nicht mehr da. Dann mußte ich verschwinden, weil die Balken runterfielen. Ein glühendes Holzstück erwischte mich noch und …“

      Burtons Gesicht veränderte sich. Sein Mund zog sich zusammen, als hätte er in eine Zitrone gebissen, aber er blieb beherrscht genug, um den Stiernakkigen nicht anzubrüllen.

      „Verdammt noch mal, wer kann das getan haben?“ stieß er hervor. „Das wußte doch keiner!“

      „Jetzt haben wir den Salat!“ schrie