Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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auf ihre Tiere ein. Hinter ihnen tobte die Meute. Um jeden Preis mußte man die Hundesöhne von Türken erwischen und ihnen die Hälse umdrehen. Die Beute, die da winkte, war zu fett!

      Erstaunt nahmen die Banditen wahr, daß die Haydars nunmehr aus dem Wald auf das Ufer des Bosporus’ zuhielten. Und dort näherte sich ein Schiff. Ein Zweimaster. Was hatte das zu bedeuten? Erhofften sich Vater und Sohn Haydar etwa Unterstützung von der Besatzung?

      Darüber mußte Dario nun doch lachen. Er blickte zu seinem Bruder hinüber. Der stieß ebenfalls ein Meckern aus.

      „Die bilden sich ein, sie können uns noch abhängen!“ brüllte Silvestro.

      „Da haben sie sich schwer geirrt!“ schrie Dario.

      „Und Hilfe erhalten sie sowieso nicht!“

      „Drauf!“ röhrte Brodzu hinter ihnen. „Machen wir sie kalt, diese Pfeffersäcke!“

      Kemil Haydar uns sein Sohn Balat ritten in gestrecktem Galopp nebeneinander her. Sie wußten, daß es wenig Zweck hatte, sich im Sattel umzudrehen und auf die Banditen zu feuern. Es waren zu viele. Und bei diesem Tempo konnte man nicht gut zielen. Sie vergeudeten nur ihre Munition.

      Früher oder später ermüdeten die Pferde. Dann konnten sich die Haydars ihren Gegner nur noch ergeben. Kemil Haydar wußte, was das bedeutete. Die Banditen schossen oder stachen sie nieder und entkamen mit dem Geld. Gnade kannten sie nicht.

      Haydar wußte, mit wem er es zu tun hatte. Es waren die gefürchteten Wegelagerer und Schnapphähne, die schon seit Jahren die Gegend terrorisierten. Bisher hatte er es verstanden, ihnen auszuweichen. Dieses Mal hatten er und sein Sohn Pech gehabt.

      Es gab nur noch eine Chance. Der Zweimaster, der sich dort näherte, schien ein Geschenk des Himmels zu sein. Gelang es Haydar und seinem Sohn, rechtzeitig ins Wasser zu springen und zu dem Segler zu schwimmen, so war die Lage gerettet.

      Schwimmen konnten sie beide. Und die Geldsäcke ließen sich im Wasser leichter schleppen als an Land. All das war kein Problem. Es ging lediglich darum, den Kugeln der Banditen zu entgehen.

      „Hilfe!“ schrie Kemil Haydar der Besatzung der Dubas zu. „Steht uns bei!“

      „Was hast du vor?“ rief sein Sohn.

      „Wir schwimmen!“

      Ob die Männer an Bord der Dubas Türken waren? Bei Allah, hoffentlich verstanden sie Haydars Worte! Wieder versuchte er, einen Kontakt mit den Leuten aufzunehmen. Dieses Mal glückte es. Eine Stimme wehte von Bord des Zweimasters zurück.

      „Wir geben euch Feuerschutz!“

      Es war Philip junior, der auf die Anweisung seines Vaters diese Worte ausstieß. Dem Seewolf und seinen Männern fiel es nicht sehr schwer, die Meute zu taxieren, die hinter den beiden einzelnen Reitern her war.

      Das waren Galgenstricke der übelsten Sorte – wahrscheinlich die Kerle, von denen die Fischer berichtet hatten. Also galt es, diejenigen zu unterstützen, die im Nachteil waren und das Recht auf ihrer Seite hatten.

      Gefechtsklar war die Dubas ohnehin. Hasard ließ die beiden Verfolgten dicht genug ans Ufer reiten. Sie zügelten ihre Tiere, rissen die Satteltaschen an sich und sprangen von den Pferden. Im nächsten Gebüsch suchten sie Deckung.

      „Feuer!“ rief der Seewolf.

      Al Conroy, Gary Andrews und Sam Roskill traten als Schützen in Aktion. Sie zündeten die Drehbassen an der Backbordseite der Dubas. Zischend brannten die Lunten ab, dann krachten die Geschütze. Drei Kugeln rasten auf die heranpreschenden Sarden zu. Sie schlugen vor der Meute in die Erde.

      Ganze Grassoden wirbelten hoch. Die Banditen fluchten. Ihre Pferde bäumten sich wiehernd auf. Einer der Kerle stürzte vom Sattel zu Boden und mußte sich schleunigst zur Seite rollen, um nicht von den Hufen der Tiere zu Tode getrampelt zu werden.

      „Das war die Vorwarnung“, sagte der Seewolf. „Wenn sie sich nicht zurückziehen, gibt es Zunder. Ladet die Geschütze nach.“

       4.

      Kemil Haydar und sein Sohn Balat staunten nicht schlecht, als sie aus dem Uferdickicht verfolgten, wie die Männer der Dubas den Banditen die Kugeln entgegenfeuerten.

      „Vater, siehst du das?“ fragte Balat überrascht. „Die helfen uns wirklich!“

      „Der Scheitan soll mich auf der Stelle holen, wenn das harmlose Fischer sind“, erwiderte Kemil Haydar. „Und Türken sind sie auch nicht.“

      „Du meinst, wir müssen uns auch vor ihnen in acht nehmen?“

      „Wir haben keine Wahl.“

      „Und wenn sie uns das Geld abnehmen?“ fragte Balat.

      „Dann haben wir Pech gehabt“, erwiderte sein Vater mit unwiderlegbarer Logik. „Aber wir retten wenigstens unser Fell. Los!“

      Sie schoben sich ins Wasser und zerrten die Geldsäcke mit. Im Wasser drehten sie sich auf den Rücken und nahmen die Säcke auf die Bäuche. Sie gingen mit ihrer Last zwar immer wieder unter, aber die Entfernung zur Dubas war nicht sehr groß.

      Irgendwie schafften sie es, bis zu dem Zweimaster zu gelangen. Dort streckten sich ihnen Hände entgegen, und die Mannschaft zog sie an Bord.

      Die Porceddus und ihre Spießgesellen gingen hinter Büschen und Bäumen in Deckung. Sie richteten ihre Musketen auf den Segler und verfolgten fluchtend, wie die Haydars an Bord geholt wurden.

      Dario drückte auf den Vater ab. Die Muskete knallte. Aber der Sarde hatte schlecht gezielt, außerdem war die Distanz für einen präzisen Gewehrschuß noch etwas zu groß. Die Kugel prallte wirkungslos gegen die Bordwand der Dubas.

      Auch Silvestro, Brodzu und die anderen Banditen feuerten. Doch keine einzige Kugel saß im Ziel. Die Haydars gingen unverletzt hinter dem Schanzkleid des Zweimasters in Deckung. Die Musketenkugeln konnten dem harten Eichenholz der Dubas nichts anhaben. Und auch von den Besatzungsmitgliedern vermochten die Banditen keinen einzigen zu treffen, weil diese ebenfalls die Köpfe eingezogen hatten.

      Aber jetzt schossen die Unbekannten von der Dubas zurück. Wieder dröhnten die Drehbassen. Und auch Musketen belferten. Dann wirbelte etwas durch die Luft, das aussah wie eine Flasche.

      Die Porceddus und ihre Kumpane hatten keine Zeit, sich über dieses Ding zu wundern. Die Flasche landete vor ihnen auf dem Gras und flog plötzlich mit einem ohrenbetäubenden Krach auseinander.

      Splitter wirbelten – Glas und Blei. Die Kerle heulten und stöhnten. Einige von ihnen hatten blutige Gesichter. Einer, der rechts neben Brodzu kauerte, kippte plötzlich zur Seite. Tot. Der Splitter einer Drehbassenkugel, die gegen einen Baumstamm geprallt und zerplatzt war, hatte ihn in die Brust getroffen.

      „Feuer! Feuer!“ brüllte Silvestro.

      Die Musketen der Banditen krachten wieder, aber sie erwischten nicht einen einzigen der Gegner. Die Kerle stießen die übelsten Verwünschungen aus. Drüben blitzten wieder die Mündungen der Waffen auf, und neue Kugeln rasten den Sarden entgegen.

      „Verflucht“, stieß Dario hervor. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Ja, ist hier denn alles verhext?“ Er warf sich zur Seite. Eine Musketenkugel sirrte haarscharf an seiner Schulter vorbei.

      Kein Zweifel, die Banditen hatten es mit einem harten Gegner zu tun. Daß er kämpfen konnte, hatte er ihnen soeben handfest gezeigt. Dario begriff, daß es keinen Sinn hatte, das Feuergefecht weiterzuführen. Ja, es war sogar Dummheit, auf diesen Abstand auf die Dubas zu feuern und zu riskieren, daß die Höhenbastarde einen nach dem anderen ins Jenseits schickten.

      „Rückzug!“ befahl Dario.

      „Bist du verrückt?“ zischte sein Bruder.

      „Es hat keinen Zweck, daß wir hier noch länger herumballern! Das bringt nichts!“

      „Hast du die Hosen voll?“