Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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      „Nein!“ schrie einer von ihnen. „Dies ist Beikoz.“

      „Ihr seid Fischer?“ wollte Philip wissen.

      „Ja!“

      „Und wie weit ist es bis Beylerbey?“

      „Zwei, drei Stunden!“ erwiderte ein anderer Türke. „Wer seid ihr?“

      „Handelsfahrer!“ rief Hasard junior.

      „Woher?“

      „Aus Batumi!“ antwortete Philip der Einfachheit halber.

      „Nie gehört!“ schrie ein dritter Türke. „In welchem Land liegt das?“

      „Im Morgenland!“ erwiderte Hasard junior kurzerhand.

      „Aha! Segelt ihr nach Istanbul?“ erkundigte sich der erste Sprecher an Land.

      „Die sind aber neugierig“, sagte Carberry mit finsterer Miene. „Was geht die das eigentlich alles an?“

      „Wir wollen nach Istanbul!“ erklärte Philip junior. „Ist der Weg dorthin offen, oder muß man Zoll bezahlen?“

      „Offen“, gab der zweite Türke Auskunft.

      „Aber paßt auf!“ rief der dritte. „Es könnte unterwegs gefährlich sein! Geht nicht an Land! Es ist in eurem Interesse!“

      „Warum?“ fragte Hasard junior.

      „Weil es an Land Banditen gibt!“ schrie ein vierter Türke. „Eine schlimme Bande! Giaurs! Sie wüten wie die Teufel! Wir alle müssen uns vor ihnen schützen!“

      „Aha“, sagte der Seewolf, als seine Söhne für ihn übersetzten. „Das hört sich nicht sehr gut an. Fragt doch mal, welcher Herkunft diese Banditen sind.“

      Das taten die Zwillinge, und prompt wurden sie auch darüber unterrichtet.

      „Giaurs!“ schrie einer der Türken auf dem Steg. „Weiße Gesichter, schwarze Haare! Sie töten, plündern, rauben – auch unsere Frauen!“

      „Feine Gegend“, sagte Big Old Sahne. „Hier scheinen rauhe Sitten zu herrschen. Landsleute von uns werden diese sogenannten Giaurs aber wohl kaum sein. Sonst wären ein paar Blonde darunter.“

      „Vielleicht sind es Griechen“, sagte Ferris.

      „Warum zieht ihr nicht weg von hier, wenn es so gefährlich für euch ist?“ erkundigte sich Philip junior bei den Türken.

      „Wir haben hier unsere Häuser!“ entgegnete der zweite Sprecher. „Und jeder hat sein Stück Land, wo er Knoblauch und Kürbisse anbaut! Das können wir nicht aufgeben! Lieber verrammeln wir unsere Türen und Fenster und gehen nachts mit der Flinte schlafen!“

      „Seid ihr schon angegriffen worden?“ fragte Hasard junior.

      „Wir noch nicht!“ rief der erste der Türken. „Aber Nachbarn von uns! Denen wurde ein junges Mädchen entführt! Bis heute ist es nicht wieder aufgetaucht!“

      „Menschenraub“, sagte der Seewolf. „Das übelste aller Verbrechen. Man sollte diesen Hundesöhnen das Handwerk legen.“

      „Mal nicht den Teufel an die Wand“, sagte Old O’Flynn. „Ein Gefecht mit solchen Bastarden hat uns gerade noch gefehlt.“

      „Wo befindet sich denn der Schlupfwinkel der Bande?“ rief Philip junior den Türken zu.

      Die Fischer konnten nur mit den Schultern zucken und die Köpfe schütteln.

      „Das weiß keiner“, rief einer von ihnen zurück. „Man vermutet, daß sie in den Bergen hausen! Vielleicht in den Dodullu-Bergen! Aber es hat sich noch keiner dort hingetraut!“

      „Hölle und Teufel“, sagte Carberry, der den Übersetzungen der Zwillinge ebenso gespannt lauschte wie die anderen Mannen. „Diese Galgenstricke scheinen aufzutauchen und wieder zu verschwinden wie der reinste Spuk. Ein starkes Stück. Sie müssen ziemlich gerissen sein, denn solche Hasenfüße und Memmen sind die Türken gewiß auch nicht.“

      Die Dubas hatte sich während der Unterhaltung auf die Siedlung zugeschoben. Jetzt glitt sie an der wacklig wirkenden, aus Bohlen zusammengezimmerten Pier vorbei, auf der die Türken standen und an der die Fischerboote vertäut waren.

      Der Zweimaster segelte weiter. Es blieb nicht mehr viel Zeit, noch weitere Worte zu wechseln. Die Distanz vergrößerte sich rasch wieder.

      „Vielen Dank“, rief Hasard junior den Türken noch schnell zu. „Wir werden uns an eure Ratschläge halten!“

      „Salem aleikum!“ erwiderte der erste Sprecher der Fischer. „Gute Fahrt!“

      Etwa eine halbe Stunde verstrich, und es ereignete sich nichts Besonderes. Die Männer richteten ihre Blicke verstärkt auf das östliche Ufer. Etwas Bemerkenswertes war jedoch nirgends zu registrieren. Nichts regte sich. Nur Vögel kreisten wie üblich über den bewaldeten Hängen.

      Plötzlich stieß Bill einen Warnlaut aus. „Achtung! Da sind Reiter!“

      Die Männer richteten ihren Blick in die Richtung, in die Bill deutete. Hasard, Ben, Dan und Don Juan griffen sofort zum Spektiv. Und nun sahen sie deutlich, was sich am Land abspielte.

      Ein Pulk Reiter raste hinter zwei einzelnen Männern her, die ihre Pferde zum Galopp antrieben. Eine Verfolgungsjagd. Sie führte quer durch den Zypressen- und Pinienwald.

      Zwei weiße Wolken Pulverqualm stoben hoch. Gleich darauf war das Knallen von Schüssen zu hören. Die Reiter stoben den Hang hinunter und hielten auf das Ufer des Bosporus zu.

      Schon lange planten die Brüder Porceddu, den reichen Kaufmann Kemil Haydar zu überfallen. Aber bislang hatten sie ihn nicht erwischen können. Einmal im Monat sammelte Haydar in den Dörfern nördlich von Üsküdar die Gelder ein, die die Bauern und Fischer ihm für die Waren schuldeten, die er ihnen auf Kredit verkaufte.

      Sein Sohn Balat half ihm dabei, er begleitete seinen Vater auf Schritt und Tritt. Am Ende hatten sie eine Menge Geld zusammen, das sie nach Üsküdar transportierten. Sie nahmen ein hohes Risiko auf sich, wußten aber auch sehr gut mit ihren Musketen umzugehen.

      Anderen Männern als seinem eigenen Sohn traute der Kaufmann Haydar nicht. Deshalb wollte er nur ihn bei sich haben, wenn die Gelder geholt wurden. Im übrigen legte Haydar nie den Tag und die Stunde fest, wann er nach Üsküdar zurückkehrte. Und jedesmal bediente er sich einer anderen Strecke, um dorthin zu gelangen.

      Die Porceddus und ihre Kumpane hatten schon dreimal versucht, den beiden Haydars einen Hinterhalt zu legen. Jedesmal hatten sie vergebens gewartet. Dario und sein Bruder Silvestro wurden jedesmal fuchsteufelswild, wenn die Sache schiefging.

      Aber vor Tagen hatten sie einen Hinweis von einem Türken erhalten, der Kemil Haydar wie die Pest haßte. Der Türke hatte bei Haydar in der Kreide gestanden und kaum noch einen Heller zahlen können. Haydar hätte ihn „ausgepreßt wie einen Schwamm“, behauptete der Kerl.

      Jetzt war er bettelarm. Dafür wollte er sich rächen. Zufällig hatte er erfahren, durch welchen Wald die Haydars reiten würden, wenn sie nach Üsküdar zurückkehrten.

      Für diese vorzügliche Information hatte Dario Porceddu dem Spitzel einen Goldpiaster gezahlt. Das war es ihm wert. Der Türke war überglücklich. Er würde auch in Zukunft mit guten Hinweisen dienen können, soviel stand fest.

      Etwa anderthalb Stunden hatten die Porceddus mit ihrer Meute im Wald gelauert. Dann hatten sich die beiden Reiter genähert. Durch ein Fernrohr konnte Dario sehen, daß an den Sätteln ihrer Tiere dicke Ledersäcke hingen. Darin war das Gold. Die Beute.

      Dario, Silvestro und Brodzu hatten als erste auf die Haydars gefeuert. Aber die hatten sich gerade noch rechtzeitig geduckt. Die Kugeln pfiffen an ihnen vorbei. Sie nahmen Reißaus – und die Bande preschte hinter ihnen her.

      Jetzt trachteten die Porceddus danach, die beiden Opfer wieder einzuholen. Aber die Haydars