Seewölfe Paket 29. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954399970
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Riesenrübe auf zwei Latschen zu sehen!“

      „Ha-ha“, sagte Ferris Tucker.

      Damit war der Dialog beendet, denn sie erreichten den Hof, blieben jedoch vor der Toreinfahrt stehen und schauten sich erst einmal um. Es gab nichts zu sehen, was sie hätte beunruhigen können. Außerhalb der Hofmauer waren ein paar Maultiere an Querbalken angebunden und dösten vor sich hin. Ein Mann war damit beschäftigt, sie einzeln zu tränken. Das Wasser holte er in Eimern aus einem Brunnen im Hof.

      Carberry fand das unpraktisch und sagte: „Das hätte er im Hof am Brunnen leichter.“

      „Klar“, sagte Ferris Tucker beziehungsreich, „der beste Platz ist immer der, wo man mit dem Schnorchel direkt unterm Zapfhahn hängt, nicht wahr, mein lieber Ed?“

      „Dem stimme ich ausnahmsweise zu, mein lieber Ferris“, sagte Carberry.

      Sie schlenderten in den Hof und blickten sich wieder um. An der Innenmauer standen leere Kisten zwischen Olivenbäumen. Auch Fässer waren dort gestapelt. Unter den Arkaden der Gebäude waren zwar längliche Tische aufgestellt, aber die Waren darauf wurden jetzt abgeräumt. Da und dort hängte man Lampen in eiserne Halterungen, denn die Dämmerung setzte ein.

      „Hier ist Feierabend“, sagte Carberry, „aber weit und breit kein Kutscher, kein Mac, kein Stenmark und so weiter und so weiter. Schon verdammt merkwürdig.“

      Don Juan nickte und hielt den Mann mit den Wassereimern an, der gerade wieder zum Brunnen ging.

      „Kymet?“ fragte er.

      Der Mann setzte die Eimer ab, zog seine Plunderhosen hoch, bohrte dann in seinem rechten Ohr, schaute sich tiefsinnig an, was er herausgeholt hatte – es klebte am Fingernagel des rechten Zeigefingers –, wischte den Nagel an der Hose ab und redete drauflos. Der Duft von Knoblauch umwehte die vier Mannen. Sie wichen schon zurück, um ihre Nasen zu schonen, da winkte ihnen der Ohrpuler zu, ihm zu folgen.

      Sie gingen zu den Arkaden.

      Unterwegs raunte Carberry seinem „lieben“ Ferris zu: „Ein vornehmer Mensch. Und er duftet so gut, was, wie?“

      Ferris Tucker grinste nur. Es war die alte Leier. Wenn sie selbst Knoblauch futterten – und der Kutscher hatte daran nie gespart –, dann duftete der eine wie der andere und niemanden störte das. Enthielt man sich jedoch des Knoblauchs, dann rümpfte man die Nase, wenn man es bei anderen roch.

      Bei dem Ohrpuler war der Duft so intensiv, daß sie ihm mit geschlossenen Augen hätten folgen können – immer der Nase nach.

      Sie gelangten zu den Arkaden, und der Ohrpuler führte sie zu einem dicklichen, knubbelnäsigen Menschen, der unter den Arkaden zwei Karren beladen ließ, den einen mit Fässern, den anderen mit Säcken und Kisten, in denen sich Lebensmittel befanden. Mit einem Federkiel hakte er auf einer Liste ab, was auf die Karren geladen wurde.

      Er schaute auf, als sich die vier Männer näherten.

      „Ah, die Señores von der englischen Dubas!“ rief er in der spanischen Sprache. „Sie sind sicher schon ungeduldig, aber wir laden hier bereits auf, was Ihr Küchenmeister eingekauft hat. Ihre Leute sind noch unten in den Gewölben, wo wir die Lebensmittel aufbewahren.“ Er legte die Hand aufs Herz und verbeugte sich. „Ich bin Mehmed Kymet, Ihr ergebenster Diener.“

      Don Juan stellte sich und seine drei Begleiter vor.

      Der Dicke starrte ihn erstaunt an. „Sie sind Spanier, Señor?“

      Don Juan nickte gleichmütig. „So ist es. Ich sehe, Sie sind verwundert. Darf ich fragen, warum?“

      „Ich dachte, Sie seien alle Engländer.“

      Don Juan schüttelte den Kopf. „Alle nicht, aber die meisten. Wir haben einen Schwarzen aus Gambia an Bord, ferner einen Iren, einen Schweden, zwei Dänen und zwei Holländer. Das ist nichts Ungewöhnliches. Oder finden Sie das?“

      „Nein, nein!“ beteuerte der Dicke. „Ich hörte von Ihren Freunden, Sie seien den Tigris hinaufgesegelt?“

      „Ja, bis Assur“, erwiderte Don Juan. „Von da ab mußten wir treideln, weil die Strömung zu stark wurde …“

      Sie zuckten alle etwas zusammen, denn da schwirrte was heran und senkte sich im Dämmerlicht: Sir John landete auf der Schulter Edwin Carberrys, ruckte mit dem Kopf und plärrte ihm ein langgezogenes „Süüüßer!“ ins Ohr. „Gib Küüßchen!“

      Der Dicke kriegte Glotzaugen.

      „Das ist Sir John“, erklärte Don Juan lächelnd, „er ist insbesondere mit Señor Carberry befreundet.“

      „Äh – hat der Papagei eben englisch gesprochen?“

      „Ja, er sagte: Süßer – gib Küßchen!“ erwiderte Don Juan.

      Der Dicke kicherte gequält und schien verwirrt zu sein.

      Sir John plierte ihn an und sagte akzentuiert: „Leck mich am Arsch!“

      Carberry hatte das oder Ähnliches erwartet und übersetzte sofort mit todernstem Gesicht: „Er sagt: Archibald, komm bitte jetzt ins Bett!“

      Don Juan, Ferris Tucker und Smoky hatten beträchtliche Mühe, nicht herauszuplatzen. Don Juan räusperte sich und sagte: „Ich möchte nicht drängen, Señor Kymet, aber könnten Sie uns zu unseren Kameraden führen? An Bord warten unsere Leute auf die Proviantübernahme. Außerdem wird es dunkel.“

      „Natürlich“, erwiderte der Dicke hastig, „entschuldigen Sie bitte. Ich bin noch ganz überrascht über den klugen Papagei. Wenn ich Sie bitten darf, mir zu folgen. Sicher werden die Señores und Ihr Küchenmeister inzwischen alles gefunden haben, was Sie an Bord brauchen.“

      „Wenn der Kutscher keinen Mais für Sir Jöhnchen eingekauft hat“, brummte Carberry, „dann hat’s gescheppert.“

      „Halleluja!“ tönte Sir John.

      „Recht so, mein Kleiner“, lobte Carberry, „sei schön artig, auch wenn der Dicke nicht versteht, was du sagst.“

      Sir John enthielt sich eines Kommentars. Er ließ nur ein Kollern hören, was, wie Carberry wußte, Zufriedenheit bedeutete.

      Keiner der vier Mannen hatte den geringsten Verdacht geschöpft, und sie wurden auch nicht mißtrauisch, als sie von Mehmed Kymet im Weingewölbe zu einer Kostprobe eingeladen wurden. Das sei eine feste Sitte seines Hauses, sagte er, denn jeder Kunde sei auch gleichzeitig Gast, der sich wohlfühlen solle.

      Klar, dachte Don Juan belustigt, mit Speck fängt man Mäuse. Hier wird der Kunde mit Wein geködert. Denn wenn er den getrunken hat, kann er sich schlecht drum herumdrücken, nichts einzukaufen. Der Dicke war ein Schlitzohr, aber durchaus sympathisch.

      So genossen sie den Wein und den Anblick der schönen Zlatina, aber wie der Kutscher auf den guten Mac aufgepaßt hatte, so wurde jetzt Smoky von Carberry ins Gebet genommen – natürlich mit dem Hinweis auf dessen Ehefrau Gunnhild.

      „Mann, ich hab’ doch gar nichts getan“, empörte sich Smoky.

      „Doch, du kriechst mit deinen Augen bis unter ihre Bluse, und das gehört sich nicht“, tadelte der Profos. „Das ist schon so gut wie Ehebruch.“

      „Du hast ja selbst Stielaugen“, verteidigte sich Smoky.

      „Die stehen mir als Junggeselle auch zu“, erklärte der Profos von oben herab, „schließlich bin ich noch auf der Suche nach einer Lady, die mir geeignet erscheint, die Sippe der Carberrys nicht aussterben zu lassen.“

      „Die arme Lady“, sagte jetzt Ferris Tucker.

      „Wieso?“ erkundigte sich Carberry.

      „Na ja“, sagte Ferris Tucker, „offenbar suchst du eine Zuchtstute, aber keine Frau fürs Leben.“

      Da war der Profos nun doch betroffen. „So habe ich das doch nicht gemeint, Ferris.“

      „Aber gesagt“,