Seewölfe Paket 11. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395002
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bis in die hintersten Höllenschlünde. Dann aber unterbrach er sich, denn jetzt war die Stimme des Seewolfs zu vernehmen.

      „Ed, Shane, Dan – verlaßt eure Deckungen!“

      Fassungslos vernahm der Profos auch den Rest. „Blacky und Ferris schwer verletzt“, wiederholte er. „O Gott. Wenn sie jetzt sterben – ihr Tod darf doch nicht ungesühnt bleiben!“ Er hieb mit der Faust gegen die Zinne. „Sir, das kannst du doch nicht von uns verlangen, daß wir uns kampflos ergeben!“

      „Profos“, raunte Josh Bonart ihm zu. „Die Lunte brennt jetzt.“

      „Ja.“

      „Sollen wir …“

      „Ich hab doch gesagt, daß ich diese dreckige, krummgeschissene, spanische Kanone selbst zünden will“, fiel Carberry ihm barsch ins Wort.

      Wieder schrie der Seewolf etwas vom Lagerplatz bis zum Kastell hinauf, es war die Wiederholung seiner Aufforderung, der Profos, Shane und Dan O’Flynn sollten die Waffen wegwerfen und kapitulieren.

      „Gut“, sagte Carberry mit gepreßter Stimme. „Wenn du es befiehlst, Sir, dann muß ich mich beugen. Disziplin ist Disziplin, und du hast schon deine Gründe dafür, uns hier herauszulocken. Du willst nicht, daß Blacky und Ferris verrekken. Auch Smoky und Luke Morgan sollen nicht krepieren. Und du selbst sollst natürlich auch nicht ins Gras beißen, nein, das sollst du ganz gewiß nicht.“

      „Profos, Sir“, raunte Trench. „Die Zündschnur brennt noch ganz herunter, wenn du dich nicht beeilst.“

      „Ja doch“, brummte Carberry, nunmehr fest entschlossen. „Sir, du kannst mir alles befehlen, nur kannst du mich nicht an diesem Schuß hindern, mit dem ich Ben Brighton Bescheid geben werde, daß wir seine Hilfe brauchen. Und noch was: Dan und Shane haben deine Worte nicht gehört. Sie sind jetzt schon unten im Kerker. Wenn sie sich nicht ergeben, ist das nicht meine Schuld.“

      Damit kroch er zu Trench und Josh Bonart zurück und richtete sich hinter dem Bodenstück der Culverine auf.

      Er nahm den Luntenstock mit der glimmenden, knisternden Zündschnur daran aus Trenchs Hand entgegen und brachte die Lunte dem Zündkanal der Kanone nahe.

      Trench und Bonart traten zur Seite.

      Carberry peilte über das Rohr der Culverine und konnte die Bucht sehen, in der die Fluten jetzt über die Piers gischteten und schäumten, als wollten sie an Land springen und in die Hütten der Spanier eindringen. Wild tanzte die „San Rosario“ – Jonnys Schiff – in den Wogen. Sie zerrte so heftig an ihrer Bugankertrosse, als wollte sie sie zerreißen und sich selbständig machen.

      Mit Sturmgewalt heulte der Wind über die Lichtung. Eine starke Bö bog die wenigen Palmen, die bei den Piers standen, so weit nieder, daß ihre Wipfel fast den Erdboden berührten.

      Bei diesem Wind konnten Ben Brighton und die anderen an Bord der „Isabella“ das Wummern eines Siebzehnpfünders vielleicht gerade noch vernehmen. Was sie vorher garantiert nicht gehört hatten, war das Krachen der Musketen und Tromblons, der Falkons und Minions im Lager der Spanier gewesen. Der auflandige Wind trug all diese Laute in den Dschungel. Daher konnte Ben, der jetzt das Kommando auf der „Isabella VIII.“ hatte, nicht wissen, was geschehen war.

      Der Seewolf hatte von Morgan Young erfahren, daß auf dem Festungsbau von Airdikit Culverinen standen. Deshalb hatte er Ben in gleichsam weiser Voraussicht gesagt, er würde eine dieser Kanonen zünden, wenn etwas schiefginge.

      Die Glut der Zündschnur sprang auf das Pulver im Zündkanal des Geschützes über.

      „Also dann“, sagte der Profos grimmig. „Dies ist ein Salut für dich, Don Felix, du Hundesohn, mit dem ich dich zur Hölle wünsche – und wenn ich mir selbst dabei den Arsch verbrenne.“

      4.

      Ranon, der Inder, kehrte auf die Kuhl der „Malipur“ zurück und wählte zwei Männer als seine Helfer aus: Calderazzo, den Sizilianer, der mit zu den drei „Altgedienten“ an Bord der Galeone zählte, und Shindaman, einen Bengalen, den René Joslin erst zu Beginn dieser Überfahrt in einem der Dörfer von Sunderbunds angeheuert hatte.

      Zu dritt stiegen sie in den achteren Laderaum hinunter. Hier war der Wassereinbruch größer als in dem zweiten Frachtraum, und aus diesem Grund begannen sie hier, zwischen Ballen von Stoffen und Kisten und Fässern mit Gewürzen, die Lenzpumpen einzusetzen.

      Bis über ihre Fußknöchel reichte das Wasser jetzt schon, und sie hatten die allergrößte Mühe, die Pumpen überhaupt in Gang zu bringen, denn die Schwankungen des Schiffes waren tief im Rumpf nicht weniger stark als an Oberdeck.

      Immer wieder glitten die drei Männer aus und landeten in der hin und her schwappenden Flüssigkeit. Es war so dunkel, daß sie kaum etwas von ihrer näheren Umgebung zu erkennen vermochten, mehrfach gerieten sie sich gegenseitig ins Gehege.

      Calderazzo prallte mit Shindaman zusammen, als er wieder einmal ausrutschte. Der Bengale stieß sich den Hinterkopf an einem der gut verpackten Fässer und stöhnte vor Schmerz auf. Der Sizilianer begann wild zu fluchen.

      „So schaffen wir es nicht!“ brüllte er zwischen zwei lästerlichen Verwünschungen. „Das weiß auch der Capitaine, das muß er zumindest einsehen! Wir brauchen Verstärkung, um das verdammte Wasser aus dem Bauch des Kahns rauszukriegen!“

      „Wenn wir uns mit den Rücken gegen die Tuchballen stemmen, haben wir einen besseren Halt!“ schrie Ranon ihm im Toben des Seewassers an den Bordwänden zu. „Oder aber wir binden uns fest!“

      „Damit wir hier unten jämmerlich ersaufen?“ rief Calderazzo. „Wenn die morschen Planken der Wegerung nachgeben, ist hier der Teufel los, das ist doch klar! Dann haben wir nicht einmal mehr Zeit, uns loszuknüpfen!“

      Ranon bückte sich nach der einen Pumpe, die umgekippt im zischenden und gurgelnden Naß lag, richtete sie wieder auf und zerrte sie weiter nach vorn in den Mittelgang, der beim Stauen der Ladung zwischen den Packen geblieben war, um den Zugang zum vorderen Frachtraum zu ermöglichen.

      Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tuchballen und spreizte die Beine ab. In dieser Haltung vermochte er gegen den Seegang anzukämpfen, die Schiffsbewegungen konnten ihn jetzt nicht mehr aus der Balance bringen.

      Allein mühte er sich mit der Pumpe ab, aber all seine Anstrengungen brachten keinen großen Erfolg.

      Calderazzo eilte ihm schimpfend zu Hilfe, und zu zweit konnten sie den Pumpenschwengel nun schon schneller hochhieven und wieder hinunterdrükken.

      Auch der Bengale hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt. Er rieb sich den Kopf und stöhnte auch noch, doch auch er trug seinen Teil zu der Aktion bei, indem er das Rohr richtete, das durch eine Öffnung in der Decke bis nach oben auf die Kuhl führte und dort das Leckwasser ausspuckte. Das Wasser rann mit den Fluten, die immer wieder von außen her über das Oberdeck rauschten, durch die Speigatten ab.

      So arbeiteten sie gut eine halbe Stunde lang hart und verbissen. Der Schweiß lief ihnen über ihre nackten Oberkörper und über die Gesichter, und Calderazzo hörte nicht auf, ihre Tätigkeit durch sein Fluchen zu begleiten.

      Schließlich rief er: „Es hat keinen Zweck! Merkt ihr nicht, daß das Wasser steigt?“

      „Wir müßten auch die zweite Pumpe einsetzen!“ schrie Ranon.

      „Der Henker weiß, wo die abgeblieben ist!“ brüllte der Sizilianer.

      „Shindaman!“ rief der Inder dem Bengalen zu. „Übernimm du meinen Platz, und pumpt zu zweit weiter! Ich suche nach den größten Lecks und sehe zu, sie zu stopfen!“

      „Das ist Wahnsinn!“ ließ sich Calderazzo vernehmen. „Du säufst dabei ab, sage ich!“

      „Laß es mich wenigstens probieren!“

      Ranon überließ seinen Platz dem Bengalen, stolperte zur anderen Seite des schmalen Ganges und prallte hier gegen die Ballen. Er