Seewölfe Paket 11. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395002
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„Habt ihr immer noch nicht begriffen, daß er ein gerissener Hund ist, der jede Gelegenheit wahrnimmt, um uns hinters Licht zu führen und hereinzulegen? Paßt auf, daß er dem Kerl kein Messer aus der Kleidung zieht! Durchsucht sie alle fünf!“

      „Ich spüre überhaupt keinen Schmerz, Sir“, sagte Ferris Tucker.

      „Du sollst dein verdammtes Maul halten“, zischte Smoky. „Hast du’s nicht gehört, Mann?“ Es klang gröber, als beabsichtigt.

      „Sir“, sagte Luke Morgan auf englisch und so leise, daß man es kaum verstehen konnte. „Ich hab wirklich noch ein Messer in meinem Stiefel stecken. Soll ich es benutzen, um diesem Bastard von einem Don an die Kehle zu springen und wenigstens ihn zu erledigen?“

      „Nein, Luke. Das hat keinen Zweck“, antwortete der Seewolf. Er hielt sein Ohr immer noch gegen Blackys Brustkasten gepreßt und konnte jetzt ein schwaches Geräusch vernehmen. Ja, Blackys Herz schlug noch – schwach zwar, aber in regelmäßigen Abständen, die Gott sei Dank nicht allzuweit auseinanderlagen. Nur der Kutscher, Hasards Koch und Feldscher, hätte genau beurteilen können, wie es wirklich um den dunkelhaarigen Mann bestellt war, aber eins glaubte der Seewolf aufgrund seiner Erfahrung mit Verwundeten feststellen zu dürfen: Wenn Blacky jetzt die nötige ärztliche Hilfe erhielt, konnte er noch gerettet werden.

      Hasard wollte sein Hemd in Streifen reißen, um Blacky damit wenigstens notdürftig zu verbinden. Aber zwei Soldaten traten von hinten an ihn heran, griffen nach seinen Armen und zogen ihn vom Boden hoch. Ein dritter näherte sich ihm von vorn und begann, ihn von oben bis unten mit den Händen abzutasten.

      Die Soldaten untersuchten jetzt auch den bewußtlosen Blacky, Ferris Tucker – der immer noch mit erstaunlicher Zähigkeit gegen seine drohende Ohnmacht ankämpfte –, Smoky und Luke Morgan.

      Hasard wandte den Kopf und blickte wütend zu Don Felix.

      „Comandante!“ rief er ihm zu. „Ich versuche hier keine Tricks, ich will nur meinen Kameraden verbinden. Selbst in einem Krieg können Sie mich nicht daran hindern!“

      Luke Morgan ließ sich soeben achselzuckend das Messer aus dem Stiefelschaft ziehen. Der Soldat, der es gefunden hatte, wies es Don Felix mit triumphierender Miene vor, und dieser nickte, als habe er nichts anderes erwartet, als bei jedem seiner fünf Gefangenen mindestens einen Dolch zu entdecken.

      Bei Hasard, Blacky, Ferris und Smoky wurden die Soldaten trotz eifriger Suche jedoch nicht fündig.

      Samaniego blickte wieder den Seewolf an. „Mein eigener Lagerarzt wird Ihren Mann versorgen, Killigrew. Wie ich sehe, haben Sie zwar einige meiner besten Offiziere und Soldaten getötet, aber den Doktor haben sie verschont.“

      Hasard hatte die Hände zu Fäusten geballt, zwang sich aber, so ruhig wie möglich zu sprechen.

      „Senor Comandante“, sagte er im Heulen des Windes. „Ich bitte Sie, dem Mann zu helfen. Ich ersuche Sie außerdem, auch meinem Schiffszimmermann Ferris Tucker einen Verband anlegen zu lassen.“

      „Sofort, wenn Sie getan haben, was ich von Ihnen verlange!“

      „Die beiden verbluten vor unseren Augen, wenn …“

      „Sie verbluten nicht!“ schrie der Kommandant. „Und jetzt rufen Sie Ihren drei Männern, die noch irgendwo hier im Lager versteckt sind, gefälligst zu, sie sollen sich ergeben und mit erhobenen Händen hervortreten. Augenblicklich, Killigrew!“

      Hasard zögerte. Täuschte er sich, oder hatte Don Felix in diesem Moment selbst zugegeben, daß er nicht wußte, wo Carberry, Shane und Dan O’Flynn steckten?

      Wenn er und seine Leute tatsächlich nicht mitgekriegt hatten, daß die drei sich Zugang zum Palisadenlager verschafft hatten, dann hatte Don Felix einen schwerwiegenden Fehler begangen, daß er dies offen eingestand.

      Sah er denn nicht den Wachtposten, der, von der Kugel des Profos getroffen, reglos vor dem Tor des Lagers lag?

      Nein, er sah ihn nicht. Keiner der Spanier schien es im allgemeinen Getümmel verfolgt zu haben, wie zuerst Carberry und Big Old Shane und dann auch Dan in das Gefängnis der Kettensträflinge geschlüpft waren.

      Dies war ein Trumpf, den Hasard jetzt auszuspielen verstehen mußte.

      „Meine Männer werden keinen Widerstand leisten!“ rief er Don Felix zu.

      „Fordern Sie sie auf, die Waffen wegzuwerfen und aus ihrer Deckung hervorzutreten!“

      „Sir“, sagte Smoky plötzlich, und zwar auch auf englisch, so daß die Spanier es nicht verstehen konnten. „Wir haben doch noch die acht Geiseln an Bord der ‚Isabella‘ – die Besatzung der Pinasse. Können wir nicht Druck auf die Kerle hier ausüben, indem wir …“

      Don Felix hob die Hand, wies auf Hasards Decksältesten und unterbrach ihn durch die Lautstärke seiner Stimme. „Was redet der Mann? Was sagt er? Ich gestatte nicht, daß Sie sich mit Ihren Leuten in Ihrer Landessprache unterhalten! Ich verbiete es!“

      „Verstehen Sie denn kein Wort Englisch?“ fragte der Seewolf verblüfft.

      Vorsichtig entgegnete der Spanier: „Nur sehr wenig.“

      „Und Sie haben auch keinen Dolmetscher hier im Lager?“

      Don Felix wies auf einen der Toten. „Da liegt er. Sind Sie jetzt zufrieden, Killigrew?“

      Hasard beobachtete den Kommandanten genau. Don Felix war alles andere als ein unbedarfter, unvorsichtiger Mann, ganz im Gegenteil! Er hatte genug Verstand und schien auch ein guter Stratege zu sein. Ein hervorragender Degenkämpfer war er obendrein, das hatte Hasard während des Duells zur Genüge feststellen können.

      Nur jetzt ließ das Siegesgefühl den Mann etwas unbesonnen werden. Wieder hatte er einen Fehler begangen. Hasard beschloß, sich zu merken, daß wirklich keiner der Spanier verstehen konnte, wenn er sich mit seinen Männern auf englisch unterhielt.

      Plötzlich war irgendwo in dem unheilverkündenden Halbdunkel ein winziger Hoffnungsschimmer.

      „Senor Comandante“, sagte der Seewolf. „Ich will Ihnen ganz offen erklären, was mein Decksältester mir soeben zu bedenken gegeben hat. An Bord meines Schiffes werden acht Ihrer Leute festgehalten – der Teniente Leandro Moratin, wenn ich den Namen richtig verstanden habe, und sieben Soldaten. Das ist die Besatzung der Pinasse.“

      „Sie lügen!“

      Hasard sah ihn an und hob verwundert die Augenbrauen. „Nein, Don Felix. Die Leute sitzen gefesselt im Kabelgatt der ‚Isabella‘. Ich bin bereit, das zu beschwören.“

      „Was ist Ihr Schwur schon wert?“ rief der Kommandant verächtlich. „Ich glaube Ihnen nicht, Killigrew. Grausam wie Sie sind, haben Sie diese Männer längst getötet.“

      „Ich töte nur in Notwehr, merken Sie sich das!“ schrie Hasard ihn an.

      Don Felix trat dicht vor ihn hin. „Es ist erstaunlich, was für einen Ton Sie jetzt, da Sie mein Gefangener sind, noch anschlagen. Aber das wird anders, glauben Sie mir. Mit dem Morden und Brandschatzen ist es jetzt aus, Corsario, und ich habe nicht nur die große Ehre, einen von Spaniens größten Feinden festgenommen zu haben, ich werde Sie und Ihre Kumpane hier in Airdikit auch zu anderen Menschen erziehen. Und noch etwas: Selbst wenn die acht Männer der Pinasse noch am Leben sein sollten, würde ich sie bereitwillig opfern – nur um Sie und die sieben anderen Kerle nicht wieder freilassen zu müssen.“

      „Diesmal gehen Sie völlig falsch vor, Samaniego“, sagte Hasard. „Bis jetzt haben Sie bewiesen, daß Sie ein kluger Mann sind, aber von jetzt an machen Sie alles falsch.“

      Don Felix hob seinen Degen und zielte mit der Spitze auf Hasards Hals. „Rufen Sie Ihre drei fehlenden Männer herbei, Killigrew, oder ich vergesse mich wirklich. Schreien Sie, so laut Sie können – auf spanisch. Sie werden es verstehen. Ich habe den Eindruck, daß jeder Kerl ihrer Teufelsmannschaft die spanische Sprache beherrscht.“

      Das entsprach den Tatsachen. Hasard blieb nichts anderes übrig,