Seewölfe Paket 18. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397761
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auch?“

      „Äußerst genial“, ächzte Hasard. „Und so sinnig. Wenn ihr euch dort angesiedelt habt, können sich für die vorbeisegelnden Schiffe ja immer zwei Ladys als Toppzeichen auf die beiden Tonnen setzen, damit jeder gleich weiß, was in Sarasota anliegt!“

      Dan O’Flynn prustete los.

      Little Ross sagte gemessen: „Sir, du bist sehr frivol. Ich möchte diesen Vorschlag auch überhört haben, obwohl er sehr bedenkenswert ist. Auf keinen Fall aber werde ich zulassen, daß sich Dolores als Toppzeichen anbietet. Das geht nun wirklich zu weit.“

      „Sie würde sich dazu gut eignen“, sagte Hasard.

      „Brauchst du mich noch, Sir?“ fragte Little Ross sehr kühl.

      „Moment!“ Hasard tippte auf die Bucht auf der Karte. „Wie sieht’s dort mit der Wassertiefe aus? Wie ist der Ankergrund? Hat Kapitän Fogg darüber etwas verlauten lassen?“

      „Für Galeonen von der Größe der ‚Isabella‘ völlig ausreichend“, erwiderte Little Ross. „Der Ankergrund ist ideal, nämlich Sand. Das sind ebenfalls Angaben von Kapitän Fogg, und ich habe keinen Grund, sie zu bezweifeln, da er ein äußerst gewissenhafter Mann war.“

      „In Ordnung“, sagte Hasard versöhnlich. „Das mit den Toppzeichen ist mir so rausgerutscht. Ich glaube, ich bin ziemlich kribbelig heute. Offen gestanden bin ich froh, daß wir diese Lösung mit den sechs Ladys so schnell gefunden haben. Habt ihr die beiden Schwarzen schon gefragt, ob sie bei euch bleiben wollen?“

      „Aye, Sir. Sie waren sofort einverstanden.“

      „Gut, dann seid ihr mit Jelly vier Männer am Ort. Al Conroy soll euch entsprechend mit Waffen und Munition ausrüsten. Was werdet ihr noch brauchen?“

      Little Ross wurde verlegen und scharrte unschlüssig mit den Füßen über die Planken.

      „Heraus damit“, sagte Hasard.

      „Äh – Sir, Dolores fragte mich, ob ich ihr nicht ein paar Nadeln besorgen könnte.“

      „Nadeln?“ Hasard schaute ihn etwas perplex an. „Wozu das denn?“

      „Nadeln und Garn oder so, Sir“, sagte Little Ross. „Sie meint, das brauche man, um sich was nähen zu können.“

      „Natürlich braucht man das – logisch! Mann, war das eine dämliche Frage von mir. Klar, sollt ihr haben. Will Thorne wird von seinem Bestand was abzweigen. Folgt weiterhin, daß ihr auch Stoffe braucht. Ich glaube, damit könnte er auch aushelfen. Will Dolores für euch die Kleider nähen?“

      „Ja.“ Little Ross wurde etwas rot. „Ah – sie hat das gelernt, bevor sie – na, du weißt schon.“ Little Ross starrte auf seine Stiefelspitzen.

      „Ah – ja.“ Hasard ermahnte mit einem Blick Dan O’Flynn, nicht so unverschämt zu grinsen. Sich selbst mußte er auch ermahnen. Hier entwickelten sich ständig neue Perspektiven – kein Wunder bei diesem verrückten Unternehmen. Allein diese Fahrwassermarkierung mit zwei verschieden farbigen Schnapsfässern war total irre, aber nichtsdestoweniger von schlichter Einfachheit. Und jetzt wollte das vollbusige Flaggschiff also den Beruf der Näherin ergreifen, den sie erlernt hatte, bevor sie – na, du weißt schon!

      „Kinder – Kinder“, murmelte Hasard, „da macht man was mit.“

      „Stimmt was nicht, Sir?“ fragte Little Ross besorgt.

      „Nein, nein, alles klar“, sagte Hasard. „Ich hab nur so vor mich hin gedacht. Braucht ihr sonst noch irgend etwas?“

      „Leder, wenn ihr habt“, sagte Little Ross.

      „Leder“, sagte Hasard, „Leder, hm, müßten wir haben, weil wir die Riemen an den Rudergabelstellen damit bekleiden.“ Und vorsichtig fragte er: „Was hat’s damit auf sich, Mister Ross?“

      „Ilaria will sich um unser Schuhzeug kümmern, Sir“, sagte Little Ross. „Ihr Vater in Spanien war Schuhmacher. Und als sie noch jung war, hat sie ihm dabei geholfen, bevor sie – na, du weißt schon, Sir.“

      Na, du weißt schon, Sir!

      Hasard holte tief Luft und atmete sanft aus. Du meine Güte! Nein so was! Da sollte mal einer sagen, er kenne die Frauen!

      Hasard starrte Dan O’Flynn in die Augen, und der starrte zurück, genauso verdattert wie sein Kapitän.

      Und hinter ihnen, am Ruder, sagte Nils Larsen: „Ja, ja!“ Als hätte er Augen im Hinterkopf, sagte er das. Mitgehört hatte er sowieso. „Fehlt nur noch, daß wir jetzt so eine Art Mamsell bestücken müssen, die Töpfe, Kannen, Geschirr und solchen Kram braucht. Und natürlich ist sie die Tochter eines Schankwirts, die bei ihrem Alten in die Lehre ging, bevor sie – na, ihr wißt schon!“

      „Genau!“ sagte Little Ross geradezu glücklich. „Um diese Dinge hatte mich Juanita gebeten …“ Plötzlich fuhr er zu Nils Larsen herum. „Woher wußtest du das?“

      „War nicht schwer zu erraten, Junge“, sagte Nils Larsen trocken. „Wir haben die Näherin, die Flickschusterin – da fehlte eigentlich die Mamsell. Wie wär’s denn noch mit der Tochter eines Bäckers? Habt ihr die auch?“

      „Haben wir“, sagte Little Ross und war jetzt selbst etwas verwirrt. „Aber sie bat mich nur um einige Pfunde Mehl und ein großes Brett, um Teig auswalzen zu können.“

      „Wie heißt denn das Schätzchen?“ fragte Nils Larsen über die Schulter.

      „Isabella“, sagte Little Ross verschämt.

      Hasard, Dan O’Flynn und Nils Larsen brüllten auf, als sei unter ihnen was explodiert.

      Little Ross zog den Kopf zwischen die massigen Schultern und verdammte sich, das ausgeplaudert zu haben. Jetzt war wahrscheinlich alles aus. Diese Kerle mit ihrem Kapitän, die als die „Seewölfe“ bekannt waren, mußten ja allergisch reagieren, wenn die Tochter eines spanischen Bäckers, die es dann vorgezogen hatte, einem anderen Gewerbe zu frönen, genauso hieß wie das herrliche Schiff dieser Kerle. Herr hilf! betete Little Ross. Die schmeißen mich gleich außenbords! Und verzeih mir, daß ich von diesen wirklich feinen Burschen schon so viel erbeten habe! Dabei wollte ich doch nur um die Nadeln für Dolores bitten – das andere ergab sich so, o Herr! Ich bin doch kein Geier …

      An diesem Punkt seiner zutiefst betrüblichen Gedankenkette empfing er einen krachenden Schlag auf die rechte Schulter, und der Kapitän brüllte ihm ins Ohr: „Isabella, sagtest du? Los, zeig sie mir! Ich will wissen, wer sie ist!“

      Und schon hievte ihn eine eiserne Faust hoch, zerrte ihn aus dem Ruderhaus, schleifte ihn zur Querbalustrade des Achterdecks.

      „Welche ist es?“ brüllte Hasard.

      „D-d d-da“, stotterte Little Ross und deutete mit einem zittrigen Finger auf ein schlankes, rankes Frauenzimmer mit blauschwarzen langen Haaren, die ein nahezu madonnenhaftes Gesicht umrahmten, das keineswegs so aussah, als sei es sehr viel und sehr häufig mit den Sünden dieser Welt konfrontiert worden. Diese Madonna namens Isabella hievte gerade vier gebündelte Musketen in die Jolle.

      Hasard setzte mit einer Flanke über die Querbalustrade, landete geschmeidig, fegte an seinen verdutzten Mannen vorbei, umfing die Lady Isabella und walzte mit ihr tanzend über das Kuhldeck.

      Verrückter ging’s nicht.

      „Juchhu!“ brüllte er. „Das ist der Isabella-Tanz! Und links herum und rechts herum! Die Isabella tanzt auf der ‚Isabella‘! Vorwärts, Männer der ‚Isabella‘! Es wird getanzt! Juchhu – und hoch das Bein! Es lebe die ‚Isabella‘!“

      Jawohl, sie gerieten alle in Bewegung. Und wer gerade eine der restlichen fünf Ladys zu fassen kriegte, walzte los. Wer leer ausging – die Überzahl – packte sich bei den Schultern, bei den Händen und schob mit dem anderen los.

      „Isabella – Isabella – Isabella!“ tönte der Chor der Arwenacks.

      Und