Seewölfe Paket 18. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397761
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      „Warum ist Mister Pellew ein Bock?“ fragte Philip junior begierig. „Hat das was mit den Flitzern zu tun?“

      „Raus!“ brüllte der Kutscher und schwenkte die Pfanne.

       2.

      „Was der wieder mal hat“, brummelte Edwin Carberry und schob sich auf die Kombüse zu. „Brüllt schon am frühen Morgen, dieser spillerige Windmacher, und versaut einem den ganzen Tag …“

      Er brach sein Selbstgespräch ab, weil Mac Pellew aus der Kombüse tänzelte. Mac balancierte auf der rechten Hand einen Holzteller, auf dem sich schöne runde, knusprig braune Omeletten stapelten. Der Duft von gebratenem Speck wehte den Profos an.

      „Hallo!“ rief Mac, wedelte dem Profos jovial mit der linken Hand zu, wandte sich nach links und tänzelte den Steuerbordniedergang von der Kuhl zur Back hoch.

      Oben auf der Back kicherten die Ladys – die „Flitzer“, wie Jung-Hasard und Jung-Philip gemeint hatten.

      Edwin Carberry war am Stieren – zu dem hochtänzelnden Mac und zu den kichernden Ladys.

      Die Zwillinge tänzelten nicht. Sie latschten mit mürrischen Gesichtern aus der Kombüse, hielten allerdings ihre Holzteller mit den gestapelten Omeletten in beiden Händen, so daß sie nicht dem Profos zuwinken konnten. „Hallo!“ riefen sie schon gar nicht.

      Der Profos löste den Blick von der Back, wo er Rundungen betrachtet hatte – bei den Ladys natürlich, obwohl auch die Back Rundungen vorzuweisen hatte, den runden Fockmast, das runde Spill, den runden Rauchabzug der Kombüse. Aber solche Rundungen sah man täglich, und sie waren ja auch von materieller Substanz. An solche Rundungen verschwendete man keinen Blick, es sei denn, da wäre etwas zu Bruch gegangen.

      Der Profos starrte Hasard junior an, und der starrte aus seinen eisblauen Augen zurück, in denen etwas funkelte, was nicht so leicht zu erklären war. Aber er schien wütend zu sein.

      „Hier!“ sagte das Bürschchen ruppig. „Eierkuchen mit Speck, bitte sehr!“ Und er hielt dem Profos den Stapel unter die Nase, was als Aufforderung zu deuten war, zuzulangen. Sonst war Hasard junior höflicher, wenn er als Backschafter etwas anbot. Philip junior genauso. Aus den Augenwinkeln sah der Profos, wie dieses Bürschchen, ähnlich ruppig, Smoky die Omeletten unter die Nase stieß.

      Oben auf der Back girrten die Ladys. Da war außer Mac auch Blacky. Wer noch? Ha! Jack Finnegan, Sam Roskill, Luke Morgan und Jan Ranse. Die putzten wie die Irren an den beiden Drehbassen herum – nur immer an derselben Stelle. Aber auf diese Stelle schauten sie nicht, nein, sie schauten ganz woandershin. Das war auch kein Schauen, das war Glotzen, jawohl. Die glotzten wie Mondkälber. Sie glotzten genau auf das, was der Profos ebenfalls besichtigt hatte.

      Nun waren es diese Ladys von ihrem Dasein auf der Pirateninsel her gewohnt, von ihren Taillen aufwärts mehr zu zeigen, als schicklich war – schicklich, wenn man den Maßstab sittsamer Bürgersfrauen anlegte. Gewiß war es im alten England nicht so warm wie hier. Aber die Blusen der Ladys waren nun doch zu offenherzig – im wahrsten Sinne des Wortes. Man konnte ihnen bis aufs Herz schauen, jedenfalls dorthin, wo es unter der Haut pochte.

      Dorthin und nach nebenan peilten die Mannen.

      Carberry stieß ein tiefes Knurren aus. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde ihm einiges bewußt. Zumindest wurde ihm bewußt, daß die „Schmalzsegelei“ hier ein Ende zu haben hatte. So ging das nicht weiter!

      Und er pumpte Luft in seinen mächtigen Brustkasten.

      Da sagte Hasard junior, der Lümmel unter ihm: „Mister Carberry, Sir! Was ist ein Etablissement, bitte sehr?“

      Die Luft entwich pfeifend aus Carberrys Brustkasten, und er sackte wieder zusammen, während er auf Jung-Hasard hinunterschaute.

      „Wie bitte?“ fragte er entgeistert.

      „Ein Etablissement, Sir“, wiederholte das Bürschchen und schielte zum Achterdeck hoch, ob man dort eventuell mithörte. Aber Vater Hasard, Mister Brighton und der Großvater waren am Debattieren. Vater Hasard marschierte sogar, die Hände auf dem Rücken, vor der Querbalustrade hin und her und sagte mal dies, mal das, wenn er auf etwas antwortete, was einer der beiden anderen geäußert hatte. Sicher hing das mit der „Oberaufsicht“ zusammen, für die der Großvater Opfer zu bringen bereit war. Was das bloß für Opfer sein mochten? Erwartungsvoll blickte Hasard junior wieder zu dem klotzigen Profos hoch.

      Aber der hatte sich schnell ein Omelette gegriffen und bereits in den Mund gestopft. Und jetzt mampfte er mit vollen Backen und sagte undeutlich: „Gut, diese Dinger, sehr gut, wirklich ausgezeichnet. Wie viele kriegt denn jeder, Söhnchen?“

      „Weiß nicht“, erwiderte Hasard junior mürrisch, „hab sie nicht gezählt.“ Und im stillen dachte er: wenn man hier mal was fragt, kann man drei Tage auf eine Antwort warten, oder die reden gleich von was anderem.

      „Hat der Kutscher noch welche in der Pfanne?“ fragte Carberry.

      „Ja.“

      Carberry wischte sich über den Mund und langte ein zweites Mal zu. Als er das Stück verspeisen wollte, fragte Hasard junior: „Was ist ein Etablissement, Sir?“

      Carberry zuckte zusammen. Da hatte er gedacht, dieses kleine Rübenschwein abgelenkt zu haben, aber dem war nicht so. Um den Quälgeist abzuwimmeln, erwiderte er: „Das ist – äh – ’n Haus.“ Und er verzehrte das zweite Omelette.

      Hasard junior kniff die Augen zusammen und verhehlte nicht, daß er mißtrauisch und mit der Antwort keineswegs zufrieden war.

      „Wer wohnt denn alles in so einem Haus?“ fragte er.

      „Mann, du stellst aber auch Fragen“, sagte Carberry ungehalten. „In dem Haus wohnen Leute drin, ist doch klar, was, wie?“

      „Und warum nennt man’s dann Etablissement? Da kann man doch gleich Haus sagen!“

      „Man kann sich auch ’n Loch in die Kniescheibe bohren“, knurrte Carberry. „Und jetzt zisch ab, Freundchen! Hier gibt’s noch mehr Kerle an Bord, die ihren Magen auffüllen wollen.“ Und er röhrte zur Back hoch: „He, Mister Blacky, Mister Finnegan, Mister Roskill, Mister Morgan, Mister Ranse! Essensempfang ist nicht auf der Back, sondern hier auf der Kuhl! Bewegt euch, Leute! Hopphopp! Hurtig-hurtig! Oder soll ich euch das Fliegen beibringen, was, wie?“

      „Wär mal was anderes“, brummelte Luke Morgan.

      „Ich möchte heute morgen nichts essen!“ rief Blacky zur Kuhl hinunter. „Speckeierkuchen mag ich sowieso nicht!“

      Carberry stemmte die Pranken in die Hüften, wuchs um ein paar Zoll und brüllte: „Was du möchtest, interessiert mich einen Affendreck, Mister! Roll an, aber ein bißchen hurtig!“ Der Profos hatte plötzlich einen Tampen in der rechten Faust und ließ ihn durch die Luft pfeifen. An seinem Gesichtsausdruck war auch abzulesen, daß er an diesem Morgen keine leeren Sprüche klopfte. Der war über irgend etwas gereizt, und da konnte es durchaus passieren, daß er rabiat wurde.

      Die fünf Männer verzogen sich von der Back und enterten auf die Kuhl hinunter.

      Jetzt war Mac Pellew Hahn im Korb und fühlte sich dementsprechend. Aber wenn er gedacht hatte, Carberrys spähenden Blicken entgangen zu sein, oder daß der ihn vielleicht vergessen hätte, dann war das ein Trugschluß.

      „Mister Pellew!“ donnerte der Profos. „Das Austeilen der Speckeierkuchen habe ich schon mal fixer gesehen! Oder soll das bis nächste Woche dauern?“

      Mac Pellew zuckte zusammen. Er hatte gerade mit einer Lady namens Juanita herumscharwenzelt und ihr erklärt, in der Piek sei ein schönes Plätzchen, wo man sich ungestört unterhalten könne. Und die Schöne hatte kichernd erklärt, daß sie gegen ein schönes Plätzchen nichts einzuwenden habe, richtig entzückend fände sie ein solches Plätzchen. Und sie hatte dem dürren Mac verheißungsvoll zugelächelt.

      Mac