Seewölfe Paket 18. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397761
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und schnappte nach Luft. Als er sie hatte, donnerte er: „Da hört sich doch alles auf!“

      „Ja“, sagte Hasard, „da hast du recht. Der Spaß hat genau dort ein Ende, wo ein alter Kerl wie du anfängt, dummes Zeug zu reden und taktlos zu werden. Nimm bitte zur Kenntnis, daß dein Schwiegersohn Philip Hasard Killigrew noch nie hinter Huren hergestiegen ist. Infolgedessen kann ihm eine gewisse Ilaria auch keinen Korb gegeben haben.“ Erst jetzt wurde Hasards Stimme scharf. „Noch so eine Bemerkung, Mister O’Flynn, und du darfst dir dort drüben an Land die Füße vertreten und bis ans Ende deines Lebens darüber nachdenken, ob es nicht besser gewesen wäre, das Maul zu halten. Auch als Vater von Gwendolyn Bernice O’Flynn hast du nicht das Recht, mich zu beleidigen!“

      Hasard reagierte selten so scharf, und dieses Mal zog Old Donegal den Kopf ein. Er begriff, daß er zu weit gegangen war.

      Darum sagte er: „Entschuldigung, ich hatte es nicht so gemeint und auch nicht die Absicht, dich zu beleidigen. Es ist mir eben so rausgerutscht. Aber daß du schlechte Laune hast, wirst du ja wohl nicht ableugnen.“

      „Schon gut“, brummte Hasard, „vergessen wir’s. Was mich interessieren würde: hattet ihr auf eurer ‚Empress of Sea‘ mal Frauen an Bord?“

      „So was gab’s bei uns nicht!“ erwiderte der Alte fast empört. „Weiber an Bord bringen Unglück …“ Er verstummte abrupt, schielte zur Back und murmelte: „Ach so.“

      „Genau“, sagte Hasard und hatte sein Gleichgewicht wiedergefunden. „Das ist nämlich mein Problem – eures allerdings auch. Nur begnügt ihr euch damit, herumzubalzen oder den Anblick dieser Ladys erfreulich zu finden, während ich darüber nachdenke, wie ich diese sechs Pulverfässer wieder loswerden kann. Denn das sind Pulverfässer, hol’s der Teufel!“

      „Hm, da hast du recht“, sagte Old O’Flynn und legte die Stirn in Falten, so daß sein Gesicht mit den vielen Runzeln noch zerknitterter wirkte. Wie ein zu groß geratener Wurzelzwerg sah er aus. „Ich hab’s!“ rief er dann und verkündete: „Wir nehmen sie mit zur Schlangen-Insel. Ganz einfach.“

      „Und die ganze Zeit bleiben sie hier an Bord, wie?“ fragte Hasard. „Dabei wissen wir noch gar nicht, wann wir wieder zur Schlangen-Insel zurücksegeln werden. Jedenfalls wird das erst dann sein, wenn wir Tamaos und Asiagas Stamm gefunden haben. Da steht uns sowieso noch allerlei bevor. Aber ganz davon abgesehen: ich persönlich bin nicht dafür, diesen sechs Frauenzimmern auf der Schlangen-Insel ein neues – äh – Tätigkeitsfeld zu bieten. Soll da vielleicht ein Bordell eröffnet werden?“

      Old O’Flynn kratzte sich am Hinterkopf und sagte ein zweites Mal: „Ach so!“ Und dann grinste der alte Knochen und meinte: „Warum eigentlich nicht?“

      Hasard schickte einen gottergebenen Blick in den blauen Himmel.

      Dafür sagte Ben Brighton zu Old O’Flynn: „Und du übernimmst die Oberaufsicht in dem Etablissement, wie?“

      „Ich bin zu allen Opfern bereit“, erklärte Old O’Flynn mit Würde. Dieser Heuchler!

      Inzwischen waren auch Hasards Söhne auf dem Achterdeck erschienen und lauschten mit großen Ohren.

      Hasard bemerkte sie erst jetzt und sagte prompt: „Ab in die Kombüse, ihr beiden!“

      Sie trollten sich und waren dabei am Maulen, weil sie zu gerne noch mehr gehört hätten. Offenbar wurde über Ladys ganz allgemein, aber auch im besonderen gesprochen, wobei von einem Etablissement die Rede gewesen war.

      Mac Pellew, inzwischen wieder beim Kutscher in der Kombüse, wurde das Opfer ihrer Fragerei.

      „Was ist ein Etablissement, Mister Pellew?“ erkundigte sich Hasard junior.

      „Äh …“, sagte Mac Pellew und verstummte wieder, weil sich der Kutscher laut räusperte. „Ist was?“ fragte er.

      „Nein“, sagte der Kutscher etwas barsch. „Sieh zu, daß die fertigen Omelettes warm gehalten werden. Ich bin noch nicht ganz durch mit den Dingern.“ Er klatschte einen Teig in eine Pfanne, in der bereits Speckwürfel gebraten wurden. Es zischte und dampfte. Und es duftete angenehm.

      Hasard junior blieb hartnäckig, eine Eigenschaft, die auch Philip junior auszeichnete.

      „Mister Pellew“, sagte also Hasard junior, „was ist ein Etablissement?“

      Der Kutscher zog beide Augenbrauen hoch und schob die Pfanne über dem Holzkohlenfeuer hin und her.

      Mac Pellew registrierte das und sagte etwas tückisch: „Was das sein soll, weiß ich nicht. Fragt doch mal den Kutscher!“

      „Ich brate jetzt Omeletten“, sagte der Kutscher – in der Hoffnung, die Fragerei damit beenden zu können.

      Nichts da! Philip junior fragte: „Weißt du, was ein Etablissement ist, Mister Kutscher, Sir?“

      Der Kutscher schwuppte die Pfanne hoch, das Omelette überschlug sich in der Luft und klatschte in die Pfanne zurück. Dann verlegte er sich auf die alte Taktik, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.

      „Könnt ihr mir mal verraten, warum ihr das wissen wollt, he?“

      Hasard junior nickte. „Weil unser Großvater dort die Oberaufsicht übernehmen soll. Und er hat gesagt, er sei zu allen Opfern bereit.“ Er runzelte die Stirn und fügte hinzu: „Muß ja furchtbar sein, so’n Etablissement.“

      Mac Pellew reckte den Hals und begann loszukichern. Es klang wie das Gackern eines Huhns und wurde in der Tonlage auch immer höher.

      Der Kutscher hätte gern mitgegackert, bezwang sich aber, weil ihm klar wurde, daß diese beiden Killigrew-Schelme dann noch neugieriger werden würden.

      Statt dessen fragte er streng: „Von wem habt ihr denn diesen Quatsch aufgeschnappt?“

      „Das ist kein Quatsch“, sagte Philip junior zornig. „Darüber haben Dad, Mister Brighton und Mister O’Flynn eben gesprochen.“

      „Jawohl, haben sie“, bestätigte auch Hasard junior. „Wir wissen genau, was wir gehört haben.“

      „Jawohl“, sagte Philip junior trotzig. „Wir wissen genau, was wir gehört haben.“

      Mac Pellew war jetzt am Schnaufen und wischte sich über die Augen. Er hatte gegackert, bis ihm die Tränen kamen. Für einen Miesgram wie ihn war das eine unerhörte Leistung.

      Der Kutscher deponierte das Omelette mit einem eleganten Schwung auf dem Stapel der bereits gebratenen Speckeierkuchen und hantierte mit der zweiten Pfanne auf der anderen Feuerstelle im Holzkohleherd, wo auch bereits Speckwürfel brutzelten. Er war ziemlich wütend über Mac, über die verdammte Fragerei und über die Ausweglosigkeit, diesen hellen Bürschchen Rede und Antwort zu stehen über ein Thema, bei dem man garantiert auf Glatteis geriet. Außerdem war das reichlich wirre. Wieso sollte Old O’Flynn die „Oberaufsicht über ein Etablissement übernehmen“, Himmel, Arsch und Eierkuchen?

      Verzeihung, verbesserte sich der Kutscher im stillen, ich denke schon so ordinär, wie sich der Profos auszudrücken pflegt.

      Und er fuhr die beiden Bürschchen an: „Wollt ihr jetzt schon euren Anteil verspeisen oder die fertigen Omeletten erst an die Männer und die Flitt… äh – die Ladys verteilen?“

      Hasard junior hakte sofort nach und benutzte auch den Trick mit der Gegenfrage. „Wolltest du Flitzer sagen, Mister Kutscher? Meinst du damit die Ladys?“

      „Flitzer! Huhu-hi-hi!“ Mac Pellew gackerte schon wieder los. Der war heute morgen reineweg aus dem Häuschen.

      „Mister Pellew!“ fauchte der Kutscher und geriet jetzt so richtig in Rage. „Ich habe keine Lust mehr, mir dein dämliches Kichern anzuhören. Nimm bitte die beiden Knaben und die fertigen Omeletten, die Crew und die Ladys wollen frühstücken. Soll ich vielleicht die Dinger austeilen?“

      „Sehr zu Diensten“, sagte Mac Pellew begeistert, „aber ich werde zuerst die Ladys bedienen, wie sich das gehört.“ Und er war schon wieder am