Seewölfe Paket 18. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397761
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zugestimmt, wenn ich zehn sage, dann ziehst du sie hoch. Vorwärts!“

      Da half kein Sträuben. Araua wurde die Schlinge über den Kopf gestreift. Kräftige Fäuste packten sie und stellten sie auf die Planken, und Caligula zog den Strick leicht an.

      Araua schloß für einen Moment die Augen, aber dann öffnete sie sie wieder und suchte erst den Blick ihrer Mutter, dann den Siri-Tongs. Und dann spuckte sie aus, genau in Richtung der Black Queen. Danach stand sie still und hörte, wie die Piratin langsam zählte.

      Bei fünf hatte sich Siri-Tong entschieden.

      „Ich werde den Kurs angeben. Aber du wirst es bereuen, Black Queen, denn unsere Freunde werden dich jagen, bis du tot bist!“

      Ungerührt blickte die Piratin Siri-Tong an.

      „Nehmt ihr die Schlinge ab. Aber sie stirbt, sobald ich merke, daß du mich zu täuschen versuchst. Das ist mein Ernst. Und falls deine Freunde – pardon, eure Freunde, denn wir wissen längst, daß auch diese Araukaner zu den Bewohnern der Schlangeninsel gehören, falls also eure Freunde irgend etwas versuchen sollten, dann sterbt ihr alle, und wenn ich dabei zur Hölle fahre. Mich, die Black Queen, legt niemand herein.“

      An Bord des Dreimasters herrschte Schweigen. Es war eine teuflische Lage, in die sie alle unversehens geraten waren. Hinzu kam auch noch, daß sie ja alle genau wüßten, daß sich weder der Seewolf, noch der Wikinger oder Jean Ribault auf der Insel befanden. Auch Jerry Reves nicht. Arne von Manteuffel allein vermochte jedoch mit den Schlangenkriegern und den Männern Hesekiel Ramsgates gegen diese zu allem entschlossene Black Queen ganz sicher nichts auszurichten. Dehn sie hatte wirklich eine Menge erstklassiger Geiseln in ihrer Gewalt.

       8.

      Die Schlangeninsel glich einer Kriegsgaleone, hinter deren Stückpforten die Kanoniere auf den Feind lauerten. Die ganze Insel hatte sich in eine Festung verwandelt, die fest entschlossen war, jedem Gegner zu trotzen.

      Auch des Boston-Mannes hatte sich diese Stimmung bemächtigt. Er konnte nicht einmal sagen warum, und er hatte auch mit dem alten Ramsgate und Arne von Manteuffel darüber gesprochen.

      „Ich weiß nicht recht“, hatte Hesekiel Ramsgate gesagt, „aber seit dieses Unwetter sich ausgetobt hat und seit wieder Ruhe in der Karibik eingekehrt ist, kommt mir das alles vor wie die Ruhe vor dem Sturm.“

      Er hatte den Boston-Mann angesehen und war sich dann mit der rechten Hand durch den schlohweißen Bart gefahren.

      „Irgend etwas braut sich zusammen“, fuhr er fort. „Was es ist, weiß ich nicht, aber mir ist das Ganze nicht geheuer. Dieser Auftrag, den Arkana vom Schlangengott erhielt“, wieder wanderten seine Blicke etwas ratlos in Richtung Schlangentempel, dessen Zugang wieder fest verschlossen war, „diese unglückselige Reise der ‚Mocha‘ der Umstand, daß der Seewolf, der Wikinger, die Rote Korsarin, Jean Ribault und auch Jerry Reves sich irgendwo weit entfernt von der Schlangeninsel befinden, das alles beunruhigt mich merkwürdigerweise von Stunde zu Stunde mehr.“

      Der Boston-Mann nickte. Er warf einen Blick zur „Wappen von Kolberg“ hinüber, deren Überholung man sowohl wegen des Unwetters, das eine Menge Schäden auf der Insel hinterlassen hatte, als auch deswegen verschoben hatte, weil sie praktisch das einzige mit Kanonen bestückte Schiff darstellte, das zur Zeit überhaupt noch zur Verfügung stand. Die „Wappen von Kolberg“ in dieser Situation aufzuslippen, das konnte man sich nicht leisten. Vielleicht brauchte man sie noch dringend.

      Wieder nickte der Boston-Mann, der ja selten ein Wort mehr von sich gab als unbedingt erforderlich war.

      „Ich werde jetzt auf den Felsendom steigen. Die Rote Korsarin muß in Kürze irgendwo an der Kimm auftauchen. Sie kennt unsere Situation, und sie wird so schnell wie möglich hierher zurückkehren.“

      Der Boston-Mann nickte Hesekiel Ramsgate und einigen seiner Männer zu, die sich um ihn geschart hatten, dann ging er davon. Und noch im Gehen war ihm klar, daß der Alte gar nicht so unrecht hatte: Nie durfte die Schlangeninsel ohne ausreichenden Schutz bleiben. Die Befestigungsanlagen waren dank Siri-Tongs Initiative ja wirklich als außerordentlich wirksam und kampfstark zu bezeichnen, aber sie ersetzten keineswegs die Schiffe, die einem Angreifer entgegensegeln und ihn auf Distanz halten konnten.

      Mit solchen und ähnlichen Gedanken erreichte der Boston-Mann schließlich den Felsendom, und er wollte gerade den Aufstieg zur Beobachtungsplattform beginnen, als ihm eine Schlangenkriegerin der Tempelwache entgegeneilte. Sie sah den Boston-Mann und blieb stehen.

      „Eine große Galeone nähert sich der Schlangeninsel“, sagte sie. „Aber es ist nicht ‚Roter Drache‘ von Siri-Tong. Es ist ein großer Dreimaster, den keiner von uns je in der Karibik gesehen hat. Ein düsteres Schiff, Boston-Mann, mit zwei übereinanderliegenden Geschützdecks. Häuptling Tomota wartet auf dich, ich sollte dich verständigen!“

      Der Boston-Mann unterdrückte eine Verwünschung. Aber er bewegte den Kopf so heftig, daß sein großer goldener Ohrring heftig zu schaukeln begann.

      „Ich werde sofort zur Plattform hinaufsteigen“, sagte er, und dann begann er zu laufen. Er hatte eine Kondition, um die ihn sogar der Wikinger beneiden konnte, und das wollte etwas heißen.

      Er schaffte den Aufstieg in Rekordzeit. Tomota stand mit vor der Brust gekreuzten Armen auf der Plattform. Er bewegte sich nicht, ein großer, sehniger Mann mit langen schwarzen Haaren und scharfgeschnittenem Gesicht. Stumm wies er nach Südwesten, aber das wäre nicht nötig gewesen, denn der Boston-Mann entdeckte die heransegelnde Galeone sofort. Seine scharfen Augen vermochten mühelos Details zu erkennen.

      Es stimmte, dieses Schiff wirkte düster und drohend, darin glich es dem Schwarzen Segler des Wikingers. Außerdem wirkte es durch die hohen Bordwände massig, die hohen Masten mit den breiten Rahen und den dunkelbraunen Segeln vervollständigten das Bild.

      Diesmal stieß der Boston-Mann eine Verwünschung aus, und wieder begann sein goldener Ohrring zu schaukeln.

      „Die meinen uns“, sagte er knapp. „Die segeln hierher, und es wird Ärger geben. Tomota, bleib du hier und kümmere du dich um die Insel. Schick einen deiner Läufer zu Arne von Manteuffel. Ich werde mir ein paar Männer besorgen und diesem Schiff entgegensegeln. Vor dem Felsendom in der Schlangenbucht liegt eine kleine Schaluppe, gerade richtig für diesen Zweck, denn sie rutscht auch beim augenblicklichen Wasserstand noch übers Höllenriff. Übrigens – wir sollten bald einmal im Felsendom ein Fallgatter anbringen, das auch vor ungebetenen Besuchern, die sich mit einem kleinen Boot einschleichen wollen, schützt. Du solltest mit Arkana darüber reden, sobald sie wieder auf der Insel ist …“

      Der Häuptling des Araukanerdorfes sah den Boston-Mann aus seinen schwarzen, unergründlichen Augen an. Dann nickte er kaum merklich und wandte sich sofort wieder der Galeone zu.

      Der Boston-Mann rannte den steilen Pfad, den er gerade erst hinaufgestiegen war, wieder hinab. Und jetzt saß auch ihm das Gefühl nahenden Unheils im Nacken.

      Die Black Queen starrte zur Schlangeninsel herüber, die sich höher und höher aus der Karibik erhob, je näher sie mit ihrer Galeone heransegelte. Wilder Triumph brannte in ihren Augen, aber ihr entgingen auch nicht die Blicke, die die Rote Korsarin ihr zuwarf. Denn Siri-Tong kochte. Es war ihr auch keineswegs ein Trost, daß der Seewolf ebenso wie sie von der Queen dereinst von Don Bosco gezwungen worden war, diesen Halunken zur Schlangeninsel zu segeln. Nein, die Rote Korsarin empfand das als eine Demütigung, die nach Rache schrie. Aber sie wußte auch, daß sie im Moment gegen die Black Queen und diesen verfluchten Caligula, der sie immer wieder mit höhnischen Blicken bedachte, nichts auszurichten vermochte. Das aber steigerte ihren Zorn nur noch mehr.

      Die Schlangeninsel war schon deutlich in allen Details zu erkennen: der hohe Felsendom, das dunkle Tor, groß genug um einen Segler hindurchzulassen. Es wirkte wie der Schlund der Hölle, in dem der Satan schon lauerte, um den Unvorsichtigen, der die Einfahrt wagte, sofort in sein Höllenreich zu zerren.

      Diese und ähnliche Gedanken schossen der Black Queen durch den Kopf, als sie staunend