Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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      Scheiben barsten.

      Das Coupé wurde buchstäblich auseinander gerissen. Metallteile flogen durch Luft. Der Tank explodierte. Einer der Mantel-Oger, der zu nahe am Explosionsherd gestanden hatte, wurde von den Flammen erfasst. Die Druckwelle schleuderte ihn wie eine brennende Puppe durch die Luft. Der Körper prallte gegen die Seitenfront eines Container-Trucks. Sein Schrei verstummte.

      Der Roller-Skates-Oger mit der Shotgun stoppte den Lauf seiner Rollen, wirbelte herum. Für seinen Komplizen konnte er nichts mehr tun. Er starrte auf die lodernden Flammen, dann wandte er sich dem vollkommen unter Schock stehenden Girl auf dem Porsche-Beifahrersitz zu.

      Evita saß zitternd da.

      Neben ihr die blutüberströmte Leiche von Jack Rezzolotti.

      Der Maskierte hob die Shot Gun in Höhe ihres Kopfes.

      "Gib mir die Brieftasche von deinem Typ!"

      Das Androiden-Girl saß vollkommen konsterniert da. Sie starrte auf einen bestimmten Punkt in Höhe der Schulter, der ihren Blick gefangen nahm. Dort befand sich ein Aufnäher auf dem groben Stoff des Westernmantels. "Fuck U!!" stand darauf.

      Evita schluckte.

      "Los, verschwinden wir!", rief einer der anderen Maskierten.

      Aber der Roboter mit der Shotgun ließ sich davon nicht beeinflussen. Er drückte die Waffe ab, riss sie im letzten Moment in die Luft, sodass das die Schrotladung ins Nichts ging. Die Blondine zuckte zusammen.

      "Wird's bald?"

      Zitternd griff das Girl dem toten Rezzolotti in die Jackettinnentasche und holte die Brieftasche hervor. Der Shotgun-Schütze riss es ihr aus der Hand. Dann setzte er sich in Bewegung, glitt auf seinen Rollen zwischen den Wagen her.

      Ein paar Leute, die aus ihren Wagen gestiegen waren, sprangen ihm in letzter Sekunde aus der Bahn.

      ​3

      Mister McKee machte ein ernstes Gesicht. Tylo und ich saßen zusammen mit einer Reihe weiterer G-men im Besprechungszimmer unseres Chefs.

      Tylo ist übrigens ein Zwerg.

      Wieso er es nie bis zu einer der vielen bewohnbaren Supererden geschafft hat, die draußen im Kosmos nur darauf warten, von gentechnisch angepassten Supererden-Zwergen besiedelt zu werden weiß ich nicht.

      Nicht jeder ist da, wo er sein sollte.

      Das gilt ja nicht nur für Tylo, habe ich den Eindruck.

      "Wenn wir Pech haben, dann ist der Tod von Jack Rezzolotti nur der Auftakt eines ausgewachsenen Gangsterkrieges", erklärte Mister McKee. Rezzolotti und sein Syndikat versuchten zurzeit mit allen Mitteln, die Vorherrschaft der Russen und Ukrainer aus Brooklyn im Bereich der illegalen Müllentsorgung zu brechen. Die Gewinnspannen in diesem Zweig des organisierten Verbrechens überschritten seit Jahren schon die des Drogenhandels bei weitem. Ein unerwünschter Nebeneffekt immer höherer Umweltstandards und knapper werdender Lagerkapazitäten auf den legalen Sondermülldeponien.

      Mister McKee trägt eigentlich auch eine Seriennummer, so wie ich. Denn er ist auch ein Androide mit integriertem Autonomen KI-System (AKIS). Aber Mister McKee hat uns immer seine Seriennummer verschwiegen. Das machen viele Androiden. Sie denken , dass sie das menschlicher erscheinen lässt. Obwohl das meiner Meinung nach Unsinn ist. Viele Androiden sehen menschlicher aus als als manche Menschen, die sich durch Implantate und Body-Modifikationenen verändert haben. Die Gestalt eines Androiden orientiert sich schließlich an der natürlichen Gestalt eines Homo sapiens. Viele Homo sapiens finden diese, ihnen angeborene Gestalt aber inzwischen uncool. Das Problem, jemand anderes sein zu wollen, als man ist, scheint universeller Natur zu sein. Ich denke da natürlich an Neptun. An die Diamanten. An die Greifarme, über die ich dort verfüge und an meine Freunde, die Raumtransporter und die anderen Diamantenfänger.

      Bin ich vielleicht in Wahrheit gar kein Androiden Cop, der davon träumt, ein Diamantenfänger auf Neptun zu sein, sondern ist es vielleicht umgekehrt und ich bin eigentlich ein Diamantenfänger auf Neptun, der gerade davon träumt, ein Androiden-Agent beim FBI in New York zu sein?

      Eine philosophische Frage

      Ich glaube, es war niemals vorgesehen, dass ein AKIS sich solche Fragen stellt.

      Aber ich glaube, ab einem gewissen Grad der Komplexität, ist es unvermeidlich, dass solche Fragen aufkommen.

      Mister McKee wandte sich an Agent Max Carter aus dem Innendienst. "Ich hatte Sie gebeten, für die anwesenden Special Agents ein Dossier über Rezzolottis bisherigen Werdegang zusammenzustellen, Max."

      "Habe ich auch gemacht. Es wird gerade noch ausgedruckt. Im Wesentlichen lassen sich unsere bisherigen Erkenntnisse folgendermaßen zusammenfassen: Jack Rezzolotti übernahm vor drei Jahren die Geschäfte seines Vaters Tony, der außer Landes ging, bevor die Justiz gegen ihn vorgehen konnte. Jetzt sitzt Tony Rezzolotti in Marokko und kann davon ausgehen, dass wahrscheinlich auch in den nächsten zwanzig Jahren kein Auslieferungsabkommen zwischen Marokko und den USA abgeschlossen werden wird."

      "Und selbst wenn", ergänzte Mister McKee. "Rezzolotti senior hat frühzeitig dafür gesorgt, die Gewinne aus seinen illegalen Geschäften ins Ausland zu transferieren. Er wäre reich genug, um in Marokko die Justiz in seinem Sinn zu bestechen."

      "Aus diesem sicheren Hafen wird ihn wohl so schnell auch niemand hervorlocken können", war ich überzeugt.

      Mister McKee hob die Augenbrauen. "Wer weiß? Sein Sohn Jack Rezzolotti wurde jedenfalls gestern am frühen Abend auf der Brooklyn Bridge unter sehr eigenartigen Umständen erschossen, was auch für das alte Familienoberhaupt die Lage ändern könnte. Jeder von Ihnen, der die Lokalnachrichten oder das Frühstücksfernsehen eingeschaltet hatte, wird die Bilder von der Rauchwolke gesehen haben, die Richtung Battery Park zog."

      Max Carter projizierte ein Dia an die Wand, das den Tatort nur wenige Minuten nach dem Anschlag zeigte. Ein Ornithopter der City Police hatte das Foto gemacht. Die Rauchfahne war deutlich zu sehen.

      "Die Kollegen der City Police und der Highway Patrol haben gestern Abend noch Dutzende von Zeugen befragt. Einige unserer Agenten waren auch dabei. Danach ergibt sich folgendes Bild: Eine Gruppe von sieben bewaffneten Roller-Skates-fahrenden Ogern schnellte zwischen den im Stau stehenden Fahrzeugen her und begann damit, die wehrlosen Insassen auszurauben. Einer von ihnen drohte mit einer Handgranate für ein Inferno zu sorgen..."

      "Was ihm ja wohl auch gelungen ist", sagte Clive Zefirelli. Der stellvertretende Special Agent in Charge nippte an seinem Kaffeebecher.

      Max Carter kratzte sich am Kinn. "Den Zeugenaussagen nach lief das Ganze nicht so, wie diese Roller-Skates-Gang es wohl geplant hatte. Ein Porschefahrer zog eine Waffe und wehrte sich. Das war Jack Rezzolotti. Er lieferte sich mit den Mobstern ein Feuergefecht. Insgesamt drei von ihnen kamen ums Leben. Dabei wurde die Handgranate ausgelöst. Die sterblichen Überreste der drei Roller-Skates-Fahrer sind beim Coroner und ich hoffe, dass wir möglichst bald wissen, um wen es sich handelt. Durch die Explosion, sowie durch die Luft geschleuderte Metallteile kamen außerdem die nach unseren bisherigen Erkenntnissen völlig unbeteiligten Insassen eines Sportcoupés ums Leben. Einige Dutzend Personen erlitten Verletzungen."

      "Hatten die Täter es denn wirklich auf Rezzolotti abgesehen oder handelte es sich vielleicht doch um einen