Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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      Gute Kollegen.

      >Wie geht’s?<

      >Kann nicht klagen! Und selber?<

      >Bei uns auf Triton haben die Oger-Banden ein Diamantensilo zerstört und die Sauerstofftanks geplündert.<

      >Immer wieder Probleme mit den Ogern. Kenne ich aus New York.<

      Die Oger waren so widerstandsfähig, dass sie über Wochen ohne Sauerstoff und Nahrung und in extremer Kälte überleben konnten. Außerdem waren sie unempfindlich gegenüber Strahlung und in der Lage, ihren Metabolismus mit so gut wie allem aufrecht zu erhalten, was die benötigten Stoffe enthielt. Eine Meisterleistung der Gentechnik. Mit Ogern konnte man Eismonde wie Triton besiedeln. Oger waren es gewesen, die die irdischen Stationen auf Triton errichtet hatten. Oger hatten die Silos für die Diamanten erbaut. Sie hatten die Terminals errichtet, in denen die Diamanten auf die großen Raumtransporter umgeladen wurden, die sie zur Erde brachten.

      Nur leider hatte man die meisten der Oger danach nicht mehr gebraucht. Die ganze Anlage funktionierte nämlich vollautomatisch, gesteuert durch Autonome KI-Systeme.

      AKIS - so wie ich.

      Aber viele Oger waren trotzdem geblieben. Sie hausten jetzt in verlassenen Teilen der Anlagen, hatten ihre eigenen Siedlungen gebaut, zogen in größeren Banden über den Mond und manchmal, wenn ihnen der Sauerstoff oder irgendetwas anderes knapp wurde, dann holten sie es sich. Wenn sie Diamanten erbeuteten, dann ernährten sie sich davon. Schließlich bestanden die aus Kohlenstoff und den brauchten sie für ihren Metabolismus.

      >Bei euch in New York gibt es auch Oger-Banden?<, fragte mich der Raumtransporter.

      >Allerdings. Aber die Krabbler sind schlimmer.<

      Der richtige Name lautete Autonome Reproduktionsfähige Bots.

      Aber alle nannten sie nur die Krabbler.

      Wozu die mal nützlich gewesen waren, konnte einem niemand mehr sagen. Speziell in New York hatten sie Ratten jagen sollen. Jetzt gab es kaum noch Ratten in New York - dafür die Krabbler. Und die waren unangenehmer.

      *

      Ich ließ mich wieder in die Tiefe der Neptun-Atmosphäre hinabsinken. Der Kontakt zum Raumtransporter riss irgendwann ab. Einerseits deshalb, weil sich der Raumtransporter natürlich entfernte, schließlich sollte er den Diamanten nach Triton bringen. Andererseits erschwerten die Entladungen in der Neptun-Atmosphäre den Funkkontakt. Da knisterte immer einiges. Die schweren Stürme sorgten für Gewitter ungeahnten Ausmaßes. Es hat schon Roboter gegeben, die komplett ausgeschaltet worden sind, weil sie so einen Neptunblitz abbekommen haben. Da kann man gar nicht vorsichtig genug sein.

      Besser man weicht den Monsterstürmen aus.

      Wenn man kann.

      Das ist allerdings gar nicht so einfach.

      Im nächsten Moment war ich dann plötzlich wieder in New York.

      Gerade noch weit draußen, am Rand des Sonnensystems, in einer Entfernung, die dem Dreißigfachen des Abstandes Erde-Sonne entspricht und eine Sekunde später war ich wieder in den Straßen von New York City.

      Der Wechsel war schon sehr abrupt.

      Ich wäre durchaus gern da draußen geblieben, muss ich zugeben.

      Ein Traum, dachte ich. Es muss ein Traum gewesen sein!

      Ungewöhnlich war, dass dieser Traum seit einiger Zeit immer wieder kam und dabei so realistisch wirkte, dass die Wirklichkeit dagegen verblasste.

      Ich war wieder in New York, sah aus dem Fenster meiner Wohnung, sah die Raumschiffe der Ktoor und der Nugrou, sah den Schwarm der insektenartigen Ornithopter und der Luftschiffe über die Stadt, sah den Straßenverkehr und den Stau der unzähligen autonomen Fahrzeuge, die man alle nicht abschalten durfte, weil sie Bürgerrechte besaßen (Das Wort Automobil bzw. Auto hatte früher gemeint, dass eigentlich ein Mensch am Steuer saß, was eigentlich immer irreführend war.).

      Autos waren zwischenzeitlich wegen der Luftverschmutzung und des Klimaschutzes mal ziemlich in Verruf gekommen.

      Aber seit der Sache mit dem Virus hatte sich das geändert. Seitdem waren sie wieder (zumindest für überwiegend organische und damit infizierbare Bürger) das Verkehrsmittel der Wahl in New York, auch wenn sie zuviel Platz verbrauchten. Nur arme Leute benutzten die U-Bahn. Oder Androiden. Roboter. Mechanische. Oder gentechnisch Immunisierte.

      Der Straßenverkehr war also nach wie vor ein Kennzeichen dieser Stadt, obwohl man einige Zeit geglaubt hatte, Automobile würden aus der Mode kommen.

      Aber das geschah nicht.

      Auch wenn Autos sich längst selber steuern, so ist es doch ein für viele Infizierbare ungemein beruhigender Gedanke, dass man in einer hygienisch einwandfreien, abgeschlossenenen Kabine reisen konnte.

      Ich stand am Fenster und blickte hinaus auf die Stadt, die niemals schlief, wie man immer sagte. Über dem Central Park schwebten ein paar Drachen, aber eine städtische Drohne jagte sie mit einem Schockkraftfeld fort. Wo die hinkackten, wuchs nämlich buchstäblich kein Gras mehr.

      Gerade noch hatte ich einen kühlschrankgroßen Diamanten in den Greifarmen meines Robotkörpers gehalten, jetzt sah ich meine Hände an und sie kamen mir exotisch vor.

      Wer bist du?, fragte ich mich.

      Wer bist du wirklich?

      Ich hatte es mal zu wissen geglaubt.

      Aber das schien nicht mehr zu gelten.

      Alles schien sich geändert zu haben.

      Nichts blieb, wie es gewesen war.

      *

      Zwei Dinge hatten alles unwiderruflich verändert - und das viel schneller, als manche geglaubt hatten.

      Das eine war die Pandemie, die die Menschheit heimgesucht hatte und deren Folgen immer noch nicht völlig überwunden waren.

      Das andere war die Ankunft der Aliens, deren Schiffe seitdem über New York City schwebten.

      Und man sagte, dass beides irgendwie miteinander zusammenhing.

      Aber da gab es unterschiedliche Meinungen.

      Fast immer schweben mehrere große Raumschiffe über New York City. Manchmal sind sind es zwei, manchmal mehr. Die Stadt liegt in ihrem Schatten. Meistens sind es die Schiffe der gestaltwandelnden Nugrou oder der krakenartigen Ktoor. Aber es kommen auch manchmal die Rreemh (die aussehen wie Horus aus der altägyptischen Mythologie) , die vogelartigen Qriid oder die K’aradan, die von Menschen kaum zu unterscheiden sind. Die facettenäugigen Luhr verfügen über eine sehr fortgeschrittene Hyperraumtechnik, die allerdings nicht ungefährlich ist, wenn sie in die Hände der falschen Leute gerät. Und die humanoiden Yroa sind Meister der Biotechnologie und des Klonens. Sie handeln mit DNA-Daten. Außerdem reisen sie zwischen verschiedenen Raumzeiten des Multiversums und haben Kolonien in parallelen Universen. So behaupten sie zumindest.

      Wer bin ich, dass ich das überprüfen könnte?

      Aber eins steht fest:

      Das Universum ist offenbar ein ziemlich dicht besiedelter Raum - relativ betrachtet.

      Meistens sind es die Raumschiffe die Ktoor und der Nugrou, die New York City besuchen. Sie bringen Handelsgüter. Auch Drogen. Technische Gadgets. Manche sagen, sie hätten auch einige Viren gebracht. Viren, die das Verhalten biologischer Organismen verändern und zum Beispiel die Neigung, bestimmte Produkte zu kaufen befördern.

      Die Raumschiffe der Ktoor oder der Nugrou bringen auswanderungswillige Menschen oft zu weit entfernten extrasolaren Planeten.