Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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die auf der Erde gebaut werden. Vielleicht erreicht man auf diesem Planeten auch irgendwann mal deren Standard, aber das wird sicher noch eine Weile dauern.

      Ach, ja eine Sache, die viel verändert hat, habe ich noch nicht erwähnt.

      Die Gentechnik.

      Seitdem gibt es all die Geschöpfe.

      Geschöpfe ist das richtige Wort, denn sie wurden geschaffen.

      Und wir geben ihnen die Namen alter Sagengestalten.

      Zum Beispiel Gnome und Zwerge - geschaffen, um Supererden in extrasolaren Systemen zu besiedeln, die eine Schwerkraft von 6 oder 7 g haben.

      Oder die Elfen - geschaffen, um unter anderem widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu sein und die Gehirn- und Sinnesleistung zu optimieren. Oder Orks und Oger, die die sich an äußerst unfreundliche planetare Umgebungen anpassen können - aber deren Banden unsere Ghettos unsicher machen. Vampire und Nachtmahre sind vermutlich das Ergebnis von Laborunfällen.

      Spätestens seit der letzten Drachenplage diskutiert man, in wie weit man es mit dem Einsatz der Gentechnik nicht etwas übertrieben hat. Wenn so ein Schwarm Flugdrachen über der Stadt schwebt, dann kacken die alles voll. Das ist dann im wahrsten Sinn des Wortes ätzend. Leider bekommt man die wohl nie wieder alle eingefangen.Und wenn eines dieser Ungeheuer in das Energiefeld eines Ktoor-Raumschiffs gerät und dann abstürzt, ist das alles andere als vergnüglich. Hin und wieder kollidieren sie auch mit Luftschiffen (die im Zeichen der Klima-Krise wieder in Mode gekommen sind).

      Jede Zeit hat eben ihre kleinen oder größeren Katastrophen.

      *

      Mein Name ist Jesse Ambalik 7774.

      Die Tatsache, dass ich eine Nummer trage bedeutet, dass ich ein Androide bin.

      Jesse ist mein Vorname. Ambalik die Typ-Bezeichnung. Und 7774 ist die Seriennummer.

      Manche von uns sehen in der Typbezeichnung ein Äquivalent zu den Familiennamen, die unter organischen Personen üblich sind. Aber das muss man nicht so sehen.

      Bei der Polizei sind Organische inzwischen in der Minderheit. Der Job ist einfach zu gefährlich. Und Organische zu anfällig.

      Anfällig für Projektile.

      Anfällig für Vorurteile.

      Anfällig gegen Krankheitserreger. Und da man die Viren nach der letzten Epidemie im Staat New York nie wieder unter Kontrolle bekommen hat, ist das schon ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, einigermaßen vernünftige Dienstpläne zu erstellen.

      *

      17.00 Uhr. Rush Hour im Big Apple. Der Verkehr stand mal wieder auf der Brooklyn Bridge. Wahrscheinlich bestand dieser Verkehr inzwischen zu mehr als neunzig Prozent aus Autonomen Fahrzeugen. Die wenigen Autoselbstfahrer unter ihnen setzten sich einer einzigartigen Mutprobe aus. Es gab immer öfter Forderungen, das Selbstfahren zu verbieten. Aber das Recht, ein Auto selbst zu fahren, dürfte ebenso tief in unserer Kultur verwurzelt sein, wie das Recht, Waffen zu tragen. Die Instandsetzungsarbeiten, die zurzeit an der Brückenkonstruktion durchgeführt wurden, sorgten immer wieder für Staus. Spezialfahrzeuge hielten am Fahrbahnrand. Engpässe waren bei hohem Verkehrsaufkommen vorprogrammiert. Jack Rezzolotti klopfte nervös auf dem Lenkrad seines Cabriolets herum. Das Lenkrad war nur Staffage. Es hatte keine Funktion. Der Wagen fuhr autonom. Das dunkelhaarige Androiden-Girl auf dem Beifahrersitz verdrehte genervt die Augen.

      "Du hättest auf mich hören und über Queens fahren sollen", maulte sie. "Ich hab dir doch..." Sie sprach nicht weiter, riss verwundert die Augen auf. Rezzolotti war genauso verwirrt. Sieben junge Oger schnellten auf Roller-Skates durch die engen Gassen zwischen den stehenden Fahrzeugen. Ihr Körperbau und die grünliche Haut ließen daran keinen Zweifel. Ihr Tempo war halsbrecherisch. Sie trugen lange Western-Mäntel, Helme und Sonnenbrillen mit Spiegelgläsern, die einen Großteil des Gesichts verbargen. Der erste von ihnen stoppte, riss eine Automatik hervor und feuerte wild um sich.

      Marodierende Oger-Banden waren nicht nur auf Triton ein Problem.

      Genau wie Krabbler und Vampire und Orks und jede Menge Viren.

      Niemand würde sie alle jemals unschädlich machen können.

      Vielleicht hatte es irgendwann einen Punkt gegeben, bis zu dem man die Kontrolle noch hätte behalten können.

      Vielleicht.

      Man hatte diesen Zeitpunkt jedenfalls wohl definitiv verpasst.

      ​2

      Auch die anderen Oger holten ihre Waffen hervor. Automatische Pistolen und eine abgesägte Shot Gun. Einer der Roller-Skates-Fahrer schwenkte eine Handgranate in der Linken.

      "Macht die Fenster auf - oder es gibt einen großen Knall!", rief er.

      Ein Oger, auf dessen Helm "Wild Eagle" stand, feuerte mit seiner Automatik durch die Seitenscheibe eines BMW. Zwei Löcher waren im Glas. Die Kugeln steckten irgendwo in den Polstern. Der Fahrer saß schreckensbleich zusammengekauert in der Kabine.

      Der Oger glitt auf seinen Roller-Skates heran und verpasste der durchschossenen Scheibe einen Ellbogencheck. Sie brach auseinander. Mit dem Waffenarm langte er ins Innere, hielt dem Insassen des BMW die Mündung entgegen.

      "Die Brieftasche, du Fettarsch!"

      Der Mann griff in die Innentasche seines Tausend-Dollar-Maßanzugs und reichte die Brieftasche hinüber.

      Jack Rezzolotti beobachtete die Szene mit zusammengekniffenen Augen.

      "Verdammte Schweinehunde!", zischte er zwischen den Zähnen hindurch.

      Das Androiden-Girl auf dem Beifahrersitz seines offenen Porsche begann zu wimmern. Entsprach ganz ihrer Programmroutine.

      "Jack! Unternimm doch was!"

      "Halt die Klappe, Evita!"

      Einer der Oger schnellte mit der Waffe in der Hand auf den Sportwagen zu.

      Rezzolotti griff unter sein Jackett, riss eine Automatik hervor. Er feuerte sofort. Der Roller-Skates-Fahrer bekam einen Kopftreffer, taumelte zurück und schlug gegen das Heck eines Vans.

      Evita riss Augen und Mund weit auf.

      Das dunkelhaarige Androiden-Girl schrie hysterisch.

      Der Kerl mit der Handgranate zog mit den Zähnen den Auslöser ab. Rezzolottis Gesicht verzog sich zur grimmigen Maske. Er schwenkte die Waffe herum und feuerte erneut. Sein Schuss erwischte den Roboter mit der Handgranate im Torso. Sekundenbruchteile bevor der Roller-Skates-Fahrer die Handgranate in Rezzolottis Richtung schleudern konnte, ließ ihn die Wucht des Geschosses zurücktaumeln. Er landete auf dem Kotflügel eines Coupés, rutschte blutüberströmt zu Boden.

      Einer seiner Komplizen feuerte fast im selben Moment auf Rezzolotti. Ein Ruck ging durch den Körper des Italoamerikaners. Die Kugel erwischte ihn in der Brust, knapp oberhalb des Herzens.

      Das Girl auf dem Beifahrersitz schrie.

      Im