Seewölfe Paket 7. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954394968
Скачать книгу
Mitte auseinander.

      In dem Feuerblitz, der himmelan stob, in dem auseinanderfasernden fetten schwarzen Rauch wirbelten Trümmerteile und menschliche Gestalten durch die Luft. Ein einziger Schrei begleitete den Explosionsdonner.

      Sotoro, Otonedju, Yaira und die anderen malaiischen Freibeuter waren mit den spanischen Widersachern von dem zerspringenden Schiff katapultiert worden.

      5.

      Lucio do Velho fuhr auf dem Achterdeck seiner Viermast-Galeone herum, als der vom detonierenden Pulver verursachte Feuer- und Rauchpilz aus der See wuchs. Er stöhnte auf, aber sein Entsetzen war nur von kurzer Dauer, weil er im selben Moment feststellte, daß auch der dreimastige Praho mit von dem donnernden Unheil erfaßt wurde.

      Ja, auch die „Yaira“ zerhieb es. Bis zu den in der Nachbarschaft der gesprengten Galeone segelnden Schiffen wirbelten ihre Trümmer. Selbst auf dem Flaggschiff duckten sich die Decksleute und Offiziere instinktiv vor heransegelnden Resten.

      Eine halbe Spiere und einige andere Teile krachten auch tatsächlich auf das Deck der „Candia“. Lucio do Velho war ebenfalls in Deckung gegangen, weil er um seine helle Kommandantenmontur und die Unversehrtheit seines Gesichtes bangte. Er behielt jedoch den Überblick und zwang sich zur Ruhe.

      Kaum war die Gefahr der fliegenden Trümmerteile vorbei, lief er ans Heck seines Viermasters und blickte in die Fluten hinunter. Er stellte fest, daß menschliche Körper als Wrackreste im Kielwasser seines Schiffes schwammen – und einige dieser Körper regten sich noch.

      Teils verletzt, teils nur zwischen Benommenheit und einsetzender Besinnungslosigkeit schwebend, versuchten diese Gestalten sich an Holzteilen festzuklammern, die im Wasser trieben.

      „Ignazio!“ rief der Portugiese seinem Bootsmann zu. „Sofort ein Boot abfieren lassen!“

      „Si, Senor, aber dazu müssen wir Fahrt aus dem Schiff nehmen!“

      „Natürlich, du Idiot. Ich will die Schiffbrüchigen an Bord nehmen“, entgegnete do Velho.

      Soviel Menschlichkeit kannte der Mann aus Porto von seinem Befehlshaber sonst eigentlich nicht. Aber Ignazio hütete sich, auch nur noch einen einzigen Kommentar zu dem Beschluß Lucio do Velhos abzugeben. Vielmehr leitete er die Order an den Zuchtmeister weiter, das Schiff zu stoppen und ein Beiboot abzufieren, dann eilte er, Ignazio, zu seinem Herrn aufs Achterdeck.

      „Ich sehe vier, fünf malaiische Piraten“, stieß do Velho soeben aus. „Diese Hunde will ich haben. Als Geiseln. Und um mich für das zu bedanken, was sie uns gemeinsam mit dem Seewolf angetan haben. Ignazio!“

      „Comandante?“

      „Wir müssen die Kerle auffischen, bevor es ihre Spießgesellen tun. Du weißt, was das bedeutet.“

      Diesmal begriff der schwere, sonst kaum selbständig handelnde Mann aus Porto sofort. Er entblößte seinen Oberkörper, streifte dann auch seine Stiefel aus weichem Ziegenleder und die aufgebauschte Leinenhose ab, bis er nur noch eine kurze Hose trug, die ihn bei seinem Vorhaben nicht behinderte.

      Ein Messer im Gurt und zu allem entschlossen, so kletterte Ignazio auf das achtere Schanzkleid. Er zögerte nicht, stieß sich mit den Füßen ab und stürzte in elegantem Bogen der schillernden Wasserfläche entgegen.

      „Beachtlich“, sagte do Velho, als sein Untertan eintauchte. „Dazu taugt er eben.“

      Inzwischen war die „Candia“ nahezu in den Wind gegangen. Die Segel wurden aufgegeit, ein Boot senkte sich rasch der See entgegen. In Lee enterte die vom Zuchtmeister zusammengestellte Besatzung ab, bemannte das Boot, legte ab und pullte auf den schwimmenden Ignazio zu.

      „Gebt ihnen Feuerdeckung!“ schrie Lucio do Velho.

      Zehn Soldaten stürzten daraufhin mit Musketen und Arkebusen an das Steuerbordschanzkleid der Kuhl und legten auf etwaige Gegner an. Aber ein Umstand half dem protugiesischen Kommandanten: schwer und träge breiteten sich die Rauchschwaden der Explosion immer noch nach allen Seiten aus. Sie hingen tief über den Wellen, und der Wind schaffte es nicht, sie fortzuräumen.

      Die malaiischen Freibeuter in den Prahos, die Männer von Otonedjus Stamm und die Krieger der Orang Laut bemerkten daher erst wertvolle Sekunden später, was sich in Lee der viermastigen Galeone tat.

      Auch Hasard und seine Männer konnten durch die Rauchschwaden so gut wie gar nichts mehr erkennen. Erschüttert hatten sie nur verfolgt, wie die Explosion die zwei Schiffe zerfetzt hatte. Das verzweifelte Bestreben der Spanier an Bord der vierten Galeone jedoch, der „Isabella“ doch noch einen vernichtenden Treffer zu verpassen, vereitelte das Vorhaben des Seewolfs, die Unglücksstelle aufzusuchen und nach dem Rechten zu sehen.

      So ergab sich aus einem tragischen Zusammentreffen von Fakten, daß Ignazio ungehindert die treibenden Schiffbrüchigen erreichte. Er glitt auf einen blutenden Mann zu, der gerade im Begriff war, unter den Wasserspiegel zu rutschen. Ignazio registrierte, daß es sich bei diesem schwarzbärtigen, wild aussehenden Kerl um einen der malaiischen Piraten handelte, und er war eher versucht, diesem das Messer in den Leib zu rammen, um das Werk zu vollenden, das die Wirkung der Explosion begonnen hatte.

      Aber rechtzeitig besann er sich auf den Befehl, den do Velho ihm mit auf den Weg gegeben hatte.

      Ignazio schwamm zu dem Malaien. Der Mann war bewußtlos. Ignazio griff in seinen vollen Haarschopf, zerrte ihn zu sich heran und schleppte ihn ohne sonderliche Mühe zu dem heranpullenden Boot hin ab.

      Die Bootsbesatzung stellte die Riemen in den Dollen hoch, so daß der Mann aus Porto bis an das Dollbord gelangte. Ignazio hievte den ohnmächtigen Eingeborenen ein wenig empor, und die Kameraden von der „Candia“ packten zu und nahmen den Reglosen über, wobei sie alles andere als sanft mit ihm umsprangen.

      Auf die gleiche Weise holte der Mann aus Porto auch die anderen Überlebenden der Katastrophe bis an das Boot. Insgesamt wurden es sieben Mann, fünf Malaien und zwei Spanier. Die letzteren zählten zu den einfachen Decksleuten, nicht zu den Offizieren oder Soldaten der Galeone. So sehr Ignazio sich auch umschaute, er konnte weitere Besatzungsmitglieder der vernichteten spanischen Galeone nicht entdecken.

      Auf der „Candia“ krachten plötzlich die Musketen und Arkebusen. Ein einmastiger Praho hatte die Rauchbarriere durchstoßen und schickte sich an, zu dem Beiboot des Flaggschiffes zu segeln. Die Malaien schienen begriffen zu haben, was hier geschah, und stimmten ein wütendes Geschrei an.

      Ignazio beeilte sich, zu dem Boot zurückzugelangen. Er klomm an Bord, die Jolle schwankte bedenklich, dann begannen die Spanier in fiebernder Hast zu pullen. Ob sie heil zur „Candia“ zurückgelangten, war inzwischen in Frage gestellt, da die Rebellen von Malakka sich auch durch das stakkatohafte Musketenfeuer nicht abhalten ließ, an der „Candia“ vorbeizurauschen.

      Erst als drei Kanonen des unteren Batteriedecks der „Candia“ ihren Gluthauch auf den Praho ausspien, ließen sich die Malaien vom Kurs abbringen. Die Bootsbesatzung do Velhos gewann Zeit und Vorsprung und pullte wie rasend auf die Bordwand des imposanten, behäbig daliegenden Viermasters zu.

      Von der Luvseite her setzten die Freibeuter der „Candia“ inzwischen auch wieder zu.

      Aus Lucio doVelhos Sicht gehörte viel Nervenstärke dazu, ein gerüttelt Maß an Kaltblütigkeit, mit aufgegeiten Segeln auf die Übernahme von Boot und Insassen zu warten. Doch do Velho besaß diese Abgeklärtheit. Er geriet auch dann nicht aus der Fassung, als kleine Kanonenkugeln der Prahos klaffende Lücken in das Backbordschanzkleid seines Schiffes hackten.

      Die Männer aus der Jolle enterten an der Jakobsleiter auf, Ignazio folgte als letzter. Er schleppte den schwarzbärtigen, muskulösen Malaien auf der Schulter mit, als handle es sich um ein nicht sonderlich schweres Bündel Segeltuch. Die übrigen Schiffbrüchigen wurden vermittels Tauen hochgehievt, dann wurde auch das Boot so schnell wie möglich binnenbords geholt – und Lucio do Velho ließ das Großsegel und die Fock setzen.

      Kommandorufe hallten über Deck der „Candia“. Sie ging überstag und wandte sich