Seewölfe Paket 13. Roy Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Roy Palmer
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954395026
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plötzlich her? Du hast doch auch Freiwache, oder?“

      „Sicher, aber damit dürfte es jetzt wohl vorbei sein.“

      „Richtig.“ Hasard trat auf die Kuhl hinaus und sagte: „Alle Mann an Deck – aber es sind ja schon alle angetreten, wie ich sehe.“

      „Aye, Sir“, sagte Ben Brighton. „Vollzählig.“

      „Dann sofort ab auf die Gefechtsstationen! Ed, laß die Stückpforten hochziehen, Vorsorge tut not!“

      „Aye, Sir“, sagte der Profos.

      „Ben, Ruder vier Strich Steuerbord, wir gehen zurück auf unseren alten Kurs.“

      „Aye, Sir. Aber wäre es nicht besser, nach Osten abzulaufen, um …“

      „Mister Brighton“, unterbrach ihn der Seewolf. „Nach meinen Berechnungen befinden wir uns nicht mehr weit von Kap Kormakitis entfernt, einem der nördlichsten Zipfel der Insel Zypern. Sollte es mir gelingen, die Landzunge zu erreichen, ehe Lord Henry und Selim uns wirklich am Achtersteven sitzen, dann werde ich versuchen, dort ein Ablenkungsmanöver zu unternehmen.“

      „Damit die Hunde auf Legerwall laufen?“ fragte Ferris Tucker. „Na, hoffentlich klappt es.“

      Hasard wandte sich zu ihm um. „Du legst jetzt am besten deine Höllenflaschen bereit, Mister Tucker. Und du, Shane, enterst mit Pfeil und Bogen in den Großmars auf. Batuti!“

      „Sir?“

      „Rauf in den Vormars, mit Pfeil und Bogen! Will!“

      „Hier, Sir“, sagte Will Thorne, der Segelmacher der „Isabella“.

      „Du übernimmst die vorderen Drehbassen. Al Conroy soll nicht auf die Back, ich brauche ihn an den Culverinen. Dan, entere in den Besanmars auf! Wir haben eine Menge Zeit verloren, und wenn Henry und Selim die Rufe des Alten gehört haben, dann müßtest du sie als erster sichten.“

      Dan zeigte klar, drehte sich um und lief zum Achterdeck hinauf. Ben Brighton hatte den Kurswechsel an Pete Ballie weitergegeben. Pete, der Rudergänger, winkte aus dem Ruderhaus zurück und gab damit bekannt, daß er verstanden hatte. Schon drehte sich das schwere Rad unter seinen derben Händen.

      Unter Ben Brightons Kommando eilte ein Teil der Crew an die Brassen und Schoten, um die Stellung der Segel entsprechend zu verändern. Die „Isabella“ luvte leicht an und lief mit raumem Wind südwärts. Sie segelte wieder über Backbordbug liegend wie am Nachmittag und erhöhte dank der frischen Nachtbrise ihre Geschwindigkeit, wurde jedoch leicht behindert durch die Tartane, die sie in ihrem Kielwasser mitschleppte.

      Carberrys rüde Befehle trieben den Teil der Crew, der für die Gefechtsstationen zuständig war, an die je acht Culverinen der Backbord- und der Steuerbordseite. Geladen waren die schweren Siebzehnpfünder schon seit dem Nachmittag. Jetzt mußten nur die Stückpforten hochgezogen und die Haltetaue gelöst werden, dann konnten die Kanonen ausgerannt und durch ihre Brooktaue gesichert werden.

      Seewasser zum Befeuchten der Wischer und Schwämme wurde hastig in Pützen und Kübeln von außenbords heraufgezogen und dann auf den Stationen bereitgestellt. Philip und Hasard junior hatten die Achterdeckskammer verlassen und begannen damit, den Sand auf dem Hauptdeck auszustreuen, der den Männern beim Gefecht einen sicheren Stand gewährleisten sollte.

      Hasard trat zu ihnen. „Habt ihr aus dem Alten etwas herauskriegen können?“ fragte er sie.

      „Bislang nur, daß er ein zypriotischer Fischer ist“, antwortete Philip junior.

      „Wer hat ihn mit Knüppeln geschlagen?“

      „Wissen wir nicht“, erwiderte Hasard junior. „Er hat zwar versucht, uns einiges auseinanderzusetzen, aber ehe wir seinen Dialekt begreifen, vergeht noch einige Zeit. Man hat ihn wohl überfallen, aber wer und wie viele es waren, ist auch durch Gestikulieren nicht aus ihm herauszubringen.“

      „Wir werden später versuchen, es zu erfahren“, sagte der Seewolf. „Wie beurteilt der Kutscher seinen Zustand?“

      „Er sagt, der Mann müsse ein Herz wie ein Stier haben“, erwiderte Philip junior. „Jedenfalls atmet er jetzt wieder ganz normal und wird wohl keine zweite Attacke erleiden. Mit anderen Worten, er ist schon wieder ganz gut auf dem Damm.“

      „Beeilt euch mit dem Sand“, sagte der Profos. Er hätte es gern gebrüllt, wie üblich, und es kostete ihn erhebliche Überwindung, seine Stimme zu dämpfen, aber Befehl war nun mal Befehl, und er wollte nicht erneut vom Seewolf zurechtgewiesen werden.

      Al Conroy kontrollierte die Zubehöre der Kanonen. Kugeln, Kartuschen, Kuhfüße, Handspaken, Schwämme und Keile lagen ordnungsgemäß bereit, und auch die Pulverhörner waren gefüllt. Die Glut in den Kupferbecken mit der Holzkohle war aufgeschürt worden, ihr rötlicher Schimmer schien in ordentlichen Achterreihen flach über beiden Seiten der Kuhl zu schweben. Jetzt brauchten nur noch die Lunten hineingestoßen zu werden, und die Geschütze konnten ihren eisernen Gruß ausspucken.

      Aber würde es wirklich zum Kampf kommen?

      Die Männer auf den Gefechts- und Manöverposten teilten die Besorgnis, die vom Seewolf Besitz ergriffen hatte. Nie waren seine Vermutungen und Voraussagen unbegründet gewesen, nie hatte er die „Isabella“ ohne Motiv zum Gefecht rüsten lassen. Stets hatte sich seine Umsicht, die auf Erfahrungswerten beruhte, ausgezahlt – und so sollte es auch diesmal sein.

      Er konnte sich nur zu leicht ausrechnen, wie schnell die Distanz zwischen ihnen und dem Gegner zusammengeschrumpft war – und da es kaum Zweifel an der wahren Identität des Feindes gab, konnte er sich auch ausmalen, daß dieser nicht von ihnen abgelassen hatte.

      Noch schien die „Isabella VIII.“ allein durch die Nacht zu segeln, unbehelligt von anderen Schiffen, die sich drohend auf sie zuschoben. Ringsum war die Finsternis, nichts regte sich, kein Laut drang von außerhalb an die wachen Ohren der Männer.

      Doch dann bestätigte ein Ausruf Dan O’Flynns mit einemmal, wie richtig Hasards Entscheidung gewesen war.

      „Deck!“ rief er. „Sie segeln von achtern auf!“

      Das genügte. Sofort kauerten die Männer wie auf dem Sprung, ihre Sinne waren auf das äußerste angespannt. Hasard war mit zwei langen Sätzen auf dem Achterdeck, überquerte es und stieg zu Old Donegal Daniel O’Flynn auf die Kampanje, die erhöhte Heckpartie der Galeone.

      Auch Bill, der neben Big Old Shane im Großmars hockte und nach achtern blickte, erkannte nun die Konturen der Schiffe, die hinter der „Isabella“ aus dem Dunkel auftauchten. Etwas später sahen auch Hasard und der alte O’Flynn die große Dreimastgaleone und die. Schebecke, die in Dwarslinie heransegelten und sich anschickten, in das auseinanderfließende Kielwasser der „Isabella“ vorzudringen.

      Sie liefen gute acht Knoten, mehr als die „Isabella“, eine Begegnung war unabwendbar.

      Hasard brauchte kein Spektiv – und im Dunkeln hätte es ihm ohnehin nichts genützt –, um einwandfrei die „Cruel Jane“ und die „Grinta“ wiederzuerkennen. Noch war die schwarze Flagge mit den gekreuzten Säbeln, Henrys Wahrzeichen, durch das Zeug der „Jane“ verdeckt, doch es stand außer Zweifel, daß der Pirat sie bereits gehißt hatte.

      „Na fein“, brummte der alte O’Flynn. „Das haben wir uns nun also dadurch eingehandelt, daß wir den alten Knaben da unten aus dem Teich gefischt haben. Wunderbar. Wie war das doch? Du wolltest keine unnötigen Verluste auf unserer Seite, nicht wahr?“

      „Donegal“, sagte der Seewolf mit unterkühltem Tonfall. „Hast du etwa die Hosen schon voll?“

      „Ich? Ist das dein Ernst? Mich kannst du an die Großrah hängen oder unterm Schiffskiel durchziehen, da spucke ich dem Teufel immer noch ins Gesicht.“

      „Dann halte die Luft an und ziele sorgfältig – auf die ‚Cruel Jane‘.“

      „Schießen wir zuerst?“

      „Nein. Wir warten ab.“

      „Lord