Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745215021
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Zimmer ein donnerndes Echo. Das Geschoss drang in die Wand. Im nächsten Moment polterte die Waffe zu Boden.

      Ernst Fuchs ging nun mit beiden Fäusten auf mich los. Ich hatte keine Mühe, seinen Angriff zu stoppen. Als er merkte, dass er den falschen Weg gewählt hatte, um mich auszuschalten, versuchte er, sich auf die am Boden liegende Waffe zu stürzen.

      Mein vorschnellendes Bein brachte ihn zu Fall. Ich warf mich über ihn, setzte einen simplen Polizeigriff an und Fuchs damit außer Gefecht. Dann nahm ich seinen Revolver an mich und ging hinaus zur Tür, als es schon zum dritten Mal heftig klingelte.

      Vor der Tür stand Frank Steinfurt.

      Als er mich sah, machte er kehrt und raste die Treppe hinab. Ich folgte ihm. Ich war überrascht, wie schnell und gewandt er sich vorwärts bewegte. Ich hatte Mühe, sein Tempo mitzuhalten.

      Wir sprinteten aus dem Haus.

      Drei Polizeifahrzeuge rollten heran und stoppten. Ein Schupo sprang aus dem vordersten Wagen. Er hatte seinen Schlagstock bereit in der Hand.

      "He, was geht hier vor?", rief er.

      Ich blieb stehen. "Verhaften Sie Ernst Fuchs", stieß ich hervor. "Er hat Wolfgang Krause und Theodor ‚Eimer‘ Weissner erschossen. Hier ist die Mordwaffe."

      Ich legte sie vor ihm auf den Boden. Noch ehe er weitere Fragen stellen konnte, rannte ich weiter. Hinter mir hörte ich das Schrillen von Polizeipfeifen. Ich kümmerte mich nicht darum. Steinfurt hatte einen Vorsprung von knapp dreißig Metern gewonnen. Er jagte in eine schmale, dunkle Straße hinein und wurde an ihrem Ende von einem leerstehenden Haus buchstäblich verschluckt.

      Ich stoppte, als ich den Hauseingang betreten hatte. Tiefe Dunkelheit hüllte mich ein. Es roch auch hier nach Moder und Verfall, kaum besser als in Weissners Laden. Kein Laut war zu hören. Die Polizeipfeifen waren verstummt.

      "Kommen Sie heraus, Steinfurt", sagte ich.

      Stille.

      "Weissner und Krause sind tot", sagte ich.

      Ich hörte tastende Schritte. Sie kamen näher.

      "Folgen Sie mir auf die Straße", sagte ich.

      Steinfurt gehorchte.

      "Was wollten Sie von Ernst?" fragte ich.

      "Mich bedanken."

      "Für die beiden Morde?"

      "Ja", sagte Franky Steinfurt. "Er hat sie mir praktisch abgenommen. Jetzt bin ich ganz ruhig. Ich kann wieder frei atmen."

      "Warum sind Sie dann vor mir davongelaufen?"

      "Ich weiß es nicht. Es war eine Reflexbewegung. Wenn man wie ich gelernt hat, im Untergrund zu leben, fühlt man sich ständig auf der Flucht."

      "Gehen wir", sagte ich.

      24

      Was nun die blonde Karla erlebte, erfuhr ich natürlich erst viel später. Ich erzähle es schon an dieser Stelle, weil es so in meine Geschichte passt.

      Karla Klausner war müde, aber sie wusste, dass sie keinen Schlaf finden würde. Das Warten war ebenso schlimm wie die starke Glühbirne, die von der Decke des fensterlosen Kellerraums herabbaumelte und für ein hässliches, kaltes Licht sorgte.

      Der Raum war nur mit einem alten Bettgestell möbliert, auf dem eine fleckige Matratze und eine Wolldecke lagen. Die Tür war aus solidem Eisenblech. Sie hatte kein Schloss und war von außen verriegelt worden.

      Als Schritte ertönten, erhob sich Karla. Sie näherte sich der Tür und erinnerte sich der vielen Judotricks, die sie gelernt hatte. Es musste klappen. Sie musste es schaffen, sich zu befreien.

      Der Riegel quietschte, die Tür öffnete sich.

      "Hallo", sagte der Mann, der grinsend auf die Schwelle trat. "So allein?"

      "Sehr witzig", sagte Karla. "Was soll der Quatsch? Warum haben Sie die Pistole mitgebracht, Michael?"

      "Um sicherzugehen, dass Sie keinen Unsinn machen", spottete er.

      "Leute Ihres Kalibers bekommen eine gründliche Ausbildung, nicht wahr?"

      "He, wovon reden Sie überhaupt? Stecken Sie mit den Ganoven, die mich hier eingesperrt haben, unter einer Decke?"

      "Ja und nein", antwortete Michael Krawulke. "Mit Ihrer Entführung habe ich nichts zu tun. Das hat, wie Sie wissen, Wilhelm Krause besorgt..."

      "Der Kerl hat sich mir nicht vorgestellt", erwiderte Karla unwirsch.

      "Das kann ich mir denken. Er ist übrigens tot."

      "Tot?", murmelte Karla und setzte sich auf den Bettrand.

      "Mausetot", nickte Michael Krawulke. "Ernst hat ihn umgelegt."

      "Ernst Fuchs?"

      "Ja. Ich habe ihn niemals richtig ernst nehmen können. Er hat mir gezeigt, wie sehr ich mich irrte."

      "Warum erzählen Sie mir das?"

      "Nur immer langsam, Mädchen. Ich bin noch nicht fertig. Auch Eimer hat ins Gras beißen müssen."

      "Wer ist Eimer?"

      "Eimer Theodor Weissner, der Chef der Organisation. Der Mann, der Erikas Tod veranlasste und der auch Siegfrieds Ermordung anordnete."

      "Wie interessant", murmelte Karla Klausner.

      "Nur für Sie. Ihr Kollege hat es bereits zur Kenntnis genommen", sagte Michael Krawulke.

      "Robert?", entfuhr es Karla Klausner.

      "Ja, Robert. Sie sind verknallt in ihn, was?", höhnte er.

      "Ich will wissen, was Sie vorhaben und auf welcher Seite Sie stehen!"

      "Auf meiner eigenen. Könnte ich auf einer anderen stehen? Weissners Tod wirft für mich und meine Freunde eine Menge Probleme auf. Rabois Erfolge bringen mich in eine heikle Lage. Jetzt wird herauskommen, dass wir Weissner zwar nicht gerade aktiv unterstützt haben, dass wir aber immerhin Mitwisser waren..."

      "Ihr Pech", meinte Karla Klausner.

      "Nein, nein... Wenn wir von Pech reden, müssen wir erst einmal an Sie denken."

      "An mich?"

      "Sicher", grinste er. "Sie werden mir aus der Klemme helfen."

      "Wie stellen Sie sich das vor?"

      "Das hängt davon ab, wie hoch Sie Ihren Kurswert veranschlagen", sagte Michael Krawulke.

      Karla Klausner