Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745215021
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      8

      Wir fuhren zu Reinhold Kahlmanns Privatadresse. Der Bungalow unterschied sich nicht groß von den anderen Häuser der Gegend. Ich parkte den Dienst-Porsche am Straßenrand. Dann stiegen Rudi und ich aus.

      Wenige Augenblicke später standen wir vor der Haustür. Noch bevor ich die Klingel betätigt hatte, öffnete sich die Tür. Offenbar wurden wir erwartet.

      Eine Mittdreißigerin im Business Kostüm begrüßte uns.

      „Guten Tag. Ich nehme an, Sie sind die Kollegen meines Mannes?”

      Rudi und ich hielten ihr unsere Ausweise entgegen. „Kriminalinspektor Harry Kubinke”, stellte ich mich vor. „Und dies ist mein Kollege Kriminalinspektor Rudi Meier.”

      „Ich bin Melanie Kahlmann und im Augenblick sowieso schon viel zu spät. Mein Chef hatte Verständnis dafür, dass ich meinen Mann zum Arzt bringen musste, aber ich will sein Entgegenkommen jetzt nicht überstrapazieren und verschwinde daher gleich.”

      „Das ist vollkommen in Ordnung, Frau Kahlmann”, erklärte ich.

      Melanie Kahlmann führte uns ins Wohnzimmer, wo ihr Mann in einem Ledersessel saß. „Schatz, ich fahre dann jetzt”, sagte sie.”

      „Bis nachher”, sagte der Mann im Ledersessel. Er war Anfang vierzig und hager. Das Kinn wirkte wie ein spitz zugeschnittenes V und seine Züge waren sehr ernst. Was mir gleich auffiel war, dass sich seine Körperhaltung sichtlich entspannte, als die Haustür ins Schloss gefallen war und seine Frau das Haus verlassen hatte.

      „Kriminalinspektor Harry Kubinke, BKA. Dies ist mein Kollege Kriminalinspektor Meier”, sagte ich und zeigte ihm dabei meinen Ausweis.

      Kahlmann warf einen Blick darauf und lächelte kurz. „Sieht man ziemlich selten diese Dinger”, meinte er. „Und meistens nur dann, wenn es irgendwo internen Ärger gibt.”

      „Oder ein Problem mit überregionaler Bedeutung”, sagte Rudi.

      Kahlmanns Augen wurden schmal. Er musterte Rudi kurz, anschließend mich. Und ich konnte ihm ansehen, dass er im Moment darüber nachdachte, um welche Sache es in diesem Fall ging.

      „Vier Ihrer Kollegen sind innerhalb kurzer Zeit spurlos verschwunden”, eröffnete ich. „Und mit spurlos meine ich tatsächlich spurlos. Es weiß niemand, wo die Kollegen geblieben sind. Und da Sie früher einmal in derselben Abteilung tätig waren, waren Sie für uns in dieser Ermittlung der erste Ansprechpartner.”

      „Um wen geht es?”, fragte Kahlmann.

      „Jörn Gottlieb, Dieter Reims, Michael Kagolowski und Raimund Lester”, las Rudi ihm die Namen der betroffenen Kollegen vor.

      „Das klingt in der Tat nach einem größeren Problem”, murmelte Kahlmann. „Wann ist das geschehen?”

      „Innerhalb der letzten zwei Wochen”, sagte Rudi.

      „Sie waren zusammen mit diesen Männern vor zehn Jahren Teil einer Sonderabteilung, die ziemlich auf sich allein gestellt gegen die sogenannte Liga operiert hat”, ergänzte ich.

      „Und ziemlich erfolgreich, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf”, fügte Rudi noch hinzu. „Dieses kriminelle Netzwerk ist nach den uns vorliegenden Informationen wohl nahezu restlos ausgeschaltet worden. Es gab zahlreiche Verurteilungen.”

      „Das ist lange her”, sagte Reinhold Kahlmann nachdenklich. „Ich meine, es stimmt, dass wir damals in Hannover alle dieser speziell eingerichteten Task Force angehörten, aber... Wie kommen Sie darauf, dass das Verschwinden dieser Männer mit dem Fall zu tun hat, in dem wir damals ermittelten?”

      „Das wissen wir natürlich nicht. Es war einfach die einzige Gemeinsamkeit der Verschwundenen. Ehrlich gesagt wissen wir noch nicht einmal mit Sicherheit, ob die Verschwundenen aus freien Stücken untergetaucht sind, oder ob ihnen...”

      „...etwas zugestoßen ist?”

      „Genau”, nickte ich.

      „Wir sind tatsächlich sehr auf Ihre Hilfe angewiesen, Herr Kahlmann”, erklärte Rudi. „Denn zwei weitere Mitglieder Ihrer damaligen Gruppe sind nicht mehr am Leben.”

      „Ich wusste, dass Gregor Bellhoff Krebs hat, aber...” Sein Blick wanderte stirnrunzelnd von Rudi zu mir. „Theo?”, fragte er dann.

      „Theo Görremann starb unmittelbar vor dem Verschwinden Ihrer vier Kollegen durch einen Verkehrsunfall in Hannover”, sagte ich. „Können Sie sich vorstellen, was er dort wollte?”

      „Nein, kann ich nicht.”

      „Es war in unmittelbarer Nähe zu einer Discothek namens ‘Magic’, die in Ihren damaligen Ermittlungen eine gewisse Rolle spielte.”

      „Was heißt hier ‘eine gewisse Rolle’?” Kahlmann machte eine wegwerfende Handbewegung. „Was glauben Sie wohl, von wie vielen Clubs und Discotheken man so etwas hätte sagen können! Abgesehen davon sind damals ja wirklich sehr viele Verhaftungen durchgeführt worden und die Liga ist vollkommen und restlos zerschlagen worden. Wenn er tatsächlich irgendjemanden hätte besuchen wollen, der damals eine Rolle spielte, dann hätte Theo am besten eine Reihe von Bundesgefängnissen abklappern müssen, da hätte er mehr Erfolg gehabt.”

      „Wie gesagt, der zeitliche Zusammenhang ist schon augenfällig”, wiederholte ich.

      „Denken Sie, das mit Theo war kein Unfall?”

      „Der Gedanke kam uns und wir lassen derzeit alles unter diesem Gesichtspunkt überprüfen.”

      Kahlmann wirkte auf einmal ziemlich in sich gekehrt. Ich hätte in diesem Augenblick viel darum gegeben, genauer zu wissen, was ihn in diesem Augenblick so sehr getroffen hatte. Und ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass er uns nicht alles offenbarte, was in diesem Fall vielleicht relevant sein konnte.

      „Ich würde Ihnen ja gerne weiterhelfen”, erklärte Kahlmann schließlich, nachdem fast eine halbe Minute unbehaglichen Schweigens vergangen war. „Aber ich fürchte, da gibt es nichts, was ich zur Aufklärung Ihres Falles beitragen könnte.”

      „Sie sind unser einziger Ansatzpunkt - und der Einzige aus der Task Force aus Hannover, den wir fragen können”, wiederholte ich sehr eindringlich.

      „Ich habe ehrlich gesagt zu den Kollegen von damals keinen Kontakt mehr gepflegt. Unsere Wege haben sich ziemlich bald danach getrennt und führten nie wieder zusammen.”

      „Aber von Gregor Bellhoffs Erkrankung wussten Sie?”, hakte ich nach.

      „Erst ganz am Schluss. Seine Frau rief mich an.”

      „Wann war das genau?”

      „Ist vielleicht vier Wochen her. Sie sagte, es sei Gregors Wunsch, dass ich ihn noch mal besuche.”

      „Haben Sie das getan?”

      „Ja, ich bin hingefahren. Aber da war es schon zu spät. Er war nur wenige Stunden vor meiner Ankunft gestorben.”

      Reinhold Kahlmann erhob sich. Als er auftrat, verzog er das Gesicht. „Sport ist Mord, sage ich ihnen. Entweder, Sie sterben, an seinen Folgen oder Sie sterben daran, dass Sie ihn gemieden haben. Wie Sie es auch drehen und wenden, der Sport bringt Sie um.”

      „Sie haben sich den Fuß beim Tennis verletzt?”, hakte ich nach.

      „Ja.” Er verzog das Gesicht. „Vielleicht hätte ich bei ungefährlicheren Sportarten bleiben sollen.”

      „Was zum Beispiel?”

      „Karate und Kickboxen.”

      „Haben