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Chaco hatte von dem Streit im Saloon gehört. So etwas sprach sich schnell herum in einer Stadt wie Gibsonville. Er erfuhr auch, dass der Rancher Lamont erschossen worden war, und er erkannte, dass Andie Morton sich in keiner beneidenswerten Situation befand. Er nahm sich vor, mit ihm zu sprechen, bevor sich andere für ihn zu interessieren begannen. Er ritt zur Lamont Ranch und ließ sich von einem in schwarz gekleidetem Mädchen erklären, wo er den Cowboy finden könne.
„Andie ist draußen bei der Herde“, sagte das Mädchen. Es hatte pechschwarze Haare und ebensolche Augen. Seine Haut war von der Sonne gebräunt. Trotzdem wirkte sie jetzt gespenstisch blass.
Er fand Andie Morton ohne Schwierigkeiten.
„Böse Sache!“, begann er und stieg vom Pferd.
„Böse?“, sagte der Cowboy. „Das ist die größte Schurkerei, die ich erlebt habe. Lamont wurde einfach abgeknallt. Von hinten. Er hatte nicht die geringste Chance, sich zu verteidigen.“
„Es wird sich noch jemand verteidigen müssen“, vermutete Chaco. „Seine Chancen schätze ich auch nicht sehr gut ein.“
„Wie meinen Sie das?“
„Denken Sie mal nach, Andie!“
Der Cowboy versuchte es. Er sah das Halbblut an, schüttelte den Kopf und sagte dann: „Nein! So verrückt können Sie nicht sein, dass Sie das denken.“
„Ich schätze, Sie sind auf der richtigen Fährte.“
„Sie glauben, dass ich den Rancher erschossen habe?“
„Das habe ich nicht gesagt. Aber ich habe erfahren, dass Sie gestern Abend Streit hatten. Sie sollen auch wegen Ihrer hoffnungslosen Liebe aufgezogen worden sein.“
„Sie ist nicht hoffnungslos. Elaine liebt mich, genauso, wie ich sie liebe.“
„Und es ist niemand mehr da, der etwas dagegen haben könnte“, ergänzte Chaco.
Andie Morton wurde fuchsteufelswild.
„Wenn Sie nicht augenblicklich von hier verschwinden, gibt es heute noch einen Toten! Aber der geht dann auf mein Konto!“, schrie er.
„Gerade jetzt sollten Sie sich besser in der Gewalt haben. Man wird jede unbeherrschte Reaktion gegen Sie auslegen. Vielleicht irre ich mich, aber ich fürchte, dass Sie da in einer ganz üblen Falle stecken.“
„In einer Falle?“
„Die die Schattenbande für Sie aufgestellt hat. Man will Ihnen den Mord anhängen.“
Andie Morton lachte auf.
„Das gelingt ihnen nicht. Elaine hält zu mir. Sie weiß, dass ich ihren Vater nicht getötet habe.“
„Ist Elaine so eine niedliche Kleine, an der so ziemlich alles schwarz ist außer ihrer Haut und ihrem Charakter?“
„Das ist sie.“
„Dann habe ich sie gesehen. Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack, Andie. Sie dürfen dem Mädchen keinen Kummer bereiten. Haben Sie ein Alibi?“
„Ein was?“
„Ich meine, wo sind Sie gewesen, als der Mord geschah?“
„Woher soll ich das wissen? Ich habe ja keine Ahnung, wann Lamont erschossen wurde.“
„Nun, jedenfalls ziemlich bald nach Mitternacht.“
„Da habe ich geschlafen.“
„Im Mannschaftshaus?“
„Wo sonst?“
„Dann wird das sicher jemand bestätigen können. Für die ganze in Frage kommende Zeit.“
Allmählich begriff der Cowboy, was auf ihn zukam.
„Unsere Männer arbeiten hart“, entgegnete er mutlos. „Nachts schlafen sie wie die Bären. Ich könnte auch nicht bezeugen, ob einer der anderen für eine halbe Stunde den Raum verlassen hat.“
„Das habe ich befürchtet.“
„Was kann ich jetzt tun, Chaco?“
„Zunächst hoffen, dass ich mich geirrt habe.“
„Und sonst?“
„Beten, dass in Gibsonville heute ein Mann zum Marshal gewählt wird, der sich nicht so leicht etwas vormachen lässt.“
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„Du?“
„Ja, ich.“
Der Junge sah den Mann trotzig an.
„Du hast mir doch freie Hand gelassen. Du hast ausdrücklich betont, dass es dir gleich ist, wen ich umlege.“
„Stimmt. Aber ich habe nicht erwartet, dass du dich an den Rancher rantraust.“ Collin Brat klopfte Chalk Kimball anerkennend auf die Schulter. „Wie hast du es gemacht? Gab es Schwierigkeiten? Hat dich jemand gesehen, der dich verdächtigen könnte?“
Der Junge blähte sich stolz: „Ich habe schon aufgepasst, Boss. Es war auch gar nicht schwer. Ich habe den Alten einfach von hinten abgeknallt, wie du es uns immer eingeschärft hast.“
„So ist es richtig.“ Collin Brat freute sich über seinen gelehrigen Schüler.
„Gehöre ich jetzt endlich richtig zu euch?“ Der Junge sah den anderen flehentlich an.
„Na klar, Shadow. Einen, der so fix mit der Kanone umgehen kann, können wir gut gebrauchen. Die Sache hat nur einen Haken.“ Er beobachtete den Jüngeren lauernd.
„Einen Haken?“
„Ja. Sie verdächtigen nämlich Andie Morton, einen Cowboy auf der Lamont Ranch. Du weißt schon. Es ist derselbe, auf den du so unglücklich geschossen hast, dass du ihn nicht mal ankratztest.“
„Morton? Aber der ist es nicht gewesen.“
„Woher willst du das wissen, Chalk?“
Der Jüngere sah den anderen verblüfft an.
„Ich – äh, wenn ich es doch selbst war.“
„Aber das wirst du ihnen doch nicht sagen wollen, oder?“
„N...nein, natürlich nicht.“
„Das heißt, du wirst den Mund halten und zusehen, wenn er baumelt?“
„Wenn er baumelt? Du meinst, sie werden ihn hängen?“
„Was hast du gedacht? Für einen Mord wird man aufgeknüpft.“
„Aber er hat es doch gar nicht getan!“
„Das kann dir doch egal sein, Chalk. Bei Lamont hast du doch auch nicht gefragt, ob er dir was getan hat, oder?“
„Bei Lamont war das was anderes. Du hast es von mir verlangt, aber ...“
„Und jetzt verlange ich es wieder von dir, Kleiner. Du hältst deinen Mund, verstanden? Du hast schon einen Mann auf dem Gewissen, da kommt es auf einen zweiten nicht mehr an. Es wird nicht der letzte bleiben.“
„Wie meinst du das, Boss?“
„Wie ich es sage. Du gehörst jetzt zu uns. Du hast deine Probe bestanden. Jetzt heißt es, hart zuzupacken. Einfach danebenstehen und die Kumpels die ganze Arbeit machen lassen, ist nicht mehr drin.“
„Ich verstehe.“
„Das möchte ich dir auch raten.“
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