Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Историческая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214710
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bin dem Verborgenen Gott sehr dankbar, dass er Euch gerade in dem Augenblick hierher führte, da ich Eurer Hilfe so dringlich bedurfte.“

      Der zweifache Ordensmeister gab darauf keine direkte Antwort. Stattdessen rief er offenbar sein Pferd durch einen energischen Gedanken herbei, schwang sich in den Sattel und reichte Gorian die Hand. „Steig hinter mich auf. Mein Ross ist kräftig genug, um dich auch noch zu tragen. Wir müssen fort von hier. Und das so schnell wie möglich.“

      Gorian zögerte einen kurzen Moment. Thondaril hatte ihn einen Schüler genannt, so als ginge er mit aller Selbstverständlichkeit davon aus, dass er dem Orden beitreten würde.

      Schließlich ergriff er die Hand des Ordensmeisters und stieg hinter ihn in den Sattel.

      Thondaril ließ sein nach den Regeln des Ordens ausgebildetes Streitross voranpreschen, und sodann war Gorian voll und ganz darauf konzentriert, keinen der tief hängenden Äste um die Ohren zu bekommen.

      Kapitel 13: Schüler

      „Du wirst dich entscheiden müssen“, erklärte Thondaril. „Und ich hoffe, dass du die richtige Wahl triffst.“

      Den ganzen Tag über waren sie geritten, und erstaunlicherweise hatte das Streitross des zweifachen Ordensmeisters dabei nicht den geringsten Anflug von Ermüdung gezeigt. Nun saßen sie am Feuer und aßen von dem Proviant, den Thondaril mit sich führte. Auch wenn er ebenso ein Meister der Magie wie des Schwertes war, hatte das Fassungsvermögen seiner Satteltaschen nichts mit Zauberei zu tun, sondern ausschließlich mit der handwerklichen Begabung und dem Augenmaß jenes Sattlers, der sie angefertigt hatte.

      Wo genau sie sich zurzeit befanden, wusste Gorian nicht. Während des Gewaltritts, der hinter ihnen lag, hatte Gorian jede Orientierung verloren. Jedenfalls aber befanden sie sich in einem Gebiet, in dem er noch nie gewesen war. Es schien ihm, als wäre Thondaril einen Bogen geritten und hätte dabei nach Möglichkeit dichter besiedelte Landstriche gemieden. Siedlungen hatte Gorian allenfalls aus der Ferne zu sehen bekommen.

      Sie waren Richtung Nordosten geritten, aber den Seg hatten sie noch nicht erreicht, geschweige denn überquert, und so befanden sie sich also ganz sicher noch immer im Herzogtum Thisilien, so viel zumindest stand fest.

      Zunächst hatte Thondaril eisern geschwiegen und Gorian nicht eine einzige der vielen Fragen beantwortet, die diesem unter den Nägeln brannten. Mehr als ein unwilliges, barsches Knurren war dem zweifachen Ordensmeister während des Ritts nicht zu entlocken gewesen, sodass es Gorian schließlich aufgegeben hatte. Erst seit sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, war Thondaril etwas zugänglicher geworden.

      „Ich bin Euch sehr zu Dank verpflichtet, Meister“, sagte Gorian. „Wenn Ihr nicht zufällig des Weges gekommen wärt, wäre es um mich geschehen gewesen.“

      „Es war kein Zufall, dass wir uns trafen“, eröffnete ihn Thondaril, während er auf einem Bissen Dörrfleisch herumkaute. „Auf Zufälle müssen jene bauen, die weder eine magische Begabung noch einen Blick für die Verknüpfungen der Schicksalslinien haben. Nein, ich habe dich gesucht.“

      „Gesucht?“

      „In diesem Jahr bist du alt genug, um dem Orden als Schüler beizutreten. Deine Begabung steht außer Frage. Schon die Zeichen, in denen du geboren bist, prädestinieren dich dafür, und abgesehen davon bist du Meister Nhorichs Sohn, dem Sohn von Meister Erian.“

      „Mein Vater nannte sich nicht mehr Meister, seit ich ihn kannte“, entgegnete Gorian.

      „Ja, ich weiß. Er hatte sich innerlich vom Orden entfernt.“

      „Ich glaube, er sah das genau umgekehrt“, sagte Gorian. „Er meinte, der Orden hätte seine Ideale verraten und sei selbst so verderbt geworden wie diejenigen, die er bekämpft.“

      Ein müdes, abgekämpftes Lächeln erschien auf Thondarils bis dahin wie aus Stein gemeißelten Zügen. „Ein hartes Urteil“, stellte er fest. „Und ich kann noch nicht einmal behaupten, dass er völlig unrecht hatte.“

      „Nur seid Ihr dem Orden treu geblieben“, meinte Gorian. „Zumindest tragt Ihr Eure beiden Meisterringe.“

      „Es gibt vieles, über das wir reden müssen, Gorian. Unter anderem auch dies. Dein Vater und ich lagen in der Beurteilung des Ordens gar nicht so weit auseinander, nur zogen wir unterschiedliche Konsequenzen daraus.“

      „Und was sind Eure Konsequenzen?“, hakte Gorian nach.

      Aber Thondaril wich der Frage zunächst aus. „Vor langer Zeit waren dein Vater und ich durch gemeinsame Erlebnisse im Kampf gegen Morygor und das Frostreich sehr miteinander verbunden. Er hatte mir das Leben gerettet, und bei allem, was uns in späteren Jahren getrennt haben mag, ist dieses innere Band zwischen uns nie zerrissen.“

      „Der Zahlenmagier Olgarich hat mir erzählt, Ihr währt vor meiner Geburt einmal auf dem Hof meines Vaters gewesen, um ihn zu besuchen.“

      „Ja, dein Vater hatte sich da schon vor Jahren vom Orden abgewandt, während ich ihm trotz aller Zweifel treu geblieben bin. Ich war bei ihm, weil ich versuchen wollte, ihn zur Rückkehr in den Orden zu bewegen. Ich hatte mich für eine Aussprache zwischen ihm und dem Hochmeister eingesetzt, aber dein Vater beharrte auf seinem Standpunkt, demzufolge der Orden bis in den Kern verderbt wäre.“

      Gorian blickte in das Gesicht des Meisters und studierte jede Regung, die dort zu erkennen war, und ihm wurde klar, dass Thondaril noch nicht mit allem herausgerückt war, was es dazu zu sagen gab. Da gab es noch etwas, was der zweifache Meister ihm bisher verschwieg.

      „Und was war der Grund für Euren zweiten Besuch?“, fragte Gorian. „Es war einige Jahre später, ich erinnere mich noch sehr gut an Euch.“

      „Ich war deinetwegen auf eurem Hof“, antwortete Thondaril.

      „Damals habe ich es bedauert, von Euch nicht mehr über den Orden und all diese Dinge zu erfahren ...“

      „Dein Vater hätte es nicht geschätzt, hätte ich mich mit dir über den Orden unterhalten. Er hätte geglaubt, ich würde dich zu beeinflussen