Die Suche hat ein Ende. Mario Walz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mario Walz
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Эзотерика
Год издания: 0
isbn: 9783959630757
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auch mitbekam, dass ich ihn anlächelte. Verrückt. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, in dem ich urplötzlich und ohne Absicht ein Lächeln auf der linken Gesichtsseite zustande brachte. Ich war zunächst völlig von den Socken und freute mich danach wie Bolle, da dies ein äußerliches Zeichen für eine tiefsitzende innere Heilung bedeutete.

      Und wenn eine Frau vor mir sitzt, in deren Gesicht herabgezogene Mundwinkel jedes Lachen verbieten, und diese sich selbst Lebenslust diagnostiziert, kann ich das nicht ganz glauben. Diese Frau trägt einen so tiefen Schmerz in sich, dass ihre »Lebenslust« nur der verzweifelte Versuch ist, die Traurigkeit nicht hervorkommen zu lassen. Und jetzt, in der Einsamkeit eines neuen Zuhauses, fernab von Freunden und Ablenkungen, kommt dieser Schmerz wie eine dunkle Gewitterwolke über sie. Und das Haus, in dem sie wohnt, unterstützt diesen Aspekt in vollem Umfang.

      Wie sprechen darüber. Ich öffne ihre Wunden und mit sanfter Salbe mitfühlender Worte führe ich sie zu sich selbst. Ich weiß, dass die Worte nur oberflächlich wichtig sind, aber im Hintergrund, unsichtbar, aber für mich deutlich zu spüren, passieren Dinge, die zu erklären ich selbst nicht fähig bin.

      Ich spüre, dass der Raum um uns immer größer und heller wird. Ihre Düsterheit und die von emotionalen Verletzungen vernarbte Haut entspannen sich. Bis der entstandene, energetisch lichtvolle Raum ihr Ruhe und Sicherheit gibt. Die Narben beginnen sich zu röten und grauen Nebelschwaden gleich verlassen alte verletzende Worte und unschöne Gedanken ihren Körper. Ich spüre wie sie sich entspannt und gleichzeitig voll zitternder Energie ist.

      Wir beenden das Gespräch zu dem Zeitpunkt, an welchem ihr Wesen losgelassen hat, was es loszulassen gibt. Äußerlich ist nicht viel passiert, außer dass zwei Menschen bei schlechtem Kaffee ein intensives Gespräch führen. Aber die Energie, die aus dem Herzen in den Raum geflossen war, hat ihr geholfen sich zu öffnen, sich selbst etwas mehr zu befreien.

      Ihrem Wunsch entsprechend gehe ich noch durch die Zimmer, um das Haus auf seinen Energiezustand zu untersuchen. Wie bei vielen alten Häusern steht die energetische Matrix der Mauern auf wackligen Beinen. Die Wände erscheinen schief und dunkel. Manche sehe ich derart gewölbt, dass es mich wundert, wie man hier überhaupt wohnen kann.

      Ich frage nach ihrem Schlaf und erhalte bestätigt, dass dieser ruhelos und ermüdend wirkt. Im Schlafzimmer spüre ich den Fluss des am Haus vorbeiziehenden Baches. Seine energetischen Fließmuster durchstreifen das Zimmer der Länge nach und mitten durch das Bett der Hausherren.

      Während meiner Untersuchung erkläre ich die Zustände, kann mir aber noch keinen Reim darauf machen, was der Auslöser für eine solch Verschlechterung sein kann. Wasseradern und andere Strahlungen bewirken einiges. Aber dass die Energie eines Hauses so absinkt, dass kaum noch Luft zum Atmen in den Räumen zu sein scheint, kann nur an einer schweren energetischen Verletzung liegen.

      Ich dehne mich aus, und wie ich die Räume vollständig ausfülle, zeigt sich in der Ecke ein verängstigtes Wesen. Nein: ein Wesensanteil. Aber diese Angstform kann nicht die Ursache des Problems sein, sondern ist selbst ein Teil des Schmerzes. »Was ist das für eine Tür?« »Ja, die führt in den Keller, aber da geht nie jemand runter«.

      Wenn ich diese Worte höre, weiß ich, dass ich mindestens eine halbe Stunde unten zwischen Spinnweben und alten muffigen Dingen auf Ursachenforschung gehen darf. Ich verabschiede mich bis auf Weiteres und steige die alten ausgelatschten Steinstufen in einen düsteren Gewölbekeller hinab. Zwei nackte Glühbirnen hängen inmitten eines großen Nichts und kämpfen mit zartem Zittern gegen die Dunkelheit, die aus Ecken und Wänden in die Mitte des Raumes kriecht. Der Raum ist völlig leer.

      Bis auf die verängstigten Augen der jungen, vor Angst starren Frau, die in verschlissenen Kleidern in der Ecke kauert und die beiden Soldaten fixiert. Wie der Hase vor der Schlange. Die Soldaten stellen ihre Waffen an die Wand und lachen. Sie ziehen sie aus, schlagen die unbewegte Frau, deren Seele schon nicht mehr in ihrem Körper wohnt, vergehen sich an ihr und töten sie. Wie eine hängende Schallplatte wiederholt sich die Szene. Immer wieder. Der Schmerz der jungen Frau fließt aus ihrem zerschundenen nebligen Körper in den Raum und saugt jede noch so frische Energie in sich hinein. Wie in ein schwarzes Loch wird alles, was Licht und Leben ist, in den düsteren Schlund der Raum und Zeit übergreifenden Gewalt gezogen.

      Aus mir heraus brennt eine große Flamme in spiraler Bewegung, immer größer werdend, der Dunkelheit entgegen. Das Feuer nagt und zieht düstere Wolken aus den Ecken, aus den Wänden heraus, aus dem Ursprung des Schmerzes. Die beiden schemenhaften Gestalten der Soldaten – zurückgelassene Seelenanteile, die abgespalten hier stecken blieben, ohne Hoffnung alleine zurückzufinden, für immer verdammt die gleiche Situation wieder und wieder zu erfüllen –, werden aus der Schleife befreit und bleiben wie leere Hülsen am Boden liegen.

      Die Dunkelheit ist gewichen. Übrig bleibt die fast erloschene Schwade einer einst lebendigen Frau. Auch sie verloren, aus dem Körper gestoßen und in der Schleife des Todes gefangen. Ich fühle nach oben. Die Decke verschwindet in Wellen und gibt ein Licht frei, das stark und hell, aber ohne zu blenden, herableuchtet. Ich reiche ihr meine Hand, voller Angst zuckt sie zurück, doch mit beruhigenden Gedanken nähere ich mich ihr, ergreife ihre durchscheinende Hand und geleite sie zu dem Licht. Wie immer kommen sie den halben Weg herab, nehmen die Frau mit freundlichen Gesten in Empfang und heben sie in lichte Höhen. Von unten sehe ich ihre Freunde, Bekannte, Familie, die sie in die Arme schließen. Sie ist noch immer verwirrt, hin und hergerissen zwischen Unglauben und Freude.

      Ich reiße mich aus der warmen Energie, nehme beide Seelenanteile der Soldaten und führe auch diese zu dem Licht. Sie werden angenommen, und können nun zurück, wenn der größere Teil derer Seelenwesen dies geschehen lässt. Debil grinsend stehe ich in einem Gewölbekeller und atme erst einmal in aller Ruhe. Erfüllt von der leuchtenden Energie anderer Welten, die mich glücklich und zufrieden macht.

      Immer wieder stoße ich auf den Krieg. So viele Jahre her und dennoch so mächtig und allgegenwärtig. Verlierer alle beide, Täter wie Opfer. Und im dauernden Kreislauf des Stehlens von Energie. Es ging immer nur darum die Energie zu stehlen, oder?

      Ich begebe mich nach oben und stoße auf eine verwirrte Frau. Ich erzähle nur soviel, wie ich denke, dass sie wissen muss. Schließlich ist die Hypnose in Bezug auf Geister zu sehr von Angst und grausigen Bildern durchzogen. Meist aus den entsprechenden Filmen, wie Poltergeist oder Schlimmerem. Ich erkläre nun, was ich noch an dem Haus tun könnte. Dass ich aber denke, das ursächliche Problem liegt in ihr. Und wenn sie selbst dieses Problem in sich gelöst hat, lösen sich auch all die Dinge um sie herum. Oder sie stören sie nicht mehr. Eine Frage der Resonanz.

      Ich bedanke mich für das Honorar und schreite zu meinem Volvo. Sie schaut mir nachdenklich hinterher, wie ich rückwärts aus dem Hof fahre. Ich bin gespannt, wie es ihr nun weiterhin ergehen wird.

      Auf dem Weg zurück nach Hause lasse ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. Dabei bemerke ich, dass ich mal wieder etwas mitgenommen habe. Obwohl ich mich sicher fühle und unangreifbar bin, kleben sich gerne mal irgendwelche Fremdenergien an mich. Ich konzentriere mich und dehne mich wieder über mein Auto hinaus aus. Ich spüre den Gummi auf dem rauen Asphalt, Details meines Wagens und die vorbeiziehende Landschaft. Ich öffne meinen Nackenbereich und der Rest der mitgenommenen Energien fließt in die Natur hinaus: mein Kopf ist wieder frei.

      Als wir damals den Versuch starteten, war uns nicht klar, wie sehr die Menschen sich aus dem allumfassenden Feld lösen würden. Ja, es gab auch vorher schon Energieraub und wie auch immer geartete Kriege, aber in der irdischen Dichte sind Gewalt und Krieg mehr als extrem und exzessiv. Durch die Körperlichkeit ist hier alles viel schlimmer als je zuvor. Und ohne die innere Verbindung zum höchsten Licht, taumeln viele Menschen von einer grauenvollen Erfahrung in die nächste. Wenn wir uns nicht im Schleier des Vergessens verirrt hätten, wenn wir den Überblick und die Liebe in unseren Herzen behalten hätten, wäre es dann anders gekommen? Aber das Spiel, Macht über Andere auszuüben, wird es wohl solange geben, bis wir alle wieder da sind, wo wir angefangen haben. Bescheuert.

      Ein Geräusch lässt mich auffahren. Es dauert einen Augenblick bis sich die Grenze zwischen Traum und vermeintlicher Realität einstellt und mir klar wird, wo genau ich bin. Was ist los? Ob eines