Colt verstand es, fähige Leute zu gewinnen. Aus seinen Kontakten mit den Waffenherstellern im Tal des Connecticut-Flusses, in dem damals hochentwickelte Gewerbebetriebe angesiedelt waren, übernahm er ferner ein neues Herstellungsverfahren, nämlich die Fertigung austauschbarer Teile. Um die dafür erforderliche Präzision zu erlangen, setzte er Spezialmaschinen zum Schmieden, Bohren, Drehen usw. ein; diese wurden gut überlegt in einer Produktionslinie angeordnet. In der Folge erledigten Maschinen 80 Prozent der Arbeit. Die von diesen gefertigten Teile wurden von qualifizierten Handwerkern mit Feilen nachbearbeitet und mit Präzisionslehren auf ihre Passgenauigkeit untersucht. Colt war der erste Hersteller, der mit diesem System einen großen Absatz seiner Produkte sicherte. 1859 kostete ein Revolver aus seiner Produktion 19 Dollar und war damit um zwei Drittel billiger als jene Waffen, welche die Patent Arms Manufacturing Company erzeugt hatte. Die Erzeugnisse fanden mannigfachen Gebrauch durch Cowboys, Siedler, Gesetzeshüter, Sicherheitskräfte, Goldgräber, Mormonen und andere. Colt erfand auch wirkungsvolle Slogans für seine Produkte, wie z.B.: »There is more law in a Colt six-gun than in all the law-books«. Er verteilte tausende Broschüren und etablierte ein ausgeklügeltes System von Zwischenhändlern und Repräsentanten. Ferner beschäftigte er Graveure und andere Spezialisten zur Dekorierung seiner Waffen sowie Zeichner und Maler, welche Abenteurer im Grenzgebiet ins rechte Bild setzten. Seine Unterschrift gebrauchte er als Warenzeichen und ließ die Kunden vor Nachahmungen und Fälschungen warnen. Damit erfand er im Prinzip die moderne Markenstrategie.
Um seine Waffen auch international an den Mann zu bringen, reiste Colt viel und überredete u.a. Osmanen und Russen, seine Produkte zu kaufen. Prunkvolle Ausführungen waren auf vielen internationalen Messen vertreten, manche von ihnen wurden öffentlich an Herrscher europäischer Länder überreicht. Auf seine Neuerungen erhielt er Patente in England, Frankreich, Belgien, Preußen und Österreich. 1851 erregte er auf der Londoner Weltausstellung großes Aufsehen, im Jahr darauf eröffnete er dort als erster Amerikaner jenseits des Atlantik ein Werk, das er aber schon 1856 nach dem Krimkrieg wieder schloss. Damals beschäftigte er in einem neuen Produktionsgebäude in Hartford 1000 Personen. Es war die größte private Waffenfabrik der Welt. 1856 ging am Ufer des Connecticut-Flusses Coltsville in Betrieb, eine ganze Fabriksiedlung mit einer großen Villa für Colt, dazu Arbeiterhäuser, Schulen, Obstgärten, eine Tabakwarenhandlung, eine Farm sowie ein Wasser- und ein Gaswerk zur Selbstversorgung, mit Anschlüssen an einen Hafen und die Eisenbahn. Speziell für seine deutschen Arbeiter, die er besonders schätzte, ließ er außerdem einen Biergarten errichten und spendierte Blasinstrumente sowie Uniformen für eine Musikkapelle.
1857 heiratete Colt die elf Jahre jüngere Elisabeth Jarvis, die Tochter eines Geistlichen. Mit ihr hatte er fünf Kinder, von denen aber vier schon früh starben. Er produzierte zu Lebzeiten rund 600.000 Schusswaffen und starb mit nur 47 Jahren als einer der reichsten Männer der Vereinigten Staaten. Bald danach setzte die Legendenbildung um seine Person ein; sie wurde wesentlich von seiner Witwe vorangetrieben, die ihn um 43 Jahre überlebte.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.