Thriller Spannung ohne Ende! Zehn Krimis - 2000 Seiten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745202786
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er auch einfach nur tief schockiert über die Nachricht, die wir ihm gerade überbracht hatten.

      „Das stimmt“, gab er zu. „Sie hat einen Drink genommen und dann kam dieser eigenartige Typ.“

      „Können Sie ihn beschreiben?“

      “Den Typ?”

      “Genau.”

      „Ende dreißig, groß und vor allem hatte er ein goldenes Kreuz auf der Brust. Es hing an einem Goldkettchen. Er heißt Benny, das weiß ich. Und er kann ziemlich aufdringlich sein.“

      „Was geschah, als er Rabea Frerich ansprach?“, hakte ich nach.

      „Nun, er wollte ihr einen Vortrag über seine seltsamen Ansichten halten.“

      „Was für Ansichten?“

      „Dass der Satan die Welt beherrscht und so weiter. Deswegen trägt auch ein Kreuz, das verkehrt herum an der Kette hängt. Außerdem wusste er wohl sehr genau über Rabea Frerich Bescheid, was sie natürlich sehr erschrocken hat.“

      „Glauben Sie, dass er sie ausspioniert hatte?“

      Anselm schüttelte den Kopf. „Nein, er kommt einfach regelmäßig hier her und hat den Leuten zugehört. Und Rabea Frerich kam fast immer nach dem Job noch auf einen Drink hier her. Manchmal auch mit Arbeitskollegen, Freundinnen und so weiter. Sie hat aber nie Notiz von ihm genommen, weil sie immer in Gesellschaft war.“

      „Dann sah er gestern seine Chance gekommen!“, stellte ich fest.

      Anselm nickte. „Ja, so muss es wohl gewesen sein. Sie war auch irgendwie niedergeschlagen und hatte ohnehin schlechte Laune.“ Der zuckte mit den Schultern und lächelte etwas verlegen. „Das hört sich fast so an, als hätte ich sie besser gekannt...“

      „Haben Sie?“

      „Nein. Aber als Barkeeper kriegt man wirklich eine Menge mit.”

      “Kann ich mir denken.”

      “Normalerweise geht das beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Lediglich die Vorlieben für die Drinks merke ich mir. Aber wenn es dann plötzlich heißt, dass eine Frau, die fast täglich ungefähr da gesessen hat, wo Sie sich jetzt befinden, plötzlich tot ist...“ Er stockte und sprach dann in gedämpftem Tonfall weiter. „Rabea war ziemlich gereizt. Sie hat Benny klargemacht, dass sie keine Lust auf sein Gequatsche hat und ist zur Tür raus. Er wollte hinterher, aber ich habe ihn aufgehalten. Er hatte nämlich seinen Drink nicht bezahlt, das gab mir die Möglichkeit, ihr einen Vorsprung zu verschaffen. Ein Service für gute Gäste, verstehen Sie?“

      „Und dieser Typ – Benny – ist ihr dann gefolgt“, schloss Jensen.

      „Richtig.“ Anselm blickte auf die Uhr. „Wie gesagt, er kommt fast jeden Tag hierher, aber es noch nicht ganz seine Zeit. Warten Sie eine halbe Stunde, dann könnten Sie Glück haben und ihn treffen...“

      „Dann hoffe ich, dass Sie auch etwas Nichtalkoholisches zu trinken haben“, erwiderte Jensen.

      ​ 15

      Wir warteten auf den Mann, der Benny genannt worden war. Anselm versprach, uns ein Zeichen zu geben, wenn er auftauchte.

      Dazu postierten wir uns an strategisch günstigen Stellen. Jensen setzte sich in eine Ecke neben der Tür. Jan auf einem Platz, von dem aus man die Tür gut beobachten konnte und ich blieb am Tresen stehen.

      „Was ist denn mit Rabea Frerich genau passiert?“, fragte Ronald Anselm plötzlich.

      „Sie wurde ermordet“, sagte ich. „Mehr möchte ich im Moment dazu nicht sagen.“ Ich gab ihm meine Karte. „Unter der Handynummer bin ich jederzeit erreichbar. Vielleicht fällt Ihnen ja später noch etwas ein, was uns weiterbringt.“

      „Glauben Sie nicht, dass es dieser Typ war? Benny?“

      „Das werden wir sehen.“

      „Wenn Sie wüssten, was ich mir für Vorwürfe mache. Ich hätte ihn länger aufhalten sollen. Aber...“

      „Sie haben sich nichts vorzuwerfen“, meinte ich.

      Der Gast im Dreiteiler mischte sich ein. „Sie sind ihm doch sogar noch nachgelaufen und haben ihm draußen nachgeschaut, Herr Anselm! Mehr kann man wirklich nicht erwarten. Wer hätte denn auch damit rechnen können, dass dieser Spinner ein verrückter Mörder ist.“

      „Stimmt das?“, wandte ich mich an Anselm.

      Anselm nickte. „Ja, aber ich habe keinen der beiden noch gesehen...“

      „Verstehe...“

      Ich schrieb mir noch die Adresse des Anzugträgers auf. Er hieß Leonhard Menzinger und arbeitete in der Kreditabteilung eine Bank, zwei Blocks weiter.

      Schließlich wandte ich mich wieder an Anselm. „Bis dieser Benny hier auftaucht, könnten Sie mir vielleicht noch etwas von dem erzählen, was Sie über Rabea so aufgeschnappt haben.“

      „Viel ist das im Grunde nicht. Sie arbeitete bei einer Versicherung und hatte dort viel Stress. Es gab da offenbar Pläne, einen Teil der Mitarbeiter zu entlassen. Insofern kann ich gut verstehen, dass Rabea Frerich gestern ziemlich reizbar war.“

      „Und dieser Benny? Hat der irgendwann mal über seine persönlichen Dinge gesprochen? Zum Beispiel, welchen Job er hat?“

      Anselm schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“

      „Wissen Sie, ob er einen Elektro-Schocker besaß?“

      Anselm war wie vom Donner gerührt.

      „Spielt das in dem Fall etwa eine wichtige Rolle?“

      „Es war einfach nur eine Frage, Herr Anselm“, erwiderte ich.

      Er nickte schwer. „Da sagen Sie was! Er hatte tatsächlich einen Elektro-Schocker. Und ich glaube, er trug auch eine Waffe.“

      „Sie glauben das?“, echote ich.

      „Sein Jackett beulte sich unter der Achsel immer ein bisschen aus. Den Schocker trug er in der linken Jacketttasche. Er hat ihn mir mal gezeigt, als er schon ziemlich betrunken war. Benny war vielleicht ein Spinner, der glaubte, dass die Welt von furchtbaren Mächten beherrscht wird. Aber damit verbunden waren auch ungeheure Ängste. Er glaubte immer in Gefahr zu sein, von Kriminellen überfallen zu werden. Jedes Mal, wenn in den Medien ein Überfall gemeldet wurde, sah er das als Bestätigung seiner Theorie über den Satan an. Sie verstehen, was ich meine...“

      „Ich denke schon.“

      Anselm blickte an mir vorbei zur Tür. Seine Augen schienen dabei plötzlich ganz starr zu werden. Ich drehte mich um. Ein Mann im hellen Anzug stand dort. Um den Hals hing etwas, das im Licht metallisch aufblitzte.

      „Das ist er“, sagte Anselm.

      Benny trat zwei Schritte in die Bar, blieb dann plötzlich stehen.

      Mit einer ruckartigen Bewegung drehte er den Kopf.

      Der Mann schien so etwas wie einen sechsten Sinn dafür zu haben, um zu bemerken, wenn er verfolgt wurde. Jensen hatte sich inzwischen von seinem Platz erhoben. Jans Hand wanderte unter das Jackett.