Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ilka Hauck
Издательство: Bookwire
Серия: Roses of Louisville
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783968160146
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Mit Haut und Haaren. Und zwar so richtig. Mit Gefühl, weißt du? Liebe. Und wenn das nicht stimmt, dann ist es eben okay. Mehr nicht.“

      Ich ziehe an meiner Kippe und weiß, ich bin ein Arschloch. Und es ist mir scheißegal.

      „Schon klar, Moreno, du benutzt halt alle nur. Weil lieben tust du ja wohl kaum eine von denen, mit denen du ins Bett steigst, oder?“

      Ihre Stimme klingt wütend. Ich zucke mit den Achseln.

      „Kannst du sehen, wie du willst. Ich glaube aber, du hast dich ganz gerne benutzen lassen.“

      Ich grinse leicht und sie schiebt schmollend die Unterlippe vor. Ich schnappe meine Boxershorts und steige hinein. Ziehe meine Jeans an und streife mein Shirt über den Kopf. Sue sagt keinen Ton mehr und mir ist es recht. Bevor ich abhaue, beuge ich mich zu ihr.

      „Komm schon, es war doch nicht übel, oder?“

      Ich zwinkere ihr zu und sie lächelt widerwillig.

      „Nein. War okay.“

      Ich lache leise.

      „Sag ich doch. Man sieht sich.“

      Ich überwinde mich und küsse sie kurz auf die Wange. Immerhin kann sie nichts dafür, dass ich so ein Arsch bin.

      Dann greife ich mir meine Jacke und stehe gleich darauf auf dem Flur. Ich lehne mich mit dem Rücken gegen die Tür und atme tief durch. Wann genau habe ich angefangen, mich so zu verändern? Irgendwann in den letzten Wochen ist mir der alte Danny verloren gegangen. Das ist mir in diesen Minuten klarer als je zuvor. Der wäre nämlich jetzt nicht abgehauen. Mit der Kleinen wären locker noch eine oder zwei Runden drin gewesen.

      Ich senke den Kopf und schließe kurz die Augen. Die Tür gegenüber öffnet sich und ein Mädchen mit rotbraunen langen Haaren erscheint. Sie mustert mich neugierig. Sie kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht einordnen. Dann fällt es mir ein. Summers Freundin Jessica.

      „Hi“, grüßt sie und lächelt.

      Ich nicke, stoße mich von der Tür ab und gehe davon. Summer. Scheiße. Was habe ich getan? Grünbraune Augen geistern in meinem Kopf herum. Seidige lange Haare. Ein zartes Mädchengesicht mit einem süßen Lächeln. Ich fühle, wie ich plötzlich sauer werde. Am liebsten hätte ich jemanden verprügelt. Was soll der Mist? Seit wann schmachte ich jemandem hinterher wie ein Idiot? Kurz überlege ich, ob ich umdrehen, zu Sue zurückgehen und versuchen soll, sie zu einer neuen Runde zu überreden. Wäre sicher nicht schwierig. Aber ich lasse es. Denn ich weiß, es wird mir danach noch beschissener gehen.

      Ich sprinte die Treppen hinunter und bleibe einen Absatz tiefer stehen. Hier auf dem Stockwerk ist Summers Bude. Ich drehe nervös meine Kippe zwischen den Fingern, nehme einen tiefen Zug. Plötzlich fühle ich mich richtig elend. Habe ich tatsächlich ein Stockwerk über ihr eine andere flachgelegt? Gott, ich bin echt ein Arschloch. Was, wenn Jessica etwas mitgekriegt hat und es Summer steckt? Ganz toll, Danny, ganz toll.

      Wie magisch angezogen gehe ich zögernd über den Flur, bis zu Summers Tür. Die Kippe ist fast heruntergebrannt. Ich könnte klopfen. Das könnte ich. Doch ich tue es nicht. Nicht heute. Nicht mit dem Geruch von Sue an mir. Ich drücke die Zigarette auf der Fensterbank aus. Dann drehe ich mich um und gehe.

      Unten atme ich tief die kühle Luft ein. Ich schüttele den Kopf über mich selbst. Warum habe ich das getan? Erst jetzt wird mir klar, was ich mit dieser hirnrissigen Aktion aufs Spiel gesetzt habe. Es ist, als würde ein Schleier vor meinen Augen zerreißen und ich endlich klar sehen können. Und alles, was ich sehe, ist Summer. Ich will sie. Mit allem, was dazugehört. Diese Erkenntnis ist befreiend, macht mich im Moment allerdings nicht glücklich. Nicht mit dem Scheiß, den ich mir gerade geleistet habe. Denn ich glaube kaum, dass sie dafür Verständnis hätte.

       Hey, kleine Rose, um sicherzugehen, dass du es bist, die ich will, bin ich mal eben mit einer anderen in die Kiste gesprungen. Aber danach wusste ich, dass ich das nicht mehr will. Ist ja nicht so schlimm, oder? Kommt nicht mehr vor.

      Klar, diese Erklärung fände sie sicher einleuchtend und es würde ihr bestimmt auch nichts ausmachen.

      Nervös ziehe ich die Kippen heraus und zünde mir erneut eine an. Ab wann gilt man als nicht zurechnungsfähig und kann auf mildernde Umstände plädieren? Reichen dafür zwei Bier und ein total vernebelter Verstand? Ich fürchte fast nicht.

      Ich hebe den Kopf und mein Blick fällt auf einen blonden jungen Mann, der sich dem Gebäude nähert. Der fehlt noch in meiner Sammlung. Ich lehne mich an die Wand und sehe ihn an.

      „Bloomfield, wohin so spät?“

      Er bleibt widerwillig stehen und mustert mich kühl.

      „Moreno. Was machst du denn hier?“

      „Ich hab zuerst gefragt.“

      Er stöhnt genervt auf.

      „Wenn du wissen willst, ob ich zu Summer gehe, das geht dich einen Scheiß an.“

      „Ach ja? Wenn du das sagst.“

      Ich lächele ihn an, doch ich merke selbst, dass meine Augen kalt wie Eis sind. Der Typ geht mir jedes einzelne Mal auf den Senkel. Aber es macht Spaß, ihn zu reizen. Besonders in der Stimmung, in der ich mich gerade befinde. Er kann nichts dafür, aber das macht es nicht besser.

      „Sag ich. Und du? Was machst du hier?“, wiederholt er. Offenbar hat Mr. Bloomfield Sorge, ich könnte seinem Engel einen Besuch abgestattet haben.

      „Geht dich auch einen Scheiß an, aber ich sag´s dir trotzdem. Ich habe jemanden besucht.“

      Er lächelt spöttisch.

      „Jemanden? Oh, komm schon. Du meinst, eine Sie? Wer war diesmal die Glückliche? Oder soll ich besser sagen, die Arme?“

      Ich lehne den Kopf an die Mauer und betrachte ihn. Er ist so dermaßen verunsichert, dass er mir schon fast leidtun könnte. Aber nur fast.

      „Tja, wer weiß das schon. Gute Nacht, Kleiner. Pass auf, dass es nicht zu spät wird.“

      Damit lasse ich ihn stehen und verschwinde in der Dunkelheit. Ich weiß, er wird Summer nicht danach fragen, ob ich bei ihr war, aber es wird ihm keine Ruhe lassen. Gut so.

      Am nächsten Morgen, als ich erwache, habe ich das Gefühl, keine einzige Sekunde geschlafen zu haben. Ich fühle mich beschissen und dennoch irgendwie erleichtert. Das mit Sue war ein krasser Fehler. Aber immerhin ist mir dadurch klargeworden, was ich will. Und was ich garantiert nicht mehr will. Dieser Sex, so blöd es klingt, hat mir gezeigt, dass ich darüber hinweg bin. Ich will nicht mehr dieser Typ sein, der jeden zweiten Abend mit einer anderen ins Bett geht und danach doch allein ist.

      Ich stehe auf und gehe ins Bad. Dort betrachte ich mich im Spiegel.

      „Tja, Alter, so sieht man aus, wenn man Scheiße baut und doch allmählich erwachsen wird, was?“

      Ich grinse mein Spiegelbild spöttisch an und drehe den Wasserhahn auf. Beinahe hätte das gestern sowieso nicht geklappt. Noch nie hatte ich solche Probleme, wenn ich mit einer Frau geschlafen habe. Nichts von ihr hat mich angeturnt. Absolut nichts und um ein Haar wäre das richtig peinlich für mich geworden. Tja, sieht so aus, als ob die kleine Sommerrose mich echt im Griff hätte. Ich starre mich noch einen Moment im Spiegel an, dann wende ich mich seufzend ab. Ich dusche, und nachdem ich angezogen bin, greife ich zum Handy. Ich muss wenigstens kurz mit Summer reden. Die Sehnsucht, ihre Stimme zu hören, ist riesig. Ob ich noch normal bin? Keine Ahnung.

      Das Freizeichen ertönt, gleich darauf springt die Mailbox an. Okay, vielleicht duscht sie gerade. Fünf Minuten später versuche ich es erneut, wieder ohne Erfolg. Eigenartig. Ich weiß, dass sie eine frühe Vorlesung hat, und eigentlich müsste sie jetzt schon auf Hochtouren laufen. Summer ist ein sehr pünktlicher, gewissenhafter Mensch, etwas, was meiner leicht chaotischen Ader sicher guttun wird.

      „Na schön, Sommerröschen, dann werde ich dich wohl mal wieder stalken müssen. Aber ich muss dich sehen, bevor die Vorlesung anfängt. Sorry.“