Ich wußte genausowenig wie Karl, was ich eigentlich mit dieser Frage meinte.
Er langte nach unten und fuhr mit einer Hand durch mein Haar.
Es war eine so vertraute Geste, daß ich Mühe hatte, jetzt die Tränen zurückzuhalten. Ich senkte einen Moment meinen Blick, und als ich wieder aufsah, war der Zeitpunkt zum Handeln gekommen.
Wir kamen zusammen.
Meine Lippen teilten sich für sein gequältes Fleisch. Meine Lippen öffneten sich und empfingen die heftige Gewalttätigkeit seiner Liebe.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Was ich bisher nur in der Theorie geplant hatte, wurde nun in die Wirklichkeit umgesetzt. Alles hing vom Erfolg oder vom Versagen meiner Lippen ab.
Sein harter Schaft tobte wie ein Hurrikan in meinem Mund.
Ich hielt meine Lippen fest darum gepreßt und gab ihm meine Liebe … ja, ich gab diesem Teil von ihm alles, was ich hatte.
Meine Zunge peitschte das zuckende Organ. Meine Lippen glitten daran auf und ab.
Dann hörte ich Karl keuchen, und ich spürte das Zittern seines gesamten Körpers.
Ich wußte, was gleich passieren würde.
Eine Sekunde später zuckte sein Körper heftig zusammen, erstarrte einen Moment regungslos … und dann spritzte der heiße Samen in meinen Mund.
Ich fiel zurück und verlor in der grenzenlosen Freude dieses Augenblicks beinahe das Bewußtsein.
Danach sprach keiner von uns auch nur ein einziges Wort. Das Schweigen währte sehr lange.
Dann setzte sich Karl wieder hinter seinen Schreibtisch, griff nach einem Bleistift und begann geistesabwesend damit zu spielen.
„Verstehst du jetzt, was ich meine, Karl?“ fragte ich schließlich, als das Schweigen zu drückend wurde.
„Ich verstehe überhaupt nichts.“
„Aber du mußt doch verstehen! Du und ich … wir beide befinden uns jetzt in verschiedenen Bereichen. Daß du mit einer anderen Frau verheiratet bist, ist absolut perfekt. Jetzt können wir die Tiefen unserer Emotionen mehr und besser denn je zuvor erforschen.“
Er deutete auf seine Hose und sagte sarkastisch: „Meinst du vielleicht das mit den Tiefen unserer Emotionen?“
„Das ist nur ein Anfang, Karl … nichts weiter.“
Ich stand auf und wollte das Büro verlassen.
Er rief meinen Namen. Nur ein einziges Mal. Wie ein Kind, das plötzlich seine Eltern verloren hat.
Ich machte die Tür leise hinter mir zu.
Ein Gefühl des Triumphes durchströmte meinen Körper. Ja, es war nur ein Anfang gewesen, dachte ich. Aber Karl hatte zu begreifen angefangen.
Meine Lippen hatten ihm zu einem Erlebnis verholfen, das ihm Freude und Entsetzen zugleich bereitet hatte. Es würde nicht lange dauern, bis er mehr davon haben wollte. Ich hatte für Karl eine neue Tür aufgestoßen und ihn über die Schwelle geführt. Karl begann zu begreifen, wie ein Körper noch benutzt werden konnte.
Das von mir geplante Dreieck begann sich zu formen. Es würde ein Dreieck werden, das keinem anderen ähnelte. Sein kläglicher Tonfall, als er vorhin meinen Namen gerufen hatte, ließ mich einen Teil der Wahrheit bereits ahnen.
Karls Leben war auf Treibsand gebaut. Er wurde mit unwiderstehlicher Gewalt in die Tiefe gezogen, weil er die Tiefen seines eigenen Körpers nicht verstehen konnte. Jetzt hatte ich ihm einen Rettungsring zugeworfen. Wenn Karl aus diesem Treibsand wieder herauskommen wollte, würde er nach diesem Rettungsring greifen und meine Bedingungen akzeptieren müssen.
Nachdem ich das Büro verlassen hatte, wanderte ich viele Meilen in der Stadt herum.
3
Die dritte Seite des Dreiecks erwies sich als der kritischste Punkt. Aber es war zugleich der entscheidendste Punkt. Hier würde ich alle Kraft brauchen, die mir zur Verfügung stand.
Natürlich wußte ich, daß es keinen anderen Weg gab, Lucia zu verführen, als einen leidenschaftlichen Abstieg in den Lesbianismus.
Bei der Wahl der Methode verließ ich mich auf eine Geschichte, die Lucia mir einmal erzählt hatte. Sie hatte eine Liebesaffäre auf dem College gehabt. Durch den Tod ihres Partners war es zu einem tragischen Ende gekommen.
Lucia hatte zwar kein Wort davon erwähnt, daß es sich um eine lesbische Affäre gehandelt hatte, aber ich konnte aus gewissen Dingen mit untrüglicher Sicherheit darauf schließen, daß es sich nicht um einen männlichen Partner, sondern um ein anderes Mädchen gehandelt hatte.
Lucia hatte mir erzählt, daß sie sich von diesem tragischen Geschehen niemals gänzlich erholt hatte. Diese Affäre spielte immer noch eine bedeutende Rolle in ihrem Leben. Das ließ mich hoffen, daß ihre lesbische Veranlagung immer noch sehr stark, wenn auch latent, bei ihr vorhanden war und nur etwas Aufmunterung brauchte.
Als junges Mädchen hatte auch ich einmal eine kurze Affäre mit einer älteren Frau gehabt, aber das war sehr schnell wieder vorbei gewesen. Seitdem konnte ich nichts Faszinierendes mehr daran finden.
Aber jetzt mußte es getan werden.
Mein Körper und Lucias Körper mußten zusammenkommen.
Eine machtvolle Alternative mußte Lucia präsentiert werden; viel machtvoller als dieses stets so plötzliche und beinahe brutale Eindringen von Karl.
Auch Lucia mußte Leidenschaften erleben, die ihrem Körper eine ganz neue Dimension verleihen würden.
Eine Woche nach meiner Begegnung mit Karl schickte ich Lucia eine Nachricht und lud sie zum Lunch in mein Appartement ein. Ich wußte, daß Lucia darin nur eine höfliche Geste als Ausgleich für ihre Einladung zum Dinner sehen würde. Um aber auch ganz sicher sein zu können, daß sie tatsächlich kommen würde, fügte ich noch eine rätselhafte Andeutung über Karl bei. Sie lautete:
Da ist eine sehr wichtige Sache, die ich gern mit Dir besprechen möchte … nämlich über Karl. Es ist zu privat, um es in einem Brief zu erwähnen, aber ich glaube, daß es extrem wichtig sein könnte. Glaube bitte nicht, daß ich mich irgendwie in Dein Leben einmischen will. Das will ich ganz bestimmt nicht. Aber es gibt nun einmal gewisse Dinge, die nur zwischen zwei Frauen besprochen werden können … und zwar zwischen zwei Frauen, die beide denselben Mann geliebt haben.
Ich erhielt ihre Antwort. Lucia wollte kommen. Wir verabredeten einen Termin.
Lucia kam ein paar Minuten zu früh. Sie lächelte zwar freundlich, aber ich konnte ihr ansehen, wie sie innerlich brannte.
Ich servierte ihr einen Cocktail.
Lucia setzte sich auf die Couch und gab sich offensichtlich Mühe, sich zu entspannen.
„Du siehst gut aus, Lucia“, sagte ich.
Sie stellte das Cocktailglas auf den Tisch und begann zu sprechen. Die Worte sprudelten beinahe hysterisch aus ihrem Munde.
„Ich bin glücklich. Glücklicher, als ich es je in meinem Leben gewesen bin. Ich liebe Karl so sehr, daß ich es mitunter kaum noch ertragen kann, auch nur an ihn zu denken. Meine Ehe ist wirklich alles, was ich mir jemals gewünscht habe.“
Ihre Worte brannten in mir wie Feuer. Wie vertraut sie mir doch waren! Es waren die gleichen Worte, die auch ich wieder und immer wieder gebraucht hatte, wenn ich mit Karl zusammengewesen war.
Plötzlich empfand ich große Wärme und Herzlichkeit für diese Frau, die mir so ähnlich war und die die gleichen Wünsche wie ich hatte.
„Karl ist ein bemerkenswerter Mann“, sagte ich leise.
Sie sah mich an und wartete sicher ungeduldig darauf, daß ich ihr endlich erzählen würde, was ich in bezug auf