Süßer Rache-Engel. Anonym. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anonym
Издательство: Bookwire
Серия: Vier-Sterne-Reihe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711717943
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Karl verbracht hatte, hatte ich mich oft danach gesehnt, einmal einen erfahrenen und aufgeklärten Liebhaber zu haben. Aber ich war bei Karl geblieben, weil ich seine erotische Brutalität noch viel mehr brauchte. Trotz seiner Unerfahrenheit, trotz der Tatsache, daß er so manche sexuelle Begegnung schrecklich verpatzte … jedesmal, wenn ich mit ihm geschlafen hatte, war es mir immer von neuem wie eine Vergewaltigung vorgekommen. Es gab nur wenig Vorspiel. Nur dieses plötzliche, heftige, beinahe gewalttätige Eindringen … tiefer und immer tiefer in mich hinein, bis ich vor hemmungsloser Ekstase alles andere um mich herum vergaß.

      Dies war das feste Band zwischen uns … und ein kräftigeres Band war niemals geschmiedet worden.

      Mein Plan war elegant und einfach … wie alle großen Schlachtpläne.

      Ich würde beide verführen. Ich wollte sie mit Formen der Liebe bekannt machen, die ihr Verlangen nach ‚normalem‘ Sex vernichten würden. Ich würde beide dazu bringen, einzusehen, daß die Ehe nichts weiter als ein Schwindel war.

      Ich projizierte meinen Plan in die Zukunft, und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten waren so schrecklich, daß ich am ganzen Leibe zu zittern begann. Es war — wie ich sehr wohl begriff — ein Plan, der Wagemut und äußerste Hingabe erforderte. Aber das konnte mich nicht aufhalten. Das Leben ohne Karl war für mich bedeutungslos. Diese Tatsache verlieh mir den notwendigen Mut und eine Verwegenheit, wie ich sie noch nie gekannt hatte. Nur … war ich dieser Aufgabe auch wirklich gewachsen? Darin lag mein Hauptproblem.

      Verfügte ich über diese erotische Verführungskunst, um eine Ehe auseinanderbringen zu können? Um die normalen geschlechtlichen Bindungen zwischen Mann und Frau vollkommen auflösen zu können?

      Stunden vergingen, während ich versuchte, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Schlaf war unmöglich. Aber zum ersten Mal, seit Karl mich von seinem entscheidenden Schritt verständigt hatte, fand ich das Leben wieder lebenswert.

      Mein Blick fiel auf die Kerze auf dem Nachttisch.

      Karl hatte sie mir einmal gegeben. Er hatte sie in einem Antiqitätengeschäft gefunden und sie mir zum Geschenk gemacht … unter der Bedingung, daß sie niemals angezündet werden sollte, solange unsere Verbindung bestehen würde.

      Ich lächelte grimmig vor mich hin. Jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen. Ich riß ein Zündholz an und hielt das kleine Flämmchen an den Docht.

      Die Kerze brannte, und ich beobachtete sie. Wie sie im dunklen Raum glühte! Sie schien meine Qual und all mein Verlangen, alle meine Wünsche auf magische Art an sich zu ziehen und mich davon zu befreien. Das konnte ich bald nicht mehr aushalten. Ich drückte die Flamme wieder aus. Aber mein Blick haftete immer noch wie gebannt auf ihrer Form.

      Diese Kerze war meine letzte Erinnerung an Karl, mein einziges sichtbares Andenken.

      Ich nahm sie vom Nachttisch, hielt sie in den Händen und streichelte sie mit den Fingern, immer auf und ab. Das gehärtete Wachs fühlte sich angenehm kühl an. Ich schloß die Augen und rollte die Kerze zwischen meinen Handflächen, bis das Wachs warm war.

      Diese Kerze war auf einmal alles, was ich zu vernichten gedachte.

      Aber mein Körper wollte der Vergangenheit Lebewohl sagen und die neue Ära begrüßen.

      Ich spreizte die Beine und brachte die Kerze nach unten. Ich berührte damit das Tor zu meiner Weiblichkeit und ließ sie auf den Lippen meiner Vagina liegen.

      Meine Fantasie — bereits entflammt vom Plan, den ich entworfen hatte — schaffte den Sprung zwischen Fleisch und Wachs.

      In diesem Moment stellte sie Karls Männlichkeit dar, die zwischen meinen Beinen lag. Der warme Docht wurde zur wilden Spitze von Karls Fleisch.

      Ich spreizte die Beine noch weiter auseinander, preßte meinen Hintern aufs kühle Laken und bereitete mich auf dieses plötzliche und brutale Eindringen vor.

      Ich wußte, daß dieses Eindringen zugleich das letzte sein würde, denn ich baute ja auf meinen gewagten Plan, die sexuelle Beziehung zwischen Karl und Lucia zu zerstören. Um das bewerkstelligen zu können, würde ich zugleich mich selbst berauben müssen. Wenn ich die beiden mit bizarren erotischen Vergnügen verführen wollte, dann würde ich meinen Geist und Körper für die delikaten Perversionen abrichten müssen.

      Ich rammte die Kerze hinein, und meine wilden Schreie wurden als Echo von den Zimmerwänden zurückgeworfen.

      Tiefer und tiefer drang die Kerze ein. Mein Körper empfing sie mit aller Freude und Liebe, deren er fähig war. Ich hielt die Augen fest geschlossen. Mein Puls hämmerte wie wild. Ich begann die Kerze hineinzustoßen und herauszuziehen … mit der gleichen brutalen Gewalt, die Karl angewandt hatte, wenn er in mich eingedrungen war. Meine Fantasie beschwor sein Gesicht herauf. Ich konnte seine Augen und seine Stirn sehen, und ich konnte seine Arme um mich spüren und fühlen, wie sich seine Finger in mein Fleisch gruben.

      „Karl … Karl …!“ rief ich in meiner Leidenschaft.

      Dann löste diese Stange aus Wachs die schönsten Gefühle in meiner Blume aus, und ich spürte das Herannahen eines Orgasmus.

      Jetzt packte ich die Kerze fest mit beiden Händen und schwang sie wie ein Berserker.

      Eine Sekunde später wurde ich vom Höhepunkt überwältigt. Mein Körper geriet in exquisite Zuckungen. Atemlos und zu jeder Bewegung unfähig lag ich schließlich auf dem Bett. Ich ließ die Kerze zu Boden fallen. Sie stellte jetzt nicht länger Karls Männlichkeit dar. Ich starrte sie an. Jetzt war sie nur noch eine Stange aus Wachs, immer noch feucht von den Säften meiner Vagina, ausgelöst durch schier unglaubliche Verzückung.

      Dann schloß ich die Augen.

      In ein paar Tagen würde ich mit der Ausführung meines Planes beginnen.

      Ich würde einen Mann und eine Frau verführen … indem ich sie mit Vergnügen bekannt machen würde, von deren Existenz sie jetzt überhaupt noch nichts wußten, ja nicht einmal ahnten. Nach Durchführung meines Planes würden beide die Vorstellung von normalem, nur auf die Genitalien beschränktem Sex einfach lächerlich finden … genau wie die Vorstellung, daß es Sex nur zwischen Mann und Frau geben kann. Und damit würde dann auch ihre Ehe zur lächerlichen Farce werden.

      Mit diesen Gedanken schlief ich schließlich ein.

      Und in dieser Nacht vergaß ich auch das Problem von Gut und Böse. Ich war dabei, ein ganz neues Arrangement zwischen Körpern aufzubauen … zwischen drei Zentren der Lust: Karl, Lucia und mir selbst.

      Ein solches Unterfangen war viel zu großartig, um in der Sprache der Ethik darüber zu reden.

      Ich würde — wie ich wußte — die Heilige der Lust werden.

      2

      Am nächsten Morgen stand ich sehr früh auf, duschte und bereitete mich sorgfältig auf einen Besuch in Karls Büro vor. Als Vorwand für diesen Besuch wollte ich eine Anzahl von Briefen benutzen, die er mir im Laufe der Jahre geschrieben hatte.

      Ich zog ein einfaches Kleid mit Blumenmuster an. Es verbarg eher die natürliche Form meines Körpers als sie zu akzentuieren. Ich wollte das Bild einer bescheidenen Frau präsentieren, die zu einem rein geschäftlichen Besuch gekommen war.

      Als ich in seinem Büro ankam, begrüßte mich seine Sekretärin zwar sehr ruhig, aber ihr Gesicht verriet doch so etwas wie Schock.

      „Ist Karl da?“

      Sie wurde nervös und rannte beinahe in sein Büro.

      Ich hörte leises Stimmengemurmel, dann kam die Sekretärin wieder heraus und ließ die Tür offen.

      Ich ging hinein.

      Karl saß hinter seinem Schreibtisch. Auch er machte einen sichtlich nervösen Eindruck.

      „Warum bist du hergekommen?“ fragte er.

      Ich beantwortete seine Frage nicht sofort, sondern setzte mich erst einmal auf einen Stuhl ihm gegenüber. Dann holte ich die