10 PS Rut warf sich ihm zu Füßen. »Warum bist du so freundlich zu mir?«, fragte sie. »Warum beachtest du mich, obwohl ich eine Ausländerin bin?«
11»Man hat mir genau erzählt, was du nach dem Tod deines Mannes alles für deine Schwiegermutter getan hast«, antwortete Boas, »und dass du deinen Vater und deine Mutter und deine Heimat verlassen hast, um zu einem Volk auszuwandern, das du vorher nicht gekannt hast. 12 PS Der HERR, der Gott Israels, unter dessen Flügeln du Zuflucht gesucht hast, soll dir das vergelten und dich reich dafür belohnen.«
13»Ich hoffe, ich finde auch weiterhin dein Wohlwollen, mein Herr«, antwortete sie. »Du hast mir Mut gemacht und freundlich mit mir geredet, obwohl ich noch nicht einmal wie eine deiner Mägde bin.«
14Als es Essenszeit war, rief Boas ihr zu: »Komm herüber und iss etwas von unserem Brot mit. Du kannst es auch gern in den Essig eintauchen.« Also setzte sie sich zu seinen Erntearbeitern, und Boas gab ihr geröstete Körner, und sie aß davon, bis sie satt wurde, und hatte sogar noch einen Teil davon übrig.
15Als Rut wieder an die Arbeit ging, befahl Boas seinen jungen Männern: »Lasst sie auch zwischen den Garben Getreide sammeln und hindert sie nicht daran. 16Ja, zieht sogar hin und wieder ein paar Ähren aus den Garben und lasst sie absichtlich herunterfallen, damit sie sie auflesen kann. Und schüchtert sie nicht ein!♦«
17So sammelte Rut den ganzen Tag Gerste, und als sie das Getreide am Abend drosch, kam ungefähr ein Efa♦ heraus. 18Sie hob es auf und trug es in die Stadt und zeigte es ihrer Schwiegermutter. Außerdem gab sie Noomi die Reste, die sie vom Mittagessen übrig hatte.
19»Wo hast du heute nur das viele Korn gesammelt?«, rief Noomi. »Wo hast du gearbeitet? Der HERR segne den, der sich so großzügig um dich gekümmert hat!«
Rut erzählte ihrer Schwiegermutter, bei wem sie gearbeitet hatte. Und sie sagte: »Der Mann, auf dessen Feld ich heute war, heißt Boas.«
20 PS »Der HERR, der seine Gnade weder den Lebenden noch den Toten entzogen hat, segne ihn«, sagte Noomi zu ihrer Schwiegertochter. »Dieser Mann ist einer unserer nächsten Verwandten, einer der Loskäufer♦ unserer Familie.«
21Die Moabiterin Rut sagte: »Boas hat mich außerdem aufgefordert, wiederzukommen und bei seinen Erntearbeitern zu bleiben, bis die ganze Ernte eingebracht ist.«
22»Das ist gut!«, rief Noomi aus. »Bleib die ganze Ernte über bei seinen Mägden. Dort bist du sicher, während man dich auf den anderen Feldern womöglich belästigen würde.«
23Also hielt sich Rut an die Frauen, die für Boas arbeiteten, und sammelte auf seinen Feldern Getreide, bis die Gerstenernte und die Weizenernte zu Ende waren. Während dieser Zeit wohnte sie weiterhin bei ihrer Schwiegermutter.
Rut auf der Tenne
1 PS Eines Tages sagte Noomi zu Rut: »Meine Tochter, es ist Zeit, dass ich ein Zuhause für dich finde, damit für dich gesorgt ist. 2 PS Boas, mit dessen Mägden du zusammen warst, ist ein naher Verwandter von uns. Heute Nacht wird er die Gerste auf der Tenne worfeln. 3Nun nimm ein Bad, parfümiere dich und zieh dein schönstes Kleid an. Dann geh zur Tenne, aber zeig dich Boas nicht, bevor er fertig gegessen und getrunken hat. 4Achte darauf, wo er sich hinlegt; dann geh, deck seine Füße auf und leg dich dort hin. Er wird dir dann sagen, was du weiter tun sollst.«
5»Ich werde alles tun, was du sagst«, antwortete Rut. 6Am Abend ging sie zur Tenne und folgte den Anweisungen ihrer Schwiegermutter.
7 PS Als Boas seine Mahlzeit beendet hatte und guter Dinge war, legte er sich neben den Getreidehaufen und schlief ein. Da kam Rut leise herbei, deckte seine Füße auf und legte sich nieder. 8Um Mitternacht fuhr Boas plötzlich vom Schlaf auf und beugte sich vor. Überrascht sah er eine Frau zu seinen Füßen liegen. 9 PS »Wer bist du?«, fragte er.
»Ich bin deine Magd Rut«, antwortete sie. »Breite einen Zipfel deiner Decke♦ über mich, denn du bist der Loskäufer meiner Familie.«
10»Der HERR segne dich, meine Tochter!«, rief Boas aus. »Jetzt zeigst du noch größere Liebe als bisher, weil du nicht jüngeren Männern nachläufst, egal, ob reich oder arm. 11 PS Mach dir keine Sorgen, meine Tochter. Ich werde alles für dich tun, worum du mich bittest, denn jeder in der Stadt weiß, dass du eine anständige Frau bist. 12 PS Es stimmt, dass ich einer der Loskäufer deiner Familie bin, doch es gibt noch einen Mann, der näher mit dir verwandt ist als ich. 13 PS Bleib heute Nacht hier. Wenn der Mann morgen früh bereit ist, dich auszulösen, soll er das tun. Wenn er aber keine Lust dazu hat, dann werde ich dich auslösen, so wahr der HERR lebt! Jetzt leg dich wieder hin bis zum Morgen.«
14Also blieb Rut bis zum Morgen zu seinen Füßen liegen. Sie stand jedoch auf, bevor es hell genug wurde, um einen Menschen zu erkennen. Denn Boas meinte: »Es braucht keiner zu wissen, dass eine Frau hier auf der Tenne war.« 15Er sagte zu Rut: »Nimm das Tuch, das du dir umgelegt hast und halte es auf.« Er füllte sechs Maß♦ Gerste in das Tuch und half Rut, es auf den Rücken zu nehmen. Dann ging Boas♦ zurück in die Stadt.
16Als Rut wieder zu ihrer Schwiegermutter kam, fragte Noomi: »Was hast du erreicht, meine Tochter?«
Rut erzählte Noomi alles, was Boas für sie getan hatte, 17und fügte hinzu: »Er hat mir diese sechs Maß Gerste gegeben und gesagt: ›Du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter zurückkommen.‹«
18 PS Da sagte Noomi zu ihr: »Warte in Ruhe ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache ausgeht. Der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache noch heute entschieden hat.«
Boas heiratet Rut
1 PS Boas ging zum Stadttor und setzte sich dort hin. Als der andere Loskäufer, von dem er gesprochen hatte, vorbeilief, rief Boas ihm zu: »Komm doch herüber und setz dich zu mir.« Und der Mann kam und setzte sich zu Boas. 2Dann holte Boas zehn weitere Männer von den Ältesten der Stadt und bat sie ebenfalls Platz zu nehmen. Also setzen sie sich dazu. 3 PS Boas sagte zu dem Loskäufer der Familie: »Noomi, die aus Moab zurückgekehrt ist, will das Land unseres Verwandten Elimelech verkaufen. 4 PS Ich dachte, ich sollte dir das sagen und dir einen Vorschlag machen: Wenn du das Land auslösen willst, dann kaufe es jetzt in der Gegenwart der Ältesten meines Volkes und aller, die hier sitzen. Wenn du es jedoch nicht auslösen willst, dann lass es mich wissen, denn es gibt keinen anderen Loskäufer außer dir, und ich bin erst nach dir an der Reihe.«
Der Mann antwortete: »Gut, ich werde es auslösen.«
5 PS Da sagte Boas zu ihm: »Wenn du das Land von Noomi kaufst, erwirbst du damit auch Rut, die moabitische Witwe, und musst sie heiraten, damit ihrem verstorbenen Mann ein Erbe für das Land geboren wird♦.«
6 PS »Dann kann ich es nicht auslösen«, sagte der Loskäufer, »denn damit würde ich meinen eigenen Besitz gefährden. Übernimm du mein Loskaufrecht; ich kann das Land nicht auslösen.«
7 PS Bei einem Loskauf- oder Tauschgeschäft war es damals in Israel üblich, sich eine Sandale auszuziehen und sie dem Handelspartner zu geben. Das war die öffentliche Bestätigung für den Vertragsabschluss. 8Der Loskäufer der Familie zog also seine Sandale aus und sagte zu Boas: »Kauf du das Land.«
9Darauf sagte Boas zu den Ältesten und zu allen anwesenden Leuten: »Ihr seid Zeugen, dass ich heute den gesamten Besitz Elimelechs, Kiljons und Machlons von Noomi gekauft habe. 10Zusammen mit dem Land habe ich auch Rut erworben, die moabitische Witwe von Machlon. Sie soll meine Frau werden, damit der Verstorbene einen Erben bekommt, der seinen Namen weiterträgt. So wird sein Name im Kreis seiner Verwandten und unter den Bürgern der Stadt nicht untergehen. Ihr alle seid heute Zeugen dafür.«
11 PS Da sagten alle, die im Tor zusammen waren, und die Ältesten: »Wir sind Zeugen! Der HERR beschenke die Frau, die jetzt