Ellen. Carolin Schairer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carolin Schairer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783897419964
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      Carolin Schairer

      Ellen

      Roman

      Ulrike HELMER Verlag

      Für Doris

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      eISBN 978-3-89741-996-4

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      Die Berührung kam für Nina völlig unvermittelt. Gerade noch hatte sie im Halbdunkel des kleinen Technikraums das letzte Blatt der Rede kopiert, die der Geschäftsführer gleich halten wollte. Sie fischte das Original aus dem Gerät und wollte eben nach der Kopie greifen, als sie zwei Hände an ihrer Taille spürte. Sanfte Lippen und heißer Atem streiften ihren Nacken und ihren Rücken an jenen Stellen, die ihr hautenges, festliches Kleid frei ließ.

      Einen Bruchteil von Sekunden war sie vom Schock der Berührung gelähmt. Dann drehte sie sich langsam um.

      Sie hatte geahnt, wer sie da anfasste. Jetzt sah sie ihren Verdacht bestätigt und konnte es doch kaum glauben. Es war ihr, als würde sie die Person, deren Hände immer noch fest ihre Taille umschlossen, nicht wiedererkennen. In dem Gesicht, das ihr sonst durch seine Kälte und Starrheit stets Bauchweh verursachte, stand nun hungrige Gier. Graugrüne Augen funkelten sie an wie die einer Katze, kurz bevor sie auf die erspähte Maus losspringt.

      Nun war Nina die Maus. Die Katze stürzte sich lautlos auf sie, ohne auf ein Zeichen der Zustimmung zu warten. Der Zangengriff um ihre Taille schloss sich. Sie wurde gegen die Wand gedrückt und spürte den schlanken, muskulösen Körper, der sich an sie presste. Lippen senkten sich auf ihr weites Dekolletee.

      Noch konnte Nina klar denken. Sie wusste, dass die einzig normale Reaktion gewesen wäre, zu schreien und die Gestalt wegzustoßen. Sie hatte diese Berührungen weder gewünscht noch in irgendeiner Form provoziert. Ganz im Gegenteil: Dieselbe Person, die ihr hier nun weiche Knie und ein zunehmendes Hitzegefühl im Bauch bescherte, ließ ihr den neuen Job fast täglich zu einer Horrorvision werden. Die Herablassung, mit der sie von ihr behandelt worden war, hätte sie beinahe dazu veranlasst, gleich wieder zu kündigen. Nur ihre Geldprobleme und die schmale Aussicht, je wieder eine ähnlich gut bezahlte Arbeit zu finden, hatten sie zum Bleiben bewogen.

      Die Behandlung, die ihr jetzt zuteil wurde, hatte nichts mit Kälte und Herablassung zu tun. Die sonst so frostigen Lippen glitten ihren Hals entlang und hinterließen kleine brennende Flecken auf ihrer Haut. Die Hände hatten den Zangengriff aufgegeben und streichelten intensiv über ihren Rücken, ihre Brust, ihren Bauch.

      Die Hitze in Nina stieg. Sie schloss die Augen und überließ sich den Händen, die nun ihren Po umfassten und sie noch enger heranzogen. Nina warf den Kopf in den Nacken und gab ihren Hals dem Mund ihres Gegenübers preis.

      Ich bin verrückt, schoss es ihr durch den Kopf. Völlig verrückt. Ich sollte hier weg. Doch weder ihr Verstand noch ihre zittrigen Beine wollten gehorchen. Stattdessen öffnete sie mit einem unterdrückten Seufzen den Mund und versank in einen gierigen, fordernden Kuss. Noch nie war sie so geküsst worden. Dass ein Kuss bei ihr überhaupt derartiges auslösen konnte, war ihr völlig neu. Sie fühlte sich, als wäre ihr Körper aus weichem Gummi. Die fremde Zunge in ihrem Mund entlockte ihr ein tiefes Stöhnen. Sie selbst verlor sich ganz und gar in dem Mund, der sie küsste, und genoss den lockenden Geschmack des Unbekannten.

      Nach kurzem beiderseitigen Ringen um Atem berührten sich ihre Lippen erneut. Nina spürte, dass der Körper, der sich dicht an sie presste, ebenso vibrierte wie ihr eigener. Sie spürte den schnellen Atem auf ihrer Haut und das Feuer, das nicht nur in ihr selbst aufzulodern begann.

      Die Lippen lösten sich voneinander. Nina wagte nicht, die Augen zu öffnen. Die begierigen Küsse hatten sie vergessen lassen, wo sie sich befand – und vor allem, mit wem. Hände, die nun sanft ihre Pobacken massierten und Nina zu erregtem Luftholen veranlassten, ließen sie erfolgreich verdrängen, dass sie soeben dabei war, in einer stickigen Kammer mit Druckern, Faxgeräten und Kopierer den Verstand zu verlieren. Und das durch Ellen McGill, eine Frau – eine Frau! –, die normalerweise nur in knappen Imperativsätzen mit ihr kommunizierte oder ihr vermeintliches Unwissen schonungslos durch rhetorische Fragen entblößte. Nina war zu erregt, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was sie mehr schockierte: Dass sie, die bisher ausschließlich mit Männern zusammen gewesen war, dermaßen auf die Berührung einer Frau reagierte, oder dass es ausgerechnet die McGill war, die ihr nun behände das Kleid nach oben schob und ihre Hand an den seidigen Strümpfen hinaufgleiten ließ.

      Nina keuchte. Sie fühlte, wie Nässe zwischen ihre Beine schoss. Die sanfte Berührung von Ellens Hand an der kleinen unbedeckten Stelle zwischen Strumpfband und Halterung brachte ihren Körper noch mehr zum Glühen.

      Ellens Hand griff ihr direkt zwischen die Beine. Nina schrie überrascht auf – überrascht, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass die Berührung eine weitere Woge von Hitze und Lust durch ihren Körper jagen würde. Ellen begann ihre Hand gleichmäßig zu bewegen. Der dünne Stoff des Tangas rieb an Ninas Mitte, und sie hatte das Gefühl zu zerfließen. Noch nie hatte eine Liebkosung dieser Art bei ihr dazu geführt, dass sie vor Nässe zu zerlaufen glaubte. Gewöhnlich war dieser Punkt beim Sex genau ihr Problem.

      Doch hier und jetzt war das anders. Sie kannte sich selbst nicht mehr. Ellen, die verhasste Ellen, erweckte in ihr Gefühle von Leidenschaft und Lust, von denen sie nie geglaubt hatte, dass sie sie jemals empfinden könnte. Instinktiv bog sie sich ihr entgegen, wollte sie noch mehr spüren … noch intensiver.

      Ellen tat ihr den Gefallen. Zwei ihrer Finger fanden den Weg unter Ninas Slip. Nina keuchte noch mehr. Hitze strömte durch ihren Körper, erfüllte in Wogen ihr Innerstes, brachte ihr Blut zum Kochen und ihr Herz zum Pochen, als würde es jeden Augenblick zerspringen.

      Ellens erregtes Stöhnen an ihrem Ohr zu vernehmen steigerte ihre Lust und nahm ihr fast den Atem. Ihre Beine waren zu Wachs geworden und drohten wegzuknicken. Ellen stützte sie mit der linken Hand, während die Finger der rechten immer schneller über Ninas Klitoris glitten.

      Ninas Wahrnehmung setzte aus.

      In ihr brachen sämtliche Dämme. Sie schrie, keuchte, gab Laute von sich, die ihre Stimmbänder noch nicht gekannt hatten. Schließlich sank sie in sich zusammen. Ellens Arme fingen sie auf, sie hörte Ellens erregtes Keuchen, spürte deren rasenden Herzschlag. Ellens Körper war noch immer gespannt wie eine Feder. Nina selbst fühlte sich weich und schwebend. Sie war fern davon, Widerstand zu leisten, als Ellen sie in eine Ecke bugsierte und sich heftig an ihrem Schenkel zu reiben begann.

      Nina spürte das angenehme Kribbeln, dass ihr die Reibung verursachte, doch ihr Körper war noch zu erschöpft, um etwas anderes zuzulassen als passives Verharren und ein erstauntes Zusammenzucken, als Ellen schließlich mit einem unterdrückten Aufschrei kam und sich sanft gegen sie fallen ließ.

      Nina verlor dadurch das Gleichgewicht und taumelte gegen die Wand. Sie schrie auf – diesmal nicht vor Lust, sondern vor Schmerz. Ein Heizungsrohr drückte unsanft gegen ihren Rücken und beförderte sie von einer Sekunde auf die andere zurück in die Realität. Die Kammer der Lust wurde im Nu zum Kopierraum, und die geschickte Liebhaberin verwandelte sich zurück in Ellen McGill.

      Ellen