Von Dolomiten im Vorgarten und anderen Herausforderungen. Sabine Zinkernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sabine Zinkernagel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783862567515
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rel="nofollow" href="#u98e6d740-eefd-4189-a003-20c1477eb6be">Jacobs Tour-Tagebuch

       SMS-Botschaften

       Wunschgedanken

       Den Glauben weitergeben

       Nachwuchs-Talent

       Über den Verlag

      Da dieses Buch Episoden aus dem wahren Leben schildert, sind Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen unvermeidbar. Soweit es sich nicht um enge Familienmitglieder handelt, hat die Autorin Namen und Lebensumstände der Personen soweit verändert, dass sie für Dritte nicht oder nur schwer zu erkennen sind.

      Statt eines Vorworts

       Durchhaltevermögen

      „Liebe besteht zu 95 Prozent aus Durchhaltevermögen“ – das sagte mein künftiger Schwiegervater meinem jetzigen Mann und mir kurz vor der Verlobung.

      Gut, dass etwas Durchhaltevermögen dazugehört, um auf Dauer beisammen zu bleiben, das leuchtete uns ein. Aber 95 Prozent? Nie und nimmer! Wir waren schließlich verliebt und nicht „verdurchhaltevermögt“! Bei der Goldhochzeit wollten wir im Kreise von zahlreichen Kindern und Enkeln auf 50 wirklich glückliche Ehejahre zurückblicken und nicht nur pflichtbewusst sagen können, dass wir eben durchgehalten hätten.

      Und wie der Name schon sagt, besteht „Liebe“ – nun, aus Liebe eben.

      Die könnte natürlich wieder aus unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt sein, ähnlich wie ein Kuchen zwar hundertprozentig Kuchen ist, und dennoch zu messbaren Teilen aus Mehl, Eiern und weiteren Zutaten besteht. Martin und mir fielen natürlich sofort eine ganze Menge Zutaten für den Kuchen namens „Liebe“ ein.

      Als erstes natürlich: Glücklich sein, wenn man beieinander ist. Den anderen glücklich machen wollen.

      Geduld und Nachsicht würden später auch einen guten Anteil an der Liebe ausmachen, zusammen mit einer ordentlichen Prise Humor beim Umgang mit den Schwächen des anderen. Die Fähigkeit, eigene Fehler einzugestehen, und die Bereitschaft, dem anderen immer wieder zu vergeben. Das gegenseitige Tragen in hoffentlich seltenen schweren Situationen.

      Die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und eingeschliffene Verhaltensmuster zu hinterfragen. Zu überlegen, warum ein bestimmtes Verhalten des Partners mich derartig auf die Palme bringt. Oder, wenn der Partner gerade auf der Palme sitzt, eine Leiter holen, über die er wieder herunter steigen kann.

      Gemeinsame Interessen und Ziele. Ähnliche Wertvorstellungen. Vertrauen und Treue. Und, und, und. Für das Durchhaltevermögen blieben am Ende höchstens fünf Prozent übrig.

      Diese Überlegungen sind nun fast 25 Jahre, drei Examen, zwei Kinder, neun Umzüge, sieben Gemeinden mit fünfzehn Kirchen, acht Schulen und unzählige unerwartete Herausforderungen her. Die Schmetterlinge im Bauch leben immer noch; ihr leiser Flügelschlag wird allerdings oft übertönt von türenknallenden Söhnen und dauerklingelnden Mailboxen. Statt händchenhaltend Pläne für die nächsten zehn Jahre zu spinnen, entwerfen wir rasch beim Mittagessen den nächsten Festgottesdienst oder stellen zusammen, was am Nachmittag noch alles getan werden müsste, vorzugsweise vom Ehepartner.

      Alltag eben.

      Wie viel Durchhaltevermögen haben wir dabei gebraucht? In einigen wenigen Ausnahmefällen waren es sicher die von Schwiegerpapa angesetzten 95 Prozent. Da hat es sogar gut getan, sich bewusst zu machen, dass auch Durchhaltevermögen ab und zu ein Liebesbeweis sein kann.

      Andere Herausforderungen haben wir selbst geschaffen, glücklicherweise waren das bisher wesentlich banalere. So seltsam es auf den ersten Blick klingen mag: Auch die Frage nach der Funktion eines Shampooflaschen-Verschlusses oder nach der Anzahl an Feldsteinen, die ein schmales Beet verträgt, können sich als Stolperfallen für ein harmonisches Familienleben erweisen.

      Gott sei Dank im wahrsten Sinne des Wortes konnten wir bisher alle Herausforderungen einigermaßen meistern und die tückischsten Stolperfallen rechtzeitig erkennen und umgehen.

      So hoffen wir weiterhin darauf, im Sommer 2041 bei unserer Goldhochzeit gemütlich im Kreise von zwei Söhnen und zahlreichen Freunden beisammen sitzen können. Dann werden wir viel Schönes noch einmal Revue passieren lassen, bei der Erinnerung an manche Begebenheiten herzhaft lachen, einige Schwierigkeiten im Nachhinein als nicht ganz so riesig einschätzen. Und im Rückblick dankbar sagen: Es war eine gute Zeit miteinander. Wir haben nicht nur durchgehalten, sondern unsere Liebe hat gehalten.

      Und dann stimmen wir mit allen Gästen ein Loblied an für unseren wunderbaren Gott, der uns über sonnige Hügel begleitet und durch dunkle Täler getragen hat.

      1 Die Ursache des CRASH-Syndroms ist eine Veränderung des L1-Gens (L1CAM). Jeder Buchstabe des Syndroms steht für ein Symptom des Gendefektes: Corpus-callosum-Agenesie, mentale Retardierung, adduzierte Daumen, spastische Paraplegie und Hydrozephalus. Hinter diesen Fachbegriffen verbergen sich eine ungenügende Verbindung zwischen beiden Hirnhälften, eine verzögerte geistige Entwicklung, eingeschlagene Daumen, eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Spastik und ein Wasserkopf.

      Schlüssel-Erlebnisse

       August 1992

      Streng genommen ist die Mathematik keine Naturwissenschaft, sondern lediglich „Logik, bis zum Exzess getrieben“. Als Beispiel für diese These zitierte mein Mathematiklehrer gerne den von Aristoteles begründeten Syllogismus:

1. Prämisse: Alle Menschen sind sterblich.
2. Prämisse: Sokrates ist ein Mensch.

      Schlussfolgerung: Sokrates ist sterblich.

      Die Mathematik funktioniert nur mit Hilfe derartiger logischer Schlüsse. Man braucht sie schon für so simple Überlegungen wie:

1. Prämisse: Alle durch 2 und 3 teilbaren Zahlen sind auch durch 6 teilbar.
2. Prämisse: 36 ist durch 2 und 3 teilbar.

      Schlussfolgerung: 36 ist durch 6 teilbar.

      Soweit, so logisch.

      Ich würde gerne ein weiteres Beispiel hinzufügen:

      1. Unbelebte Gegenstände können sich nicht eigenständig fortbewegen.

      2. Schlüssel sind unbelebte Gegenstände.

      Fazit: Schlüssel können sich nicht eigenständig fortbewegen.

      Doch hier irrt die Mathematik, hier irrt die Logik, hier irrt Aristoteles. Irgendwo in diesem scheinbar glasklaren, irrtumsfreien Prinzip des Syllogismus muss es einen Denkfehler geben.

      Denn Schlüssel können sich eigenständig fortbewegen.

      Zumindest, wenn es sich um meine Wohnungsschlüssel