Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heinrich von Kleist
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788027220526
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Ruperts, so auch er.

      SYLVESTER:

       Jeronimus, mir wird ein böser Zweifel

       Fast zur Gewißheit, fast. – Ich hätts entschuldigt,

       Daß sie Verdacht auf mich geworfen, daß

       Sie Rache mir geschworen, daß sie Fehde

       Mir angekündigt – ja hätten sie

       Im Krieg mein Haus verbrannt, mein Weib und Kind

       Im Krieg erschlagen, noch wollt ichs entschuldgen.

       Doch daß sie mir den Meuchelmörder senden,

       – Wenns so ist –

      GERTRUDE: Ists denn noch ein Zweifel? Haben

       Sie uns nicht selbst die Probe schon gegeben?

      SYLVESTER:

       Du meinst an Philipp –?

      GERTRUDE: Endlich siehst dus ein!

       Du hast mirs nie geglaubt, hast die Vermutung,

       Gewißheit, wollt ich sagen, stets ein Deuteln

       Der Weiber nur genannt, die, weil sies einmal

       Aus Zufall treffen, nie zu fehlen wähnen.

       Nun weißt dus besser. – Nun, ich könnte dir

       Wohl mehr noch sagen, das dir nicht geahndet. –

      SYLVESTER:

       Mehr noch?

      GERTRUDE: Du wirst dich deines Fiebers vor

       Zwei Jahren noch erinnern. Als du der

       Genesung nahtest, schickte dir Eustache

       Ein Fläschchen eingemachten Ananas.

      SYLVESTER:

       Ganz recht, durch eine Reutersfrau aus Rossitz.

      GERTRUDE:

       Ich bat dich unter falschem Vorwand, nicht

       Von dem Geschenke zu genießen, setzte

       Dir selbst ein Fläschchen vor aus eignem Vorrat

       Mit eingemachtem Pfirsich – aber du

       Bestandst darauf, verschmähtest meine Pfirsich,

       Nahmst von der Ananas, und plötzlich folgte

       Ein heftiges Erbrechen. –

      SYLVESTER: Das ist seltsam;

       Denn ich besinne mich noch eines Umstands –

       – Ganz recht. Die Katze war mir übers Fläschchen

       Mit Ananas gekommen, und ich ließ

       Von Agnes mir den Pfirsich reichen. – Nicht?

       Sprich, Agnes.

      AGNES: Ja, so ist es.

      SYLVESTER: Ei, so hätte

       Sich seltsam ja das Blatt gewendet. Denn

       Die Ananas hat doch der Katze nicht

       Geschadet, aber mir dein Pfirsich, den

       Du selbst mir zubereitet –?

      GERTRUDE: – Drehen freilich

       Läßt alles sich. –

      SYLVESTER: Meinst du? Nun sieh, das mein

       Ich auch, und habe recht, wenn ich auf das,

       Was du mir drehst, nicht achte. – Nun, genug.

       Ich will mit Ernst, daß du von Philipp schweigst.

       Er sei vergiftet oder nicht, er soll

       Gestorben sein und weiter nichts. Ich wills.

      JERONIMUS:

       Du solltst, Sylvester, doch den Augenblick

       Der jetzt dir günstig scheinet, nützen. Ist

       Der Totschlag Peters ein Betrug, wie es

       Fast sein muß, so ist auch Johann darin

       Verwebt.

      SYLVESTER: Betrug? Wie wär das möglich?

      JERONIMUS:

       Ei möglich wär es wohl, daß Ruperts Sohn,

       Der doch ermordet sein soll, bloß gestorben,

       Und daß, von der Gelegenheit gereizt,

       Den Erbvertrag zu seinem Glück zu lenken,

       Der Vater es verstanden, deiner Leute,

       Die just vielleicht in dem Gebirge waren,

       In ihrer Unschuld so sich zu bedienen,

       Daß es der Welt erscheint, als hätten wirklich

       Sie ihn ermordet – um mit diesem Scheine

       Des Rechts sodann den Frieden aufzukünden,

       Den Stamm von Warwand auszurotten, dann

       Das Erbvermächtnis sich zu nehmen.

      SYLVESTER: – Aber

       Du sagtest ja, der eine meiner Leute

       Hätts in dem Tode noch bekannt, er wäre

       Von mir gedungen zu dem Mord.

      (Stillschweigen.)

      JERONIMUS:

       Der Mann, den ich gesprochen, hatte nur

       Von dem Gefolterten ein Wort gehört.

      SYLVESTER:

       Das war?

      JERONIMUS: Sylvester:

       (Stillschweigen.) Hast du denn die Leute,

       Die sogenannten Mörder nicht vermißt?

       Von ihren Hinterlaßnen müßte sich

       Doch mancherlei erforschen lassen.

      SYLVESTER (zu den Leuten): Rufe

       Den Hauptmann einer her!

      JERONIMUS: Von wem ich doch

       Den meisten Aufschluß hoffe, ist Johann.

      SYLVESTER:

       'S ist auch kein sichrer.

      JERONIMUS: Wie? Wenn er es nicht

       Gestehen will, macht mans wie die von Rossitz,

       Und wirft ihn auf die Folter.

      SYLVESTER: Nun? Und wenn

       Er dann gesteht, daß Rupert ihn gedungen?

      JERONIMUS:

       So ists heraus, so ists am Tage. –

      SYLVESTER: So?

       Dann freilich bin ich auch ein Mörder.

      (Stillschweigen.)

      JERONIMUS:

       Aus diesem Wirrwarr finde sich ein Pfaffe!

       Ich kann es nicht.

      SYLVESTER: Ich bin dir wohl ein Rätsel?

       Nicht wahr? Nun, tröste dich, Gott ist es mir.

      JERONIMUS:

       Sag kurz, was willst du tun?

      SYLVESTER: Das beste wär

       Noch immer, wenn ich Rupert sprechen könnte.

      JERONIMUS:

       – 's ist ein gewagter Schritt. Bei seiner Rede

       Am Sarge Peters schien kein menschliches,

       Kein göttliches Gesetz ihm heilig, das

       Dich schützt.

      SYLVESTER: Es wäre zu versuchen. Denn

       Es wagt ein Mensch oft den abscheulichen

       Gedanken, der sich vor der Tat entsetzt.

      JERONIMUS: