Schon klar. – Der Jüngling war mein Freund, um seine
Geheimste Absicht kann ich wissen. – Hier
Auf dieser Stelle, eifersuchtgequält,
Reizt' er mit bittern Worten mich, zu ziehen
– Nicht mich zu morden, denn er sagt' es selbst,
Er wolle sterben.
AGNES: Seltsam! Gerade das
Sagt' er mir auch.
OTTOKAR: Nun sieh, so ists am Tage.
AGNES:
Das seh ich doch nicht ein – er stellte sich
Wahnsinnig zwar, drang mir den Dolch auf, sagte,
Als ich mich weigerte, ich hätt ihm einen
Schon in das Herz gedrückt. –
OTTOKAR: Nun, das brauch ich
Wohl dir nicht zu erklären. –
AGNES: Wie?
OTTOKAR: Sagt ich
Dir nicht, daß er dich heftig liebe?
AGNES: – O
Mein Gott, was ist das für ein Irrtum. – Nun
Liegt er verwundet in dem Kerker, niemand
Pflegt seiner, der ein Mörder heißt, und doch
Ganz schuldlos ist. – Ich will sogleich auch gehen.
OTTOKAR:
Nur einen Augenblick noch. – So wie einer,
Kann auch der andre Irrtum schwinden. – Weißt
Du, was ich tun jetzt werde? Immer ists
Mir aufgefallen, daß an beiden Händen
Der Bruderleiche just derselbe Finger,
Der kleine Finger fehlte. – Mördern, denk
Ich, müßte jedes andre Glied fast wichtger
Doch sein, als just der kleine Finger. Läßt
Sich was erforschen, ists nur an dem Ort
Der Tat. Den weiß ich. Leute wohnen dort,
Das weiß ich auch. – Ja recht, ich gehe hin.
AGNES:
So lebe wohl denn.
OTTOKAR: Eile nur nicht so;
Wird dir Johann entfliehn? – Nun pfleg ihm nur,
Und sag ihm, daß ich immer noch sein Freund.
AGNES:
Laß gut sein, werd ihn schon zu trösten wissen,
OTTOKAR:
Wirst du? Nun einen Kuß will ich ihm gönnen.
AGNES:
Den andern gibt er mir zum Dank.
OTTOKAR: Den dritten
Krieg ich zum Lohn für die Erlaubnis.
AGNES: Von
Johann?
OTTOKAR: Das ist der vierte.
AGNES: Ich versteh
Versteh schon. Nein, daraus wird nichts.
OTTOKAR: Nun gut;
Das nächstemal geb ich dir Gift.
AGNES (lacht): Frisch aus
Der Quelle, du trinkst mit.
OTTOKAR (lacht): Sind wir
Nicht wie die Kinder? Denn das Schicksal zieht
Gleich einem strengen Lehrer, kaum ein freundlich
Gesicht, sogleich erhebt der Mutwill wieder
Sein keckes Haupt.
AGNES: Nun bin ich wieder ernst,
Nun geh ich.
OTTOKAR: Und wann kehrst du wieder?
AGNES: Morgen.
(Ab von verschiedenen Seiten.)
Zweite Szene
Rossitz. Ein Zimmer im Schlosse. Rupert, Santing und Eustache treten auf
RUPERT: Erschlagen, sagst du?
EUSTACHE: Ja, so spricht das Volk.
RUPERT:
Das Volk – ein Volk von Weibern wohl?
EUSTACHE: Mir hats
Ein Mann bekräftigt.
RUPERT: Hats ein Mann gehört?
SANTING:
Ich habs gehört, Herr, und ein Mann, ein Wandrer,
Der her aus Warwand kam, hats mitgebracht.
RUPERT:
Was hat er mitgebracht?
SANTING: Daß dein Johann
Erschlagen sei.
EUSTACHE: Nicht doch, Santing, er sagte
Nichts von Johann, vom Herold sagt' er das.
RUPERT:
Wer von euch beiden ist das Weib?
SANTING: Ich sage,
Johann; und ists der Herold, wohl, so steckt
Die Frau ins Panzerhemd, mich in den Weibsrock.
RUPERT:
Mit eignen Ohren will ichs hören. Bringt
Den Mann zu mir.
SANTING: Ich zweifle, daß er noch
Im Ort.
EUSTACHE (sieht ihn an): Er ist im Hause.
RUPERT: Einerlei:
Bringt ihn.
(Santing und Eustache ab.)
RUPERT (pfeift; zwei Diener erscheinen):
Ruft gleich den Grafen Ottokar!
EIN DIENER:
Es soll geschehn, Herr. (Bleibt stehen,)
RUPERT: Nun? was willst du?
DER DIENER: Herr,
Wir haben eine Klingel hier gekauft,
Und bitten dich, wenn du uns brauchst, so klingle.
(Er setzt die Klingel auf den Tisch.)
RUPERT:
's ist gut.
DER DIENER: Wir bitten dich darum, denn wenn
Du pfeifst, so springt der Hund jedwedes Mal
Aus seinem Ofenloch, und denkt, es gelte ihm.
RUPERT: – 's ist gut.
(Diener ab. Eustache und ein Wanderer treten auf)
EUSTACHE: Hier ist der Mann. – Hör es nun selbst,
Ob ich dir falsch berichtet.
RUPERT: Wer bist du, mein Sohn?
DER WANDERER:
Bin Hans Franz Flanz von Namen, Untertan
Aus deiner Herrschaft, komm vom Wandern in
Die Heimat heut zurück.
RUPERT: Du warst in Warwand;
Was sahst du da?
DER