AGNES: Ein Weib
Scheut keine Mühe. Stundenlang hab ich
Gesonnen, wie ein jedes einzeln Blümchen
Zu stellen, wie das unscheinbarste selbst
Zu nutzen sei, damit Gestalt und Farbe
Des Ganzen seine Wirkung tue. – Nun,
Der Kranz ist ein vollendet Weib. Da, nimm
Ihn hin. Sprich: er gefällt mir; so ist er
Bezahlt. (Sie sieht sich wieder um.)
Was fehlt dir denn?
(Sie steht auf; Ottokar faßt ihre Hand.)
Du bist so seltsam,
So feierlich – bist unbegreiflich mir.
OTTOKAR:
Und mir du.
AGNES: Liebst du mich, so sprich sogleich
Ein Wort, das mich beruhigt.
OTTOKAR: Erst sprich du:
Wie hast dus heute wagen können, heute,
Von deinem Vaterhaus dich zu entfernen?
AGNES:
Von meinem Vaterhause? Kennst dus denn?
Hab ich nicht stets gewünscht, du möchtest es
Nicht zu erforschen streben?
OTTOKAR: O verzeih!
Nicht meine Schuld ists, daß ichs weiß.
AGNES: Du weißts?
OTTOKAR:
Ich weiß es, fürchte nichts! Denn deinem Engel
Kannst du dich sichrer nicht vertraun, als mir.
Nun sage mir, wie konntest du es wagen,
So einsam dies Gebirge zu betreten,
Da doch ein mächtger Nachbar all die Deinen
In blutger Rachefehd verfolgt?
AGNES: In Fehde?
In meines Vaters Sälen liegt der Staub
Auf allen Rüstungen, und niemand ist
Uns feindlich, als der Marder höchstens, der
In unsre Hühnerställe bricht.
OTTOKAR: Wie sagst du?
Ihr wärt in Frieden mit den Nachbarn? Wärt
In Frieden mit euch selbst?
AGNES: Du hörst es, ja.
OTTOKAR:
O Gott! Ich danke dir mein Leben nur
Um dieser Kunde! – Mädchen! Mädchen! O
Mein Gott, so brauch ich dich ja nicht zu morden!
AGNES: Morden?
OTTOKAR:
O komm! (Sie setzen sich.) Nun will ich heiter, offen, wahr,
Wie deine Seele mit dir reden. Komm!
Es darf kein Schatten mehr dich decken, nicht
Der mindeste, ganz klar will ich dich sehen.
Dein Innres ists mir schon, die neugebornen
Gedanken kann ich wie dein Gott erraten.
Dein Zeichen nur, die freundliche Erfindung
Mit einer Silbe das Unendliche
Zu fassen, nur den Namen sage mir.
Dir sag ich meinen gleich; denn nur ein Scherz
War es, dir zu verweigern, was du mir.
Ich hätte deinen längst erforscht, wenn nicht
Sogar dein unverständliches Gebot
Mir heilig. Aber nun frag ich dich selbst.
Nichts Böses bin ich mir bewußt, ich fühle
Du gehst mir über alles Glück der Welt,
Und nicht ans Leben bin ich so gebunden,
So gern nicht, und so fest nicht, wie an dich.
Drum will ich, daß du nichts mehr vor mir birgst,
Und fordre ernst dein unumschränkt Vertrauen.
AGNES:
Ich kann nicht reden, Ottokar. –
OTTOKAR: Was ängstigt dich?
Ich will dir jeden falschen Wahn benehmen.
AGNES:
– Du sprachst von Mord.
OTTOKAR: Von Liebe sprach ich nur.
AGNES:
Von Liebe, hör ich wohl, sprachst du mit mir,
Doch sage mir, mit wem sprachst du vom Morde?
OTTOKAR:
Du hörst es ja, es war ein böser Irrtum,
Den mir ein selbst getäuschter Freund erweckt.
(Johann zeigt sich im Hintergrunde.)
AGNES:
Dort steht ein Mensch, den kenn ich.
(Sie steht auf)
OTTOKAR: Kennst du ihn?
AGNES:
Leb wohl.
OTTOKAR: Um Gotteswillen, nein, du irrst dich.
AGNES:
Ich irre nicht. – Laß mich – Wollt ihr mich morden?
OTTOKAR:
Dich morden? – Frei bist du, und willst du gehen,
Du kannst es unberührt, wohin du willst.
AGNES:
So leb denn wohl.
OTTOKAR: Und kehrst nicht wieder?
AGNES: Niemals,
Wenn du nicht gleich mir deinen Namen sagst.
OTTOKAR:
Das soll ich jetzt – vor diesem Fremden –
AGNES: So
Leb wohl auf ewig.
OTTOKAR: Maria! Willst du nicht besser von
Mir denken lernen?
AGNES: Zeigen kann ein jeder
Gleich, wer er ist.
OTTOKAR: Ich will es heute noch. Kehr wieder.
AGNES:
Soll ich dir traun, wenn du nicht mir?
OTTOKAR: Tu es
Auf die Gefahr.
AGNES: Es sei! Und irr ich mich,
Nicht eine Träne kosten soll es mich. (Ab.)
OTTOKAR:
Johann, komm her, du siehst sie ist es wohl,
Es ist kein Zweifel mehr, nicht wahr?
JOHANN: Es mag
Wies scheint, dir wohl an keinem Aufschluß mangeln,
Den ich dir geben könnte.
OTTOKAR: Wie dus nimmst:
Zwei Werte hat ein jeder Mensch: den einen
Lernt man nur kennen aus sich selbst, den andern
Muß man erfragen.
JOHANN: Hast du nur den Kern,
Die Schale gibt sich dann als eine Zugab.
OTTOKAR:
Ich sage dir, sie weigert mir, wie dir,
Den Namen,