Ein Traum von Freiheit. Thomas Flanagan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Flanagan
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711480380
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gleiten. »Ein herrliches Tier. Aus welcher Zucht?«

      »Steward aus Foxford«, antwortete Moore. Sie standen auf dem Hof der MacDonnells, zwischen einem Wirrwarr von Farmkarren und Geschirr.

      »Eine ketzerische Dame, doch sie ist trotzdem sehr verläßlich. Steward hat dich nicht hereingelegt. Aber komm jetzt mit herüber, John, und sieh dir eine papistische Dame an.« Er führte Moore zu den Stallungen, öffnete eine Tür und führte eine schwarze Stute heraus. »Das ist Vixen. Ich will sie nächsten Monat in Castlebar beim Rennen reiten. Unsere Zucht.« Er hatte die richtige Größe für einen Reiter, war aber mit seinen weiten, kantigen Schultern und dem beginnenden Bauch zu breit, obwohl er erst Anfang dreißig war. »Du kommst doch auch, oder?«

      »Ich komme«, antwortete Moore. »Wenn ich nicht wichtigere Geschäfte habe.«

      »Du solltest dich nicht durch Geschäfte von Castlebar fernhalten lassen. In dieser Woche werden in ganz Mayo bestimmt nur bei den Rennen Geschäfte gemacht. Und wenn du dich von mir beraten läßt, dann setzt du ein paar Pfund auf Vixen. Bisher haben sie nur wenige rennen sehen, aber wenn du über Nacht bleibst, kannst du das morgen früh tun.«

      »Das ist freundlich von dir«, erwiderte Moore. »Aber ich muß nach Bridge-end zurück und von dort zu Tom Bellew.

      »Unterwegs im Namen der Republik, nehme ich an?«

      »So ähnlich«, antwortete Moore. »Ich hoffe, du gibst mir eine Nachricht für Elliott mit.«

      MacDonnell wühlte in seinen Taschen nach Zuckerstücken, die er zwischen seinem und Moores Pferd verteilte.

      »Elliott und ich haben zusammen gejagt«, sagte MacDonnell. »Er ist wirklich ein anständiger Bursche.«

      »Stimmt«, erwiderte Moore. »Ein vernünftiger Mann. Und die Gesellschaft hat ihn zu ihrem Sekretär für Mayo ernannt.«

      »Natürlich«, meinte MacDonnell, »hat es auch eine Zeit gegeben, als Sam Cooper und ich uns nahegestanden haben, so nahe, wie du einem Protestanten überhaupt stehen kannst. Er war in den ersten Jahren nach dem Tode seines Vaters ein wilder Bursche. Meine Güte, was hatten wir für Feste auf Mount Pleasant! Sie dauerten manchmal tagelang. Ich weiß noch, wie ich einmal an einem Wintermorgen mit George Blake von Ballycastle weggeritten bin, es war kurz nach Weihnachten, und wir beide waren vom Alkohol völlig benebelt. Wir hatten drei Tage durchgemacht. Dann mußten wir und haben gewettet, wer von uns weiter pissen könnte. Nicht wer mehr pissen könnte, weißt du. Da hätte George jedenfalls gewonnen. Weiter.«

      Im Reden nahm er Moore beim Arm und ging mit ihm zum Haus. Als seine ermüdende Anekdote ein Ende genommen hatte, lachte er plötzlich wiehernd auf und schlug Moore auf die Schulter.

      »Das ist genau sieben Jahre her. Mein Gott, was ist Sam Cooper doch für ein verdammter Idiot geworden. Er war ein verdammter Idiot, als er Squint O’Malley auf die Straße gesetzt hat. Er wollte Ärger, und jetzt hat er ihn. Und es war verrückt von ihm, die Miliz zu übernehmen, eine Aufgabe, für die jeder andere Protestant zu beschäftigt oder zu vornehm war. Was bringt ihm das denn, außer viel Scherereien und Ausgaben?«

      »Er bewahrt den Frieden des Königs«, antwortete Moore, »und beschützt Mayo vor den Franzosen.«

      „Ha!« rief MacDonnell entzückt. »Hast du sie je exerzieren sehen? Das ist der komischste Anblick, den ich je gehabt habe. Verwalter und Kaufleute.«

      »Du hast hier eine gute Gerste«, sagte Moore. »In Ballintubber ist es dasselbe. Wenn sich das Wetter hält, gibt es eine gewaltige Ernte.«

      »Gewaltig«, wiederholte MacDonnell. »Das ist genau das richtige Wort. Einer von meinen Kätnern, ein alter Kerl namens Flaherty, sagt, zu Lebzeiten meines Vaters, Gott hab ihn selig, hätte es schon einmal eine solche Ernte gegeben, aber in meinem oder deinem Leben ist so etwas noch nicht vorgekommen. Aber dich interessiert sicher nicht die Ernte, und auch nicht, wie weit George Blake pissen kann. Komm ins Haus, wo wir wie Gentlemen reden können und nicht bis zu den Knöcheln im Stallmist stehen.«

      Treacy hatte recht gehabt, als er das Haus als große, zugige Scheune bezeichnete, mit Schieferdach und schmalen Fenstern, mit willkürlich angebauten Nebenräumen, ausufernd und ohne Eleganz. MacDonnell führte Moore mit unbefangenem Stolz hinein, bahnte mit Fußtritten einen Weg durch ein Gewirr von Pferdegeschirren und Kornsäcken in der Diele und brüllte nach Punsch. Er räumte zwei Sessel am Kamin frei und winkte Moore, in einem davon Platz zu nehmen.

      Zehn Minuten später erschien eine dunkelhaarige Frau in einem roten Hemd und bloßen Füßen, brachte den Punsch und stellte ihn auf den Kaminsims. »Braves Mädchen«, sagte MacDonnell und streichelte ihr lässig die Hinterbacken, als sie an ihm vorbeiging. »Braves Mädchen, Nora. Bei Gott, John, eine bessere hat noch nie in diesem Haus gearbeitet.« Er schenkte Punsch in zwei Tassen ein und reichte eine Moore, der feststellte, daß der Rand verschmiert war. Die Tasse fühlte sich klebrig an.

      »Jetzt werde ich dir eine klare, offene Antwort geben, John.«

      Moore wußte, daß das der ortsübliche Vorspann für eine weitschweifige, ausweichende Darlegung war. »In Ordnung, Randall. Falls du mir keinen Vortrag hältst, wie wenig ich von Mayo weiß. Den habe ich schon in Bridge-end House bekommen.«

      »Vom alten Treacy, ja? Das ist ein gerissener alter Fuchs. Man könnte denken, man hört ein Gedicht, wenn der Alte von der alten Welt erzählt, die bei Aughrim zerstört worden ist. Und dabei geht es ihm in dieser Welt gar nicht schlecht, und seinem Vater vor ihm auch nicht. Mein Vater hat ihn immer ›dieser alte Fuchs in Ballycastle‹ genannt.«

      »Wir kommen durchaus gut miteinander aus«, sagte John. »Ich mag ihn leiden.«

      MacDonnell warf ihm einen scharfen Blick zu. »Da in Bridge-end wartet ein schönes Gut auf den richtigen jungen Burschen, und darauf steht ein schönes Mädchen. Sie ist eine gute Freundin meiner Schwester Grace. Ihre Hüften sind zwar ein bißchen schmal zum Kinderkriegen, aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg, wie das Sprichwort sagt.«

      »Ich suche eine Frau«, wandte Moore ein. »Keine Zuchtstute.«

      »Ach ja? Treacy hat wirklich recht, du kennst Mayo nicht. Also gut, John.« Moores Tasse war noch voll, aber MacDonnell füllte seine eigene aufs neue. »Ich habe mit einigen Männern gesprochen, die wir beide diskutiert hatten, mit Corny O’Dowd und George Blake und Tom Bellew und einigen anderen. Die alte Zucht, wenn du verstehst, was ich meine. Und ich glaube, dir sagen zu können, daß wir durchaus geneigt sind. Ja, das ist der richtige Ausdruck. Durchaus geneigt.«

      »Ich bin sehr froh, das zu hören«, sagte Moore. »Und Malcolm Elliott wird es auch so gehen.«

      »Ach«, erwiderte MacDonnell und rieb sich mit einer kurzen, plumpen Hand den Nacken. »Du redest immer von Elliott, aber ich erzähle das dir.«

      »Elliott ist Mitglied des Direktorats von Connaught, ich nicht«, erklärte Moore. »Das Direktorat ist in Kontakt mit Dublin. Du hast keinen Grund, Elliott zu mißtrauen.«

      »Ich glaube nicht, daß das Direktorat so überwältigend ist«, sagte MacDonnell sanft. »Es gibt ein paar United Men in Sligo und in Galway, und hier in Mayo nur ganz wenige. Das alles ist allgemein bekannt. Aber ich glaube nicht, daß wir genug für eine gute Jagd zusammenbekommen. Du könntest vielleicht die Stadtwiese von Castlebar mit United Men füllen, aber die ist schließlich auch sehr klein.«

      »Ich gebe zu, daß wir jetzt noch sehr wenige sind«, sagte Moore. »Deshalb spreche ich doch mit dir. Elliott hat mich für das Direktorat empfohlen, und er würde auch dich und O’Dowd vorschlagen, wenn ihr den Eid ablegt.«

      »Wäre das nicht eine große Ehre! Unten in Wexford warten gerade Mitglieder des Direktorats von Leinster auf ihren Prozeß, und einige baumeln auch schon am Galgen. Das ist wirklich eine allzu hohe Ehre für einen armen Krautjunker aus Mayo.«

      Moore schüttelte den Kopf. »Niemand will etwas unternehmen, solange die Franzosen nicht gelandet sind und Munster sich erhoben hat. Jetzt müssen wir nur Vorbereitungen treffen. Männer wie Corny O’Dowd und