Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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aller seiner großen Reichtümer begab, folgerte alles, daß der gute Mann kindisch geworden sei. Diesen Umständen war es zuzuschreiben, daß sein Ansehen rasch dahinschwand, und wenn er mit seinen Schritten ungestörte Zurückgezogenheit bezwecken wollte, so sah er bald seine Absicht erreicht.

      Wie auch die Welt über die Handlungsweise des Majors urteilen mochte, den beiden Beteiligten erschien sie als nichts anderes denn das Abgeben gewisser Gerechtsame, die der Vater weder genießen noch erweitern konnte, an einen Sohn, der durch seine Erziehung sowohl als auch vermöge seines Charakters zu beidem paßte. Der jüngere Effingham hatte nichts gegen die Schenkung einzuwenden; denn er fühlte, daß er sich selbst nur von einer schweren Last befreite, wenn er den Vorbehalt seines Vaters, die moralische Leitung seiner Handlungen zu führen, anerkannte; wie denn überhaupt zwischen beiden ein so inniges Vertrauen herrschte, daß ihnen der so gehässig gedeutete Schritt nicht anders erschien, als wenn einer sein Geld aus einer Tasche in die andere steckt.

      Sobald der junge Mann in den Besitz seines großen Vermögens gekommen war, gehörte es unter seine ersten Handlungen, seinen Jugendfreund aufzusuchen und ihm den Beistand anzubieten, den er jetzt zu leisten imstande war.

      Der Tod von Marmadukes Vater und die daraus folgende Teilung seines kleinen Vermögens machten dieses Anerbieten für den jungen Pennsylvanier doppelt annehmbar. Er fühlte seine eigenen Kräfte, und sah nicht nur die schönen Eigenschaften, sondern auch die Mängel in dem Charakter seines Freundes. Effingham war eine weiche Natur, zutraulich, bisweilen aber auch ungestüm und unbesonnen, während Marmaduke mit einem ruhigen Gleichmut scharfen Verstand, Tätigkeit und Unternehmungsgeist verband. Ihm erschien daher der ihm angebotene Beistand, richtiger die Geschäftsgemeinschaft als vorteilhaft für beide Parteien, weshalb er mit Freuden darauf einging und auch leicht über die Bedingungen mit seinem Freunde eins wurde. Mit Effinghams Geld wurde ein Handlungshaus in der Hauptstadt von Pennsylvanien etabliert und die Leitung des Geschäftes Marmaduke übertragen, der öffentlich als der einzige Eigentümer genannt wurde, obgleich der andere insgeheim zur Hälfte an dem Gewinn des Unternehmens beteiligt war. Diese Verbindung sollte aus zwei Gründen nicht ruchbar werden, deren einen Effingham seinem Freund offen eingestand, während er den anderen tief in seinem Innern verbarg, da dieser auf nichts mehr und nichts weniger als auf dem Stolz beruhte. Der Abkömmling einer Reihe von Kriegern betrachtete nämlich sogar eine derartige mittelbare Beteiligung bei einem Handelsgeschäft als eine Herabwürdigung. Den Hauptgrund zur Geheimhaltung bildeten aber immer die Vorurteile des alten Majors.

      Es wurde bereits mitgeteilt, daß Major Effingham ruhmvoll gedient hatte. Als er einmal an der Westgrenze von Pennsylvanien ein Kommando gegen die verbündeten Franzosen und Indianer hatte, wurde nicht nur sein Ruhm, sondern auch sein Leben und das seiner Truppe durch die friedliche Politik dieser Kolonie ungemein gefährdet, – allerdings ein Vergehen, das kein Soldat verzeiht. Er focht zu ihrem Schutz und wußte wohl, daß die milden Grundsätze dieses Völkchens praktischer Christen von den schlauen und arglistigen Feinden nicht berücksichtigt werden würden, weshalb er auch die Kränkung um so tiefer empfand; denn er sah, daß der Grund, den die Kolonisten für die Verweigerung ihres Beistandes geltend machten, nur dazu führen konnte, seine Mannschaft dem Untergang preiszugeben, ohne daß er den Frieden zu bewahren vermochte. Es gelang zwar dem Soldaten, sich mit einer Handvoll seiner Leute durch den mörderischen Feind zu schlagen, aber er vergab den Leuten, die ihn im Kampf nicht unterstützt und daher dieser Gefahr ausgesetzt hatten, nie wieder. Es half nichts, daß man ihm sagte, sie wären nicht schuld daran gewesen, daß er an die Grenze gesetzt wurde; denn er stand ja augenscheinlich nur zu ihrem Besten dort, und es war »ihre religiöse Pflicht« – so pflegte sich nämlich der Major auszudrücken – »es war ihre religiöse Pflicht, ihren Beschützern Beistand zu leisten«.

      Der alte Soldat war nie ein Freund von Fox’ friedlichen Schülern. Ihre geordnete Lebensweise und ihre Gemütsruhe konnten nicht verfehlen, auch vorteilhaft auf ihre physischen Verhältnisse einzuwirken; wenn der Veteran den riesigen Körperbau der Kolonisten betrachtete, so konnte er sich nicht enthalten, in seinem Blick die tiefe Verachtung, welche er gegen ihre moralische Schwäche hegte, auszudrücken. Auch war er ein wenig der Meinung zugetan, daß eine so strenge Beobachtung von Förmlichkeiten unmöglich mit dem gesunden Kern wahrer Religiosität vereinbar sei. – Wir haben uns übrigens nicht zur Aufgabe gesetzt, hier das Wesen des Christentums zu erörtern, sondern führen nur einfach Major Effinghams Ansichten auf.

      Da der Sohn die Ansichten seines Vaters über diese Leute kannte, so war es kein Wunder, daß er Anstand nahm, seine Verbindung mit einem Quäker und sein unbedingtes Vertrauen auf dessen Redlichkeit einzugestehen.

      Man hat gesehen, daß Marmaduke von Zeitgenossen und Freunden Penns abstammte. Sein Vater hatte zwar, weil er eine nicht seiner Kirche angehörende Frau geheiratet hatte, einige Privilegien, die an seinem Stamme hafteten, verwirkt. Da jedoch der junge Marmaduke in einer Kolonie und in einer Gemeinschaft erzogen wurde, wo selbst der gewöhnliche Verkehr zwischen Freunden und Verwandten die Färbung jener milden Religion trug, so erhielten natürlich auch seine Gewohnheiten und seine Sprache etwas von deren Eigentümlichkeiten. Seine spätere Verehelichung mit einer Dame, die nicht nur dem Kreise seiner Kirche nicht angehörte, sondern auch jeden Einfluß von seiten dieser Sekte zurückwies, trug allerdings einiges dazu bei, die früheren Eindrücke zu schwächen; sie verwischten sich aber bis zur Stunde seines Todes nie ganz, und die Sprache seiner Jugend trat vornehmlich in Augenblicken der Wallung oder einer regen Teilnahme besonders lebhaft hervor. – Doch wir greifen unserer Erzählung vor.

      Zur Zeit, als Marmaduke mit dem jungen Effingham in Geschäftsverbindung trat, war er in seinem Äußeren noch ganz Quäker, und da es der Sohn für zu gefährlich hielt, den Vorurteilen seines Vaters offenen Widerstand zu leisten, so sollte diese Vereinigung für alle Nichtbeteiligten ein tiefes Geheimnis bleiben.

      Einige Jahre lang leitete Marmaduke den Handelsbetrieb seines Hauses mit so viel Scharfblick und Sachkenntnis, daß ein reicher Ertrag erzielt wurde; dann heiratete er die bereits erwähnte Dame, Elisabeths Mutter, und auch die Besuche seines Freundes wurden allmählich häufiger. Überhaupt hatte es, da die Vorteile des Geschäfts Effingham mit jedem Augenblick mehr einleuchteten, ganz den Anschein, als ob der Schleier, welcher die wirklichen Verhältnisse umhüllte, sich bald lichten sollte; aber nun begannen die Unruhen, welche dem Revolutionskrieg vorangingen, immer ernster und drohender zu werden.

      In der unterwürfigsten Treue gegen das angeborene Herrscherhaus erzogen, hatte Effingham von Anbeginn der Zwistigkeiten zwischen den Kolonisten und der Krone für die nach seiner Meinung heiligen Rechte seines Fürsten warm Partei genommen, während andererseits Temple durch seinen hellen Verstand und seinen Unabhängigkeitssinn veranlaßt wurde, sich auf die Seite des Volkes zu schlagen. Beide mochten hier durch frühere Eindrücke geleitet werden; denn wenn sich der Sohn eines tapfern und loyalen Offiziers in unbedingtem Gehorsam unter den Willen seines Herrschers beugte, so konnte der Abkömmling eines verfolgten Anhängers von Penn nicht ohne Bitterkeit auf die unverdienten Leiden zurückblicken, die auf die Häupter seiner Vorfahren gehäuft worden waren.

      Die Meinungsverschiedenheit der beiden Freunde hatte oft Anlaß zu unverfänglichen Wortwechseln gegeben, aber endlich wurde die Sache doch zu ernsthaft, um sich bei Marmaduke immer nur auf politische Kannegießerei zu beschränken, um so weniger, da sein scharfer Blick bereits jetzt einiges von den wichtigen Ereignissen ahnte, mit denen die Zeit schwanger ging. Die Funken der Uneinigkeit flammten rasch in heller Lohe auf, und die Kolonien oder vielmehr die Staaten – denn sie erklärten sich bald für solche – wurden für manche Jahre der Schauplatz des Kampfes und des Blutvergießens.

      Kurze Zeit vor der Schlacht bei Lexington übergab Effingham, der bereits seine Gattin verloren hatte, seine Papiere und alles, was er Wertvolles besaß, an Marmaduke zur Aufbewahrung und verließ ohne seinen Vater die Kolonie. Kaum hatte jedoch der Krieg ernstlich begonnen, als er in der Uniform seines Königs wieder zu Neuyork erschien und in kurzem an der Spitze einer Provinzialtruppenabteilung im Felde stand. Marmaduke hatte sich inzwischen ganz für die Sache der Rebellion – wie man sie damals nannte – erklärt. Natürlich hörte nun aller Verkehr zwischen den Freunden auf, da ein solcher von seiten Oberst Effinghams nicht gesucht wurde und Marmaduke sich in der Sache mit vorsichtiger Zurückhaltung benahm. Letzterer sah sich bald genötigt, die