So, jetzt war es heraus. Was würde Magnus dazu sagen? Immerhin stammte es aus dem Besitz seiner Familie, und nur er hatte darüber das Sagen. Auch wenn sie gemeinsame Kasse machten, wenn es bei ihnen kein Mein oder Dein, sondern nur ein gemeinsames Unser gab, mussten doch gewisse Regeln eingehalten werden, wenn es um etwas wie das Kreuz ging.
»Teresa, das ist eine ganz wunderbare Idee«, rief er, »ich wäre darauf nicht gekommen. Das Kreuz ist etwas Besonderes, und wenn die Kleine erst einmal erwachsen ist, wird sie es zu schätzen wissen. Bis dahin kann Ricky ein Auge darauf haben.«
»Und Inge?«, wollte Teresa wissen. »Wird die sich nicht übergangen fühlen?«
Magnus von Roth schenkte seiner geliebten Ehefrau einen nachsichtigen Blick.
»Mein Liebes, warum sollte sie das? Unabhängig davon, dass Inge so nicht denkt, sie wird sich vielmehr freuen, hat sich doch alles verändert. Wir leben nicht mehr auf dem großen Adelssitz, wir sind nicht mehr die allseits bekannten und beliebten von Roths. Und selbst wenn es so wäre, du weißt doch, für uns war Tradition immer wichtig, sie hat aber nicht maßgeblich unser Leben bestimmt. Es war zum Glück nicht der Fall, doch es hätte auch sein können, dass wir das Kreuz hätten verkaufen müssen, um zu überleben. So bleibt es in der Familie, und es ist ein schöner Gedanke, dass die kleine Teresa das Kreuz haben wird.«
Teresa atmete erleichtert auf.
Es fühlte sich jetzt so gut an, und es war ein besonderes Taufgeschenk für ein besonderes Kind, und das war die Kleine, und das nicht etwa, weil sie Teresa hieß.
»Ich bin froh, dass du einverstanden bist, Magnus. Doch ich finde, dass wir vorher mit Inge darüber sprechen müssen.«
Die war unbemerkt ins Zimmer gekommen, sie hatte schließlich einen Schlüssel zum Haus ihrer Eltern.
»Worüber müsst ihr mit mir sprechen, Mama?«, erkundigte sie sich. Sie hatte die letzten Worte ihrer Mutter mitbekommen. »Wäre ich noch ein kleines Mädchen, würde ich mir überlegen, ob ich etwas ausgefressen habe.«
Magnus lachte.
»Oh, meine liebe Tochter, du bist auch jetzt noch für jede Überraschung gut. Schon vergessen, was deine letzten Eskapaden waren?«
»Magnus, Inge war in Lebensgefahr, wie kannst du das Eskapaden nennen«, beschwerte Teresa sich, die noch Höllenängste ausgestanden hatte, als es längst schon vorbei gewesen, als die Gefahr überstanden war.
Magnus winkte ab.
»Reg dich nicht auf, mein Herz, das meine ich doch überhaupt nicht, ich denke an die Geistesgegenwart von Inge, dem Verbrecher das Handwerk zu legen, indem sie ihn gekratzt hat. Das muss man erst mal bringen.«
Inge war es peinlich, wenn noch immer darüber geredet wurde. Sie holte sich eine Tasse aus dem Schrank, schenkte sich Tee ein, dann wollte sie wissen: »Worum also geht es?«
Ihre Mutter erzählte es ihr, sie holte sogar das kleine kostbare Kreuz. Als Inge es erblickte, bekam sie ganz glänzende Augen, Kindheitserinnerungen stiegen in ihr auf, wie hatte sie das Kreuz immer bewundert, wenn sie es mal zu Gesicht bekommen hatte.
Auch jetzt berührte sie es ganz ehrfurchtsvoll und zaghaft.
»Es der kleinen Teresa zu schenken, das ist eine ganz wundervolle Idee, und ich finde auch, es passt. Wenn Teresa es nicht bekommen soll, wer dann?«
Teresa atmete insgeheim auf, sie erkundigte sich vorsichtshalber dennoch noch einmal: »Es macht dir wirklich nichts aus, Inge?«
Die schüttelte entschieden den Kopf.
»Nein, Mama, ganz im Gegenteil, ich freue mich. Und es hat eine solche Symbolkraft. Das Kreuz wird für immer eine Erinnerung an euch sein, an die Kraft und Stärke derer von Roth, an eine lange Tradition, und«, ihre Stimme wurde leiser, »das Kreuz wird die kleine Teresa auf ihrem Lebensweg nicht nur begleiten, sondern sie auch beschützen. Welch wundervoller Gedanke.«
Sie strich noch einmal ganz behutsam über die kleine Kostbarkeit, und sie glaubte, die Kraft zu spüren, die darin lag.
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