Djin. Claus Bork. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claus Bork
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711800058
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sein Gesicht, wie eine Maske.

      "Bin ich jetzt Kaiser?"

      Zarafir nickte. " Das seid Ihr, Milord. Ihr seid jetzt Kaiser!"

      "Milord," dachte Angicore. "Ihr..."

      Von den Straßen drangen Rufe zu ihnen hinauf, durch die offene Tür.

      "Der Kaiser ist tot! Der Kaiser ist ermordet worden!"

      Zarafir trat auf den Balkon hinaus und lehnte sich schwer auf die Brüstung. Die müden blauen Augen sahen in die Dunkelheit, über die Dächer der Stadt und weiter hinaus über das Meer zu den Sternen. Aber es waren keine Sterne da. Weit draußen am Horizont wachte sie. Eine schwarze, undurchdringliche Dunkelheit, die über den Wellen lag und abwartete...

      "Ich beging einen fürchterlichen Fehler," flüsterte Zarafir. "Einen verhängnisvollen Fehler..."

      Angicore nickte, ohne ganz zu begreifen, was er meinte.

      "Einen fürchterlichen Irrtum..."

      "Erklär mir das," bat Angicore. Er fühlte sich jetzt vollständig allein. Er hatte nur Zarafir, auf den er sich stützen konnte. Zarafirs Schwäche schwächte auch ihn selbst. Und er brauchte jetzt Stärke, Stärke, um den Anforderungen gewachsen zu sein, die nun, wie er wußte, auf ihn zukamen.

      Zarafir legte eine Hand auf seine Schulter.

      "Ich ließ es drauf ankommen. Ich schätzte die Situation falsch ein. Das kann ein Mann wie ich nicht tun, in einer Situation, wie dieser, ohne daß die Folgen katastrophal sind!"

      "Was war das für ein Wesen, das da gekommen ist?" fragte Angicore.

      "Ein Gisal..." flüsterte Zarafir und griff um den Rand der Brüstung, um sich aufrecht zu halten.

      "Ein Gisal?"

      "Ein Magier, wie ich..." seufzte er. "Ein Zauberer, der den Schwur gebrochen hat, den er geschworen hat, und in die Dienste des Bösen getreten ist."

      "Hättest du es nicht verhindern können?"

      "Indem ich es herbeirief, habe ich selbst mich ihm verschrieben. Darum konnte ich nicht eingreifen. Keiner ist unfehlbar, nicht einmal ich." Er seufzte leise und Angicore fühlte den Zorn der Hoffnungslosigkeit zu einem bitteren Geschmack im Mund werden.

      "Was jetzt?" fragte Angicore.

      "Stütz mich..." Er streckte die Hand Angicore entgegen und lehnte sich schwer an ihn, als Angicore den Arm um seinen Rücken legte.

      "Die Zeit ist knapp, mein Junge. Ich habe dir etwas zu geben, wir müssen uns beeilen, bevor es zu spät ist."

      Er warf einen letzten Blick in die Dunkelheit. "Ich fühle, daß es kommt, mein Junge. Eine Stärke, so groß, ein Zorn, so gewaltig, eine Kraft, die über Dynadan hinwegspülen wird und es einebnen, so wie das Meer den Sand am Strand wegfegt..."

      "Wir können kämpfen, Zarafir. Ich verfüge über das größte Heer der Welt, ich gebiete über die Maruder, die tapfersten Fechter, die es gibt!"

      Zarafir sah auf ihn hinunter. Es war Liebe in diesem Blick, Liebe und Mitleid.

      "Ihr werdet es sein, Milord..." Er schwieg und schüttelte irritiert den Kopf. "Du wirst es sein, mein Angicore - der zum Land auf der anderen Seite hinter dem Meer ziehen wird. Du besitzt große Kräfte in Winkeln deines Bewußtseins, die du noch nie bemerkt hast. Aber du wirst es sehen, wenn die Zeit gekommen ist. Du mußt die Kräfte gebrauchen und den Gisal aufsuchen. Und du mußt nach Illemed ausziehen, denn dort ist es, wo er zu finden ist..."

      Er schwieg einen Augenblick und suchte nach den richtigen Worten.

      "Nichts ändert sich, wenn du bleibst, nichts anderes, als daß es dich das Leben kosten wird. Für die Kämpfe in Dynadan werde ich dir eine Waffe geben, eine Zauberwaffe. Aber du mußt fort von hier, noch heute Nacht."

      "Wenn du es so sagst, werde ich deinem Vorschlag gehorchen," flüsterte Angicore.

      "Hilf mir weg von hier," bat Zarafir müde.

      "Wohin?" fragte Angicore heiser.

      "Zum Turm..."

      Er stolperte davon, gestützt von dem jungen Kaiser, fort durch die Säle. Duncan Yol blieb zurück und starrte ihnen mit düsterem Blick nach.

      Das Ebenholz-Kristall

      Es war ein großer, dunkler Raum.

      Die Spitzbogenfenster standen offen, und der Donner grollte ihnen vom Meer her entgegen. Die Blitze ließen sie wie in weißglänzenden, erstarrten Bildern festfrieren, um sie dann geblendet und frierend dort zurückzulassen.

      Die dicken Steinmauern sprachen Angicore einen Augenblick Trost zu, aber er wußte, das es nicht wahr war, denn er hatte die Bedrohung sich in alles drängen sehen, was er sein ganzes Leben mit Sicherheit und Frieden verbunden hatte.

      Zarafir lag auf dem Bett. Seine Augen waren halb geschlossen und er stöhnte heiser und beschwerlich nach den siebenhundert Stufen den Turm hinauf.

      Angicore starrte aus dem Fenster über das Meer auf die Dunkelheit, die sich über Dynadan schloß. Wenn ein Blitz über den Himmel fuhr, schloß er die Augen. In dem scharfen, weißen Licht glänzten die Tränen in seinen Augenwinkeln.

      Er wandte den Blick zu Zarafir, der auf dem Bett lag. Er betrachtete ihn mit einer Mischung aus innerlicher Zuwendung und keimender Sprachlosigkeit darüber, entdeckt zu haben, daß auch er, der mächtige Zauberer von Dynadan, verwundbar war und so zerbrechlich, wie die Welt selbst.

      "Komm hier her!" Zarafir winkte ihm mit einer blassen Hand. Angicore ging zu ihm und setzte sich aufs Bett. Das Schwert scharrte auf dem Boden, dann war es still.

      "Ich werde bald sterben," stöhnte Zarafir. "Ich habe meine eigenen Kräfte verbraucht. Ich bin gezwungen zu sterben, verstehst du das?"

      Angicore schüttelte den Kopf. Er verstand es nicht.

      "Ich könnte eine fürchterliche Waffe unter der Kontrolle der falschen Gesinnungen werden." Er flüsterte die Worte, und Angicore mußte sich über ihn lehnen, um ihn durch das Geheul des Sturmes zu hören.

      "Aber es gibt einen anderen," sprach Zarafir weiter. "Du mußt ihn finden und um Hilfe bitten. Er ist wie ich, aber vielleicht verständiger. Er lebt draußen in der Einöde, in den Sümpfen von Ergol. Er änderte seinen Namen, um wie ein gewöhnlicher Mensch zu leben. Sein Name ist Skillion."

      "Skillion?"

      "Ja, mein Junge. Oder sollte ich Milord sagen?"

      Angicore antwortete nicht, aber schüttelte langsam den Kopf. "Duncan Yol wird bei dir bleiben. Er wird deinem Befehl bis in den Tod gehorchen. Verlaß dich auf ihn, aber fasse deine eigenen Entschlüße. Er ist ein Diener, und kein Herrscher. Er wird dich nie im Stich lassen."

      Angicore nickte.

      "Und ich werde dir die Wahl lassen..." stöhnte Zarafir. "Habe ich irgendeine Wahl?" fragte Angicore müde.

      "Ich werde dir eine Waffe geben, eine Waffe so stark, daß die Welt beben wird, wenn es frei wird. Aber ich möchte, daß du weißt, daß egal, was du wählst, es seinen Preis hat. Ich werde dir das Mittel geben, es zu befreien - ich werde dir die Macht über Djin geben!"

      "Djin?"

      Zarafir sah ihn an. Die Augenlider waren halb geschlossen, und der Schweiß lief ihm in großen, klaren Tropfen über die Stirn.

      "Die Wahl muß deine sein, du bist der Kaiser - und unabhängig davon, wozu du dich entschließt, hat es Einfluß auf das Schicksal."

      Plötzlich fühlte er seine kaiserliche Pracht wie eine felsenschwere Bürde auf seinen Schultern. Er saß mit den Händen im Schoß gefaltet da, hatte die Augen geschlossen und schüttelte mit dem Kopf. Tief in seinem Innern rief eine Stimme, daß er sich zusammennehmen müße, sich in den Griff bekommen, denn viel war von ihm abhängig, viel mehr, als er fähig war, auch nur zu ahnen.

      "Die