Djin. Claus Bork. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claus Bork
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711800058
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verbissen, ohne etwas zu sagen.

      Zarafir wandte sich zu Zendo Kur und legte die Hände auf seine Schultern.

      "Schließ die Augen mein Freund. Laß es in dein Bewußtsein dringen, was der Nährboden dieser großen Furcht ist. "

      Der Kapitän schloß sie und schwankte ein wenig vor und zurück. Auch Zarafir schloß seine Augen und ließ die eine Hand über dem Boden schweben, über den offenen Platz vor dem Thron.

      Die Gardinen wurden in den Saal geweht und das Geschrei der Möwen drang zu ihnen hinein, vom Hafen her.

      Dann zitterte es in der Luft. Eine Spannung ohne Laut. Sie wurde ganz langsam ausgelöst und verdichtete sich im Raum vor der von Schweiß tropfenden Stirn des Kapitäns.

      Und plötzlich, wie von einer fremden, unwirklichen Welt hervorgerufen, nahm es vor ihnen allen Formen an, sichtbar für ihre erschrockenen Blicke, umgeben von einem gräulichen, flimmernden Schein.

      Es trat aus Zendo Kurs Körper heraus, war von ihm hierher getragen worden, vielleicht ohne sein Wissen. Es war ein Gisal, ein Wesen menschlichen Ursprungs - aber nicht mehr Mensch; ein Wesen, das große Kräfte in sich hatte, große Kräfte, wie die Zarafirs.

      Es hatte nicht das markante Gesicht des Menschen und nicht die Ausstrahlung des Menschen von Gefühl und Bewußtsein.

      Es strahlte den Willen eines bösen Erschaffers aus, der wie ein saurer Gestank durch die Luft wallte und verursachte, daß sie alle, jeder einzelne, laut schrien vor Angst.

      Die schwarzen Gewänder flatterten um es herum, während es sich langsam um sich selbst drehte und seine brennenden, blanken Augen durch die zunehmende Dunkelheit schweifen ließ.

      Schwere Wolken zogen vom Meer herauf, und der Lärm der laufenden Menschen unten in den Straßen, drang zu ihnen hinein.

      Dann trat es auf den Thron zu, während es heiser aus der Kehle fauchte.

      Die Maruder stürzten vor, im Nu glänzte die Luft von dem hitzigen Tanz der blanken Klingen durch die Stille.

      Angicore sprang auf, zog sein Schwert und warf sich vor seinen Vater. Aber es fegte ihn zur Seite, unsanft und schonungslos und er krachte auf den Boden, während das Schwert über die glatte Fläche dahinrutschte.

      Im nächsten Augenblick stieß der Kaiser von Jarana, der mächtigste Herrscher seit der Erschaffung der Welt, einen langgezogenen, klagenden Schrei aus und sank über der einen Armlehne des Thrones zusammen.

      Der Gisal lief zum Balkon, wo die Schwerter glänzten und mit heulendem Zucken die Luft zerrissen. Dann fiel er mit großer Kraft gegen die Brüstung und stürzt mit einem heiseren Jammern über sie hinweg.

      Zarafir stand mitten im Saal und starrte auf den Thron. In seinen Augen spiegelte sich so großer Schmerz, daß kein Mensch vermochte ihn allein zu ertragen. Der Kapitän, Zendo Kur, lag vor seinen Füßen, in einer verrenkten Stellung und hatte den steifen Blick an die Decke gerichtet.

      Die Maruder hasteten zu Angicore hinüber, nahmen ihn vorsichtig an den Armen und zogen ihn hoch in den Stand. Als sie sich vergewissert hatten, daß er unbeschadet war, richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf den Thron, wo andere einen Kreis um den Kaiser von Jarana gebildet hatten.

      Er lag immer noch auf dem Stuhl, halb über der breiten Armlehne hängend, in einer unnatürlich verrenkten Stellung. Sein aschgraues Gesicht und der Ausdruck des starren Schreckens darin, ließ sie einen Augenblick stehenbleiben.

      Angicore schwankte zu ihm, schweigend und ängstlich.

      Eine verwirrende Mischung von Gefühlen durchströmte ihn. Er betrachtete unsicher die leblose Gestalt seines Vaters und fühlte, wie ein Abgrund sich vor ihm öffnete, fühlte wie der Felsen unter ihm weg glitt - der Felsen der Geborgenheit und der erhabenen Würde, der das einzige war, was sie gemeinsam hatten, dieser Kaiserliche Vater und er.

      Es war wie ein böser Traum, ein Traum, der jede Sekunde vorbei sein konnte und sich als Streich entpuppen konnte, der seinen Sinnen gespielt worden war. Er suchte in seinem Innern nach einem Weg aus diesem Traum, entdeckte aber nur, daß es keinen gab.

      Das Unwetter heulte über Dynadan und der Regen peitschte von dem schwarzen Himmel, fegte die Gardinen zur Seite und lief in breiten Bächen über den Fußboden.

      Zarafir bahnte sich einen Weg durch die Menge, kniete sich vor seinen Kaiser und legte seine Hand auf dessen Hals. Doch aus seinem verbissenen Gesichtsausdruck und seinen schweren Atemzügen folgerten auch sie die fürchterliche Tatsache, daß er, der Inbegriff alles Mächtigen und der erhaben war über alles, was menschliche Niedertracht sich ausdenken konnte, tot war... Getötet von einem Funken dessen, was da kommen sollte, das in einer Welt fern von Dynadan wuchs, auf der anderen Seite des Meeres.

      "Die Stunde der Prüfung ist gekommen..." Zarafir starrte in die Dunkelheit hinaus, zwischen den flatternden Gobelins hindurch, starrte auf die schwarze Angst, die den Himmel und die Luft zwischen den Nebelbänken erfüllte - und in ihre Herzen drang.

      Er stand ruhig mit vor dem Bauch gefalteten Händen und einem müden Gesichtsausdruck da. Überall um ihn herum hatte der erste Schock sich gelegt und sich in eine fast fieberhaft, hektische Geschäftigkeit gewandelt.

      Die Maruder waren sehr schnell im Ziehen ihrer Säbel. Sie sahen Angicore an, und warteten darauf, daß er die Führung übernahm und Befehle erteilte. Sie sahen ihn nicht als den Jungen, der einmal den Thron erben würde - sie sahen ihn nicht als das Kind, das noch nicht bereit war. Sie sahen ihn als den Kaiser von Jarana - den einzig wahren Herrscher. Sie reagierten auf nichts anderes in dieser Welt, als auf seine Stimme.

      Der kaiserliche Schatzmeister drängte sich mit einem irren Gesichtsausdruck und wütende, unzusammenhängende Beschuldigungen ausstoßend, zu Zarafir. Während er sich durchdrängelte zog er ein Messer aus dem lose herabhängenden Gewand, das seine korpulente, schwitzende Gestalt verhüllte. Zarafir starrte auf das Messer, das von den dicken Fingern umklammert wurde, ohne Anstalten zu machen, sich zu schützen.

      Die Maruder warteten, die Blicke fest auf Angicore gerichtet.

      Der Schatzmeister hob das Messer, unartikulierte Laute floßen in endlosen Strömen über seine Lippen und wurden zu einem unverständlichen Stammeln.

      Zarafir, für ihn fühlte er die tiefste Zuneigung, wegen ihm war er nun fähig, zu handeln.

      "Haltet ihn auf..." Angicores Ruf war kaum verklungen, da sank der tote Körper des Schatzmeisters auch schon schlaff unter den leuchtenden, zischenden Säbeln auf den Boden.

      Der Kapitän der Maruder, Duncan Yol, betrachtete den toten Körper mit deutlichem Unbehagen, darauf drehte er sich auf den Hacken um und ging durch den Saal, in Richtung auf Angicore.

      "Milord..." Er grüßte mit zur Decke erhobenem Säbel.

      "Wir stehen zu ihren Diensten - Ihr seid der Kaiser, der einzig wahre Herrscher von Dynadan!"

      Seine Stimme verriet kein Gefühl für das Drama, das sich gerade abgespielt hatte. Er bemerkte den toten Kaiser nicht, der gerade vom Thron entfernt wurde. Er sah nur Angicore.

      Angicore nickte und fühlte, wie ein Würgen in seiner Brust hochstieg. Er wankte einen Schritt zurück, und kämpfte gegen seine Schwindelgefühle. Dann rammte er sein Schwert in die Scheide zurück und erwiderte den Blick des anderen.

      "Ja, ich bin jetzt Kaiser!"

      "Was wünscht ihr, das wir tun sollen?" fragte Duncan Yol ruhig.

      Angicore folgte ihnen mit den Augen, denen, die den leblosen Körper seines Vaters forttrugen. "Schafft die Leute hier heraus," antwortete er. "Alle, außer Zarafir!"

      Duncan Yol nickte, wandte sich um, und rief nach links und rechts Befehle. Die Maruder trieben die Menschen hinaus, und Stille senkte sich über den Saal.

      Als sie allein waren, ging er zu Zarafir hinüber, der an der offenen Balkontür stand.

      "Was geschieht hier, Zarafir? Wer war das, der meinen Vater getötet hat?"

      Der