Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Chefarzt Dr. Norden Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975135
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es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann«, sagte sie verzweifelt.

      »Jetzt hilft nur noch ein Wunder.« Daniel Norden seufzte schwer. »Etwas anderes fällt mir im Augenblick nicht ein.« Er nickte Sophie zu, schickte Alexandra Endress einen letzten Blick, und verließ dann das Zimmer.

      Ungeachtet seines eigenen Befindens musste er als Klinikchef zahlreiche Aufgaben wahrnehmen. In zehn Minuten wurde er bei dem Treffen einer Experten-Kommission erwartet. Auch wenn er sich in diesem Moment am liebsten in sein Büro eingeschlossen hätte.

      *

      Wie so oft um diese Uhrzeit herrschte auch an diesem Nachmittag reger Betrieb im KlinikKiosk ›Allerlei‹. Neben warmen und kalten Getränken und Backwaren aus Tatjana Bohdes Backstube gab es dort alles zu kaufen, was Patienten und Personal den Aufenthalt in der Klinik versüßte.

      »Und bitte noch eine Tüte von den Pfefferminzkugeln«, bat ein älterer Herr und deutete mit leuchtenden Augen auf eine der Glasdosen, die bis an den Rand mit den nostalgischen Süßigkeiten gefüllt war. »Oder doch lieber die Riesenhimbeeren? Oder die Kuhbonbons … Ach, ich kann mich einfach nicht entscheiden«, seufzte er so unglücklich, dass Lenni hinter der Theke lachte.

      »Warum machen Sie es nicht wie früher und nehmen einfach zwei oder drei Stück von jedem?«, machte sie einen Vorschlag.

      »Ja, geht das denn?«

      »Natürlich. Das Unmögliche gibt es hier sofort. Wunder dauern etwas länger.« Wieder lachte sie betont fröhlich, wie Oskar verwundert feststellte. Sie packte die Süßwaren in Papiertüten und reichte sie über die Theke. Der Herr bezahlte, bedankte sich überschwänglich und verließ überglücklich den Kiosk.

      Lenni wollte sich der nächsten Kundschaft zuwenden, als ihr das Gespräch zweier Schwestern zu Ohren kam. Die beiden standen nicht weit entfernt neben dem Zeitschriftenständer und unterhielten sich.

      »Der Norden und die Petzold, das ist der Witz des Jahres«, sagte Iris, während sie eine Zeitschrift durchblätterte. »Das war es dann wohl mit dem wohlerzogenen Dr. Norden, wie wir ihn kennen. Er ist ein Weiberheld wie alle anderen auch.«

      »Das hätte ich wirklich nicht von ihm gedacht«, erwiderte Astrid. Im Gegensatz zu ihrer Kollegin wollte sie nicht glauben, was sie gehört hatten. »Vielleicht haben wir uns verhört.«

      »Ach was! Das war doch eindeutig. Mir war schon lange klar, dass an Nordens Saubermann-Image nicht viel dran ist.«

      In diesem Augenblick konnte Lenni nicht länger an sich halten. Sie verließ ihren Platz hinter der Theke und schlenderte hinüber zu den beiden jungen Frauen.

      »Entschuldigen Sie die Störung. Ich habe gehört, was Sie gerade über Dr. Norden gesagt haben«, flötete sie.

      Oskar stand in der Küchentür und hörte mit offenem Mund zu. Obwohl er sie schon eine ganze Weile kannte, gelang es ihr immer noch, ihn zu überraschen. Gespannt darauf, wie es weitergehen würde, reckte er den Hals.

      Schwester Iris sah die ehemalige Haushälterin der Familie Norden herausfordernd an. Ganz offensichtlich wusste sie nicht, mit wem sie es zu tun hatte.

      »Ist das nicht ein Jammer?« Die Schadenfreude blitzte aus ihren Augen. »Die arme Frau Dr. Norden. Wie kann er ihr das nur antun?«

      In diesem Moment zeigte Lenni ihr wahres Gesicht. Sie schob die Blusenärmel hoch und ballte die Hände zu Fäusten. Oskar hielt die Luft an. Sie hatte doch nicht etwa vor, sich zu schlagen?

      »Sie erzählen diese Geschichte doch nur, weil Sie eifersüchtig sind«, behauptete Lenni kühl.

      Schwester Astrid unterdrückte ein Lachen. Iris dagegen wurde blass.

      »Wie bitte?«

      »Das ist doch ganz einfach. Sie sind selbst in Dr. Norden verliebt und ertragen es nicht, dass er sie nicht beachtet«, bemerkte Lenni kühl lächelnd.

      Spätestens jetzt horchte auch der letzte Kunde im Laden auf.

      »Was? Ich?« Iris lachte und sah sich unsicher um. »Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe.« Die neugierigen Mienen machten sie nervös.

      Genau das war Lennis Absicht gewesen.

      »Ich weiß.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber was glauben Sie, wie lange es dauert, bis sich dieses Gerücht in der Klinik verbreitet hat?«

      Iris’ Augen wurden schmal.

      »Wollen Sie mir drohen?«

      »Nein, ganz und gar nicht.« Energisch schüttelte Lenni den Kopf. »Wenn Sie es weniger bedrohlich finden, kann ich auch behaupten, Sie hätten ein Verhältnis mit … «, sie sah sich um und ihr Blick fiel auf Oskar, »mit Herrn Roeckl.«

      Iris folgte ihrem Blick.

      »Mit dem alten Knacker?«, platzte sie heraus. »Der will doch was von der Endress.«

      Diese Frechheit wollte Oskar auf keinen Fall auf sich sitzen lassen.

      »Da bist du ja, Iris, mein Schätzchen«, rief er laut und vernehmlich durch den Kiosk. »Schön, dass du dich dazu entschlossen hast, endlich zu mir zu stehen. Das soll dein finanzieller Schaden nicht sein.«

      Iris wurde blass vor Wut und Entsetzen. Hektisch steckte sie die Zeitschrift zurück in den Ständer.

      »Los, wir gehen. Die beiden Alten sind völlig durchgeknallt«, raunte sie ihrer Kollegin zu. Unter dem Gelächter der anderen Kunden liefen beide aus dem Kiosk.

      Zufrieden wie lange nicht, legte Lenni die Arme um Oskars Hals.

      »Sind wir nicht ein gutes Team?«, fragte sie fast zärtlich.

      »Das beste Team, das man sich vorstellen kann«, erwiderte Oskar aus tiefstem Herzen und drückte ihr vor allen Leuten einen Kuss auf die Wange.

      Lenni drückte beide Augen zu und wehrte sich ausnahmsweise einmal nicht. Das lag auch an der Frage, die sie auf dem Herzen hatte.

      »Und was läuft da mit der Unternehmerin, dieser Alexandra Endress?«, fragte sie misstrauisch.

      »Nichts!«, erwiderte Oskar mit reinem Gewissen. »Sie ist eine einsame Frau, der ich ein paar Blumen gebracht habe. Nicht mehr und nicht weniger.« Das war die Wahrheit. Denn auch wenn Lennis Art manchmal an seinen Nerven zehrte und sogar an seinem Selbstbewusstsein kratzte, hatte ihm ihre unerschütterliche Loyalität wieder einmal gezeigt, dass sie die Frau seines Lebens war und dass er keine andere wollte als sie. Denn eines war so sicher wie das Amen in der Kirche: Langweilig würde ihm mit Lenni so schnell nicht werden.

      *

      Zum zweiten Mal an diesem Arbeitstag verließ Sophie Petzold die Klinik. Diesmal führte sie ihr Weg ins Atelier von Fabian Endress. Der hatte Besuch von einem Galeristen, Sophie musste warten. Unruhig wanderte sie den Flur auf und ab. Endlich öffnete sich die Tür.

      »Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit«, verabschiedete sich Pascal Lüders von dem Maler. Die beiden Männer reichten sich die Hände.

      Als Fabian Sophie Petzold erblickte, verfinsterte sich seine Miene.

      »Was wollen Sie denn schon wieder hier?«

      »Oh, mit so einem freundlichen Empfang hatte ich gar nicht gerechnet.«

      »Ich habe Sie nicht eingeladen«, konterte Fabian.

      Sophie wusste, dass sie ihre Strategie ändern musste. Sie lächelte versöhnlich.

      »Darf ich trotzdem reinkommen?«

      Wie ein Fels blieb Fabian in der Tür stehen.

      »Ich wüsste nicht, was wir beide noch zu besprechen hätten.«

      Am liebsten hätte Sophie ihn an den Schultern gepackt und geschüttelt. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Warum war Fabian so stur?

      »Ihre Mutter hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie liegt im Koma auf der Intensivstation. Ihre Chancen,