Lebenskunst nach Leopardi. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Группа авторов
Издательство: Bookwire
Серия: Ginestra. Periodikum der Deutschen Leopardi-Gesellschaft
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783823302780
Скачать книгу
A cura di Carlo Santini / Loriano Zurli / Luca Cardinali. Tomo secondo. Napoli: Edizioni Scientifiche Italiane 2006 (Quaderni del Dipartimento di Filologia e Tradizione Greca e Latina, 4), 681–719.

      Stillers, Rainer: «Der ‹canto› in den Canti. Beobachtungen zu einem poetologischen Motiv», in: Italienisch 40 (1998), 50–63.

      Strohmaier, Paul: Diesseits der Sprache. Immanenz als Paradigma in der Lyrik der Moderne (Valéry, Montale, Pessoa). Frankfurt a.M.: Klostermann 2017 (Analecta romanica, 86).

      Trenti, Luigi: «Da idillio a canto. Letture di classici nell’ideazione romana del ‹Passero solitario›», in: Aufidus 69 (2009), 97–116.

      Valentini, Alvaro: «Il passero solitario e l’albatros di Baudelaire», in: id.: Leopardi, l’io poetante. Roma: Bulzoni 1983, 139–153.

      Verhulst, Sabine: «Buffon, l’Elogio degli uccelli e le figure dell’immaginazione in Leopardi», in: Studi e problemi di critica testuale 54 (1997), 135–153.

      Veronese, Cosetta M.: «‹Misantropo di se stesso›? Self-Love, Self-Exclusion, Self-Sacrifice, and Compassion in Giacomo Leopardi», in: The Modern Language Review 104 (2009), 992–1007.

      Wetzel, Hermann H.: «Leopardis ‹Passero solitario› – eine Blauamsel, ein einsamer Sperling oder nur ein einsamer Vogel? Zur Referentialität von Poesie», in: Italienisch 40 (1998), 92–105.

      Zedda, Michele: «Leopardi e la pedagogia del saper vivere», in: Studi sulla formazione 2 (2015), 225–253.

I LEBENSBEGRIFFE

      Zwischen anti-pessimistischem Kalkül und latentem Optimismus

      Zur «arte del vivere» in Leopardis Pensieri

      Tra calcolo anti-pessimistico e latente ottimismo

      Sull’«arte del vivere» nei Pensieri di Leopardi

      Helmut Meter

      Leopardis Pensieri, Erweiterungen und Ausarbeitungen verschiedener Passagen aus dem Zibaldone, setzen sich das Ziel, zur ‹Lebenskunst› anzuleiten. Ausgangspunkt des moralistischen Unterfangens ist das Bild einer selbstzerstörerischen Gesellschaft, das sich von der Annahme einer negativen menschlichen Natur herleitet. Diese deterministische Szenerie, die Leopardi im Kern als nicht veränderbar erachtet, ist ihm jedoch der Anlass, nach Wegen zu suchen, das jeweilige individuelle Leben erträglicher zu machen. Im Darlegen einer solchen «arte del vivere» manifestiert sich ein anti-pessimistisches Kalkül. Diese ‹Kunst› gründet sich auf eine rigorose Selbsterkenntnis und das Erkennen des Charakters der Mitmenschen. Dabei sind zumal die persönlichen Defizite der anderen, die man sich zunutze machen sollte, von Interesse. Aus ihnen können Handlungsanleitungen für geeignete Personen abgeleitet werden, um das eigene Leben weniger bedrückend zu gestalten. Leopardis Programm versteht sich nicht als Glücksversprechen, sondern als Anleitung zu der Fähigkeit, zu einem erträglichen ‹Unglücklichsein› zu finden. Dies ist eine latent optimistische Einstellung im Rahmen einer freilich substantiell negativen Auffassung des Menschen und der Gesellschaft.

      Leopardi, nei Pensieri, amplia ed elabora diversi passi dello Zibaldone e si propone di esercitare i lettori all’‹arte del vivere›. Il punto di partenza dell’intento moralistico è dato dall’immagine di una società autodistruttiva, risultante dalla convinzione di una natura umana negativa. Tale assetto deterministico, considerato da Leopardi come immutabile nel suo nucleo, si dimostra, però, il motivo decisivo per cercare delle vie, atte a rendere più sopportabile la vita di ogni singolo individuo idoneo. Nell’esporre tale ‹arte del vivere› si manifesta un calcolo anti-pessimistico. Questo si fonda su una rigorosa autoconoscenza e sulla cognizione caratteriale degli altri uomini. Riguardo a ciò sono di importanza particolare le carenze personali degli altri da cui si potrà trarre vantaggi. Da queste carenze, infatti, possono risultare regole da seguire che permettono di rendere meno desolata la propria vita. Perciò il programma leopardiano non intende essere una promessa di felicità, ma incoraggiare la capacità di giungere a una ‹infelicità› sopportabile. In tale proposta è da scorgere una latente attitudine ottimistica, anche se essa si inserisce comunque nel quadro di una concezione sostanzialmente negativa dell’uomo e della società.

      Schlagwörter: Anti-Pessimismus, Optimismus, Lebenskunst, Moralistik, Natur

      Parole chiave: anti-pessimismo, ottimismo, arte del vivere, moralistica, natura

      I.

      Die negative Beurteilung menschlicher Existenz in Leopardis moralistischem Spätwerk der 111 Pensieri – posthum 1845 erstmals veröffentlicht bei Le Monnier – hat geradezu topischen Charakter1. Da ist die soziale Welt etwa bestimmt von «l’ingratitudine, l’ingiustizia, e l’infame accanimento degli uomini contro i loro simili» (XVI, 51 [«der Undankbarkeit, der Ungerechtigkeit und dem niederträchtigen Hass der Menschen gegen ihresgleichen»]), und ebenso entschieden wird die «carneficina che l’uomo fa del suo prossimo» (XX, 57 [«das Gemetzel, das der Mensch unter seinen Nächsten anrichtet»]) bildkräftig ins Blickfeld gerückt2. Mitunter verweist Leopardi dabei auf eine «condizione umana» (LIII, 98 [«conditio humana»]) oder gar auf eine «natura umana» (LXVIII, 114 [«menschliche Natur»]), mithin auf Basisfaktoren unabänderlicher Art, die eine grundsätzliche Determiniertheit menschlichen Verhaltens umschreiben sollen. Um sich auf dem schwierigen Terrain gesellschaftlichen Lebens ohne größeren Schaden zu bewegen, sei der Mensch folglich auf einen Lernprozess angewiesen, auf ein «imparare a vivere» (LII, 97 [«zu leben lernen»]), das seinerseits nur auf dem kognitiven Erfassen der menschlichen Natur und den daraus zu ziehenden Schlüssen aufbauen könne. In dem facettenreich dargelegten Tableau eines bellum omnium contra omnes gilt es für den Einzelnen demzufolge, sich behaupten zu können, ohne indes im eigenen Tun nur einen weiteren Beleg für die Misere des konstitutiven menschlichen Antagonismus bereitzustellen.

      Leben zu lernen oder gar zu einer erstrebenswerten «Lebenskunst», zu einer «arte del vivere» (LXXIX, 127), zu finden, ist ein komplexer Vorgang, an dem offenbar nur eine begrenzte Zahl von Menschen teilhat. Die weitaus meisten bleiben, wie Leopardi zeigt, in einem unreflektierten Habitus befangen und suchen keine Wege, sich mit den Zwängen ihrer Natur auseinanderzusetzen sowie im Rahmen ihrer existentiellen Festlegung einen modus vivendi zu finden, der das Dasein erleichterte und Seelenfrieden, nämlich «tranquillità dell’animo» ermöglichte sowie ein «poter vivere» (LIV, 99 [«leben können»]) garantieren könnte. Dies aber wäre die notwendige Grundlage einer anti-pessimistischen Einstellung zum Leben.

      Nun gibt es zwei Ansatzpunkte der negativen Einschätzung von Gesellschaft und Mensch in den Pensieri: zum einen die zeitgenössische Gesellschaft und ihre immanente Destruktivität; zum anderen die negative Beurteilung der menschlichen Natur in einem panchronischen Sinne. Sozialpsychologisch wie anthropologisch legt sich Leopardi mithin auf eine pessimistisch geprägte Rahmenvorstellung fest. Dies schließt anti-pessimistische Strategien sicherlich nicht aus, doch dies innerhalb eines gesellschaftlichen wie humanen Horizonts, der von unverrückbaren Gewissheiten unabänderlicher Negativität bestimmt ist. Lebenskunst kann sich demzufolge essentiell nur als Palliativ verstehen, als ein nützlicher Modus, die Zumutungen der Existenz erträglicher zu gestalten, als das Bemühen, in ausgewählten Segmenten der Lebensführung eine Entlastung zu finden. Und dies geschieht über eine operative Technik der Nutzbarmachung von Selbsterkenntnis und Erkenntnis der anderen Menschen. Diese Erkenntnisweisen charakterisieren sich durch den Umstand, dass sie sich hauptsächlich auf jeweilige humane Schwächen oder Defizite richten, mithin dadurch, dass aus einem Konzert widerstreitender Formen von Negativität per Kalkül für das nach Erleichterung existentieller Not suchende Subjekt ein spürbarer Mehrwert erwächst. Offenbar nutzt Leopardi hier die Hobbes’sche Auffassung des homo homini lupus antinomisch für ein Konzept der defensiven Selbstertüchtigung3.

      Um dies zu bewerkstelligen, bedarf es entscheidend des Einsatzes der Vernunft. Schließlich ist es diese, die die Unzulänglichkeiten der eigenen Person erkennbar macht sowie die unverrückbaren Persönlichkeitsmerkmale