Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
Скачать книгу
Wes sind die Truppen, lieber Herr?

      HAUPTMANN

       Sie sind von Norweg, Herr.

      HAMLET

       Wozu bestimmt, ich bitt Euch?

      HAUPTMANN

       Sie rücken gegen Polen.

      HAMLET

       Wer führt sie an?

      HAUPTMANN

       Des alten Norwegs Neffe, Fortinbras.

      HAMLET

       Und geht es auf das ganze Polen oder

       Auf einen Grenzort nur?

      HAUPTMANN

       Um wahr zu reden und mit keinem Zusatz,

       Wir gehn, ein kleines Fleckchen zu gewinnen,

       Das keinen Vorteil als den Namen bringt.

       Für fünf Dukaten, fünf, möcht ichs nicht pachten,

       Auch bringts dem Norweg oder Polen sicher

       Nicht mehr, wenn man auf Erbzins es verkauft.

      HAMLET

       So wird es der Polack nicht halten wollen.

      HAUPTMANN

       Doch; es ist schon besetzt.

      HAMLET

       Zweitausend Seelen, zwanzigtausend Goldstück

       Entscheiden diesen Lumpenzwist noch nicht.

       Dies ist des Wohlstands und der Ruh Geschwür,

       Das innen aufbricht, während äußerlich

       Kein Todesgrund sich zeigt. - Ich dank Euch, Herr.

      HAUPTMANN

       Geleit Euch Gott!

       Ab.

      ROSENKRANZ

       Beliebt es Euch zu gehn?

      HAMLET

       Ich komme gleich Euch nach. Geht nur voran!

       [Rosenkranz und die übrigen ab. ] Alle außer Hamlet ab. Wie jeder Anlaß mich verklagt und spornt Die träge Rache an! Was ist der Mensch, Wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut Nur Schlaf und Essen ist? Ein Vieh, nichts weiter. Gewiß, der uns mit solcher Denkkraft schuf, Voraus zu schaun und rückwärts, gab uns nicht Die Fähigkeit und göttliche Vernunft, Daß ungebraucht sie in uns schimmle. Nun, Sei's viehisches Vergessen oder sei's Ein banger Zweifel, welcher zu genau Bedenkt den Ausgang - ein Gedanke, der, Zerlegt man ihn, ein Viertel Weisheit nur Und stets drei Viertel Feigheit hat -, ich weiß nicht, Weswegen ich noch lebe, um zu sagen: »Dies muß geschehn«; da ich doch Grund und Willen Und Kraft und Mittel hab, um es zu tun. Beispiele, die zu greifen, mahnen mich. So dieses Heer von solcher Zahl und Stärke, Von einem zarten Prinzen angeführt, Des Mut, von hoher Ehrbegier geschwellt, Die Stirn dem unsichtbaren Ausgang beut Und gibt sein sterblich und verletzbar Teil Dem Glück, dem Tode, den Gefahren preis, Für eine Nußschal. Wahrhaft groß sein, heißt, Nicht ohne großen Gegenstand sich regen, Doch einen Strohhalm selber groß verfechten, Wenn Ehre auf dem Spiel. Wie steh denn ich, Den seines Vaters Mord, der Mutter Schande, Antriebe der Vernunft und des Geblüts, Den nichts erweckt? Ich seh indes beschämt Den nahen Tod von zwanzigtausend Mann, Die für 'ne Grille, ein Phantom des Ruhms Zum Grab gehn wie ins Bett; es gilt ein Fleckchen, Worauf die Zahl den Streit nicht führen kann, Nicht Gruft genug und Raum, um die Erschlagnen Nur zu verbergen. O von Stund an trachtet Nach Blut, Gedanken, oder seid verachtet! Ab.

       Englisch

      FÜNFTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Helsingör. Ein Zimmer im Schlosse

       Die Königin , [und ] Horatio und ein Edelmann treten auf.

      KÖNIGIN

       Ich will nicht mit ihr sprechen.

      [HORATIO ] EDELMANN

       Sie ist sehr dringend; wirklich, außer sich;

       Ihr Zustand ist erbarmenswert.

      KÖNIGIN

       Was will sie?

      [HORATIO ] EDELMANN

       Sie spricht von ihrem Vater, sagt, sie höre,

       Die Welt sei schlimm, und ächzt und schlägt die Brust;

       Ein Strohhalm ärgert sie; sie spricht verworren

       Mit halbem Sinn nur; ihre Red ist nichts,

       Doch leitet ihre ungestalte Art

       Die Hörenden auf Schlüsse; man errät,

       Man stückt zusammen ihrer Worte Sinn,

       Die sie mit Nicken gibt, mit Winken, Mienen,

       So daß man wahrlich denken muß; man könnte

       Zwar nichts gewiß, jedoch viel Arges denken.

      [KÖNIGIN ] HORATIO

       Man muß doch mit ihr sprechen; sie kann Argwohn

       In Unheil brütende Gemüter streun.

      KÖNIGIN

       Laßt sie nur vor! -

       Horatio ab. Der kranken Seele, nach der Art der Sünden, Scheint jeder Tand ein Unglück zu verkünden, Von so betörter Furcht ist Schuld erfüllt, Daß, sich verbergend, sie sich selbst enthüllt. Horatio kommt mit Ophelia.

      OPHELIA

       Wo ist die schöne Majestät von Dänmark?

      KÖNIGIN

       Wie gehts, Ophelia?

      OPHELIA

       singt.

      Wie erkenn ich dein Treulieb

       Vor den andern nun?

       An dem Muschelhut und Stab

       Und den Sandelschuhn.

      KÖNIGIN

       Ach, süßes Fräulein, wozu soll dies Lied?

      OPHELIA

       Was beliebt? Nein, bitte, hört:

       Singt.

      Er ist lange tot und hin,

       Tot und hin, Fräulein!

       Ihm zu Häupten ein Rasen grün,

       Ihm zu Fuß ein Stein.

      Oh!

      KÖNIGIN

       Aber sagt, Ophelia -

      OPHELIA

       Bitt Euch, hört:

       Singt.

      Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu sehn -

       Der König tritt auf.

      KÖNIGIN

       Ach, mein Gemahl, seht hier!

      OPHELIA

       singt.

      Geziert mit Blumensegen,

       Das unbetränt zum Grab mußt gehn

       Von Liebesregen.

      KÖNIG

       Wie gehts Euch, holdes Fräulein?

      OPHELIA

       Gottes Lohn, recht gut! Sie sagen, die Eule war eines Bäckers Tochter. Ach Herr, wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können. Gott segne Euch die Mahlzeit!