Lautstark verliebt. Regina Mars. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962556884
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legte den Kopf schief.

      »Was, wenn er von mir angefasst werden will? Darf ich dann …«

      »Nein.« Charles lehnte sich vor. Er war nur wenig größer als Nathan, aber er wusste, wie gefährlich er wirken konnte. »Nie.«

      »Schon gut.« Nathan hob beide Hände. »Ich fasse dein Schnucki nie niemals nicht an. Versprochen.«

      »Gut.«

      Er war nicht verliebt. Auf keinen Fall. Er hatte nur … Er hatte so ein gutes Gefühl bei der Sache. Mit Kor. So, wie der spielte. Okay, er hatte gesagt, er wollte nicht in eine Band und Charles respektierte das. Aber er konnte ihm wenigstens Dinge zeigen, Bands zeigen, schauen, ob es ihm gefiel …

      Na ja, nachher traf er John, und wenn die Sonic Sons ihn wollten, wäre er eh erstmal in einer neuen Band. Ohne Nathan. Und die würden ihn wollen, das hatte John deutlich genug gemacht. Er war gut, das wussten alle.

      Nur musste er Nathan noch klarmachen, dass … Er holte tief Luft.

      »Ich treffe John nachher. In der Whiskyhölle.«

      »Aha.« Nathan sah ihn fragend an. »Klingt romantisch. Aber falls du mich zu 'nem Dreier einladen willst, muss ich passen. John hatte ich schon, und …«

      »Die Sonic Sons wollen mich als Gitarristen.«

      »Oh.« Nathan blinzelte. »Hm, das … hm.«

      Mist. Er wirkte fast ein wenig verletzt. Charles' Hals war mit einem Mal trocken.

      »Ich dachte, das wäre 'ne gute Abwechslung. Wir beide müssen ja nicht ständig in der gleichen Band spielen. Vielleicht tut's uns mal ganz gut.«

      »Stimmt wohl.« Erleichtert sah er, dass Nathan nickte. »Möglicherweise schaffen wir es alleine besser. Wenn du nicht wärst, wäre ich schließlich immer noch Bassist bei Odins Hoden. Hättest du Odins Freundin nicht gepimpert …«

      Charles lachte.

      »Das war einmal, du Spacken. Die letzten drei Mal war das deine Schuld.«

      »Ich kann nichts dafür.« Nathan rückte stirnrunzelnd den Kleiderstapel zurecht, aus dem Charles Kors Shirt gezogen hatte. »Ich bin halt unwiderstehlich.«

      »Oder unerträglich.« Charles fuhr sich durch die Haare. »Also ist alles gut?«

      »Ist es.« Ein träges Grinsen. »Hattest du Angst, dass ich dir 'ne Szene mache?«

      »Ich habe mit Heulen und Schreien gerechnet.«

      Gut. Sehr gut. Es würde seltsam sein, mit jemand anderem zu spielen. Jemand anderem als seinem besten Freund, aber … Verdammt, er war müde. Bella hatte recht. Wenn er weiter von Band zu Band zog, würde das nie was werden.

      »Ich habe einfach mal Lust, eine Weile bei einer Band zu bleiben«, sagte er. »Ohne Drama. Nur zusammenspielen, besser werden, gute Gigs abliefern …« Er zuckte mit den Achseln.

      »Wenn du meinst.« Nathan lehnte sich an das Regal. »Mir gefällt es so. Aber ich bin ja auch nicht frisch verliebt, da wird man wohl sesshaft …«

      »Halt. Die. Klappe.« Charles zwang sich, sich nicht umzudrehen. »Das ist ganz anders.«

      »Sicher ist es das«, sagte Nathan gelangweilt.

      Er begleitete Kor bis vor die Tür. Der bedankte sich noch einmal und sah Charles aus seinen Welpenaugen an, dass dem ganz mulmig wurde. Er wollte nicht verliebt sein. Nie wieder.

      

      1.5 Kor

      Kor. Das war jetzt sein Name, hatte Korbinian beschlossen. Er würde schwarze Kleidung tragen und zu Konzerten von … äh, Dings, Orkus Orbus, gehen und Charles' Freund sein.

      Sein Freund. Nicht sein … fester Freund oder so. Er durfte sich nichts anmerken lassen, bis diese unerwünschten Gefühle sich gelegt hatten. Aber sie würden Freunde sein. Allein der Gedanke jagte Schauer über seinen Rücken.

      Sein Atem ging schneller, als er sich fertigmachte und die neuen Sachen anzog. Er hatte sie heute dreimal gewaschen und getrocknet, damit sie nicht ganz so neu aussahen, wie sie waren. Er hatte bemerkt, dass Charles' Klamotten abgewetzt waren. Und Nathans Stiefel hatten ausgesehen, als wäre er damit über mehrere Kontinente gelatscht.

      Hinter den Kunststofffenstern war es bereits dunkel. Es würde kaum noch jemand in der kleinen Vorstadtsiedlung unterwegs sein. Er wusste, wie er fahren musste. Mit dem Bus. Wie lange ging so ein Konzert? Hoffentlich würde er noch zurückkommen. Die Busse fuhren nur bis halb eins und er hatte panische Angst, dass er draußen würde übernachten müssen. Aber … er würde hingehen, selbst, wenn er an irgendeiner windigen Bushaltestelle ausharren musste, bis früh morgens.

      Er wollte Charles sehen. Er wollte mehr Musik hören. Er wollte eine Band sehen. Eigentlich wollte er am liebsten Charles in einer Band sehen. Hören, wie er das machte, diese höllische, tiefe Stimme erzeugte, die so anders klang als seine sonstige. Er wollte …

      Er schluckte. Nein. Er wollte Charles küssen. Aber das ging nicht. Sie waren … seiner Meinung nach auf dem besten Weg, Freunde zu werden und das durfte er nicht zerstören. Auf keinen Fall. Nur …

      Prüfend sah er sich im Spiegel an. Dem Ganzkörperspiegel im Schlafzimmer seiner Eltern. Die waren über Nacht weg, was ihm ganz recht war. So würden sie das neue Outfit nicht sehen. Ihn nicht fragen, wo er hinwollte.

      Er sah verändert aus. Nicht nur die Kleidung, auch die Haltung. Etwas anderes hatte sich in seinen Blick geschlichen. Natürlich war er immer noch viel zu unmännlich. Selbst mit neunzehn hatte er ein Kindergesicht. Aber eins, in dem eine Ahnung von etwas lag. Von Abenteuer?

      Obwohl, irgendwie war alles für ihn ein Abenteuer. Weil er sich vor allem fürchtete. Davor, rauszugehen, sich zu blamieren, Charles zu küssen … Er schluckte. Sah auf seinen Mund. War der irgendwie küssenswert? Eigentlich hatte er ganz hübsche Lippen, voll und geschwungen. Wie wäre es, wenn Charles … wenn der seinen lächelnden Mund auf Kors pressen würde? Dann … Ohne darüber nachzudenken, legte er zwei Finger auf seine Lippen. Stellte sich vor, das wäre Charles …

      Ein Blitz zuckte durch seinen Magen. Oh Gott. Durfte er sowas überhaupt denken? Er sah sich um. Aber niemand war im Haus und in diesem ordentlichen Raum erst recht nicht. Kor biss sich auf die Lippen. Verdrängte das Kribbeln darin. Und flüchtete in sein Zimmer.

      Tief einatmend setzte er sich auf sein Bett. Er hatte noch über eine halbe Stunde Zeit. Genug Zeit, um … küssen zu üben. Nur für den Fall …

      Du Idiot, er hat gesagt, dass er nicht auf Männer steht, schrie eine Stimme in seinem Hinterkopf.

      Ja, stimmt, dachte er. Stimmt schon. Nur … darf ich mir das nicht wenigstens vorstellen?

      Also, dagegen war doch nichts einzuwenden, oder? Sein Herz schlug schneller, sobald er Bilder in seinem Kopf aufrief. Charles, wie er auf ihn gewartet hatte, auf diesem Betonklotz, hoch über allen aufragend als wäre er ihr König. Vollkommen selbstsicher, unantastbar.

      Bebend stellte er sich vor, wie Charles auf ihn zukam, über den Vorhof der Uni schritt und, als er ihn erreicht hatte, nicht anhielt. Sondern ihn fest in die Arme schloss, bis Kor seinen würzigen Duft und seine Wärme spürte und … Oh, Mist. Ein verbotenes Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus und in seiner neuen Hose wurde es eng.

      »War wohl doch eine dumme Idee«, murmelte er.

      Seufzend legte er sich auf sein Bett und wartete, dass die Erregung nachließ.

      Er wartete lange.

      Hör auf, dachte er und vermied es, das Zelt in seinem Schritt anzusehen. Das ist zu peinlich. Du kannst nicht so bleiben, was, wenn er was merkt, nachher …

      Dann würde er wissen,