Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740969752
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fragte die Frau nicht?

      War es doch nur ein Strohfeuer?

      Das passierte manchmal auch, Leute kamen in Möbelhäuser, nur um sich unterhalten zu lassen, nicht mit einer festen Kaufabsicht.

      »Mit zwanzigtausend Euro ist alles sehr knapp kalkuliert, dennoch ist mein Chef bereit, einen Nachlass von dreißig Prozent zu gewähren, und über eine kostenlose Anlieferung können wir auch sprechen.«

      Die Verkäuferin warf der Kundin einen vorsichtigen Blick zu. Zusammengezuckt war sie zumindest nicht.

      »Und wann können Sie liefern?«, wollte Gerda wissen. »Da es sich um Unikate handelt, die Sie nicht produzieren werden, ist es doch wohl kein Problem, kurzfristig zu liefern?«

      Die Frau schnappte nach Luft.

      Hatte sie jetzt richtig gehört?

      »Sie … Sie wollen kaufen?«, erkundigte sie sich.

      »Aber ja, Sie sehen doch, wie begeistert meine Tochter von allem ist«, sagte Gerda.

      Jetzt musste sich die Verkäuferin erst einmal hinsetzen. Der Tag hatte so mies begonnen, jetzt wurde er ihr Glückstag. Welch ein Glück, dass die Kleine sich für den Vorhang interessiert hatte, sie wäre niemals auf die Idee gekommen, den beiden diese Möbel zu zeigen.

      Leonie lief ganz aufgeregt zu ihrer Mutter, umarmte sie.

      »Mami, können wir die Matratze mitnehmen? Dann kann ich heute schon darauf in unserem neuen Haus schlafen«, rief sie.

      Die Verkäuferin war jetzt zu allen Zugeständnissen bereit, vielleicht auch ein wenig in Sorge, dieses Geschäft könnte sich noch zerschlagen. Und das ging auf keinen Fall.

      Sie erkundigte sich, wohin die Möbel gehen sollten, versprach, zu versuchen, dass noch heute eine Anlieferung erfolgen konnte.

      Leonie konnte ihr Glück kaum fassen, und beinahe hätte sie in ihrer Freude auch die Verkäuferin umarmt.

      Es war Gerda, die einwandte, dass sie doch auch noch ein Bett brauchte, und dass es an vielem fehlte.

      Ein noch größeres Geschäft?

      Die Verkäuferin lief zur Höchstform auf, sagte, dass die Firma auch ein Lager für Möbel unterhielt, die man sofort mitnehmen konnte und dass es da auch ganz tolle Möbel zu einem Sonderpreis gab, bei denen es sich meist um Ausstellungsstücke handelte.

      »Wenn Sie möchten, dann sehen wir uns alles an«, schlug sie vor.

      »Mami, Mami, dann können wir ja heute wirklich noch in unser schönes Haus einziehen«, jubelte Leonie.

      Gerda ließ sich ein wenig von der Freude ihrer Tochter anstecken, und für einen kurzen Augenblick verschwanden ihre düsteren Gedanken.

      Die Verkäuferin verschwand für einen Moment, weil sie ihren Chef informieren wollte, und als sie wiederkam, strahlte sie über das ganze Gesicht. Es war eindeutig, dass der Chef sie nicht nur gelobt hatte.

      »Wir können«, sagte sie fröhlich, »und das mit dem Transport klappt auf jeden Fall auch.«

      Sie wandte sich an Leonie.

      »Du kannst auf jeden Fall noch heute in deinem schönen neuen Zimmer schlafen. Und ich sage dir eines, jeder wird dich darum beneiden, weil es das nämlich nur ein einziges Mal auf der ganzen Welt gibt. Ist das nicht toll?«

      Leonie nickte, sie konnte vor lauter Glück jetzt einfach nichts sagen. Sie und ihre Mami in diesem schönen Haus, und jetzt noch die Prinzessinnenmöbel …

      *

      Doktor Roberta Steinfeld besuchte regelmäßig Ärztekongresse, weil sie es sehr wichtig fand, sich beruflich immer weiterzubilden.

      Sie fuhr noch immer gern dahin, doch es hatte sich für sie etwas Entscheidendes geändert. Seit sie ihre Praxis im Sonnenwinkel hatte, merkte sie erst, wie abgehoben so manche ihrer Kollegen waren und wie sehr sie sich eigentlich von ihrem Beruf, für Menschen da zu sein, Menschen zu helfen, sich ihrer Bedürfnisse anzunehmen, entfernt hatten. Und das waren ganz besonders die Gerätemediziner, für die der einzelne Patient überhaupt nicht mehr zählte. Da wurden Nummern durch die Praxis geschleust.

      Sie war sich anfangs ja nicht sicher gewesen, ob es richtig war, die Praxis von ihrem alten Studienkollegen Enno Riedel zu übernehmen.

      Mittlerweile dankte sie dem Himmel, dass es sich so ergeben hatte. Für nichts in der Welt würde sie die Praxis noch einmal aufgeben, um irgendwo neu anzufangen oder sich doch wieder zu spezialisieren.

      Es war gut so wie es war, und sie würde auf jeden Fall mit Enno in Verbindung treten, um ihm zu sagen, dass sie entschlossen war, sein Haus zu kaufen.

      Er und seine Familie würden nicht mehr aus Amerika zurückkommen, und warum sollte sie das Haus nur mieten, wo er es ihr doch freigestellt hatte, es zu kaufen?

      Dieser Kongress war auf jeden Fall ziemlich anstrengend gewesen, doch das konnte daran liegen, dass sie ihrem Exmann Max begegnet war.

      Sie fragte sich wirklich, was er auf dem Kongress gewollt hatte. Er hatte die große Praxis gegen die Wand gefahren, das ehemals gemeinsame Haus verkauft, und nun krebste er mit einer jungen Kollegin in einer kleinen Allgemeinpraxis herum.

      Die Frau konnte einem nur leidtun, denn Roberta glaubte nicht, dass Max sich geändert hatte. In der großen Praxis, die sie aufgebaut und zum Laufen gebracht hatte, war die Arbeit von ihr gemacht worden, und Max war der Herrgott in Weiß gewesen, der die Frauen angemacht hatte, und da war er ziemlich schmerzfrei gewesen und hatte nicht unterschieden zwischen Personal und Patientinnen.

      Er würde es wieder tun, und Roberta konnte der jungen Kollegin nur wünschen, dass ihr beizeiten die Augen geöffnet wurden und sie nicht Jahre sinnlos bei ihm vertrödelte, so wie sie es getan hatte.

      Mit welcher Selbstherrlichkeit Max auf dem Kongress aufgetreten war, dabei hatten viele der Kollegen sich von ihm distanziert. Aber es hatte Kolleginnen gegeben, die er mit seinem Charme, den er zweifelsohne besaß, beeindruckt hatte, und Max war glücklich, dass er sich wie der Hahn im Korb fühlen konnte.

      Er war sogar dreist genug gewesen, sie anzubaggern. Glaubte er wirklich, sie würde ein zweites Mal auf ihn hereinfallen?

      Sie konnte längst nicht mehr begreifen, was es damals gewesen war, dass sie ihn geheiratet hatte. Man hatte sie gewarnt, und es hatte ganz andere Männer gegeben, die ernsthaft an ihr interessiert gewesen waren.

      Vorbei.

      Max war jemand aus ihrem früheren Leben, das nicht wirklich ihres gewesen sein konnte.

      Roberta stieg aus ihrer Badewanne, rubbelte sich ab, cremte sich ein, dann bürstete sie ihre Haare, betrachtete sich ausgiebig im Spiegel. Sie fand, dass sie schon mal besser ausgesehen hatte. Dann schlüpfte sie in einen bequemen Hausanzug, den sie heute nicht mehr ausziehen würde.

      Jetzt freute sie sich auf das gemeinsame Abendessen mit Alma, und danach. Danach würde sie sich gemütlich mit einem Glas Rotwein vor den Fernseher setzen und relaxen. Morgen hatte sie einen anstrengenden Tag in der Praxis, doch daran wollte sie heute nicht denken.

      Insgeheim hatte sie ja gehofft, dass ihre Freundin Nicki noch da sein würde, aber sie konnte verstehen, dass Nicki jetzt erst einmal allein sein wollte, wenngleich es eigentlich besser war, seinen Schmerz mit anderen zu teilen.

      Welch ein Schock für Nicki, erfahren zu müssen, dass der Mann, zu dem sie zurückkehren wollte, mittlerweile verheiratet war und sogar bald Vater sein würde.

      Aber warum hatte sie, verflixt noch mal, Roberto Andoni verlassen?

      Das Schicksal ging manchmal wirklich sehr verschlungene Wege, und man konnte sich fragen, warum man davon betroffen war, warum nicht die anderen?

      Roberta ging in die Küche, und dort duftete es bereits ganz köstlich, der Tisch war gedeckt. Alma wirbelte herum und sagte: »Machen Sie es sich gemütlich, Frau Doktor, gleich bekommen Sie Ihr Lieblingsessen serviert. Ochsenbrust mit Wirsinggemüse und Bratkartoffeln,