Die FROST-Chroniken 1: Krieg und Kröten. Susanne Pavlovic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Pavlovic
Издательство: Bookwire
Серия: FROST-Chroniken
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958691346
Скачать книгу
Spinnen im Keller der Goldenen Schlange erwiesen sich als gleichermaßen wütend wie widerstandsfähig. Dass sie am Ende einer hitzigen Schlacht außen knusprig und innen zart waren, tröstete den Wirt wenig. Der lamentierte lieber, weil Feuer und Rauch den Großteil seiner Vorräte unbrauchbar gemacht hatten.

      Yurikos Frage, wer denn schon Dinge essen wolle, auf denen eine katzengroße, haarige Spinne draufgesessen habe, ließ der Wirt unbeantwortet. Stattdessen leerte sich der Gastraum sehr plötzlich.

      Die Entlohnung für all die Plackerei fiel mehr als spärlich aus. Yuriko versenkte die paar Eisernen in seiner Tasche und zog von dannen, der festen Überzeugung, dass er einfach nicht geschaffen sei für niedere Arbeiten.

      Tragisches Unglück nur, dass er für Florine geschaffen war, und sie für ihn, auch wenn sie ein halbes Leben Jahre gebraucht hatte, um das einzusehen.

      Erfolgversprechender schien ihm der Auftrag, das Wasser im öffentlichen Badehaus auf die richtige Temperatur zu bringen, solange dort die Heizrohre erneuert wurden. Ein wenig zu spät wurde ihm klar, dass seine Aufgabe ihn nicht dazu berechtigte, das Frauenbad zu betreten, solange es benutzt wurde. Ein Eimer hinterließ bleibenden Eindruck auf seiner Stirn, und er beschloss, seinem angeborenen Zartgefühl zu folgen und sich zurückzuziehen. Vermutlich reichte die hitzige Entrüstung der Damen ohnehin, um das Wasser in ihrem Bottich zum Kochen zu bringen.

      Eine Tümpelfee, die sich an die Steinerne Brücke gekettet hatte und nun Brückenzoll von jedem verlangte, der vorbeikam, bot endlich die passende Herausforderung. Sie war ganz ansehnlich, und ihre boshaften Zauber prallten dank einiger klug angebrachter Siegel von ihm ab. Er diskutierte einen ausgedehnten Nachmittag mit ihr darüber, ob sie sich nun an die Brücke gekettet hätte oder die Brücke sich an sie, und genoss dabei den Anblick ihrer üppigen Brüste, die von ihrem Blätterkleid kaum bedeckt wurden. Schließlich, entnervt genug, hexte sie sich von dannen. Leider gab es kein Geld für die Heldentat, nur einen herzlichen Händedruck vom Brückenwächter.

      Die nächsten Tage brachten nichts Besseres. Den Auftrag, eine junge Adelige zu bewachen, vergab man an jemanden, der angeblich kein stadtbekannter Schwerenöter war. Die Nachforschungen um einen mysteriösen Nebel, der nächtens die Bewohner des Bergquartiers ängstigte, verliefen im Sande, weil es einfach nicht nebelte. Und um verlorene Katzen zu finden, war er sich dann doch zu schade.

      Frakis hatte sich bereiterklärt, Yuriko sein Gästezimmer auf unbestimmte Zeit zu überlassen. Am Abend nach dem Spinnendesaster, der Geruch nach Angebranntem hing noch penetrant in Yurikos Haaren, kam Galina zu ihm. Frakis holte Yuriko, dem nach nichts weniger war als nach Bewegung, aber Galina konnte schließlich nicht ohne Begleitung das Haus zweier Junggesellen betreten, und so stellte sich Yuriko schließlich zu ihr auf die Straße. Galina wirkte aufgelöst. Ein paar störrische blonde Strähnen widersetzten sich ihrer Haube, und sie sah aus, als hätte sie geweint.

      »Wo warst du?«, fuhr sie ihn an. »Du hast dich den ganzen Tag nicht blicken lassen! Einmal, wenn man dich braucht!«

      »Ich war arbeiten«, sagte Yuriko erstaunt. »Ich dachte, das wäre in deinem Sinne. Was ist denn passiert?«

      »Sie haben Arkadis abgeholt«, sagte Galina und hatte schon wieder Tränen in den Augen.

      »Wer?«, fragte Yuriko. »Der Arkane Rat?«

      »Woher weißt du das?«

      »Ich. Äh.«

      »Ich war nicht zu Hause«, schluchzte Galina. »Ich war arbeiten. Und als ich zurückkam, war dein Siegel gebrochen und …«

      »Was?!«

      »… und Arkadis war weg und ich hatte einen Schrieb auf dem Küchentisch. Die sind bei mir eingedrungen und haben ihn rausgeholt.«

      »Die haben mein Siegel überwunden?!«

      »Das ist alles, was dich interessiert?«

      »Nein, aber …«

      »Warum hast du es gewusst? Wer hat es dir gesagt?«

      »Galina, hör auf, so herumzuschreien, ich bitte dich.«

      Sie schluchzte laut auf und rieb sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Dann sah er, wie die Erkenntnis sie traf wie ein Faustschlag.

      »Du hast ihn verpfiffen«, sagte sie. »Du hast dem Arkanen Rat von ihm erzählt. Du hast denen gesagt, wo sie ihn finden können. Du gewissenloses, kaltherziges Monster.«

      »Also hör mal, so war das doch überhaupt nicht!«

      »Was hast du für ihn bekommen? Geld? Haben sie dir einen guten Preis gemacht?«

      »Galina! Jetzt reicht’s!«

      Er hatte die Stimme erhoben und die Fäuste in die Seiten gestemmt. Sie wich zurück, und er machte einen Schritt auf sie zu und streckte beschwörend die Hände nach ihr aus.

      »Ich wollte das nicht. Sie hatten mich in der Mangel wegen der siebenhundert Untoten, und da ist es mir so herausgerutscht. Meister Fyr ist aber der Ansicht, es sei am besten so. Falls noch jemand hinter ihr her ist, ist sie in der Arkania gut aufgehoben.«

      »Wir hatten unsere Gründe, ihn bei mir einzuquartieren und nicht in der Arkania«, sagte Galina mit zitternder Stimme. »Falls du dich erinnerst. Wir wollten sicherstellen, dass niemand ihn als Forschungsobjekt missbraucht. Und es hat im Übrigen schon angefangen. Sie lassen mich nicht zu ihm. Warum lassen sie mich nicht zu ihm? Er muss solche Ängste ausstehen! Wenn ich nur daran denke, er könnte glauben, dass ich …«

      Ihre Stimme versagte. Sie kramte ein Taschentuch hervor und putzte sich geräuschvoll die Nase. Yuriko räusperte an seiner Stimme herum.

      »Bist du sicher, dass Arkadis ein Mann ist? Also, hast du … nachgesehen? Habt ihr …?«

      »Ich hasse dich«, sagte Galina zitternd. »Diesmal wirklich. Komm mir einfach nie wieder unter die Augen.«

      Sie drehte sich um und ließ Yuriko stehen.

      »Warte!«, rief Yuriko ihr hinterher. »Wo haben sie Arkadis untergebracht? Ich kümmere mich! Versprochen!«

      Doch Galina blieb nicht stehen und gab auch keine Antwort. Bedrückt kehrte Yuriko zum Haus zurück, wo Frakis unter der Tür auf ihn wartete.

      »Du dachtest nicht wirklich, du seist besser als Ksantho Kraka«, sagte er, nahm Yuriko bei der Schulter und schob ihn ins Innere.

      »Tatsächlich dachte ich das«, sagte Yuriko geknickt. »Immerhin hab ich den Siebten, und er nur den Fünften.«

      »Den Sechsten inzwischen. Aber du weißt selbst, dass alles jenseits des Vierten nur noch akademische Spielerei ist. Ihr seid euch ebenbürtig. Du hast mehr Talent, aber er ist fleißig und genau.«

      »Ich muss los«, sagte Yuriko. »Mich wird man ja wohl zu Arkadis vorlassen.«

      »Du musst nirgendwohin«, sagte Frakis. »Die haben doch alle schon Feierabend. Du musst morgen in die Verwaltung und einen Antrag ausfüllen. Ein paar Beziehungen spielen lassen. Da wird doch noch irgendjemand sein, mit dem du es dir nicht verdorben hast?«

      »Ich weiß nicht. Ich glaube, der Meister für Zauberei­geschichte mag mich ganz gerne.«

      Frakis verzog das Gesicht.

      »Das Einzige, was du mit dem spielen kannst, ist Schach im Garten. Weiter reicht sein Einfluss nicht. Aber komm. Trinken wir ein Glas Wein und gehen die Möglichkeiten durch. Etwas wird sich finden.«

      Schweren Herzens folgte Yuriko seinem Freund ins Haus.

      ***

      Trotz ihres Schwurs, ihn nie wieder sehen zu wollen, wich Galina ihm nicht aus. Sie hörte auf zu kehren, klammerte sich an ihren Besen und starrte ihm kämpferisch entgegen.

      »Ich weiß, wo sie ist«, sagte er ohne Umschweife. »Aber sie lassen mich auch nicht zu ihr. Ich habe versucht, einen Besucherpass zu beantragen, an drei verschiedenen Stellen, aber die in der Verwaltung sind offenbar alle auf Linie gebracht.«

      »Und