Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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im Volksmund minderbemittelt nennt.«

      »Damit kommen wir zum Kern des Falls«, entschied die Detektivin und nickte grimmig. »Es geht also um Geld!«

      »Eindeutig, Mylady. Der Dämon der Hypnose benutzt seine einmaligen Fähigkeiten dazu, sich in den Be-sitz von Geld zu bringen, das ihm nicht gehört.«

      »Darum ist er also auch hinter Lady Glaters her und gaukelt ihr kleine Teufelchen vor, nicht wahr?«

      »Gewiß, Mylady. Ganz zu schweigen von Personen, von deren Existenz wir nichts wissen. Dieser Dämon hat eine völlig neue Art des Verbrechens erfunden, wenn ich es so banal ausdrücken darf. Raub durch die Kraft des Geistes, in dieser Form neu und ungewöhnlich. Dieser Fall wird meiner bescheidenen Ansicht nach in die Annalen der Kriminalgeschichte eingehen.«

      »Mein neues Thema«, verkündete Agatha Simpson fast andächtig, »endlich habe ich es gefunden, Mister Parker. Ich weiß, daß ich darüber schreiben werde, ja, ich muß! Wie finden Sie meine Idee?«

      »Das harte und rauhe Leben, Mylady, schreibt stets die besten Romane«, gab der Butler ergeben zurück, denn er wußte bereits aus Erfahrung, daß Agatha Simpson pro Woche das Thema ihres Lebens neu fand.

      *

      »Na, bitte«, sagte der Mann im Kamelhaarmantel und deutete auf den Butler, der neben dem Kamin in verkrümmter Haltung auf dem Teppich lag, »wie ich’s gesagt habe, zwanzig Tropfen reichten vollkommen.«

      »Vorsicht ist besser als Nachsicht«, meinte der junge Motorradfahrer und ging zu Parker hinüber. Er beugte sich über ihn, untersuchte ihn flüchtig und nahm angewidert den Kopf zurück, als er den weißen Schaum vor Parkers Mund sah. Er drehte den Butler mit einem derben Fußtritt zur Seite und kümmerte sich ab sofort nicht weiter um ihn. Für ihn war Parker tot. Zweifel kamen nicht auf.

      Daß Josuah Parker diesen weißen Schaum, der nach Gift aussah, mittels Tafelkreide imitiert hatte, wußten die drei Männer nicht, die in Lady Glaters Haus eingedrungen waren. Sie waren sich ihrer Sache vollkom-men sicher.

      Agatha Simpson machte einen geistesabwesenden Eindruck.

      Sie saß zusammengesunken in einem hochlehnigen Ledersessel und starrte aus weit geöffneten Augen auf die Wand. Sie hatte das Kommen der drei ungebetenen Besucher überhaupt nicht registriert. Sie war eine erstklassige Schauspielerin, man nahm ihr diese Geistesabwesenheit ohne jedes Mißtrauen ab.

      Ruth Glaters schien sich ebenfalls in einer anderen Welt zu befinden. Auch sie starrte aus weiten Augen auf ein imaginäres Ziel irgendwo jenseits der Zimmerwand. Sie befand sich allerdings wirklich unter hypno-tischem Einfluß, da sie nicht wie Lady Agatha und Parker »geimpft« worden war. Sie spielte also mit, ohne von ihrer Rolle zu wissen. Aus Gründen der Sicherheit war sie weder von ihrer Freundin noch von Parker eingeweiht worden. Unter Hypnose stehend, hätte sie möglicherweise den ganzen Plan ausplaudern können.

      »Und was machen wir jetzt?« fragte der dritte Mann, der den Rover gesteuert hatte. Auch er warf einen kurzen Blick auf den Butler, um sich dann wieder dem Mann im Kamelhaarmantel zuzuwenden.

      »Jetzt schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe«, gab der Angesprochene zurück, »die beiden späten Mädchen werden nach dem Aufwachen mit Schuldkomplexen beladen sein und zahlen, bis sie schwarz werden.«

      »Sollen wir den Butler wegschaffen?« fragte der Motorradfahrer.

      »Seid ihr verrückt?« Der Mann im Kamelhaarmantel schüttelte den Kopf, »der wird noch gebraucht. Die beiden Alten sollen doch später glauben, daß sie den Butler umgebracht haben. Besser kann man doch keine Geldquelle anbohren.«

      Parker ließ sich selbstverständlich nichts anmerken.

      Er blieb regungslos liegen und registrierte jedes Wort, das die drei Männer miteinander redeten. Er hatte sich also nicht getäuscht. Die Hypnose diente nur dazu, um auf verbrecherische Art und Weise an Geld zu kommen. Deutlicher hätte es der Mann im Kamelhaarmantel gar nicht ausdrücken können.

      Wie er und seine beiden Begleiter hießen, war im Augenblick für den Butler unerheblich.

      Er wußte aber bereits schon jetzt, daß es sich nur um Handlanger jener Erscheinung handelte, die er als Dämon bezeichnet hatte. Um diesen Mann allein aber ging es. Er stellte die wirkliche Gefahr dar, und an ihn wollte Parker möglichst schnell herankommen. Die drei Männer sollten ihm dabei als Pfadfinder dienen. Ir-gendwann mußten sie ja Kontakt mit ihrem wahren Herrn und Meister aufnehmen.

      Der Mann im Kamelhaarmantel hatte sich inzwischen knapp vor Lady Agatha aufgebaut und streckte be-schwörend seine Hände nach ihr aus. Die Detektivin, die ihn unbedingt sehen mußte, bezwang ihre ge-wohnte Aktivität und verzichtete darauf, ihm ihren Pompadour samt »Glücksbringer« aufs Gesicht zu drü-cken. Sie hielt sich haargenau an Parkers Taktik, auch wenn es ihr noch so schwerfiel.

      »Sie haben große Schuld auf sich geladen«, ertönte jetzt die Stimme des Mantelträgers, monoton, be-schwörend und eindringlich. »Sie haben Ihren Butler in den Tod getrieben und werden dafür bezahlen müs-sen. Tilgen Sie diese schreckliche Tat, Lady Simpson, sühnen Sie! Opfern Sie alles, was Sie besitzen und helfen Sie so, Ihr Gewissen zu erleichtern. Verzweifelte Menschen warten auf Ihre Hilfe.

      Prägen Sie sich die Nummer Fünf-acht-drei-eins-acht ein! Zahlen Sie Ihr Sühnegeld an die Sussex-Bank unter dieser Kontonummer! Kleinigkeit wird Ihr Gewissen nicht erleichtern, trennen Sie sich von dem, was Sie entbehren können, nur so werden Sie ohne Schuld weiterleben können.«

      »Und das klappt?« fragte der Motorradfahrer leise und bewundernd zugleich.

      »Und ob das klappt«, gab der Mann im Kamelhaarmantel zurück, »die alte Schachtel wird sich darum rei-ßen, Einzahlungen zu machen. Das kennen wir bereits aus Erfahrung.«

      »Sagenhaft«, meinte der Fahrer des Rover andächtig, »so leicht bin ich noch nie an das große Geld ge-kommen.«

      »Grips ist eben wichtiger als ein Schweißbrenner«, sagte der Hypnotiseur, »mit der Masche werden wir ein Vermögen machen!«

      *

      »Sie können mir wirklich helfen?« frage Will Hazers, der die Tür zur Gaststätte hinter Kathy schloß. Er sah sie neugierig und erwartungsvoll an.

      »Vielleicht«, erwiderte Kathy Porter, »darf ich erst mal erfahren, wie es den beiden Mosdale-Schwestern geht?«

      »Sie sind immer noch völlig durcheinander und getrauen sich nicht raus auf die Straße.«

      »Das ist nicht weiter verwunderlich«, sagte Kathy mitleidig, »man hat ihnen ja auch gemein mitgespielt.«

      »Mitgespielt, Miß …?«

      »Ich heiße Kathy Porter und bin Assistentin von zwei Privatdetektiven«, stellte sie sich vor und verzich-tete auf weitere Einzelheiten, um die Dinge nicht unnötig zu komplizieren.

      »Privatdetektive? Ich glaube kaum, daß ich Sie bezahlen kann.«

      »Es wird Sie keinen einzigen Penny kosten«, beruhigte Kathy den besorgten Mann, »meine Chefs werden schon von anderer Seite bezahlt.«

      »Sie glauben also, daß Lana und June hereingelegt worden sind, Miß Porter?«

      »Aber eindeutig«, versicherte Kathy dem Mann, »Sie wissen doch, was Hypnose ist, nicht wahr?«

      »Natürlich, alle Welt weiß das.«

      »Lana und June Mosdale sind hypnotisiert worden«, versicherte Kathy ernst, »ich würde mich gern mal mit ihnen unterhalten. Läßt sich das einrichten?«

      »Aber natürlich«, erwiderte Will Hazers ohne Zögern, »wenn Lana und June das erfahren, werden sie sich besser fühlen. Sie rätseln immer noch daran herum, wieso sie sich so benehmen konnten. Sie halten sich, glaube ich, fast für verrückt.«

      »Das ist nur zu gut zu verstehen«, entgegnete Kathy mitfühlend, »wie war das denn an jenem Abend?«

      »Es war vor zwei Samstagen«, berichtete Will Hazers und zündete sich