Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963668
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einen Ladendiebstahl begangen?« vergewisserte sich Lady Simpson noch mal, nachdem Joy Farber ihre Geschichte erzählt hatte.

      »Noch nie, Mylady«, gab die junge Frau eingeschüchtert zurück.

      »Und Sie können sich an nichts erinnern, als Sie plötzlich im Büro des Warenhausdetektivs so quasi zu sich kamen?«

      »Ich konnte mich wirklich an nichts erinnern«, bekräftigte die junge Frau. »Für mich war es wie ein böser Traum, als ich die Armbanduhr, diese dummen Filzschreiber und den Füllhalter vor mir auf dem Tisch sah. Das alles sollte ich angeblich gestohlen haben«

      »Was leider den Tatsachen entsprach, Madam«, schaltete der Butler sich ein. »Ich war Augenzeuge jener Vorgänge.«

      »Schrecklich«, hauchte die junge Frau und schlug beschämt die Hände vors Gesicht. Sie wollte weinen, doch Agatha Simpson war energisch dagegen.

      »Haben Sie sich nicht so, dummes Ding«, sagte sie gereizt. »Was geschehen ist, ist eben geschehen. Sie glaubten also an einen bösen Traum, nicht wahr?«

      »So war es, Mylady.« Joy Farber riß sich zusammen, um Lady Simpsons Zorn nicht noch zu steigern.

      »Hatten Sie Kopfschmerzen?«

      »Kopfschmerzen?« Joy Farber sah die ältere Dame erstaunt an, um dann zu nicken.

      »Was geschah im Büro des Detektivs?« stellte Lady Simpson ihre nächste Frage.

      »Ich mußte ein Geständnis unterschreiben, eine Art Protokoll.«

      »Wurde die Polizei verständigt?«

      »Darauf wurde verzichtet, aber ich bekam strenges Haus verbot.«

      »Nach diesem Vorfall fuhren Sie zurück nach Hause und wurden wenig später angerufen?«

      »Richtig«, bestätigte Joy Farber. »Eine Männerstimme meldete sich. Sie klang sehr undeutlich. Ich erfuhr zu meinem Entsetzen, daß ich tausend Pfund zu zahlen habe, falls mein Mann nicht informiert werden sollte. Ich sagte natürlich sofort zu.«

      »Wie kam es zu dem Ausdruck ›Großer Meister‹, Madam«, wollte der Butler wissen.

      »So nannte der Mann sich am Telefon. Mehr weiß ich nicht darüber.«

      »Sind Sie vollkommen sicher, Madam?« Parker hatte das Gefühl, daß die junge Frau ihm ein Detail ver-schwieg.

      »Vollkommen sicher«, wiederholte sie und sah betreten zu Boden.

      »Werden Sie die tausend Pfund aufbringen können?« vergewisserte sich Lady Simpson sicherheitshalber.

      »Ich werde sie mir leihen müssen«, sagte Joy Farber, froh darüber, daß das Gespräch eine andere Richtung nahm. »Ich werde den Schmuck meiner Mutter beleihen, Mylady.«

      »Und wie sollen Sie dieses Geld an den ›Großen Meister‹ weiterreichen?« wollte Parker wissen.

      »Ich soll es ihm … Das heißt, es wird hier abgeholt werden. Irgendwann.«

      »Sie verschweigen uns etwas, Mrs. Farber«, grollte Lady Simpson, die wie Parker das Gefühl nicht los wurde, daß Joy Farber nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte.

      »Aber nein«, versicherte sie hastig, »wirklich nicht. Was ich weiß, habe ich Ihnen gesagt. Mein Ehren-wort!«

      »Nun gut, Mrs. Farber, wir werden versuchen, Ihnen zu helfen, ohne daß Ihr Mann etwas erfährt.«

      »Ich weiß nicht, ob man überhaupt helfen kann«, gab Joy Farber skeptisch und unglücklich zurück. »Ich bin doch in der Hand dieses Mannes.«

      »Nur so lange, wie er noch frei herumläuft.«

      »Ihn werden Sie nie erwischen«, prophezeite die junge Frau.

      »So gut kennen Sie ihn bereits, Kindchen?« Agatha Simpson sah Joy Farber wieder mißtrauisch und for-schend an.

      »Ich habe ihn noch nie gesehen«, lautete die zu hastige Antwort.

      »Mister Parker, geben Sie Mrs. Farber Ihre Karte«, sagte die Detektivin zu ihrem Butler, um sich dann an Joy Farber zu wenden. »Unter dieser Telefonnummer erreichen Sie uns jederzeit. Rufen Sie sofort an, falls die Dinge eine hoffentlich dramatische Wendung genommen haben!«

      »Glauben Sie denn, es wird noch mehr passieren?« fragte Joy Farber nervös.

      »Das können Sie doch besser beurteilen als wir«, grollte die resolute Dame. »Sie allein wissen doch, was Sie verschwiegen haben, oder? Nein, nein darauf sollten Sie jetzt nicht antworten. Ein Anruf später genügt durchaus.«

      Sie stampfte grimmig aus dem Haus und war verärgert.

      »Was soll denn das?« fauchte sie Minuten später, als Parker in die nächste Seitenstraße einbog, stoppte und den Wagen wendete.

      »Mylady sollten damit rechnen, beobachtet und verfolgt worden zu sein«, sagte Parker gelassen. »Falls es sich um Mitarbeiter Mr. Altons handelt, werden sie jetzt wissen wollen, warum Mylady sich mit Mrs. Farber unterhielt. Das wenigstens ist die Annahme, von der auszugehen ich mir erlaube.«

      »Manchmal haben Sie sogar ganz passable Ideen«, räumte Lady Simpson ein und vergaß ihren Groll. Sie machte schlagartig einen äußerst unternehmungslustigen Eindruck. »Bilden Sie sich darauf aber nur nichts ein! Ein blindes Huhn findet sogar manchmal ein Korn.«

      *

      Er brauchte nicht lange zu warten.

      Nach etwa drei bis vier Minuten erschien ein junger Mann vor dem Haus, der von einem Kleiderschrank begleitet wurde, den Parker als die Boxertype aus dem Filmore Pub identifizierte. Parkers Rechnung ging also auf. Mylady und er waren von Altons Leuten beobachtet und verfolgt worden.

      Der junge Mann läutete an der Haustür und winkte dem massigen Kerl zu, seitlich neben dem Eingang zu verschwinden. Er wollte wohl nicht, daß Joy Farber zu Tode erschrak.

      Sie öffnete und hatte, wie Parker erkennen konnte, erfreulicherweise die Sicherheitskette vorgelegt. Der Boxertyp schob sich inzwischen vorsichtig an die Haustür heran und wollte sie wahrscheinlich schon in den nächsten Sekunden im Sturm nehmen.

      Parker mußte schnell handeln. Und er tat es!

      Gemessen, ohne jede Hast, aber auch nicht gerade langsam, holte Parker eine seiner ›Wunderwaffen‹ aus der Innentasche seines schwarzen Zweireihers. Es handelte sich um eine zusammenlegbare Gabelschleuder oder Zwille, die mit äußerst kräftigen Zugbändern versehen war, die ihrerseits eine hohe Anfangsgeschwin-digkeit garantierten.

      Natürlich verfügte Parker auch über die richtige »Munition«. Sie bestand in diesem Fall aus einer hart ge-brannten Tonkugel, die an eine Murmel erinnerte. Er legte dieses Geschoß geübt in die Lederschlaufe der Gabelschleuder, visierte kurz seinen Gegner an und … schickte das Geschoß auf die Reise.

      Diese Waffe hatte den Vorteil, völlig geräuschlos zu arbeiten. Hinzu kam noch, daß sie auf keinen Fall tödlich sein konnte. Sie garantierte dem Getroffenen nur ein blitzschnelles Hinübergleiten in eine zeitlich begrenzte Ohnmacht.

      So auch in diesem Fall.

      Die Tonmurmel zischte durch die Luft, landete seitlich auf dem Hinterkopf des jungen Mannes und platz-te hier auseinander. Der Junggangster zeigte sich sehr beeindruckt, fiel gegen die Tür, wollte sich verzweifelt an ihr festhalten und rutschte dann haltlos hinunter auf die Matte. Hier blieb er in durchaus entspannter Hal-tung liegen und gab sich seinem Tiefschlaf hin.

      Der massige Bursche wußte nicht, was er von den Dingen zu halten hatte. Er machte einen leicht verwirr-ten Eindruck, sprang aus der Deckung und beugte sich zu seinem Partner hinunter. Die junge Frau, die ihn erst jetzt sah, schlug hastig die Tür zu und verschwand von der Bildfläche.

      Parker maß das kräftige Gesäß des Boxers, das an das eines mittelgroßen Elefanten erinnerte. Er konnte nicht widerstehen und hob die Spitze seines Universal-Regenschirms. Es handelte sich um einen Schirm, der es in sich hatte. Mit ihm konnte er stricknadelgroße Pfeile