Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Georg Markus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783902998521
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gab es großen Applaus. Ein Zuhörer meinte freilich: »Die Leute klatschten nur, damit er sie ihnen am Ende nicht noch ein drittes Mal vorspielt.«

      Seine große Verbeugung vor Wien und der Wiener Musik machte Johannes Brahms durch ein paar schnell hingekritzelte Noten des Donauwalzers, denen er die Worte beifügte: »Leider nicht von mir. J. Brahms.«

      Eine Aristokratin war von dem Wunsch beseelt, Brahms zu einem musikalischen Abend in ihrem Palais überreden zu können. Als er nach einigen Gesprächen fast schon zugesagt hatte, schickte sie ihm eine Gästeliste mit 200 Namen. Darunter stand die Bemerkung, er möge ungeniert jeden Namen streichen, dessen Träger ihm bei seinem Konzert nicht genehm sei. Brahms schickte die Liste schon am nächsten Tag zurück. Nur ein einziger Name war gestrichen: Johannes Brahms.

      Wie stellen Sie es nur an«, wurde Brahms von einer Tischnachbarin gefragt, »dass Sie immer so zu Herzen gehende Musik schreiben?« »Sehr einfach«, antwortete Brahms. »Die Verleger wollen sie so haben.«

      Wenn es hier irgendjemanden geben sollte, den ich noch nicht beleidigt habe«, verabschiedete sich der Zyniker Brahms einmal bei einem großen Empfang, »dann bitte ich um Entschuldigung.«

      Brahms kam jeden Sonntag zum Mittagessen in den bürgerlichen Salon der Wiener Familie Eibenschütz – nicht nur der vielen Künstler wegen, die er dort traf, sondern auch, weil hier ein Gulasch von unerreichter Qualität serviert wurde.

      Als man den großen Komponisten dort eines Tages fragte, warum er gar so deprimiert wirkte, erzählte er von der eben erst erfolgten Mitteilung seines Arztes, dass er an einem unheilbaren Leberleiden laborierte. Die Anwesenden bedauerten ihn, und als man zum traditionellen Mittagstisch schritt, meinte Frau Eibenschütz: »Aber nach dieser Diagnose dürfen Sie unser Gulasch nicht mehr nehmen, Meister, das wäre zu schwer für Sie!« »Ach was«, wehrte Johannes Brahms ab, »stellen wir uns vor, ich wäre erst nächste Woche zur Untersuchung gegangen.«

      Sprach’s und ließ sich sein Gulasch einmal noch schmecken.

      Gegen Ende seines Lebens sagte Brahms zu einem Bekannten: »Vor einiger Zeit begann ich mit einem neuen Werk, aber es wollte mir nicht und nicht gelingen. Da erkannte ich, dass ich jetzt wohl zu alt sei, und beschloss, mit dem Komponieren aufzuhören. Ich fand, ich hätte doch genug geleistet, jetzt könnte ich mir ein sorgenfreies Alter machen und es in Frieden genießen. Und das machte mich so glücklich und zufrieden, dass das Komponieren mit einem Mal wieder wunderbar ging.«

      Befragt, was er von der Unsterblichkeit halte, antwortete Johannes Brahms, skeptisch in die Zukunft blickend: »Ach Gott, wenn sie heutzutage dreißig Jahre dauert, dann ist das schon sehr viel.«

      KLAUS MARIA BRANDAUER

       Schauspieler und Regisseur

      * 22. 6. 1944 Bad Aussee/Steiermark. Eigentlich Klaus Georg Steng. Schauspieler am Theater in der Josefstadt und seit 1971 am Burgtheater. Internationaler Durchbruch 1981 in der Verfilmung des »Mephisto« nach Klaus Mann, die mit dem Oscar für den besten ausländischen Film ausgezeichnet wurde. 1983 bis 1989 »Jedermann« bei den Salzburger Festspielen. Lehrer am Reinhardtseminar.

      Dem Film Mephisto wird in Hollywood ein Oscar verliehen. Als Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer von der Auszeichnung erfährt, schleift er seinen Regisseur István Szabó vor 300 Millionen Fernsehzuschauern in aller Welt zum Freudentanz auf die Bühne, was der Fernsehmoderator Johnny Carson so kommentiert: »Nach der Sendung geben die beiden ihre Verlobung bekannt.«

      Brandauer nimmt an einem Festessen teil, bei dem er neben einer älteren Dame sitzt, die ihn nicht erkennt. Sie sieht ihn bewundernd an und meint: »Mit Ihrem Aussehen könnten Sie auch beim Film Karriere machen!«

      Brandauer will ihr helfen: »Pardon, gnädige Frau, aber ich heiße Klaus Maria Brandauer.«

      »Das macht ja nichts, junger Mann, den Namen kann man ja ändern.«

      Schon in jungen Jahren als aufstrebendes Talent des Theaters in der Josefstadt gefeiert, war man in seiner Heimatgemeinde Altaussee unendlich stolz auf den großen Sohn, über dessen Erfolge die Zeitungen immer wieder zu berichten hatten.

      Als dann auch noch das Burgtheater rief, war im Ausseerland buchstäblich der Teufel los. Man feierte »Klausi« und ließ keine Gelegenheit aus, auf den nunmehr noch größeren Ruhm des ohnehin schon prominenten Bürgers anzustoßen.

      Dem Oberförster von Altaussee freilich blieb es vorbehalten, die Freude der Bevölkerung in Worte zu fassen, als er dem in seinen Theaterferien persönlich anwesenden neuen Mitglied der ersten Bühne des deutschen Sprachraums im Gasthaus zuprostete: »Servas Klaus, jetzt hast es aber wirklich g’schafft. Und wennst so weitermachst, kommst a no an die Staatsoper!«

      SIEGFRIED BREUER

       Schauspieler

      * 24. 4. 1906 Wien † 1. 2. 1954 Weende/Deutschland. Erhielt 1925 sein erstes Engagement am Deutschen Volkstheater in Wien, spielte dann in Aussig, Prag und Berlin. Stellte vor allem elegante Herren und Bonvivants dar. Ab 1939 trat er in mehreren Filmen auf, wobei er als Rumäne Popescu in »Der dritte Mann« (1948) unvergessen bleibt. Zuletzt am Theater in Göttingen engagiert.

      Siegfried Breuer besuchte gemeinsam mit einem Freund die Vorstellung einer kleinen Privatbühne. Sie war nicht nur schlecht besucht, sondern auch von miserabler Qualität. Als Breuer in der Pause dem Ausgang zustrebte, fragte ihn sein Begleiter, ob er schon gehen wollte. »Noch nicht«, antwortete der Schauspieler, »aber ich will vorsorglich unsere Garderobe holen, damit sie nicht in die Konkursmasse kommt.«

      GERHARD BRONNER

       Kabarettist und Musiker

      * 23. 10. 1922 Wien. Gründete nach der Rückkehr aus der Emigration in Palästina das Kärntnertortheater, in dem er mit Helmut Qualtinger, Carl Merz, Louise Martini und Georg Kreisler in Programmen wie »Blattl vorm Mund« und »Hackl im Kreuz« auftrat. Autor legendärer Chansons wie »Der g’schupfte Ferdl«, »Der Papa wird’s scho richten« oder »Der Bundesbahnblues«.

      Eines Abends kam Bronner mit einem amerikanischen Besucher der von ihm betriebenen Marietta-Bar ins Gespräch. Als ihn der Fremde auf einen Drink einladen wollte, lehnte der Hausherr, mit dem Hinweis, dass er strikter Antialkoholiker sei, ab. Der Amerikaner wiederholte sein Angebot schon nach wenigen Minuten: »Darf ich Sie nicht doch auf einen Drink einladen?«

      Obwohl Bronner wieder nein sagte, spielte sich die gleiche Szene im Laufe des Abends noch mehrere Male ab.

      Nach der vielleicht zwölften Einladung war’s Bronner zu blöd, und er ließ sich doch überreden.

      Der Ober brachte einen Brandy Soda. Als der Kabarettist das Glas zu seinen Lippen führen wollte, hielt ihn der Amerikaner am Arm fest und sprach: »Junger Mann, darf ich Ihnen eines sagen: Wenn Sie in dem Beruf was werden wollen, dann lassen Sie das Trinken sein!«

      Robert Neumann brachte mehrere Bücher heraus, die in den Jahren davor schon unter anderen Titeln erschienen waren. Gerade als Bronner den Freund in Locarno besuchte, wurden von seinem Verlag die Belegexemplare des jüngsten Neumann-Buches zugestellt. Ein gutes Dutzend des frisch gedruckten Werks lag auf dem Tisch des Hauses. Bronner schaute auf den Buchstapel und sagte: »Jö, a neues Buch. Wie hat das früher geheißen?«

      Während einer Israel-Tournee wurde Bronner von einem Zeitungsreporter interviewt, dem nur bekannt war, dass der Wiener Kabarettist Autor und Komponist des berühmten Chansons Der g’schupfte Ferdl sei. Mangels einschlägiger Sprachkenntnisse hatte der Journalist selbstverständlich keine Ahnung, was der Liedtitel bedeutete. Nur ein Wort glaubte er erkennen zu können, das Wort »Ferdl«.

      Also fragte er Bronner während des Interviews: »Was heißt ›Der G’schupfte‹?«

      Bronner erklärte: »›G’schupft‹ bedeutet in Wien so viel wie verrückt.«