Das heitere Lexikon der Österreicher. Georg Markus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Georg Markus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783902998521
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Zwiebeln oder sonstiger Hilfsmittel vorzüglich gelang. Brauner war begeistert: »Großartig, Senta, wie machen Sie das?«

      »Das ist ganz einfach«, entgegnete die Berger. »Ich brauche nur an meine Gage in Hollywood zu denken und dann fällt mir ein, was Sie mir zahlen. Das ersetzt jede Zwiebel.«

      ELISABETH BERGNER

       Schauspielerin

      * 22. 8. 1897 Drohobycz/Galizien † 12. 5. 1986 London. Eigentlich Elisabeth Ettel. Schauspielschule in Wien, erste Engagements in Innsbruck, Wien, Berlin und München. Gefeierte Bühnen- und Filmschauspielerin, besonders in Shakespeare-Rollen. Emigrierte 1933 nach London, 1940 in die USA. Verheiratet mit dem Regisseur Paul Czinner.

      Elisabeth Bergner absolvierte 1915 die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, an der Maria Eis, Fritz Kortner, Alma Seidler und Adrienne Gessner ihre Studienkollegen waren. Der Bergner sollte die größte Karriere unter den weiblichen Schülern der Akademie gelingen – obwohl dort eine ganz andere als hoffnungsvollstes Talent galt. Ihr Name war Grete Jacobson.

      Bergners Klassenkameradin Adrienne Gessner erzählte die folgende Geschichte: Eines Tages wurde Fräulein Jacobson krank. Die Bergner besuchte sie regelmäßig im Spital und fragte immer wieder, wie sie diese und jene Rolle anlegen würde. Grete zeigte es ihr und spielte der Freundin am Krankenbett jede einzelne Szene detailliert vor.

      Grete Jacobson erholte sich von ihrer Krankheit und ging nach einiger Zeit in eine Vorstellung der Neuen Wiener Bühne in der Wasagasse, wohin die junge Bergner mittlerweile engagiert worden war. Und Grete Jacobson glaubte ihren Augen und Ohren nicht trauen zu können. Denn Elisabeth Bergner spielte die Rolle nicht, wie Elisabeth Bergner sie gespielt hätte – sondern wie Grete Jacobson der Bergner vorgespielt hatte, dass sie sie spielen würde.

      Und dies änderte sich nie mehr. Die Bergner blieb ihr Leben lang immer die Jacobson – und wurde weltberühmt.

      Der Film- und Theaterstar tanzte auf den Herzen zahlreicher Verehrer herum, die Bergner ließ keinen Flirt aus, schien selbst aber gegen jede Form von Liebeskummer immun zu sein. »Der einzige Mann, der mir je Schmerzen zugefügt hat«, sagte sie, »war mein Zahnarzt.«

      Schließlich heiratete sie den Regisseur Paul Czinner, dessen Filme Fräulein Else und Ariane ihr den internationalen Durchbruch brachten. Als Czinner von der europaweiten Verehrung seiner Frau in der Zeitung las, seufzte er: »Kunststück! Europa lebt ja auch nicht mit ihr zusammen.«

      EDMUND BERNATZIK

       Staats- und Völkerrechtler

      * 28. 9. 1854 Mistelbach/Niederösterreich † 30. 3. 1919 Wien. Wurde nach dem in Wien absolvierten Jusstudium und einer akademischen Karriere Universitätsprofessor in Basel, Graz und in Wien. Später auch Rektor der Universität Wien und Mitgestalter der neuen österreichischen Verfassung und des modernen Rechtsstaates. 1919 Mitglied des deutsch-österreichischen Verfassungsgerichtshofs.

      Professor Edmund Bernatzik, einer der bedeutendsten Rechtsgelehrten im alten Österreich, war ein bei den Studenten der Universität Wien gefürchteter Prüfer. Als einmal ein Kandidat aus höchstem Adel zum Rigorosum antrat, erkannte Bernatzik schnell, dass dieser die Karriere eher auf Beziehungen als auf profundes Wissen aufzubauen gedachte. Quälend schleppten sich Lehrer und Student von einer Frage zur anderen. Endlich platzte Bernatzik der Kragen und er sagte: »Herr Kandidat, dass Sie einmal Minister werden, kann ich nicht verhindern – aber ich kann’s verzögern.«

      Er stand auf, nahm seinen Hut und ging. Der fürstliche Kandidat war durchgefallen.

      THOMAS BERNHARD

       Schriftsteller

      * 9. 2. 1931 Kloster Heeerlen/Niederlande † 12. 2. 1989 Gmunden. Eine schwere Lungenkrankheit in der Kindheit prägte das Leben des Dichters. Werke u. a. »Der Theatermacher«, »Heldenplatz«, »Holzfällen«. Viele seiner Stücke wurden in der Ära Peymann am Burgtheater aufgeführt. Lebte in Ohlsdorf/Oberösterreich und in Wien. Ließ Aufführungen seiner Werke in Österreich testamentarisch verbieten.

      Sein Heldenplatz erregte die Gemüter, zumal Thomas Bernhard noch vor der Uraufführung des Stücks am Burgtheater erklärte, in Wien gebe es »mehr Nazis als Achtunddreißig und in Österreich sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige«. Während Bruno Kreisky nach einem der Hassausbrüche des seit seiner Kindheit lungenkranken Dichters beschwichtigte »Na, wenn’s ihm gesundheitlich nützt!«, schlug Thomas-Bernhard-Kritiker Werner Schneyder eine etwas konkretere Therapiemöglichkeit vor: »Ich habe nicht gesagt, man sollte Thomas Bernhard die öffentlichen Subventionen entziehen. Ich habe lediglich gemeint, man sollte ihm so viele Subventionen geben, dass er aufhört zu schreiben.«

      THEODOR BILLROTH

       Arzt

      * 26. 4. 1829 Insel Rügen † 6. 2. 1894 Abbazia. Gilt als der bedeutendste Chirurg der Wiener Medizinischen Schule. Medizinstudium und Arztpraxis in Berlin, ab 1867 Universitätsprofessor für Chirurgie in Wien. Pionier der Operationstechniken u. a. am Kehlkopf und im Magen. Förderte den Bau des Wiener Rudolfinerhauses. Anerkannter Musiker, Freund von Johannes Brahms.

      Ein Patient des Chirurgen Theodor Billroth litt unter einer einzigen Krankheit: Er war Hypochonder. Wegen jeder Kleinigkeit ließ er den Arzt kommen, auf alle medizinischen Zeitschriften war er abonniert, und mit seiner populärmedizinischen Bibliothek hätte er eine ganze Buchhandlung füllen können.

      Wieder einmal wegen nichts und wieder nichts zu ihm gerufen, fand Billroth den Patienten Puls und Herz fühlend, die Zunge im Spiegel betrachtend und aufgeregt in seinen Schmökern blätternd und nachlesend. »Geben Sie Acht, mein Lieber«, warnte Billroth, »Sie werden noch an einem Druckfehler sterben!«

      SIR RUDOLF BING

       Operndirektor

      * 9. 1. 1902 Wien † 2. 9. 1997 New York. Der Sohn eines österreichischen Stahlmagnaten startete seine Karriere als Opernmanager in den 20er Jahren. 1935 bis 1949 wirkte er an der Glyndebourne Opera in Sussex, 1947 war er Mitbegründer des Musikfestivals in Edinburgh. 1950 bis 1972 Direktor der Metropolitan Opera in New York. 1971 wurde er von Queen Elizabeth II in den Adelsstand erhoben.

      Als in New York eine Grippewelle herrschte, von der auch zahlreiche Sänger der »Met« betroffen waren, ließ Direktor Bing hinter der Bühne die folgende Verhaltensmaßregel anbringen: »Die Mitglieder des Ensembles werden ersucht, das Küssen auf das unbedingt notwendige Mindestmaß zu reduzieren.«

      KARL BLASEL

       Volksschauspieler

      * 16. 10. 1831 Wien † 16. 6. 1922 ebd. Wurde nach seiner Ausbildung als Sängerknabe an der Hofoper als Held und Liebhaber in die Provinz engagiert. Feierte seine größten Erfolge am Theater an der Wien und im Carltheater als Komiker in der Lokalposse und in der Operette. Er war auch Direktor des Theaters in der Josefstadt, des Kolosseum, des Carl- und des Wiedner Theaters.

      Als Blasel an die neunzig war, ließ sein Gedächtnis schon etwas nach, weshalb er sich während einer Vorstellung entschloss, statt des Couplettextes eine ganze Strophe lang »Tralala« zu singen.

      Regisseur, Inspizient und mehrere Schauspieler standen entsetzt in den Kulissen, um den von der Bühne abgehenden Publikumsliebling zu trösten. Doch der sagte, als er die bestürzten Gesichter der Kollegen sah, nur stolz: »Das nenn ich geistesgegenwärtig. Stellt’s euch vor, mir wär das Tralala net eing’fallen!«

      HEDWIG BLEIBTREU

       Schauspielerin

      * 23.