ANTON BRUCKNER
Komponist
* 4. 9. 1824 Ansfelden/Oberösterreich † 11. 10. 1896 Wien. Als Komponist und Organist einer der bedeutendsten Symphoniker Österreichs. Vorerst Stiftsorganist in St. Florian, später Hofkapellorganist in Wien, wo er auch Harmonielehre und Kontrapunkt unterrichtete. Etliche seiner stark von der katholischen Kirchenmusik geprägten Werke galten zu seinen Lebzeiten als unaufführbar.
Ein großer deutscher Musikverleger, der ein Konzert Bruckners besuchte, sagte beim anschließenden Abendessen: »Sehr schön, mein lieber Bruckner, aber die Form, das Organische – ich habe nichts davon verstanden.«
»Ja wissen S’, lieber Herr«, entgegnete Bruckner, »des kommt scho vor. Ich will mi ja net mit’n Beethoven vergleichen, aber den haben’s oft a net verstanden, de Ochsen!«
Bruckner litt sein Leben lang unter den Verrissen des gefürchteten Kritikers Eduard Hanslick, der über seine Achte Symphonie schrieb, dass sie dem »Katzenjammerstil« angehörte. Als Bruckner 1886 zur Audienz bei Kaiser Franz Joseph geladen war, um sich für die Verleihung des Franz-Joseph-Ordens zu bedanken, fragte der Monarch, ob er noch einen Wunsch hätte.
Bruckner antwortete treuherzig: »Majestät, wenn’s halt dem Hanslick verbieten täten, dass er immer so schlecht schreibt über mich.«
Ein Wunsch, den selbst der Kaiser nicht erfüllen konnte.
Anton Bruckner befand sich insofern in bester Gesellschaft, als Hanslick nicht nur sein Schaffen, sondern auch das Richard Wagners heftig bekämpfte. Mit dem leidigen Thema konfrontiert, meinte Bruckner: »Wenn’s nach dem Hanslick ginge, dürft i ja überhaupt nimmer komponieren. Aber i derwisch mi halt immer wieder dabei.«
Nach der Aufführung seiner Siebenten Sinfonie saß man gemütlich bei einem Glas Wein beisammen. »Was mich besonders beeindruckt«, sagte der Dirigent Carl Mück zu Bruckner, »ist das kraftvolle Naturmotiv der Trompete im Scherzo. In ihm erkennt man Ihre Verbeugung vor dem Schöpfer.«
»Und grad des is net von mir«, entgegnete Bruckner.
»Nicht von Ihnen?«, wunderte sich der Dirigent. »Von wem denn sonst?« »Schaun S’«, antwortete der Meister, »so hat immer der Hahn ’kräht, der z’Haus beim Nachbarn in der Fruah auf’m Misthaufen g’hockt is.«
* Wörtliche Übersetzung: »Seien Sie ein kleines bißchen mehr schwanger!«
IGNAZ CASTELLI
Schriftsteller und Tierschützer
* 6. 3. 1781 Wien † 5. 2. 1862 ebd. Der im Biedermeier populäre Dichter verfasste rund 200 Stücke für das Kärtnertortheater sowie Gedichte und Erzählungen. Gab ab 1808 die Zeitschrift »Der Sammler« heraus und gründete 1815 die »Wiener Modezeitung« und 1819 die »Ludlamshöhle«. Er war der erste Präsident des 1847 von ihm initiierten Wiener Tierschutzvereins.
Castelli bat einen Freund, ihm von einer größeren Reise regelmäßig über dessen Befinden Mitteilung zu machen. Tatsächlich brachte ein Eilbote schon nach wenigen Tagen die erste Nachricht, auf dessen Kuvert »Postgebühr beim Empfänger einzuheben« stand. »Lieber Castelli«, war auf einer beiliegenden Karte zu lesen, »ich befinde mich wohl, Dein Freund Christoph.«
Castelli bezahlte die Zuschrift und dachte sich seinen Teil. Etwas später freilich erhielt der Freund eine schwere Kiste nachgesandt, ebenfalls mit dem Hinweis »Postgebühr beim Empfänger einzuheben«. Als dieser die hohe Postgebühr entrichtet hatte, fand er darin einen großen Stein und diesen Brief: »Lieber Christoph! Bei der erbetenen Nachricht über Dein Wohlbefinden ist mir der beiliegende Stein vom Herzen gefallen. Es grüßt Dich, Dein Castelli!«
Er litt wie alle Dichter des Biedermeier unter der allmächtigen Zensurbehörde, deren oberster Chef Graf Sedlnitzky in der Bevölkerung verhasst war. Castellis Rache: Er nannte seine beiden Hunde Sedl und Nitzky, und rief sie, sehr zur Freude seiner Gäste, stets in dieser Reihenfolge zu sich.
CAMILLO CASTIGLIONI
Industrieller und Spekulant
* 22. 10. 1879 Triest † 18. 12. 1957 Rom. Kaufte 1921 die Aktienmehrheit der Alpine Montan, gründete die österreichische Luftfahrtgesellschaft und kontrollierte die österreichischen Daimler Motoren. Der Finanzhai und Lebemann legte mit dem Reichtum, den er während der Inflationszeit angehäuft hatte, eine große Kunstsammlung an und finanzierte 1924 Max Reinhardts Theater in der Josefstadt.
Castiglioni spazierte einmal mit dem Bankier Siegmund Bosel über die Wiener Ringstraße. In der Nähe der Staatsoper packte ein junger Mann Bosels Aktenkoffer und eilte mit schnellem Schritt davon. Bosel wollte ihm nachlaufen, doch Castiglioni hielt ihn zurück: »Was wollen Sie?«, sagte er. »Wir haben doch alle einmal klein angefangen.«
HEINZ CONRADS
Schauspieler, Radio- und Fernsehmoderator
* 21. 12. 1913 Wien † 9. 4. 1986 ebd. Organisierte und conférierte während des Zweiten Weltkriegs »Bunte-Kompanie-Abende«. Danach Engagements bei Karl Farkas am Simpl und im Theater in der Josefstadt. Unvergleichliche Popularität durch die Hörfunksendung »Was gibt es Neues?« und die Fernsehsendung »Guten Abend am Samstag«. Bedeutender Interpret des Wienerliedes.
Conrads wird in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste im Wiener Funkhaus für seine 25-jährige Tätigkeit im Rundfunk geehrt. Unter tosendem Applaus streift ihm Generalintendant Gerd Bacher einen Lorbeerkranz übers Haupt. Heinz Conrads bedankt sich mit einer kleinen Rede und steigt dann die Stufen der Bühne hinunter. Er legt den Kranz ab, geht in die erste Reihe und stülpt ihn dem anwesenden Bundeskanzler Kreisky über. Auf der Schleife des Kranzes stehen nämlich die Worte: »Österreichs größtem Showmaster.«
Der Publikumsliebling betritt den Speisewagen. Da hört er, wie eine Dame ihrem Mann zuflüstert: »Hast g’sehn? Der schaut aus wie der Conrads!«
Heinz Conrads dreht sich um und lächelt. Da meint die Dame: »Er hat sich sichtlich geschmeichelt gefühlt.«
Radiomoderator Kurt Votava warb in der Sendung Autofahrer unterwegs mit folgenden Worten für eine Veranstaltung: »Morgen, Sonntag, bittet Radio Wien zu einem Benefizfest mit Professor Heinz Conrads, Professor Rosemarie Isopp, den Professoren Gustav Zelibor und Norbert Pawlicki, den Professoren Karl Grell und Franz Bauer-Theussl. Karten dafür bekommen Sie beim Portier im Funkhaus – der ist sicher auch schon Professor!«
MARTIN COSTA
Schauspieler, Schriftsteller und Regisseur
* 12. 10. 1895 Wien † 17. 1. 1974 ebd. Eigentlich Martin Kostia. Spielte und inszenierte u. a. am Theater in der Josefstadt, verfasste überaus erfolgreiche Volksstücke wie »Der Hofrat Geiger«, »Die Fiakermilli« und »Der alte Sünder«. In den Verfilmungen seiner Stücke brillierten Volksschauspieler wie Hans Moser, Paul Hörbiger und Maria Andergast.
Der Schauspieler Martin Costa erhielt während des Krieges Auftrittsverbot, weil er sich in den Augen der Nazis »frech« verhalten hatte und wurde von der Bühne weg in die Buchhaltung der Wiener Kammerspiele strafversetzt. Da er in dieser neuen Tätigkeit keinerlei künstlerische Befriedigung fand, machte er sich daran, ein Stück zu schreiben. So entstand das populäre Lustspiel Der Hofrat Geiger.
Da er als Schriftsteller ebenso verboten war wie als Schauspieler, musste Costa nun einen Strohmann suchen, der sich als Autor des Stücks ausgeben würde. Er fand einen Pfarrer namens Franz Füssel, der bereit war, bei dem Schwindel mitzumachen.
Das Stück hatte