Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962425
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Tasche, nahm das graue noch geknotete Tuch, das er kürzlich einem der Galgenmänner in Tombstone abgenommen hatte, und schob es sich rasch unter die untere Hälfte des Gesichts.

      Die fünf Banditen starrten ihn fassungslos an.

      Enriques Unterkiefer war heruntergefallen. Mit vorgeschobenem Schädel stand er da und keuchte: »Nein…, das kann doch nicht wahr sein! Er ist doch nicht…«

      »Doch!« entgegnete der Marshal. »Ihr seid an den Falschen geraten, Boys! Los, stellt euch nebeneinander!«

      »Du… Sie verkennen uns, Señor«, sagte Enrique, »Sie verkennen uns…«

      »Ganz sicher nicht, Enrique!«

      Manuelo keuchte, ohne den Blick von Wyatt zu nehmen: »Enrique, jetzt weiß ich es. Das ist er…«

      »Wer?« fragte Wyatt schnell.

      Die fünf Galgenmänner blickten ihn unsicher an.

      »Sie sind von drüben?« forschte Enrique vorsichtig.

      »Wie komme ich dazu, euch zu antworten!«

      »Warten Sie, Señor«, stotterte Enrique. »Sie können uns doch nicht einfach niederknallen.«

      »Ihr hattet mit mir doch auch nichts anderes vor.«

      »Aber das war doch ein Irrtum. Wir wußten doch nicht, wer Sie… wer Sie sind.«

      »Und jetzt wißt ihr es?« forschte der Marshal.

      Enrique ließ die Hände sinken und kam auf den Marshal zu.

      Wyatt spannte sofort die Hähne seiner Revolver.

      »Bleib stehen, Mensch!«

      »Aber ich bitte Sie, wir gehören doch zueinander!«

      »Ihr zu mir? Daß ich nicht lache!«

      »Aber, Señor!« Er hob beide Hände und formte aus Daumen und Zeigefingern ein Dreieck.

      Wyatt fragte ihn sofort: »Kennst du – Kilby?«

      Enrique schüttelte den Kopf. »Soll er bei uns in Martini sein?«

      Wyatt wich mit einer Gegenfrage aus: »Gehört ihr alle zu den Leuten aus Martini?«

      Enrique nickte. »Ja, die hier sind unter mir.«

      Unter mir! dachte der Marshal. Also eine regelrechte Organisation. Graugesichter bis weit nach Mexiko hinein.

      »Kennt ihr den Gold Dollar Saloon in Nogales?«

      Enrique schüttelte den Kopf. »Nein.«

      »Und Madock kennt ihr auch nicht?«

      »Nein!«

      »Dann gehört ihr auch nicht zu uns!«

      Manuelo warf hastig ein: »Vielleicht sollten wir überlegen, Enrique, vielleicht kennen wir doch den einen oder anderen.«

      »Unsinn. Der will uns doch nur auf die Probe stellen!« herrschte Enrique, der nun glaubte klarzusehen.

      Der Marshal forderte ihn mit einer Kopfbewegung auf, wieder in die Reihe der anderen zurückzutreten.

      »Und mich?« fragte er mit geheimnisvoller Stimme, »kennt ihr mich auch nicht?«

      Enrique nickte sofort. »Doch, Boß. Wir kennen Sie!«

      »Gut.« Wyatt ließ die Revolver mit zwei blitzschnellen Handsaltos, die den Banditen einen Ruf der Verwunderung entlockten, in die Halfter zurückfliegen und verschränkte die Arme vor der Brust, ohne das Tuch vom Gesicht zu nehmen.

      »Du bist ein Dummkopf, Enrique.«

      Der Bandit starrte ihn unsicher an. »Wie meinen Sie das?« stammelte er.

      »Da aus deiner rechten Tasche guckt ein Zipfel, der bestimmt nicht zu deinem Taschentuch gehört, Mensch!«

      Enrique senkte den Kopf und sah zu seinem Schrecken den grauen Tuchzipfel aus der Tasche hervorlugen.

      Er stopfte ihn sofort zurück. Als er den Kopf hob, war sein Gesicht kreidebleich.

      »Das passiert nicht wieder – Boß.«

      »Davon bin ich nicht ganz überzeugt, Enrique.«

      Der Galgenmann hatte das Gefühl, daß er das Gespräch jetzt rasch auf ein anderes Thema lenken müßte.

      »Wir hatten Sie noch nicht so bald erwartet, Boß.«

      »So, wann hattet ihr mich denn erwartet?«

      »Erst nach Einbruch der Dunkelheit.«

      »Und wo, ihr Idioten?« rief Wyatt und tat empört.

      »Eine halbe Meile flußaufwärts.«

      »Aha! Und was macht ihr hier?«

      »Wir wollten uns die Zeit bis zur Dunkelheit hier an der Furt vertreiben.«

      »Und fallt andere Leute an, statt eurer Aufgabe nachzukommen.«

      Die Gesichter der fünf Banditen wurden länger und länger.

      »Hört zu«, begann Wyatt jetzt wieder, »ihr sollt noch eine Chance haben. Ich habe eine wichtige Aufgabe für euch. Ihr kommt jetzt sofort mit nach Martini.«

      »All right, Boß«, entgegnete Enrique aufatmend, in unterwürfigem Ton.

      »Ich habe dort etwas zu erledigen.«

      »In Ordnung, Boß.«

      »Bis wir in die Nähe der Stadt kommen, reitet ihr vor mir her. Und dann bleibt ihr in meinem Rücken. Es hält sich ein Mann in Martini auf, der unser Feind ist.«

      Der Bluff war hundertprozentig geglückt.

      Sofort stiegen die fünf Bandideros auf ihre Gäule und trabten vor dem Marshal her nach Süden.

      Wyatt blieb einige Pferdelängen hinter ihnen, so daß er sie gut im Auge behalten konnte.

      Es gab keinen Zweifel darüber, daß er hier an eine Gruppe von mexikanischen Galgenmännern geraten war, die höchstwahrscheinlich auf irgendeinen Boten oder gar auf einen Anführer gewartet hatten, der von der Grenze kommen sollte. Es gehörte ja zu den Praktiken dieser Bande, die einzelnen Mitglieder nur soweit über ihre Aufgabe zu instruieren, wie unbedingt erforderlich war. Offensichtlich wußten diese fünf Banditen nicht, wer der Mann war, den sie zu erwarten hatten.

      Wer mochte dieser Mann sein?

      Wyatt mußte sie zunächst hier wegbekommen, um allein zurückzukehren. Denn diesen Reiter würde er selbst empfangen. Zuvor aber wollte er im Schutz dieser fünf »Freunde« versuchen, Kilby in Martini aufzuspüren.

      Der Gedanke an den geheimnisvollen Reiter, der aus den Staaten kommen wollte, und den die Galgenmänner offensichtlich fürchteten, beschäftigte den Marshal so sehr, daß ihm der Ritt nach Martini wie im Fluge verging.

      Es war dunkel geworden, als Enrique auf einmal sein Pferd anhielt und sich umwandte.

      »Da drüben ist die Stadt, Boß!«

      »Ja, ich weiß, ihr bleibt jetzt hinter mir, klar?«

      »All right, Boß!«

      Sie trabten der Stadt entgegen.

      Die Hauptstraße war breiter noch als drüben in einer der Westernstädte und von weißgekalkten meist eingeschossigen Häusern flankiert.

      Nicht weit vom Stadteingang entfernt, auf der linken Straßenseite, sah der Marshal aus einem Haus hellen Lichtschein bis weit über die Straße fallen.

      Das mußte eine Cantina sein.

      Er hielt kurz davor sein Tier an und sprang aus dem Sattel.

      Enrique war sofort bei ihm. Wyatt warf ihm die Zügelleinen zu.

      »Ihr wartet draußen vor der Tür!«

      Der Galgenmann