Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962425
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ihm das Haar in die Stirn.

      Geistesabwesend fuhr er fort: »Da, der klapprige Gaul bringt ihn fast allein hier heraus. Selbst die Frau ist zurückgeblieben. Ich wußte es ja. Und ich hasse es, wenn einer seine letzte Reise allein antreten muß.«

      Sollte er sich wirklich hier eingefunden haben, weil er Mitleid mit einem Toten hatte, den niemand hinaus auf den Boot Hill begleiten wollte?

      Wyatt vermochte das nur schwer zu glauben.

      Stumm warteten die beiden Männer, bis der Wagen mit dem Sarg an ihnen vorüber war.

      Ike setzte sich in Bewegung und ging hinter dem Wagen her.

      Da ließ der Marshal seine Zügelleinen los und folgte ihm.

      Ein zwergenhafter, etwas buckliger Mensch mit galligem Gesichtsausdruck hockte auf dem Kutschbock und döste vor sich hin.

      Als der Wagen auf dem Friedhof angelangt war und schon längst in einer der Gräberreihen vor einer nicht sehr tiefen Gruft hielt, hockte der Mann immer noch auf seinem Kutschbock.

      Da trat Ike vor, stieß ihn an und rief: »He, schläfst du schon, Brother, oder ist es für immer? Dann können wir dich ja gleich neben den da packen.«

      Der Driver warf den Kopf herum und starrte den Sprecher aus großen Froschaugen an.

      »Ike Clanton«, entfuhr es ihm.

      »Ja, ich hoffe, du hast nichts dagegen.«

      Jetzt kam auch die Frau heran. Der Trott des Pferdes war ihr doch zu schnell gewesen. Schmerzgebeugt stand sie vor dem offenen Grab, in das die drei Männer den Sarg hinuntergelassen hatten.

      Da stieß Ike den Totengräber an.

      »Ich wüßte bloß gern, wie du das allein gemacht hättest, Alter?«

      Der blickte mit zerknittertem Gesicht auf und krächzte: »Ich mache es immer allein, Mr. Clanton.«

      »Ja, das glaube ich schon. Irgendwie wirst du die Kästen schon von deinem Karren herunterbringen. Und dem, der darin liegt, dem macht es ja nichts mehr aus.«

      Sie standen eine Weile stumm vor dem Grab. Als der Alte zu schaufeln begann, wandte Wyatt sich um und verließ den Graveyard.

      Der Rancher blieb noch.

      Erst als der Marshal sich in den Sattel gezogen hatte, verließ auch er den Friedhof.

      »Übrigens, was ich sagen wollte, Wyatt«, meinte er, während er sich eine halbangerauchte Strohhalmzigarre anzündete, »Phin war es nicht.«

      Wyatt zuckte nur mit den Schultern.

      »Er kann es nicht gewesen sein«, sagte Ike. »Der Mann, der auf Sie geschossen hat, benutzte ein Gewehr. Und Phin hat kein Gewehr.«

      »Ein Gewehr?« Wyatt glitt aus dem Sattel. »Woher wissen Sie das?«

      »Weil es ein Gewehrschuß war. Ich habe ihn gehört.«

      Wyatt forschte in den bernsteinfarbenen Augen des Rebellen. »Ike, ich habe noch eine Frage«, sagte er leise.

      Der Rancher wandte sich ab und stieß den Rauch durch die Nase aus. »Ich habe etwas gegen Ihre Fragen, Wyatt Earp.«

      »Ich weiß. Trotzdem werde ich Sie fragen: Was suchen Sie jetzt hier in Nogales?«

      Ganz langsam wandte Ike Clanton den Kopf. Verblüffung stand in seinen Augen.

      »Was ich hier suche? Können Sie es sich nicht denken?«

      Wyatt war bis zum äußersten gespannt, als er entgegnete: »Nein, das kann ich nicht.«

      Da griff der Rancher nach seinem Sattelknauf und zog sich auf den Rücken seines Pferdes.

      »Tut mir leid, ich kann Ihnen keine Antwort auf diese Frage geben.«

      Er tippte an den Hutrand und wollte weg.

      »Ike!«

      Der Reiter wandte sich noch einmal um.

      »Ist es wegen Phin?«

      Es dauerte sehr lange, bis sich der Rancher zu einer Antwort bequemte. »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich. So long.« Er trabte nach Nordosten davon.

      Wyatt ritt in die Stadt zurück. Er war gestern auf dem Weg zum Gold Dollar Saloon gewesen, als ihn die hinterhältige Kugel aufgehalten hatte. Glücklicherweise war das Geschoß im stumpfen Winkel auf die Metallplatte geschlagen, die er immer hinten im Schweißband seines Hutes trug und die ihm schon oft das Leben gerettet hatte.

      Der Schuß war also aus einem Gewehr abgegeben worden. Und wahrscheinlich hatte ihn der Schütze aus einem der Fenster des Gold Dollar Saloons abgefeuert.

      Wyatt betrat den zu dieser Mittagsstunde noch leeren Schankraum.

      Hinter der Theke stand der kahlköpfige Keeper, der ihm gestern abend, als er Phin getroffen hatte, schon aufgefallen war.

      Jetzt hatte der Marshal Muße, diesen eigenartigen Menschen genauer zu betrachten. Er war ziemlich groß, hatte eine etwas vornübergebeugte Gestalt und mochte an die Fünfzig sein. In seinem länglichen Gesicht standen Augen, die seltsam stechend wirkten und tief in den Höhlen lagen. Die Nase war lang und schmal, die Spitze nach unten gebogen. Eingefallen und klein war der Mund, der einen zahnlosen Oberkiefer verriet. Spitz stach das Kinn nach vorn. Die Ohren waren lang und hatten eine ungesunde gelbliche Farbe.

      Was Wyatt schon am Vorabend aufgefallen war – der Schädel dieses Mannes war eigenartig verformt. Über dem rechten Ohr wuchs der Schädelknochen weit hinaus, und über dem linken Ohr schien an dieser Stelle etwas zu fehlen.

      Der Mann trug ein weißes Hemd, eine schwarze Halsschleife, eine schreiendgelbe Weste und eine braune Hose. Seine langen Arme mit den Spinnenhänden lagen auf dem Thekenblech.

      In seinem rechten Mundwinkel steckte ein erloschener Zigarillo.

      Dieser Harry Madock hatte ganz unzweifelhaft etwas Abstoßendes. Und das lag nicht unbedingt in seinem Gesicht, sondern auch in seinen Bewegungen, in seinem ganzen Wesen und – nicht zuletzt in seiner Stimme.

      »Hallo, da kommt ja hoher Besuch in unsere Hütte«, spöttelte er.

      Linkisch blickte er dem Marshal entgegen und beugte sich mit einer ruckhaften Bewegung vor, als er fragte: »Was soll es sein?«

      »Kilby wohnt bei Ihnen?«

      »Kilby?« tat der Keeper, als müßte er überlegen. »Ja, ich erinnere mich. Er wohnt hier.«?Dann wandte er sich um und rief: »Conchita!«

      Das hübsche glutäugige Mädchen, das der Marshal neulich schon gesehen hatte, trat in den Perlschnurvorhang und blieb dort stehen. Während sie die glitzernden Glasperlen durch die Finger gleiten ließ, fragte sie: »Was gibt es? Oh, der Marshal ist da!« Echte Verwunderung, ja, sogar Schreck stand in ihren dunklen Augen.

      Madock krächzte: »Äh, wohnt Kilby noch bei uns?«

      »Kilby?« Sie schoß ihm einen fragenden Blick zu. »Nein, ich glaube, er ist nicht mehr da.«

      Da blickte der Marshal das Mädchen an.

      »Führen Sie mich bitte zu seinem Zimmer, Miss.«

      »Mein Name ist Conchita«, meinte sie und versuchte ihn mit einem verführerischen Blick zu verwirren.

      Aber Frauen dieser Art hatten niemals eine tiefere Wirkung auf den Missourier ausüben können.

      »Sparen Sie sich die Bemühungen, Miss, und bringen Sie mich zu Kilby.«

      »Mr. Kilby wohnt nicht mehr bei uns.«

      »Seit wann?«

      »Seit gestern.«

      »Das stimmt nicht. Gestern war er noch hier.«

      »Ja«, meinte Madock, »gestern noch, aber heute nacht ist er abgereist.«

      »So, abgereist, wohl mit der Overland?«