H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783962813628
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Die Men­schen wür­den es auch nicht ge­tan ha­ben, wä­ren nicht die Jah­res­zei­ten und die Schif­fahrt; warum soll­ten die Mond­leu­te? … Ja, und neh­men Sie an, es gäbe ein paar Phi­lo­so­phen wie Sie. Gera­de das sind die Se­le­ni­ten, die nie von un­serm Da­sein hö­ren wer­den. Neh­men Sie an, es wäre ein Se­le­nit auf die Erde ge­fal­len, als Sie in Lym­pe wa­ren – Sie wä­ren von al­ler Welt der letz­te ge­we­sen, der es ge­hört hät­te. Sie ha­ben nie eine Zei­tung ge­le­sen! Sie se­hen die Chan­cen ge­gen sich. Ja, und um die­ser Chan­cen wil­len sit­zen wir hier und tun nichts, wäh­rend kost­ba­re Zeit ent­flieht. Ich sage Ih­nen, wir sind in ei­ner Klem­me. Wir sind un­be­waff­net ge­kom­men, wir ha­ben un­se­re Sphä­re ver­lo­ren, wir ha­ben nichts zu es­sen, wir ha­ben uns den Se­le­ni­ten ge­zeigt und ih­nen den Glau­ben bei­ge­bracht, dass wir fremd­ar­ti­ge, star­ke, ge­fähr­li­che Tie­re sind; und wenn die­se Se­le­ni­ten nicht vollen­de­te Nar­ren sind, wer­den sie sich jetzt auf­ma­chen und uns ja­gen, bis sie uns fin­den, und wenn sie uns fin­den, wer­den sie ver­su­chen, uns zu fan­gen, und wer­den uns tö­ten, wenn sie es nicht kön­nen, und das ist der Schluss der Sa­che. Wenn sie uns fan­gen, wer­den sie uns wahr­schein­lich aus ir­gend­ei­nem Miss­ver­ständ­nis tö­ten. Wenn wir ab­ge­tan sind, wer­den sie uns viel­leicht er­ör­tern, aber wir wer­den nicht viel Ulk da­von ha­ben.«

      »Nur wei­ter.«

      »An­de­rer­seits liegt hier Gold um­her wie zu Hau­se Guß­ei­sen. Wenn wir nur et­was da­von mit zu­rück­brin­gen könn­ten, wenn wir nur un­se­re Sphä­re fin­den könn­ten, ehe sie es tun, und zu­rück­keh­ren, dann – –«

      »Ja?«

      »Dann könn­ten wir die Sa­che auf ge­sün­de­re Grund­la­ge stel­len. In ei­ner grö­ße­ren Sphä­re mit Waf­fen wie­der­kom­men.«

      »Gro­ßer Gott!«, rief Ca­vor, als sei das furcht­bar.

      Ich schleu­der­te wie­der einen Pilz in den Spalt hin­ab.

      »Se­hen Sie, Ca­vor«, sag­te ich. »Auf je­den Fall habe ich in die­ser Sa­che die hal­be Stimm­kraft, und dies ist ein Fall für einen prak­ti­schen Mann. Ich bin ein prak­ti­scher Mann, und Sie nicht. Ich wer­de kei­nen Se­le­ni­ten und geo­me­tri­schen Fi­gu­ren wie­der trau­en, so­lan­ge ich es än­dern kann … Das ist al­les. Keh­ren Sie zu­rück. Las­sen Sie all die­se Heim­lich­keit fal­len, oder das meis­te da­von, und kom­men Sie wie­der.«

      Er über­leg­te. »Als ich auf den Mond kam«, sag­te er, »hät­te ich al­lein kom­men sol­len.«

      Eine Zeit lang strei­chel­ten wir uns schwei­gend die Knie. Dann schi­en er sich für mei­ne Grün­de zu ent­schei­den.

      »Ich glau­be«, sag­te er, »man kann Data er­hal­ten. Es ist klar, so­lan­ge die Son­ne auf die­ser Sei­te des Mon­des ist, wird die Luft von der dunklen Sei­te durch die­sen Pla­ne­ten­schwamm her­auf­bla­sen. Auf je­den Fall wird sich die Luft auf die­ser Sei­te aus­deh­nen und aus den Mond­höh­len in die Kra­ter flie­ßen … Schön, und hier ist ein Luft­zug.«

      »Der ist da.«

      »Und das heißt, dass dies kein to­tes Ende ist; ir­gend­wo hin­ter uns geht die­ser Spalt wei­ter hin­auf. Der Zug weht auf­wärts, und das ist der Weg, den wir ge­hen müs­sen. Wenn wir ver­su­chen, ir­gend­wel­chen Schorn­stein oder Riss hin­auf­zu­klet­tern, der vor­han­den sein mag, so wer­den wir nicht nur aus die­sen Gän­gen her­aus­kom­men, in de­nen sie nach uns ja­gen – –«

      »Wenn aber der Riss zu eng ist?«

      »So stei­gen wir wie­der zu­rück.«

      »Sch!«, sag­te ich plötz­lich, »was ist das?«

      Wir lausch­ten. Erst war es ein un­deut­li­ches Mur­meln, und dann un­ter­schied man das Dröh­nen ei­nes Gongs. »Sie müs­sen glau­ben, wir sind Mond­käl­ber«, sag­te ich, »dass uns das er­schre­cken könn­te.«

      »Sie kom­men den Gang ent­lang«, sag­te Ca­vor.

      »Das müs­sen sie.«

      »Sie wer­den nicht an den Spalt den­ken. Sie wer­den vor­über­ge­hen.«

      Ich lausch­te wie­der eine Zeit lang. »Dies­mal«, flüs­ter­te ich, »wer­den sie wahr­schein­lich ir­gend­wel­che Waf­fen ha­ben.«

      Dann sprang ich plötz­lich auf die Füße. »Gü­ti­ger Him­mel, Ca­vor!«, rief ich. »Aber doch! Sie wer­den die Pil­ze se­hen, die ich hin­un­ter­ge­wor­fen habe. Sie wer­den – –«

      Ich sprach mei­nen Satz nicht zu Ende. Ich wand­te mich um und tat einen Sprung über die Pilz­mas­sen nach dem obe­ren Ende der Höh­lung zu. Ich sah, dass sie sich nach oben wand­te und wie­der zu ei­nem zu­gi­gen Spalt wur­de, der in un­durch­dring­li­che Dun­kel­heit hin­auf­stieg. Ich woll­te ge­ra­de hier hin­auf­klet­tern und wand­te mich dann in ei­ner glück­li­chen In­spi­ra­ti­on zu­rück.

      »Was ma­chen Sie?«, frag­te Ca­vor.

      »Ge­hen Sie nur wei­ter!«, sag­te ich und ging zu­rück und nahm zwei der leuch­ten­den Pil­ze, steck­te einen da­von in die Brust­ta­sche mei­ner Fla­nell­ja­cke, so­dass er her­vor­sah und bei un­serm Klet­tern leuch­te­te, und kehr­te mit dem an­de­ren für Ca­vor zu­rück. Der Lärm der Se­le­ni­ten war jetzt so laut, dass es schi­en, sie muss­ten schon un­ter dem Spalt sein. Aber es konn­te sein, dass sie auf Schwie­rig­kei­ten stie­ßen, als sie hin­auf­klet­tern woll­ten, oder sie moch­ten zö­gern, ge­gen un­se­ren mög­li­chen Wi­der­stand hin­auf­zu­stei­gen. Auf je­den Fall hat­ten wir jetzt das be­ru­hi­gen­de Wis­sen von der un­ge­heu­ren Über­le­gen­heit un­se­rer Mus­keln, die uns un­se­re Ge­burt auf ei­nem an­de­ren Pla­ne­ten gab. In der nächs­ten Mi­nu­te klomm ich Ca­vors blau­er­leuch­te­ten Fer­sen mit Rie­sen­kräf­ten nach.

      17 – Der Kampf in der Höhle der Mondschlächter

      Ich weiß nicht, wie weit wir klet­ter­ten, ehe wir an ein Git­ter ka­men. Vi­el­leicht wa­ren wir nur erst ein paar hun­dert Fuß ge­stie­gen, aber da­mals schi­en es mir, wir könn­ten uns wohl eine Mei­le weit oder mehr senk­rech­ter Stei­gung em­por­ge­zo­gen und ge­scho­ben und ge­sto­ßen und ge­keilt ha­ben. So oft ich an die Zeit den­ke, kommt mir das schwe­re Klim­pern un­se­rer gol­de­nen Ket­ten in den Kopf, das je­der Be­we­gung folg­te. Sehr bald wa­ren mir Knö­chel und Knie wund, und auf ei­ner Ba­cke hat­te ich eine Beu­le. Nach ei­ni­ger Zeit ließ die ers­te Ge­walt un­se­rer An­stren­gun­gen nach, und un­se­re Be­we­gun­gen wur­den über­leg­ter und we­ni­ger müh­sam. Der Lärm der ver­fol­gen­den Se­le­ni­ten war völ­lig er­stor­ben. Es schi­en fast, als hät­ten sie uns doch den Riss hin­auf nicht nach­ge­spürt, ob­gleich der be­red­te Hau­fen von Pil­zen dar­un­ter ge­le­gen ha­ben muss. Zu­zei­ten wur­de der Spalt so eng, dass wir uns kaum hin­auf­quet­schen konn­ten; zu an­de­ren er­wei­ter­te er sich zu dru­si­gen Höh­lun­gen, die mit stach­li­gen Kris­tal­len be­setzt wa­ren oder dicht be­wach­sen mit stump­fen, leuch­ten­den, schwam­mi­gen Fin­nen. Bis­wei­len wand er sich spi­ral­för­mig, und zu an­de­ren Zei­ten schräg­te er sich fast bis zur ho­ri­zon­ta­len Rich­tung ab. Hin und wie­der hör­ten wir das in­ter­mit­tie­ren­de Tröp­feln und Rie­seln von Was­ser ne­ben uns. Ein- oder zwei­mal schi­en es uns, als wä­ren uns klei­ne Le­be­we­sen aus der Arm­wei­te fort­ge­ra­schelt, aber was es war, sa­hen wir nie. Nach al­lem, was ich weiß, kön­nen es gif­ti­ge Bes­ti­en